Keine gute Startposition für die Grünen in der herannahenden Bundestagswahl: In der aktuellen Insa-Umfrage dümpelt die Partei mit sechs Prozent knapp über der Marke, die sie von der Bedeutungslosigkeit trennt. Der Einzug in den Bundestag ist nicht mehr sicher.
In Zeiten, wo jeder Billigdiscounter sein Öko-Bio-Sortiment monatlich erweitert, wo mit grüner Energie und Nachhaltigkeit für alles mögliche geworben wird, die Gemüter sich über Dieselabgase erhitzen und Elektroautos gepuscht werden – will alles und jeder grün sein, aber keiner will sie wählen, die Partei, die doch genau dafür steht.
Bei genauerer Betrachtung gibt es dafür ein ganzes Bündel an Gründen. Gerade die kontrovers geführte Diesel- und E‑Auto Diskussion verunsichert die Bundesbürger. Viele fahren einen Diesel und befürchten, dass ihnen handfeste Nachteile bevorstehen. Besonders die, die finanziell keinen Spielraum haben, sind das Klientel, das mit seinem alten Diesel und dem preiswerteren Treibstoff noch lange zurechtkommen muss. Nun droht ein sich ausweitendes Verbot, mit der Karre in Städte fahren zu dürfen. Für Pendler, die wirtschaftlich einigermaßen zurechtkommen, bescheiden, aber kommod und preiswert außerhalb der Stadt wohnen und keine Chance haben, sich jetzt einen Benziner, auch keinen gebrauchten, zu kaufen, ist das ein echtes Problem. Obwohl diese Politik ja von Angela Merkel mitgetragen wird, rechnen die Leute das aber in erster Linie dem Lager der Grünen an, denn die Kanzlerin laviert, wie immer, geschickt. Mit ihr werde es keinen Dieselausstieg geben, tätschelt sie die sorgenvollen Köpfchen – und macht einfach weiter.
Die Grünen bedrohen nämlich mit ihrem Kampf gegen den Diesel nicht nur diese Bevölkerungsgruppe. Sie propagieren vehement den grundsätzlichen Ausstieg aus den Verbrennungsmotoren und verschrecken damit nicht nur Otto Normalverbraucher, sondern auch die gesamte Logistikbranche, die ihre Diesel-LKWs auf lange Zeit nutzen müssen und jetzt schon am Limit arbeiten. Und sie gefährden damit die Arbeitsplätze aller, die in der Autoindustrie und deren Zuliefererbetrieben arbeiten. Wenn Unsicherheit darüber herrscht, ob überhaupt ein Ausstieg aus der Verbrennungsmotoren-Technik erzwungen wird, und wenn ja, wann und was dann die wegweisende Technik sein wird und soll, werden die Firmen keine Einstellunen vornehmen, keine Innovationen betreiben und finanzieren, keine neuen Produktionsstraßen und Maschinen bauen oder kaufen. Die Ausbildungen werden stagnieren, denn junge Leute fangen keine Ausbildung als Mechatroniker (KFZ-Mechaniker) an, wenn niemand weiß, ob sie jemals damit in Arbeit kommen können. Da aber auch niemand weiß, welche Technik die Verbrennungsmotoren ersetzen kann, findet auch das oben Genannte nicht auf einem neuen Gebiet als Startups oder neuer Technologie statt. Eine neue, brauchbare Technologie wäre ja, bei einer seriösen Planung durchaus ein Gewinn. Neue Entwicklungen würden angestoßen und finanziert, eine neue Industrie würde entstehen, Arbeitsplätze, Ausbildungen, Know-How, frischer Wind, Export, neue Kunden, neue Möglichkeiten. Nichts von alledem ist am Horizont zu sehen. Die Verbotspartei feiert fröhliche Urständ.
Außer bei Öko-Hardlinern sorgt daher diese Debatte bei den meisten Deutschen für große Verunsicherung. Ein Blick auf die Preise von Elektroautos, deren Ladezeiten, die Strompreise und fehlende E‑Tankstellen tut ein Übriges.
Als “Verbots- und Oberlehrerpartei” legen sich die Grünen gern mit den Bürgern an. Da soll ein zwangsweiser Veggie-Day eingeführt werden, damit wir weniger Fleisch essen. Insekten, so wird der deutsche Schnitzelesser belehrt, sollen auf den Tisch, damit könne man dann seinen Bedarf an tierischem Eiweiß decken. Eine großartige Idee, die genauso realitätsfern wie wählervergrätzend ist. Beispielhaft der Kommentar eines eigentlich aufgeschlossenen Freundes: “Soll ich über’n Tisch kotzen?”
Dazu kommt noch der eine oder andere Pädophilen-Skandal, ein Thema, bei dem die Partei sich zu keiner klaren Absage und Aufarbeitung dieses gruseligen Themas durchringen kann. Im Übrigen schadet den Grünen wie den Linken die immer brutaler werdenden Gewaltaktionen ihres extremistischen Randes. Und auch hier sind weder die Grünen noch die Linken willens, sich von den terroristischen Gruppen wie der Antifa loszusagen. Die Schlägertrupps des linksgrünen Randes haben immer noch starken Rückhalt in beiden Parteien.
Das größte Problem der Grünen ist aber die Kanzlerin. Die, deren wahre Positionen niemand fassen kann, die immer auf der jeweils erfolgversprechenden Welle surfend, die entsprechenden Zeitgeistströmungen aufnimmt und die Gruppen und Parteien, deren Domäne das eigentlich ist, an der Ampel stehenläßt. Die aber auch mit einer aalglatten Sturheit unbeeindruckt Agenden durchzieht, gegen jeden Widerstand, weil derselbe sie nie zu packen bekommt. Eher nagelt man einen Pudding an die Wand, als dass Frau Merkel sich einer Kritik wirklich stellt.
Gegen Merkels Energiewende wirken die Grünen wie die nörgelnde Oma in der Sofaecke. Während Mutti in der Realität das Machbare schon längst erledigt hat, fordert Oma mit grimmer Mine obstinat Unrealistisches. Angela Merkel hat den Grünen längst das Tofuwürstchen vom Teller gezogen, agiert als tatkräftige Weltpolitikerin und Macherin und überlässt den Grünen gern den ideologischen Abwasch. Das, was die GrünInnen in den Augen der Wähler noch als eigene Domäne haben, ist die unbeliebte Claudia Roth, den als arrogant empfundenen Cem Özdmir, den nicht nachvollziehbaren Genderwahn, die als grauenvoll abgelehnte Frühsexualisierung von Kindern und den weithin als ins Irre übertrieben angesehenen Tierschutz.
An dem Gaga-Image der Grünen können auch die wenigen Figuren des Realo-Lagers nicht viel reparieren. Im Gegenteil, wenn Kretschmann in seiner eigenen Partei gegen die Abschaffung von Verbrennungsmotoren wie gegen Windmühlenflügel kämpft, gerät das weltfern-ideologische Eifern erst recht in die Scheinwerferkegel. Wenn der Tübinger Bürgermeister Boris Palmer für die Rückführung illegaler Migranten in ihre Heimatländer plädiert oder ein Buch schreibt, in dem er zur Flüchtlingsfrage vollkommen korrekt feststellt, dass Deutschland nicht allen helfen kann, wird er als Rassist uns Nazi in seiner eigenen Partei beschimpft.
So sehr die Tübinger ihren fähigen Bürgermeister schätzen, so oft sagen viele auch, dass sie ihn wählen, obwohl er ein Grüner ist.
Die Spitzenkandidatin Katrin Göring Eckardt gehört aber genau zu dieser „Obwohl“-Riege der Partei. Sie wirkt irgendwie immer, wie die B‑Produktion des Angela Merkel-Typs. Sie gibt sich konziliant und ähnlich teflonbeschichtet wie das A‑Modell Merkel, bemerkt aber nicht immer, wenn sie sich in ihrer Gutmenschlichkeit und evangeliaren Christlichkeit in der Kirchenorgel-Tastatur vergreift. Ein Zitat aus dem Juni „Wir sind die letzten Mohikanerinnen und Mohikaner der Willkommenskultur, und darauf sind wir stolz.“
Abgesehen davon, dass die Deutschen mit dem Thema Willkommenskultur sehr schlechte Erfahrungen gemacht haben und es im Volk beachtlich gärt, ist der Dame offenbar nicht aufgefallen, was sie da sagt. Wie gut den Mohikanern die Willkommenskultur bekommen ist, dürfte weltweit bekannt sein. Die „Neusiedler“ aus Europa haben die einheimischen, indigenen Völker massenhaft abgeschlachtet und Mohikaner gibt es, wie das geflügelte Wort vom „letzten Mohikaner“ schon erahnen lässt, fast gar nicht mehr.
Solche Hirnlosigkeiten, und die Parteireligion der Political Correctness, Verbots- und Genderwahn und frühkindliche Sexualisierung haben den Rückhalt in der Bevölkerung kurz und klein geschreddert. Wer sich in Sachen Flüchtlingen wirklich Hardcore geben will, wählt die Linken, und alles, was mit Bio und Öko zu tun hat, kann Merkel besser.