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Plan Soros: Kann (wenig) Geld die Welt regieren?

Die neue Open-Society-Stiftung von George Soros mit einem Start­ka­pital von 18 Mrd. USD wird die „Demo­kra­tie­ver­tei­diger“ weltweit stärken und die „Rechten“ dieser Welt das Fürchten lernen – lauten die gän­gigen Vor­stel­lungen. Kann aber eine solche Summe in der glo­balen Politik und Gesell­schaft etwas bewegen? Dieser Frage geht Dr. Viktor Heese im fol­genden Beitrag nach.

Militärs, Wirt­schaft, Kon­zerne oder Finan­ziers? Wer regiert die Welt von oben (top down)? 

„Geld regiert die Welt“ – besagt ein altes Sprichwort. Wer es akku­rater nimmt, ergänzt die Weisheit um die mili­tä­rische Macht, die Wirt­schafts­kraft und die Groß­kon­zerne. Ein Land, wie die USA, das alles hat, darf sich unein­ge­schränkt Super­macht nennen. Anderen Aspi­ranten fehlen oft ein(inige) Atrribut(e): Russland ist nur eine Mili­tär­macht, den Chi­nesen fehlt noch immer die Finanz­stärke, die aus Banken- und Bör­sen­system, der Welt­währung und Rating­agen­turen besteht. Die EU besitzt ihrer­seits keine mili­tä­rische Macht, ist aber ein starker Wirt­schaftraum mit dem Euro als Welt­währung. Schließlich darf selbst die kleine Schweiz mit ein paar Groß­kon­zernen von Weltrang auf­warten. Die vor­ge­nannten Machts­sek­toren werden von Eliten gelenkt, die an einem Status quo inter­es­siert sind und auf­passen, dass die alte Ordnung auf­recht­erhalten wird.

Reli­gionen, Ideo­logien oder die Medien? Wer regiert die Welt von unten (buttom up)? 

Dieser Erklä­rungs­ansatz „von oben“ (top down) kon­kur­riert mit dem Ansatz „von unten“ (buttom up), der Kräfte nennt, die das Volk (die Massen) zu einem System- oder Regie­rungs­wechsel zu mobi­li­sieren imstande sind. Hierzu zählen poli­tische Bewe­gungen, Orga­ni­sa­tionen, Reli­gionen oder Ideo­logien. Waren früher die Indus­trie­na­tionen (ohne die Dritte Welt) ideo­lo­gisch, poli­tisch und mili­tä­risch in Kapi­ta­lismus und Kom­mu­nismus auf­ge­teilt, so domi­niert heute der Gegensatz zwi­schen den „Demo­kra­tie­ver­tei­digern“ und sog. „Popu­listen“. Bricht man diesen auf die öko­no­mische Kom­po­nente her­unter, so ver­folgt das erste Lager eine gerechte Ver­teilung, während das zweite die Wie­der­her­stellung des Leis­tungs­prinzips in den Vor­der­grund stellt. Infolge des heu­tigen tech­nisch-öko­no­mische Fort­schritts kann der Anteil der Leis­tungs­träger in der Gesell­schaft ständig sinken und der der Trans­fer­emp­fänger stets steigen, ohne dass das System zusam­men­bricht. Im Zwei­fells­falle wird der Ver­tei­lungs­kampf durch neues Schul­den­machen ersetzt. Die frei­ge­setzten Leis­tungs­fernen Zeit­ge­nossen ver­fügen über aus­rei­chend Freizeit um sich aktiv den „Demo­kra­tie­ver­tei­diger“ und ihren Akti­vi­täten anzu­schließen, da sie zu den „Abge­hängten“ zählen. Diese Man­power bewirkte, dass dieses Lager lange Zeit auf dem Vor­marsch war, bis die Popu­listen sich zu orga­ni­sieren begann.

In der Digi­ta­li­sierung- und Inter­netära arti­ku­lieren sich und kom­mu­ni­zieren beide Lager de facto nur über die Medien. Ohne diese würden viele von uns gar nicht wissen, dass es die Popu­listen gibt, die wie­derum nicht die Stärke hätten, würden sie sich nicht über die alter­na­tiven Medien infor­mieren können. Nicht von ungefähr achten selbst die Granden der Politik penibel auf ihre Facebook-Präsenz. Auch die aktuelle Dis­kussion um die Fake News und Internet-Kon­trolle zeigen die Trag­weite der Thematik.

Welche Rolle spielt Soros dabei? Will der alte Mann mitbestimmen?

Die Macht­eliten beim Militär, Wirt­schaft und Finanzen halten sich im geschil­derten Mei­nungs­kampf der Massen auf­fallen zurück. So hört man von Wirt­schafts­bossen kaum etwas zur aktu­eller Migra­ti­ons­de­batte, den Russland-Sank­ti­ons­ge­lüsten oder der Euro-Krise. 

George Soros, der durch Wäh­rungs­spe­ku­la­tionen super­reich geworden ist, zählt hier zu den wenigen Aus­nahmen und bezieht ein­seitig Position zugunsten der „Demo­kra­tie­ver­tei­diger“. Bekannt wurde er, als er 1992 auf die Abwertung des bri­ti­schen Pfunds wettete und eine Mil­liarde USD gewann. Gegner sagen dem 87jährigen Jon­gleur nach, dass er unter dem Deck­mantel der „Demo­kra­tie­ver­tei­digung“ destruktive Akti­vi­täten, wie ver­deckte Finan­zierung der Flücht­lingtrecks (Mit­telmeer), Unter­stützung der Oppo­sition gegen unliebsame Regie­rungen (Ungarn, Polen) über NGOs oder die Ein­mi­schung in Ange­le­gen­heiten Kriegs­füh­render Par­teien (Ukraine), ent­wi­ckelt. Davon erfährt der Leser in offi­zi­ellen Quellen (siehe: Wiki­pedia) nichts. Dort wird Soros Gro­tes­ker­weise als Fil­antrop dar­ge­stellt. Solche Ein­mi­schungen selbst in oberste Staats­an­ge­le­gen­heiten gekoppelt mit seiner Finanz­macht und der Unter­stützung durch die Politik sollen den Greisen gerade so gefährlich machen. Warum macht er das? Ist er nach den unzäh­ligen Erfolgen in seinem Leben jetzt noch grö­ßen­wahn­sinnig geworden?

Ein Erklä­rungs­versuch für Soros Stiftungsaktivitäten

Soros Plan ist es wohl, mit wenig Geld und vielen Klein­ak­tionen eine größt­mög­liche Wirkung und Auf­merk­samkeit zu erzielen. Wer würde sich an ihn schon erinnern, wenn mit den 18 Mrd. USD einen Staudamm in Afrika baute und damit die Hun­ger­gefahr für Mil­lionen Men­schen mildern würde. So etwas geht schnell in Ver­ges­senheit. Ver­frachtet er dagegen vier Mil­lionen Migranten illegal nach Europa, die dann viel­leicht Soros-Flücht­linge genannt werden, so ist ihm über Dekaden Auf­merk­samkeit gewiss. 

Motiv­for­scher werden bei Soros keine öko­no­mi­schen Begrün­dungen erkennen. Seine Stif­tungen sind pure Aus­ga­ben­stellen – so wie die trans­at­lan­ti­schen thinks tanks, welche von den Regie­rungen oder z.B. der NATO unterhalten/subventioniert werden – und keine ver­deckten Gewinn­ge­ne­ra­toren. Viel­leicht will der Alte Mann noch einen großen Coup landen. Viel­leicht spielt er mit dem Gedanke mit Hilfe der NGOs einen Sieg über die popu­lis­tische Regierung seines Lands­manns Viktor Orbans in Ungarn davon zu tragen? So etwas würde nach­haltig wirken. Wer weiß das schon genau. Ein Fall für den Psy­cho­logen zweifelsohne. 

Medi­en­kon­zerne sind im Ver­gleich zu Pro­duk­ti­ons­gi­ganten (noch?) billig

Wer die Medien- und die Nach­rich­tenwelt zu kon­trol­lieren vermag, beein­flusst die Politik mehr, als Immo­bilien- oder Ölma­gnaten. Das wird schon im Regio­nal­format sichtbar, wenn ein erfolg­reicher Por­tal­be­treiber über seine für einige Hun­derte Euro erstellte Homepage viel mehr Per­sonen mobi­li­siert als ein ange­sehen Kir­chen­vor­stand. Somit wäre zu erwarten, dass die Medi­en­kon­zerne – welche Dut­zende von Betei­li­gungen an Ver­lagen, Wer­be­agen­turen und Fern­seh­sta­tionen im Port­folio besitzen – die mäch­tigsten Player an der Börse sind. Dieser Ein­druck ist jedoch falsch. 

Die teu­ersten Bör­sen­gi­ganten gehören der Real­wirt­schaft an. Der größte US-Medi­en­konzern Time Warner „kostet“ aktuell mit 141 Mrd. USD 1/5 des Bör­sen­wertes von Apple. Auch wenn die Medi­en­aktien in den ver­gan­genen 10 Jahren wesentlich stärker stiegen als der Gesamt­markt (Welt­index MSCI), wird das Gefälle bei diesem Tempo noch lange bestehen. Finanz­ma­gnaten, die mehr Ein­fluss auf die Politik gewinnen wollen, wären demnach gut beraten, heute die „bil­ligen“ Medi­en­aktien zu kaufen. Auch das ist ein wei­terer Trug­schluss, weil viele Medi­en­gi­ganten, besonders in der Ver­lagswelt, wie die News Cor­po­ration von Rupert Murdoch (Australien/USA) oder von Ber­telsmann (Deutschland) nicht bör­se­no­tiert wird. 

Zudem voll­zieht sich die Mei­nungs­bildung wie dar­ge­stellt über die Netz­werke der Social Media wie Facebook & Co. und die Mil­lionen von Por­talen. Für diese sind keine Unter­neh­mens­gründung und viel Eigen­ka­pital not­wendig. Das hat Soros erkannt. Die Steuerung der Akti­visten und Sei­ten­be­treiber durch ver­deckte, von keiner Bör­sen­auf­sicht dieser Welt kon­trol­lierte Finan­zie­rungen ist bil­liger und ziel­füh­render als der Erwerb von Medi­en­aktien. Selbst mit 18 Mrd. USD wäre dort kein Blu­mentopf zu gewinnen. 

Aus­blick

Soros wird letzt­endlich mit seinem Plan scheitern, weil die „Popu­listen“ eine Bastion nach der anderen erobern (zuletzt Wahlen in Öster­reich und Tsche­chien) und die ver­deckten Finan­zie­rungen der „Demo­kra­tie­ver­tei­diger“ aus öffent­lichen Quellen ver­siegen werden. Außerdem bedeutet Menge nicht auto­ma­tisch Qua­lität. Viel­leicht haben die bösen Popu­listen auf ihren Web­seiten einfach bessere Argu­mente, die sich in Wäh­ler­stimmen übertragen. 

Dr. Viktor Heese – Fach­buch­autor und Dozent; www.börsenwissen-für-anfänger.de