Die Mas­sen­tier­haltung als Bumerang

„Der Einsatz von Anti­biotika in der inten­siven Nutz­tier­haltung begünstigt die Resis­tenz­ent­wicklung und Aus­breitung von Bak­te­ri­en­stämmen mit Resis­tenzen. Das ist ein Problem für die Gesundheit und die Umwelt. Schon heute sterben jährlich weltweit 700.000 Men­schen an bak­te­ri­ellen Infek­tionen, weil Anti­biotika nicht mehr wirken. Wenn dem Problem stei­gender Anti­biotika-Resis­tenzen nicht ernsthaft ent­ge­gen­ge­treten wird, erhöht sich stetig die Zahl der Todes­opfer bis zum Jahr 2050 auf jährlich 10 Mil­lionen Tote“, schreibt das Pes­tizid-Akti­ons­netzwerk e. V. PAN Germany.

Der Nie­ren­facharzt und Landwirt Gerd-Ludwig Meyer aus Nienburg an der Weser enga­gierte sich 2013 gegen den Bau eines Groß­schlacht­hofes im Land­kreis Oldenburg. 20 Ärzte fanden sich auf Anhieb zusammen und haben eine Anzeige unter­zeichnet, die in der Presse auf die Kon­se­quenzen des Anti­bio­ti­ka­ein­satzes in der Mas­sen­tier­haltung hin­weisen sollte. Dem gemein­samen Enga­gement schlossen sich schnell andere Medi­ziner an, um als Ärz­te­initiative für Auf­klärung zu sorgen und poli­tisch Ein­fluss nehmen zu können. Schon 2015 ent­stand aus diesem Enga­gement der Verein „Ärz­te­initiative gegen Mas­sen­tier­haltung“. Der Natur­wis­sen­schaftler Dr. Peter Sauer ist Vor­stands­mit­glied des in Bremen ansäs­sigen Vereins.

FRIEDA im Gespräch mit Dr. Peter Sauer

FRIEDA: 2011 waren mehrere Frühchen in einem Bremer Kran­kenhaus an mul­ti­re­sis­tenten Keimen gestorben. Keime wie MRSA oder ESBL wurden dafür ver­ant­wortlich gemacht. Das Kli­nikum geriet sei­nerzeit wegen mas­siver Hygie­ne­mängel in die Kritik. Wie die TAZ am 04.06.2014 in einem Beitrag mit dem Titel “Ärzte gegen Mas­sen­tier­haltung“ berichtete, werde die Behandlung aller Arten von Infek­tionen mit Anti­biotika wegen mul­ti­re­sis­tenter Keime immer schwie­riger. Hat sich seitdem etwas ver­ändert an der Problematik?

© Dr. Peter Sauer

Dr. Peter Sauer: Grund­sätzlich ist fest­zu­halten, dass überall da, wo Anti­biotika ein­ge­setzt werden, Resis­tenzen ent­stehen können. Des­wegen ist es sehr wichtig, dass nie­der­ge­lassene Ärzte ver­ant­wortlich mit Anti­biotika umgehen und sich auch nicht von ihren Pati­enten dazu drängen lassen, Anti­biotika zu ver­schreiben, selbst dann, wenn diese nichts nutzen. So weist die Tech­niker Kran­ken­kasse etwa darauf hin, dass 2016 knapp 27 Prozent der Beschäf­tigten, die erkäl­tungs­be­dingt krank­ge­schrieben waren, Anti­biotika ver­schrieben bekommen haben. Dabei wird die über­wie­gende Zahl der Erkäl­tungs­in­fekte durch Viren her­vor­ge­rufen – und gegen eine Virus-Infektion hilft das Medi­kament nicht. Anti­biotika wirken nur gegen Bakterien.

Im Kli­nik­be­reich ist sorg­fältige Hygiene das A und O. Nicht alle so genannten Kran­ken­haus­keime ent­stehen im Kran­kenhaus. US-For­scher haben kürzlich nach­ge­wiesen, dass sich mit jedem neuen Pati­enten die Zusam­men­setzung der Bak­terien in seinem Zimmer ver­ändert. Die ein­ge­schleppten Keime finden dort dann aller­dings bei man­gelnder Hygiene ideale Bedin­gungen, um sich aus­zu­breiten. Sie werden dann eine Gefahr für in ihrer Immun­abwehr sowieso geschwächte Pati­enten. Mehr geschultes Per­sonal und höhere Inves­ti­tionen im Hygie­ne­be­reich sind hier unerlässlich.

Die beste Hygiene im Kran­kenhaus nutzt aber nichts, wenn sich nach wie vor an fast jeder Super­markt­theke multi-resis­tente Keime tummeln und von jedem Kunden mit nach Hause geschleppt werden können! Zahl­reiche Unter­su­chungen der letzten Jahre haben Krank­heits­keime auf Lebens­mitteln nach­ge­wiesen. Eine Unter­su­chung des BUND fand bei­spiels­weise 2015 auf 88 Prozent der bei Dis­countern gekauften Puten­fleisch-Proben anti­bio­ti­ka­re­sis­tente Keime, die aus der Fleisch­in­dustrie stammen. Ursache ist der nach wie vor erschre­ckend hohe Einsatz von Anti­biotika in der Tier­haltung. Die Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sation WHO schätzt, dass weltweit mehr Anti­biotika an gesunde Tiere als an kranke Men­schen gegeben werden. Hin­ter­grund ist dabei, dass bei Auf­treten von Krank­heits­sym­ptomen bei ein­zelnen Tieren gleich der gesamte Bestand behandelt wird (als so genannte Meta­phylaxe). Das ist so, als ob bei einem kranken Kind gleich die gesamte Schule behandelt würde!

Zu Ihrer Frage, ob sich in den letzten drei Jahren etwas geändert hat. Ja, das Thema ist in der Öffent­lichkeit ange­kommen; die Medien berichten regel­mäßig darüber; die Gesamt­menge an Anti­biotika, die an Tiere ver­ab­reicht werden, sinkt. Aber in der grund­sätz­lichen Pro­ble­matik der indus­tri­ellen Tier­haltung hat sich aus unserer Sicht wenig bewegt.

FRIEDA: Um national und inter­na­tional der Anti­bio­ti­ka­re­sistenz ent­ge­gen­zu­wirken, dürfte klar sein, dass alle Betei­ligten an einem Strang ziehen müssen: Gesetz­geber, Phar­ma­in­dustrie, Ärzte, Pati­enten, Tier­halter und natürlich alle Kon­su­menten. Zur Aus­bildung von Resis­tenzen kommt zudem ja auch noch die Belastung für die Umwelt (Klär­an­lagen, Böden, Trink­wasser) durch Anti­biotika und andere phar­ma­zeu­tische Prä­parate. An „einem Strang zu ziehen“ ist ja erfah­rungs­gemäß nicht so einfach bei all den pro­fit­ori­en­tierten Inter­es­sen­gruppen und Vor­lieben, was die Ernährung angeht. Dass Gifte, die wir in die Umwelt emit­tieren, über die Nah­rungs­kette früher oder später wieder beim Men­schen landen, ist seit vielen Jahr­zehnten bekannt und zwar ebenso wie die Tat­sache, dass eine aus­ufernde Anti­bio­ti­kagabe zu Resis­tenzen führen kann. Dennoch müssen wir uns heute immer noch Dis­kus­sionen dieser Art stellen. Mangelt es Ihrer Ansicht nach an Auf­klärung oder an poli­ti­scher Ent­schluss­freude oder an lern­re­sis­tenten Verbrauchern?

Dr. Peter Sauer: Ganz ein­deutig an poli­ti­scher Ent­schluss­freude! Ich gebe Ihnen ein Bei­spiel: Ein vor­ran­giges Problem ist aus unserer Sicht der Einsatz von Reserve-Anti­biotika in der Tier­haltung. Das sind Medi­ka­mente, die auch in der Human­me­dizin nur als letztes Mittel ver­wendet werden sollen, wenn alle anderen Anti­biotika gegen resis­tente Keime nichts mehr aus­richten. Es ist daher besonders wichtig, diese Waffe scharf zu halten.

Wir müssen jedoch fest­stellen, dass in der Tier­haltung, über die letzten fünf Jahre gerechnet, erheblich mehr ( bis zu 50% ) Reser­ve­an­ti­biotika ver­ab­reicht wurden! Diese Medi­ka­mente können unter anderem erheblich nied­riger dosiert werden als klas­sische Anti­biotika, wie z.B. Peni­cillin, und fallen daher in der Sta­tistik der Gesamt­menge der Anti­biotika nicht so stark ins Gewicht. Erfreu­li­cher­weise haben sich schon vor über zwei Jahren die Agrar­mi­nister der Bun­des­länder dafür ein­ge­setzt, Reser­ve­an­ti­biotika in der Tier­haltung zu ver­bieten – eine Ent­scheidung, die letztlich der Bun­des­land­wirt­schafts­mi­nister zu treffen hat. Geschehen ist bis heute nichts!

Die WHO hat gerade in der letzten Woche ihre Klas­si­fi­zierung der Anti­biotika neu geordnet und dabei noch einmal die absolut kri­tische Bedeutung der Reser­ve­an­ti­biotika für die Human­me­dizin unter­strichen. In der WHO-Liste der Reser­ve­an­ti­biotika finden sich mit Wirk­stoffen wie Cepha­los­po­rinen der 4. Gene­ration und Colistin Arz­nei­mittel, die immer noch in erheb­lichen Mengen in der Tier­haltung ein­ge­setzt werden – Colistin 600mal häu­figer als in der Humanmedizin!

FRIEDA: Der Heil­prak­tiker und Jour­nalist Horst Boss schreibt in einem Beitrag mit dem Titel „Solche Schwei­ne­reien betreffen uns alle!“ vom 21.05.2017: ‚Mul­ti­re­sis­tente Keime bedrohen die Menschheit nicht nur in Kran­ken­häusern und durch Mas­sen­tier­haltung, wie bereits immer wieder geschildert. Anfang Mai 2017 berichten deutsche Wis­sen­schaftler, der NDR, WDR und die SZ, dass in China und Indien mitt­ler­weile bis zu 90 Prozent vieler Medi­ka­mente her­ge­stellt werden. Zu den Auf­trag­gebern gehören die nam­haf­testen deut­schen Groß­un­ter­nehmen. Die Riesen-Sauerei: Die Abwässer der Her­steller fließen unge­reinigt in stin­kende Kloaken in die Umgebung. Mitt­ler­weile wimmelt es darin nur so von Medi­ka­men­ten­rück­ständen und mul­ti­re­sis­tenten Keimen. Fakt ist, dass die Wis­sen­schaftler Anti­biotika und andere Medi­ka­mente oft mehrere tau­sendfach über den Höchst­werten liegend vorfanden.‘“

Zu diesen „nam­haften“ Unter­nehmen gehört auch die BAYER AG. Nebenbei bemerkt: Der Konzern feierte 2013 sein 150-jäh­riges Jubiläum zusammen mit der Politik-Pro­minenz, dar­unter Angela Merkel (CDU), Han­nelore Kraft (SPD) und viele andere. „Science for a better life“ ist der Slogan des Phar­ma­gi­ganten. Wie sind denn die Bezie­hungen zwi­schen Ihrem Verein und der Politik, ins­be­sondere zur Bre­mi­schen Bür­ger­schaft? Hat man dort ein offenes Ohr für Ihre Anliegen?

Dr. Peter Sauer: Nun, wir brauchen nicht bis China oder Indien zu schauen, um Abwasser mit Anti­bio­ti­ka­rück­ständen und mul­ti­re­sis­tenten Keimen in der Umwelt vor­zu­finden. Green­peace hat im Frühjahr 2017 Gül­le­proben aus Schwei­ne­ställen in Deutschland getestet. Unter­sucht wurde das Vor­kommen von mul­ti­re­sis­tenten Keimen und von Anti­biotika, die in der Tier­me­dizin ein­ge­setzt werden und Resis­tenzen ver­ur­sachen können. In 68 Prozent der unter­suchten Proben werden mul­ti­re­sis­tente Keime (ESBL/3‑MRGN) und in 79 Prozent der Proben werden Anti­biotika-Wirk­stoffe nachgewiesen.

Mit der Aus­bringung dieser Gülle werden sowohl mul­ti­re­sis­tente Keime, die poten­tiell Krank­heiten bzw. Infek­tionen auch beim Men­schen aus­lösen, sowie Anti­biotika, die diese Resis­tenzen mit­ver­ant­worten, groß­flächig in der Umwelt ver­teilt. Zu Ihrer Frage: In Bremen selbst spielt ja die indus­trielle Mas­sen­tier­haltung keine Rolle, umso mehr aber in unserem Umfeld in Nie­der­sachsen. Dort sind wir in der Tat sowohl mit der Politik als auch mit anderen Umwelt­ver­bänden und ört­lichen Bür­ger­initia­tiven gut vernetzt.

FRIEDA: Die Sub­ven­ti­ons­po­litik spielt ja in Dis­kus­sionen wie diesen auch eine Rolle und keine geringe. Mehr als eine Mil­liarde Euro fließen laut Green­peace hier­zu­lande jährlich in die Fleisch­in­dustrie. Über Sub­ven­tionen werden Ent­wick­lungs­hil­fe­leis­tungen finan­ziert, die aber, bei genauerem Hin­sehen, wie­derum in Kon­zern­kassen fließen. (Ich ver­weise in diesem Zusam­menhang auf Inter­views, die ich mit Dr. Martin Hirt von anamed führte). In dem Film Kin­shasa Sym­phony wird gezeigt, dass afri­ka­nische Frauen ihre Ome­lett­brä­te­reien nicht mehr mit den Eiern ihrer eigenen Hühner betreiben können, weil – über Sub­ven­tionen – min­der­wertige Eier aus Europa nach Afrika geflogen werden (…). Das sind nur zwei Bei­spiele von vielen. Um die unglück­selige Ver­kettung von Politik, Wirt­schaft und Industrie zu durch­brechen, wäre die so genannte Post­wachs­tums­öko­nomie nach Christian Felber viel­leicht eine der in Frage kom­menden Lösungen. Welche Ideen haben Sie dazu?

Dr. Peter Sauer: Lob­by­ismus ist die eine Seite. Bau­ern­ver­bände und deren Ver­treter spielen in der Tat eine große Rolle. Erfreu­li­cher­weise hin­ter­fragen aber auch immer mehr Bauern, ob diese Ver­bände wirklich noch ihre Inter­essen ver­treten. Indus­trielle Land­wirt­schaft ver­steht sich im Grunde wie jedwede andere indus­trielle Pro­duktion und folgt in erster Linie betriebs­wirt­schaft­lichen Kri­terien zur Pro­fit­ma­xi­mierung. Die zuneh­mende Export­ori­en­tierung der deut­schen Fleisch­in­dustrie illus­triert das treffend. Die Folgen dieser Wirt­schafts­weise weltweit und in Deutschland sind bekannt: resis­tente Keime in der Nah­rungs­kette, Nitrat im Boden und im Trink­wasser, Zer­störung funk­tio­nie­render land­wirt­schaft­licher Struk­turen und Natur­räume. Sub­ven­tionen und andere Pri­vi­legien, wie z.B. das Bauen im Außen­be­reich, wurden einst mit guten Gründen ein­ge­führt, um die vor­han­denen bäu­er­lichen Struk­turen zu erhalten und zu fördern. Durch die Ent­wicklung, die die indus­trielle Land­wirt­schaft genommen hat, sind sie obsolet geworden.

FRIEDA: Prof. Jens Träder von der Uni­ver­sität Lübeck fand in einer Polit­studie heraus, dass eine Kom­bi­nation aus schwarzen Johan­nis­beeren mit einer Unterart des Ore­ganos ein wirk­sames Mittel bei MRSA ist, was wie­derum beweist, dass die Natur für alles Lösungen bietet, sofern man ihr die Chance dazu gibt. Aber das nur nebenbei: Die ethi­schen Aspekte der Mas­sen­tier­haltung sollten bei der Dis­kussion über Anti­biotika natürlich auch kei­nes­falls ver­gessen werden; Fragen wie diese haben aber in der Öffent­lichkeit meist nur eine kurze Halb­wertzeit. Das merkte man gerade hier in Bremen an den doch recht schmal­lip­pigen und kurz­le­bigen Pro­testen ange­sichts des Werder-Bremen-Sponsors Wie­senhof, der gerade 2016 den Vertrag mit dem Fuß­ballclub wieder ver­längert hat. Das wurmt den einen oder anderen Werder-Fan zwar, aber anscheinend nicht genug, um dem Verein mal kol­lektiv die „Rote Karte“ zu zeigen, statt ihm auch noch mit einer La-Ola-Welle zu hul­digen, aber unsere zum Täter­schutz nei­gende Gesell­schaft demas­kiert sich m.E. auch in diesem Bereich. Ich schweife ab…

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Apropos natür­liche Mittel: Effektive Mikro­or­ga­nismen (EM). In Bremen ist die Geschäfts­stelle der Gesell­schaft zur För­derung rege­ne­ra­tiver Mikro­or­ga­nismen ansässig. EM sind nahezu gren­zenlos ein­setzbar. Um die Ver­wendung von EM in der Land­wirt­schaft zu eta­blieren, wäre ich als Steu­er­zah­lerin bei­spiels­weise dafür, Sub­ven­tionen in diesen Bereich zu investieren.

Viele Vereine setzen sich für Auf­klärung ein, starten Peti­tionen, infor­mieren und ver­suchen, auf diese Weise auf Pro­bleme auf­merksam zu machen und die Politik auch zu erreichen. M.E. ist aber die Ver­netzung von allen kon­struktiv pro Umwelt und Ethik tätigen Men­schen uner­lässlich. Wären Koope­ra­tionen mit anderen Ver­einen und Initia­tiven (Tier- und Umwelt­schutz etc.) mit der „Ärz­te­initiative gegen Mas­sen­tier­haltung“ für Sie eine Maß­nahme oder gibt es die schon?

Dr. Peter Sauer: Wir stehen in engem Kontakt mit einer Reihe anderer Vereine und Initia­tiven. Seit Beginn unserer Initiative arbeiten wir sehr gut mit kri­ti­schen Tier­ärzten aus dem „Tier­ärzt­lichen Forum für ver­ant­wortbare Land­wirt­schaft“ zusammen. Mit Orga­ni­sa­tionen wie Ger­m­an­watch, Coor­di­nation gegen BAYER-Gefahren (CBG), Pes­tizid Aktions-Netzwerk (PAN Germany) und Health and Envi­ronment Justice Support (HEJ­Support) haben wir wie­derholt Behör­den­an­fragen, Pres­se­er­klä­rungen usw. koordiniert.

Ein Wort zur Erfor­schung neuer Medi­ka­mente: Ja, wir brauchen dringend mehr Mittel zur Ent­wicklung neuer Anti­biotika, aber auch von alter­na­tiven Ansätzen. Klar ist, dass deren Wirk­samkeit in jedem Fall wis­sen­schaftlich nach­ge­wiesen werden muss.

FRIEDA: Das Bereit­stellen von mehr finan­zi­ellen Mitteln zur Erfor­schung alter­na­tiver Ansätze befür­worte ich sehr. Zudem bin ich der Ansicht, dass es bereits viele, oft sogar sehr preis­werte und neben­wir­kungsarme Mittel als Alter­native zu Anti­biotika gibt. Doch dazu viel­leicht in einem spä­teren Beitrag mehr. In diesem Fall scheinen die Bun­des­land­wirt­schafts­kammer und die Bau­ern­ver­bände also ein ent­schei­dender aus­brem­sender Faktor zu sein. Auf der anderen Seite ist auch nach­voll­ziehbar, dass die Bau­ern­ver­bände den „schwarzen Peter“ nicht allein haben wollen. So schreibt die Tier­ärztin Regina Hübner in dem Beitrag „DLG-Exper­ten­wissen 02/2016 – Anti­bio­ti­ka­re­sis­tenzen – Fakten für eine sach­liche Aus­ein­an­der­setzung“: „Aber die Vete­ri­när­me­dizin ist nur ein Teil des großen Ganzen, um das es eigentlich geht. Denn alle Anstren­gungen in der Tier­me­dizin allein werden die Resis­tenzlage in der Human­me­dizin nur wenig bis gar nicht ver­bessern. Deren Pro­bleme sind nicht im Stall zu lösen. Wir haben mit den zuneh­menden Anti­bio­ti­ka­re­sis­tenzen ein gemein­sames Problem weltweit geschaffen, das wir nur gemeinsam lösen können. Jeder muss und kann seinen Beitrag dazu leisten: Human- und Tier­me­dizin, Land­wirt­schaft, Lebens­mit­tel­kette, aber auch Pati­enten bzw. Ver­braucher sind gefordert, ihr eigenes Ver­halten im Umgang mit Anti­biotika kri­tisch zu hinterfragen.“

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Um Lösungen für das in diesem Beitrag the­ma­ti­sierte Problem und viele andere zu finden, wäre aus meiner Sicht eine Ent­schla­ckung der Büro­kratie, mehr Dezen­tra­li­sierung und kon­kretes Bür­ger­en­ga­gement in den Regionen eine Mög­lichkeit, um über Kon­sens­bildung und „auf Augenhöhe ohne oft über­flüssige büro­kra­tische Hürden“ Raum für neue Ideen zu schaffen. Wenn Sie nun König von Deutschland wären, was wären Ihre ganz kon­kreten Ideen für den Umgang mit gesell­schaft­lichen Kon­flikten im Allgemeinen?

Dr. Peter Sauer: Meine Unter­tanen würden alle FRIEDA abon­nieren, lesen, dis­ku­tieren und ihre Kon­flikte dann fried(a)lich beilegen.

FRIEDA: Oh! Damit habe ich nun gar nicht gerechnet! Ich bin sehr gerührt! Vielen Dank für Ihre Bereit­schaft zu diesem Interview und wei­terhin viel Erfolg!

Anm.: Mein Wunsch wäre aller­dings, dass es irgendwann gar keine Unter­tanen mehr gibt, weil jeder Mensch so sou­verän geworden ist, dass es keine Macht­struk­turen mehr braucht…

 

Ein Beitrag von www.frieda-online.de