In den Alpen mehren sich die Attacken auf Gipfelkreuze. Auch 200 Fälle von Kirchenschädigungen in Bayern sind bekannt. In der Bevölkerung wächst der Ärger und die Vermutung, dass junge Islamisten dahinter stecken. Der Kulturkampf erreicht die hintersten Berge.
(Von Valentin Weimer)
Es ist schon wieder passiert: Auf dem 1766 Meter hohen Berg “Kotzen” nahe dem Oberbayrischen Lenggries wurde erneut ein vier Meter hohes Gipfelkreuz umgesägt. Die “Ermittlungsgruppe Gipfelkreuz” der Polizei aus Bad Tölz wurde wieder einberufen. Denn schon im vergangenen Jahr, musste der Vorsitzende der Tölzer Alpenvereinssektion, Paul Schenk, konstatieren: „Ich bin fassungslos.“ Erneut wurde eines seiner Gipfelkreuze abgesägt: Das Gipfelkreuz auf dem „Scharfreiter“ bei Lenggries ist erneut zerstört worden. Diesmal benutzte der Täter keine Axt wie Ende August, sondern eine Säge. Der Münchner Merkur berichtet: „Bereits vor Wochen hatte sich abgezeichnet, dass mit dem neuen Gipfelkreuz nicht die erhoffte Ruhe auf dem Scharfreiter zurückgekehrt ist: Wanderer hatten eine mehrere Zentimeter tiefe Kerbe im Balken des neuen Kreuzes entdeckt, das 30 Mitglieder der Tölzer Alpenvereinssektion am 1. Oktober mühevoll auf den höchsten Isarwinkler Berg transportiert und aufgestellt.“ Inzwischen ermittelt die Kriminalpolizei Weilheim. Der Ärger in der Bevölkerung ist groß. „Das ist feige und ein Schlag ins Gesicht für alle Sektionsmitgleider und die, die sich sonst noch engagiert haben“, klagt Schenk auch mit Blick auf die Tölzer Berufsschüler, die das Kreuz im Rahmen einer Projektgruppe gezimmert hatten. Ein Tölzer Ehepaar hatte das dazu notwendige Holz gespendet.
Mehrfache Attacken auf christliche Symbole
Der Angriff aufs Gipfelkreuz am Scharfreiter und am Kotzen ist kein Einzelfall. Seit Monaten werden aus verschiedenen Alpentälern Attacken auf christliche Symbole gemeldet. Der erste Fall in Bayern ereignete sich zu Pfingsten 2016 an den Dudl-Alm im Längental, danach kommt es zu einem Zwischenfall am Prinzkopf zwischen Sylvensteinstausee und Tirol. Über den Sommer hinweg wurden dann auch bayerische Kirchen immer wieder zum Ziel von Zerstörungswut und Vandalismus. Ein besonders heftiger Fall erschütterte die Kirchengemeinde St. Anton in Passau. Pfarrvikar Manuel Schlögl berichtet über die mutwillige Verwüstung seiner Kirche: „Unser großes Vortrage-Kreuz, das wurde hier von den Tätern mit brachialer Gewalt in zwei Teile zerbrochen. Leuchter wurden umgeworfen, das Ewige Licht wurde aus der Lampe geschlagen, und hier am Hochaltar haben die Täter die Altardecke auf das Lamm über dem Tabernakel gelegt und angezündet, wahrscheinlich mit der Absicht, den ganzen Altar in Brand zu stecken.“ Der Bayerische Rundfunk berichtet: „Der Schaden geht in die Zehntausende. Noch schlimmer für die Gemeinde: der Angriff auf ihren Glauben.“
Nicht nur in Passau vermutet die Gemeinde religiöse Motive von islamischen Migranten, die Polizei warnt allerdings in allen Fällen vor voreiligen Schlüssen und ermittelt „in alle Richtungen“. Die Kriminalpolizei hat es derzeit immer wieder mit Kirchenschändungen zu tun. Die Täter seien oft jugendliche Randalierer mit Migrationshintergrund.
200 Fälle von Kirchenschädigung – allein in Bayern
Allein in Bayern werden derzeit rund 200 Fälle von Kirchenschändung im Jahr angezeigt. Professor Friedrich Wilhelm Graf (Ludwig-Maximilian-Universität, München) beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit religiöser Gewalt. Angriffe auf religiöse Symbole gab es schon immer, sagt er. Doch in letzter Zeit beobachtet er eine Veränderung. „Das Klima ist zweifellos aggressiver geworden, sowohl was Hassparolen gegen Andersdenkende betrifft, als auch was Ausgrenzungs-Mechanismen betrifft. Ja, die Aggressivität hat einfach zugenommen.“
Im Gefolge der Medienberichte über zerstörte Gipfelkreuze melden nun auch andere Gegenden in Deutschlands ähnliche Angriffe auf christliche Symbole. Im saarländischen Boss wird die evangelischen Kirche in Bous hat die Kirchengemeinde einen privaten Wachdienst engagiert, „damit wenigstens unsere Gottesdienste ohne vorherige Reinigungsaktion stattfinden können“, so die Pfarrerin Juliane Opiolla.
Im Landkreis Coesfeld sind Marienfiguren, Heiligenstatuen und Wegkreuze Zerstörungsattacken zum Opfer gefallen. Wie der Westdeutsche Rundfunk unter Berufung auf die Polizei berichtete, wurden Ende Oktober in sieben Fällen Beschädigungen gemeldet. Die Standorte der Figuren liegen alle im Großraum Dülmen. Einigen Statuen wurden die Finger oder Nasen abgeschlagen. Gezielt suchen die Zerstörer aber auch nach symbolträchtigen Häuptern des Christentums. So wurde eine Statue des heiligen Franziskus vor dem Altenzentrum Clara-Stift in Lüdinghausen geköpft, und bei einer Madonnenfigur vor der St. Agatha-Kirche in Dülmen-Rorup wurde das Jesuskind enthauptet.
Die Zeichen einer Bedrohung nehmen zu. Wann werden wir davon sprechen, dass die sichtbare christliche Prägung unseres Heimatlandes, unseres ganzen heimatlichen Kulturkreises in ernster Gefahr ist?
Valentin Weimer / TheEuropean.de