Prepper-Szene: Haben Sie Vorräte und Klo­papier im Keller? Dann sind Sie rechts­ra­dikal, Reichs­bürger und terrorverdächtig!

Die Innen­mi­nis­ter­kon­ferenz von Bund und Ländern wollen die „mut­maßlich rechts­extre­mis­tische“ Prepper-Szene beob­achten lassen. Dazu gibt es eine Beschluss­vorlage zur Kon­ferenz in Leipzig.
Anlass ist eine über­fall­artige Haus­durch­su­chung in Meck­lenburg-Vor­pommern, bei der die Woh­nungen und Büro­räume von sechs Leuten durch­sucht wurden. Es habe sich um eine Prepper-Gruppe gehandelt, die sich „Nord­kreuz“ nannte und enge Ver­bin­dungen zum Reser­vis­ten­verband der Bun­deswehr pflegten. Auf diese Gruppe stieß der Geheim­dienst der Bun­deswehr (MAD) bei Ermitt­lungen gegen den „ter­ror­ver­däch­tigen“ Bun­deswehr-Ober­leutnant Franco A. Auf dem Handy dieses Herrn fanden sich Adressen und Tele­fon­nummern der sechs Prepper aus Mecklenburg-Vorpommern.
Dar­unter ein geach­teter, völlig unauf­fäl­liger Hand­werks­meister, der sich vor­bildlich sozial enga­gierte, ein Kri­mi­nal­kom­missar, ein wei­terer Polizist, ein Rechts­anwalt und ein Bür­ger­schafts­ab­ge­ord­neter. Keiner der Herren war irgendwie vor­be­straft oder irgendwie schlecht auf­ge­fallen. Nichts­des­to­trotz stürmte ein Son­der­ein­satz­kom­mando am 28. August um vier Uhr morgens mit Blend­gra­naten und Spür­hunden das Haus des Hand­werkers, nicht ohne zuvor die Haustür ein­ge­treten zu haben. Bei allen sechs „Ver­däch­tigen“ wurden in dieser Weise Wohnung und Geschäfts­räume über­fall­artig durch­wühlt. Dabei galt z. B. der unbe­scholtene Hand­werks­meister nur als unbe­tei­ligter Zeuge, genauso, wie der LKA-Beamte (der dennoch vom Dienst sus­pen­diert wurde) und alle anderen.
Die Presse über­schlug sich mit hys­te­ri­schen Ter­ror­mel­dungen, weil angeblich eine Todes­liste mit Namen von Poli­tikern bei den Zeugen gefunden wurde. Pan­orama machte eine ganze Sendung zu dieser angeb­lichen Todes­liste, die Mode­ra­torin ver­kündet unter dra­ma­ti­scher Musik, man habe quasi ein rechtes Ter­ro­ris­tennest aus­ge­hoben, das vor allem linke Poli­tiker liqui­dieren wollte. Bewaffnet seien sie auch noch gewesen.
Nachdem der Ruf und die Existenz der über­fal­lenen Prepper rui­niert war, kam dann nach der ersten Sep­tem­ber­woche der Rückzug: Es gab keine „Todes­liste“, niemand sei gefährdet gewesen, der Waf­fen­besitz war voll­kommen legal, es gab keine Straf­re­gister, keine Vor­ge­schichte von Gewalt, keine Ver­bin­dungen in eine rechte Szene, keine Affi­nität zu „Reichs­bürgern“. Es handle sich um „Prepper“.
Das Wort „Prepper“ kommt von dem Wort „prepare“ und bedeutet vor­be­reitet zu sein. Dabei handelt es sich einfach darum, im Falle von län­gerem Strom­ausfall, Natur­ka­ta­strophen, Wirt­schafts­zu­sam­men­brüchen, Ausfall der Logistik in den Ver­sor­gungs­ketten, Ter­ror­an­schlägen oder einem Zusam­men­bruch der öffent­lichen Ordnung aus irgend­welchen anderen Gründen so vor­be­reitet und aus­ge­stattet zu sein, dass man sich und seine Lieben eine ganze Zeit gut ver­sorgen kann. Das bedeutet, einen Not­vorrat an Lebens­mitteln zu haben, die Wohnung wärmen zu können, Trink­wasser, Hygie­ne­ar­tikel und in letzter Kon­se­quenz auch, die Wohn­statt passiv oder aktiv gegen mög­liche Plün­de­rungen zu schützen.
Dass wir vor solchen Ereig­nissen kei­neswegs gefeit sind, wird uns ja gerade von staat­licher Seite ständig warnend ins Gedächtnis gerufen. Das Müns­ter­länder Schnee­chaos brachte einen großen Teil Deutsch­lands und der Nie­der­lande tagelang in eine lebens­be­droh­liche Lage. Die Straßen waren durch umge­fallene Bäume ver­sperrt, der Strom fiel weit­räumig aus. Groß­flä­chiger Strom­ausfall ist eine der wahr­schein­lichsten Not­si­tua­tionen, die uns im Prinzip täglich pas­sieren könnte. Christoph Unger, Prä­sident des Bun­des­amtes für Bevöl­ke­rungs­schutz und Kata­stro­phen­hilfe wird nicht müde zu warnen, selbst auf Seiten von E‑Mail-Pro­vidern:
Ursachen könnten zum Bei­spiel umge­stürzte Masten sein, etwa nach einem hef­tigen Sturm. Aber auch soge­nannte Cyber­at­tacken, wie wir sie zwi­schen Russland und der Ukraine erlebt haben, sind möglich, wo auf einen Schlag 27 Umspann­werke aus­fielen und Hun­dert­tau­sende Men­schen in sehr vielen Städten ohne Strom waren. Auch Ter­ror­an­schläge wären vor­stellbar – sie müssten sich gegen zen­trale Ele­mente der Ver­sor­gungs­netze richten, also nicht auf ein­zelne Strom­masten, sondern auf Kno­ten­punkte gerichtet sein. Das wäre aber nicht einfach zu bewerkstelligen.“
Das Stromnetz, so lesen wir, ist seit der Ener­gie­wende immer fra­giler geworden, und die Not­wen­digkeit von Not­ein­griffen hat sich ver­viel­facht. Cyber­at­tacken, Ter­ror­an­schläge, Blackouts, Natur­ka­ta­strophen … ständig stößt irgendein Ver­bands­prä­sident, Minister oder Poli­tiker drin­gende War­nungen aus.
Übrigens hat sogar der Staat selbst eine ver­dächtige Prepper-Orga­ni­sation, genannt „Bun­desamt für Bevöl­ke­rungs­schutz und Kata­stro­phen­hilfe“, und preppert höchst ver­schwö­re­risch auch selber mit der natio­nalen Zivilen Not­fall­re­serve als Teil des Zivil­schutzes. Es gibt auch eine Bro­schüre des Bun­des­amtes, die nicht nur dem Bürger das Preppern mit Not­vor­räten emp­fiehlt, und sogar Listen an die Hand gibt, was man an Lebens­mitteln usw. ein­lagern sollte, sondern auch Rat für rich­tiges Handeln in Not­si­tua­tionen erteilt. Selbst die ARD stößt schrille War­nungen aus:
„Experten machen sich keine Illusion – ein mas­siver Blackout würde die moderne Zivi­li­sation binnen weniger Tage an den Rand des Abgrunds bringen. Im Kampf ums Über­leben würde ver­mutlich schon nach einer Woche das Faust­recht auf den Straßen herrschen.“
Die Experten haben aller­dings recht. Schon 2011 ver­öf­fent­lichte der Deutsche Bun­destag einen Bericht über die „Gefährdung und Ver­letz­barkeit moderner Gesell­schaften – am Bei­spiel eines groß­räu­migen und lang­an­dau­ernden Aus­falls der Strom­ver­sorgung“. (Ich emp­fehle Ihnen dringend, diesen Bericht einmal auf­merksam durch­zu­lesen. Sie werden staunen, was uns da alles bevorstünde.)
Achtung, lieber Leser, wenn Sie all diesen War­nungen Gehör schenken und den Emp­feh­lungen der Regierung folgen sollten, dann seien Sie aber sehr vor­sichtig, denn dann könnte Ihnen ein Son­der­kom­mando mit vor­ge­hal­tenen Maschi­nen­pis­tolen mal eben die Haustür ein­treten, Blend­gra­naten um sich werfen und Ihr Haus auf links drehen.
Warum das so ist? Die Innen­mi­nister, so erfahren wir aus der Presse, sehen in denen, die sich klu­ger­weise an die Emp­feh­lungen der Regierung halten und preppern, mut­maß­liche Rechts­extre­misten. Und das, obwohl der hoch­ge­putschte Fall „Nord­kreuz“ sich als dröh­nende Blamage entpuppte.
Zwi­schen den Zeilen kommt es aber schon zur Sprache, was die Herren in der Politik so umtreibt. Wer sich auf eine solche Notlage vor­be­reitet, aus welchem Grund auch immer sie ein­treten könnte, kommt nicht umhin zur Kenntnis zu nehmen, dass die­je­nigen unter unseren Mit­men­schen, die sich nicht vor­be­reitet haben, auf die Idee kommen könnten, sich das, was sie dringend brauchen, von denen zu holen, die es haben.
Wenn es alte Leute, Kinder oder junge Mädchen sind, die freundlich klingeln und sich höflich erkun­digen, ob man noch etwas zu Essen für sie abgeben möchte, kann man frei ent­scheiden, ob man möchte. Schwie­riger würde es bei „Män­ner­gruppen“, die sehr nach­drücklich ihre Bitten vor­tragen. Es ist nicht davon aus­zu­gehen, dass unter­schied­liche Auf­fas­sungen in puncto „Ver­pflichtung zu Helfen“ mit den Herren gütlich aus­dis­ku­tiert werden können. Daher über­legen sich kon­se­quente Prepper auch Mittel und Mög­lich­keiten, diese Män­ner­gruppen spontan zu über­zeugen, woanders hinzugehen.
Genau da liegt für die Herr­schenden der Hase im Pfeffer. Die Bürger sind immer unzu­frie­dener über die Politik. Unmut macht sich breit, die Leute murren über Zensur, Unter­drü­ckung, zuneh­mende Bespit­zelung, Maul­körbe, dra­ko­nische Bestrafung unlieb­samer Mei­nungen, unkon­trol­liertem Zuzug von Flücht­lingen, Ver­armung, dras­tisch stei­gender Gewalt und Kri­mi­na­lität, Verlust der öffent­lichen Sicherheit. Abhilfe durch die Regierung ist weit und breit nicht in Sicht, im Gegenteil.
Die Bürger fangen an, sich Ver­tei­di­gungs­mög­lich­keiten gegen die all­ge­gen­wärtige Gewalt und Kri­mi­na­lität zu suchen. Von Kampf­sport, Reizgas und Pfef­fer­spray über Messer bis zur scharfen Schuss­waffe: Immer mehr Bürger bewaffnen sich.
Ein auf­müp­figes Volk und ent­schlossene Männer unter Waffen sind seit alters her der Alp­traum jeder Regierung.