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Fakten zur Pleite der Euro­länder, die die GroKo mit unserem Geld „retten“ will

Letzten Montag habe ich die unsin­nigen und rea­li­täts­fernen Vor­schläge deut­scher und fran­zö­si­scher Öko­nomen zur Sanierung der Eurozone dis­ku­tiert. Heute Morgen haben wir gesehen, dass der IWF nir­gendwo eine positive Kon­vergenz in der Eurozone erkennen kann. Jede Kon­vergenz ist eine auf Gebieten, die wir nicht gebrauchen können.
Mit keinem Wort erwähnen die Öko­nomen, dass wir es eigentlich in weiten Teilen schon mit dem Zustand der Über­schuldung zu tun haben. Dabei gibt es Studien zuhauf, so den cep­De­fault-Index. Im letzten Jahr hier schon prä­sen­tiert: → Ent­wicklung der Kre­dit­fä­higkeit der Euro-Länder 
Bevor ich die aktu­ellen Daten zusam­men­fasse, an dieser Stelle ein Vor­ge­schmack zur wirk­lichen Dis­kussion in Brüssel. Da kommen Merkel und Scholz mit prall gefülltem Koffer unseres Steu­er­geldes und wollen so tun, als hätten sie gerne eine Gegen­leistung für die Groß­zü­gigkeit. Zum Bei­spiel eine „Kon­kurs­ordnung“ für Euro­länder. Zu hören bekommen sie dann (wie die FT berichtet):

  • „France’s finance minister has hit out at German-backed plans to impose debt wri­te­downs on investors in bailed out countries, warning that the issue was a red line for Paris in talks on eurozone reform. (…)  France was opposed to any auto­matic mechanism that would force private sector holders of sove­reign debt to take losses when a eurozone country applies for a bailout. He said the step would make the euro area more vul­nerable and fuel Euro­s­ceptic populism.“
    Fazit: Warum sollte auch jemand Pleite machen, jetzt wo wir für alles bezahlen?
  • „The Germany finance ministry argued in a paper last year that it would force investors to be more careful when buying up eurozone sove­reign debt, incre­asing market disci­pline on member states and reducing the size of tax­payer-funded bai­louts. The idea is strongly backed by the Dutch government. (…) Opponents of the mea­sures, who include many eurozone finance ministers, argue auto­matic wri­te­downs such as maturity exten­sions would create a self-ful­filling cycle of crises and spark investor panic.“
    – Fazit: Man macht es ja auch, damit die Märkte mehr Druck auf schlechte Schuldner ausüben!

Das Problem ist aber schon da! Und es ist riesig, weshalb sich die Süd­staaten inklusive Frank­reich auch so freuen und auch deren Gläu­biger. Über die (dumme) Groß­zü­gigkeit der deut­schen Politik:
Zunächst zur Methodik:

  • Der cep­De­fault-Index misst, wie sich die Fähigkeit eines Landes zur Rück­zahlung der Aus­lands­kredite und damit die Kre­dit­fä­higkeit ent­wi­ckelt. Dies hängt nicht nur von der Ver­schuldung des Staates ab. Vielmehr ist die Soli­dität der gesamten Volks­wirt­schaft aus­schlag­gebend. Ins­be­sondere die Wett­be­werbs­fä­higkeit der Unter­nehmen auf den Welt­märkten beein­flusst die Kre­dit­fä­higkeit eines Landes. So führt eine Erosion der Wett­be­werbs­fä­higkeit regel­mäßig zu höheren Importen und gerin­geren Exporten und damit zu Leis­tungs­bi­lanz­de­fi­ziten. Deren Kehr­seite ist eine zuneh­mende Ver­schuldung der pri­vaten Wirt­schafts­ak­teure im Ausland. Der cep­De­fault-Index berück­sichtigt daher neben den Staats­haus­halten auch das Kre­dit­ver­halten der Banken, Unter­nehmen und Kon­su­menten und misst ent­spre­chend die Ent­wicklung der Kre­dit­fä­higkeit des Landes insgesamt.“
    – Fazit: Das ist ein guter Ansatz. Was natürlich fehlt, ist die Frage nach der Gesamthöhe der Ver­schuldung. So mag eine Ver­bes­serung noch lange nicht bedeuten, dass das Land wirklich in der Lage sein wird, seinen Ver­pflich­tungen nachzukommen. 
  • Der Index setzt an zwei auf das Kalen­derjahr bezo­genen und in Prozent des Brut­to­in­lands­pro­dukts (BIP) gemes­senen Größen an: (1) am Niveau der kapa­zi­täts­stei­gernden Inves­ti­tionen (Ik) und (2) am Gesamt­wirt­schaft­lichen Finan­zie­rungs­saldo (GFS). Von Bedeutung für den Index ist außerdem (3) die Summe aus beiden Größen.“
    – Fazit: eine kon­se­quente Delta-Betrachtung. 
  • Zu den kapa­zi­täts­stei­gernden Inves­ti­tionen zählen die Net­to­werte (nach Abschrei­bungen) der Anla­ge­inves­ti­tionen der Unter­nehmen sowie der öffent­lichen Hand. Der Woh­nungsbau zählt jedoch nicht dazu, da er zu keiner Aus­weitung des Pro­duk­ti­ons­po­ten­zials führt.“
    – Fazit: Das ist absolut richtig. Ich würde sogar so weit gehen, dass hohe Woh­nungs­bau­in­ves­ti­tionen ein Signal für abneh­mende Pro­duk­ti­vität und Wett­be­werbs­fä­higkeit sind. 
  • Der Gesamt­wirt­schaft­liche Finan­zie­rungs­saldo bildet ab, wie viel Geld­ka­pital eine Volks­wirt­schaft netto aus dem Ausland benötigt bzw. in das Ausland trans­fe­riert. Ein nega­tiver GFS, also ein Net­to­ka­pi­tal­import, kann ins­be­sondere fol­gende Ursachen haben: Erstens kann er durch – mangels Wett­be­werbs­fä­higkeit auf­tre­tende – Leis­tungs­bi­lanz­de­fizite des Inlands ent­stehen, die durch aus­län­dische Kredite finan­ziert werden. Zweitens kann er ent­stehen, wenn Aus­länder im Inland mehr (Direkt-)Investitionen tätigen als umge­kehrt und dies mit den ent­spre­chenden Geld­transfers finan­ziert wird. Drittens kann er ent­stehen, wenn Inländer in großem Umfang Kapital aus dem Ausland abziehen (Kapi­tal­flucht) und ins Inland zurückholen.“
    – Fazit: Er geht – bekanntlich – mit ent­spre­chenden Han­dels­bi­lanzen einher. Kapi­tal­import = Defizit, Kapi­tal­export = Überschuss.

Jetzt aber die Ergebnisse:

  • „Die Kre­dit­fä­higkeit Frank­reichs ist erstmals seit 2014 wieder gesunken. Grund hierfür ist, dass Frank­reich einen – wenn auch sehr geringen – Teil seiner Net­to­ka­pi­tal­im­porte nicht für kapa­zi­täts­stei­gernde Inves­ti­tionen verwendete.“
    – Fazit: Konsum statt Investition.
  • Grie­chenland ist nach wie vor nicht kre­dit­fähig und eine Trend­wende ist nicht absehbar. Im Gegenteil: Der Abbau des Kapi­tal­stocks hat sich im ersten Halbjahr 2017 beschleunigt. Die Kon­sum­quote ist immer noch deutlich zu hoch und im ersten Halbjahr 2017 sogar wieder kräftig gestiegen.“
    Fazit: Ich dachte, die sparen (dachte ich natürlich nicht, sollte ich aber bei der Lektüre der Medien denken).
  • „Die Kre­dit­fä­higkeit von Italien ver­fällt seit 2010. Grund hierfür sind seit 2013 man­gelnde Inves­ti­tionen, die zu einem Abbau des Kapi­tal­stocks führen. Der Abbau ist sowohl auf feh­lende öffent­liche als auch negative private Net­to­in­ves­ti­tionen zurück­zu­führen.“
    – Fazit: Deshalb sollen wir sie retten unge­achtet der Tat­sache, dass die ita­lie­ni­schen Pri­vat­haus­halte deutlich ver­mö­gender sind, als die deutschen.
  • „Die Kre­dit­fä­higkeit von Lettland sinkt schon seit 2000. Ins­be­sondere man­gelnde private Inves­ti­tionen führen dazu, dass der let­tische Kapi­tal­stock seit 2009 – mit einer Aus­nahme – schrumpft. Ein Grund hierfür ist die zu hohe Kon­sum­quote Lett­lands.“
    – Fazit: o. k. Was kümmert uns Lettland.
  • „Die Kre­dit­fä­higkeit von Por­tugal ver­fällt seit 2004. Grund sind eben­falls ein Abbau des Kapi­tal­stocks auf­grund man­gelnder pri­vater und öffent­licher Inves­ti­tionen sowie eine zu hohe Kon­sum­quote.“
    Fazit: Und erst letzte Woche wurde von dem neuen Start-up-Wirt­schafts­wunder in Por­tugal berichtet. Oh man.
  • „Die Kre­dit­fä­higkeit Slo­we­niens nimmt seit 2012 ab. Ursächlich ist ein schrump­fender Kapi­tal­stock auf­grund man­gelnder pri­vater Inves­ti­tionen. Die öffent­lichen Inves­ti­tionen und die Kon­sum­quote sind im Gegensatz zu vielen anderen Pro­blem­ländern keine Krisenursache.“
    – Fazit: aber es ist wichtig, weil ein Pri­vat­sektor der sich falsch verhält am Ende das Land runterzieht.
  • „Die Kre­dit­fä­higkeit von Spanien ver­bessert sich seit 2012 kon­ti­nu­ierlich. Im Gegensatz zu den Vor­jahren hat sich diese Ver­bes­serung im ersten Halbjahr 2017 aber nicht mehr beschleunigt. Mit­tel­fristig könnten die seit 2012 nega­tiven öffent­lichen Net­to­in­ves­ti­tionen ein Wachs­tums­hin­dernis sein.“
    – Fazit: und die Demo­grafie, ein Punkt der hier ver­nach­lässigt wird.
  • „Die Kre­dit­fä­higkeit Zyperns ver­fällt – mit einer Aus­nahme – seit 2004. Dies setzte sich auch 2016 fort. Der Abbau des zypri­schen Kapi­tal­stocks wurde zwar gestoppt; Zypern ver­wendet aber immer noch Teile seiner Kapi­tal­im­porte für den Konsum.“
    – Fazit: Klartext, Konsum auf Pump.
  • „Die Kre­dit­fä­higkeit von Belgien und Finnland hat sich unbe­stimmt ent­wi­ckelt, die von Deutschland, Estland, Litauen, Luxemburg, den Nie­der­landen, Öster­reich und der Slo­wakei ist gestiegen.“
    – Fazit: aber nur, wenn man die gestie­genen Ver­pflich­tungen aus der Zuwan­derung und für die Euro „Rettung“ unterschlägt!


Quelle: cep

  • „Auch der aktuelle cep­De­fault-Index zeigt, dass die Euro-Zone noch nicht stabil ist: Die Kre­dit­fä­higkeit der Euro-Länder ent­wi­ckelt sich wei­terhin stark unter­schiedlich. So nimmt die Kre­dit­fä­higkeit von zwei Dritteln der Euro-Länder stetig zu, während sie in anderen Euro-Ländern kon­ti­nu­ierlich abnimmt oder bereits ver­loren ist. Zur Gruppe der Euro-Länder mit schon seit Jahren ero­die­render oder ero­dierter Kre­dit­fä­higkeit zählen Grie­chenland, Italien, Lettland, Por­tugal, Slo­wenien und Zypern. Mit Aus­nahme von Zypern ist der Verfall der Kre­dit­fä­higkeit in diesen Euro-Ländern auf eine negative Inves­ti­ti­ons­quote zurück­zu­führen. Dies ist besonders pro­ble­ma­tisch, da ein Abbau des Kapi­tal­stocks zur Ver­armung der Volks­wirt­schaft führt, wenn er über längere Zeit anhält. Der Abbau des Kapi­tal­stocks zeigt, dass die betrof­fenen Euro-Länder poten­ti­ellen Inves­toren keine wett­be­werbs­fä­higen Rah­men­be­din­gungen bieten können. Das oberste Ziel struk­tu­reller Reformen muss daher die Stärkung der Wett­be­werbs­fä­higkeit dieser Länder sein.“
    Fazit: Bingo! Und natürlich eine Restruk­tu­rierung der Schulden. Dazu in dem Papier der deut­schen und fran­zö­si­schen Öko­nomen – siehe Montag letzter Woche- kein Wort. 

Als Bei­spiel hier nur Italien genauer, mit Blick auf die Wahlen im März:

Quelle: cep

  • „Italien weist seit 2013 eine negative Inves­ti­ti­ons­quote auf, (…). Im ersten Halbjahr 2017 schrumpfte der Kapi­tal­stock im Umfang von 0,4% des BIP. Haupt­grund ist der starke Rückgang der öffent­lichen Net­to­in­ves­ti­tionen. Diese sind seit 2012 – mit zuneh­mender Tendenz – negativ. Dies ist auf die hohe öffent­liche Ver­schuldung des Staates und die dadurch bedingte hohe Zinslast zurück­zu­führen; der Anteil der öffent­lichen Aus­gaben für Zinsen ist der zweit­höchste in der EU. Dieses Geld fehlt für öffent­liche Inves­ti­tionen. Doch auch die pri­vaten Inves­ti­tionen tragen zum Abbau des Kapi­tal­stocks bei, denn seit 2013 sind auch sie negativ, wenn auch mit abneh­mender Tendenz.“
    – Fazit: womit auch das künftige Wachstum geringer ausfällt.
  • „Während Italien von 2002 bis 2012 per saldo Kapital impor­tierte, ver­lässt seit 2013 Kapital das Land. Da gleich­zeitig der ita­lie­nische Kapi­tal­stock schrumpft, ist der Kapi­tal­export kein Zeichen hoher Wett­be­werbs­fä­higkeit, sondern ein Zeichen von Kapi­tal­flucht. Kapital, das dringend für Inves­ti­tionen benötigt wird, ver­lässt das Land.“
    – Fazit: und führt bei uns zu explo­die­renden Target2-Salden.
  • „Die ita­lie­nische Kon­sum­quote lag von 2010 bis 2013 oberhalb der Schwelle von 100% des ver­füg­baren Ein­kommens. Von 2014 bis 2016 sank die Quote wieder auf 97,7% und sta­gnierte dort im ersten Halbjahr 2017. Damit liegt sie immer noch 5,1 Pro­zent­punkte über dem Durch­schnitt des Euro-Raums von 92,6%.“
    – Fazit: Und dennoch ist die Stimmung im Land schlecht, was wir bei den Wahlen im März sehen werden.

Fazit: hier liegen die Pro­bleme der Eurozone, nicht bei den Themen der Öko­no­men­gruppe, die Macron dient und die deut­schen Poli­tiker anruft …
cep­De­fault-Index 2018, Januar 2018
FT (Anmeldung erfor­derlich) 8. Februar 2018
Dr. Daniel Stelter — www.think-beyondtheobvious.com