Die ver­ges­senen Zivi­li­sa­tionen: Te Pito Te Henua (Der Nabel der Welt), Oster­insel (Videos)

Das The­menfeld um die geschaf­fenen Kul­tur­güter der Oster­insel ist der­artig komplex, dass sich die Frage nach der Her­kunft ihrer Schöpfer nicht mit letzter Bestimmtheit beant­worten lässt.
Die Oster­insel liegt rund 3.800 Kilo­meter vor der chi­le­ni­schen Pazi­fik­küste und im gleichen Radius findet sich weder eine weitere Land­masse noch eine bewohnte Insel. Es ist zwar richtig, dass die 2.073 Kilo­meter ent­fernt lie­gende Insel “Pit­cairn” bewohnt ist, aber diese Bewohner sind Nach­kommen der Bounty-Meu­terer, die die Insel erst 1790 betreten haben.
Ja, es ist auch richtig, dass die Bounty-Meu­terer auf Pit­cairn Spuren in Form eines kleinen Stein­altars und drei Stein­fi­guren vor­ge­funden haben, aber bei diesen Siedlern dürfte es sich wohl mehr um einen geschei­terten Besied­lungs­versuch gehandelt haben.
Die Frage ist also, von wo kamen die Men­schen, die die so ein­drucks­vollen Spuren auf der Oster­insel hin­ter­lassen haben? Jeder der sich mit dieser Frage näher beschäftigt hat, wird früher oder später hin und her gerissen sein von seiner eigenen Meinung, denn zu ver­schieden sind die Theorien einer Erstbesiedlung.
Und jeder der ernsthaft bemüht ist, sich eine seriös fun­dierte Meinung zu bilden kommt leider nicht umhin, sich mit jeder, noch so absurden Theorie zu beschäftigen.
So finden sich bei­spiels­weise Buch­au­toren wie John Macmillan Brown, David Hatcher Childress oder Jean Prachan die meinen, die Oster­insel sei der Rest eines geheim­nis­vollen Kon­ti­nents namens Lemuria oder Mu.
Oder wer kennt nicht die fan­tas­ti­schen Geschichten von Erich von Däniken, der Ahu-Bauten als Start­rampen für Ufo´s iden­ti­fi­ziert haben will, die Moai´s sollen von den Außer­ir­di­schen (mit uns heute unbe­kannten Werk­zeugen) aus lauter Lan­ge­weile aus dem Fels geschlagen haben und in einer Petro­glyphe will er sogar einen Ufo-Antriebs­motor erkannt haben.
Mit einer ähnlich fan­tas­ti­schen Theorie wartet der Buch­autor T.B. Pawlicki auf, der meint, durch Vibra­tionen, Gra­vi­tation und Elek­tro­ma­gne­tismus hätten Außer­ir­dische die Stein­blöcke auf der Oster­insel schweben lassen können. Der Aus­tralier Mark Balfour geht den umge­kehrten Weg und meint, die Moai´s wären Teil eines welt­um­span­nenden elek­tro­ma­gne­ti­schen Ener­gie­feldes und würden als eine Art Trans­mitter und Ener­gie­an­tenne die Oster­insel vor schlechten Ein­flüssen geschützt haben.
Durch eine gering­fügige Ver­schiebung des Pla­teaus wären die Moai´s aber aus dem Ener­gie­kon­zen­tra­ti­ons­punkt geschoben worden und hätten somit ihren Sinn verloren.
 
Die, ver­meintlich, seriöse For­schung und Archäo­logie bleibt aber auf der Erde und kon­zen­triert sich auf den Pazifik und die daran angren­zenden Kon­ti­nente bzw. die sich darin befin­denden Inseln. Der Ungar Wilhelm von Hevesy will erstaun­liche Par­al­lelen in den Sym­bolen auf den Ron­go­rongo-Schrift­tafeln und bestimmten Ele­menten einer Schrift im Indus-Tal (Indien) ent­deckt haben.
Robert Heine-Gelden sieht in bestimmten Schrift­zeichen der chi­ne­si­schen Shang-Periode erstaun­liche Ähn­lich­keiten mit den Glyphen auf der Oster­insel. Der Mün­chener Archäologe Kurt Horedt bringt die Ron­go­rongo Schrift­zeichen mit dem in Nord­schleswig gefun­denen ger­ma­ni­schen Goldhorn in Ver­bindung. Von den neun Schrift­fi­guren auf dem Helm seien sieben nahezu iden­tisch mit Ron­go­rongo-Zeichen. Dies würde Horedt´s Meinung nach auch erklären, warum es auf der Oster­insel rot­haarige, hell­häutige Men­schen gibt. Die Pukaos sind seiner Meinung nach Abbilder der roten Germanenhaare.
Betrachtet man aller­dings die als wahr­scheinlich und von der Wis­sen­schaft als aner­kannt ein­ge­stuften Besied­lungs­theorien, so liegen die Ursprünge der Oster­in­su­laner in Poly­nesien bzw. in Süd­amerika und hier spe­ziell Peru. Wirklich schlauer ist man nach diesen Theorien nicht, denn sie sind einfach zu unterschiedlich.
1. Theorie der Monobesiedlung:
Der sich, in archäo­lo­gi­scher Hin­sicht, um die Oster­insel sehr ver­dient gemachte Archäologe William Mulloy vertrat die These, die Oster­insel sei aus­schließlich von Men­schen aus dem poly­ne­si­schen Raum besiedelt worden. Gemeinsam mit seinem chi­le­ni­schen Kol­legen Gonzalo Figueroa stellte er die Theorie auf, die Oster­insel sei um 400 bis 500 n. Chr. in einem Schub von Ein­wan­derern aus Poly­nesien besiedelt worden und in den fol­genden Jahr­hun­derten habe es eine spek­ta­kuläre Kul­tur­ent­faltung gegeben. Mulloy und Figueroa sind mit ihrer These aber relativ alleine.
2. Theorie der Dreifachbesiedlung:
Wesentlich mehr Anhänger findet die Theorie des Nor­wegers Thor Heyerdahl. Thor Heyerdahl meinte mit seiner expe­ri­mental Archäo­logie und seinen von ihm in Auftrag gege­benen wis­sen­schaft­lichen Aus­gra­bungen bewiesen zu haben, dass die Oster­insel in drei Stufen besiedelt wurde, nämlich in Stufe I und II vom süd­ame­ri­ka­ni­schen Kon­tinent und in Stufe III von Siedlern aus Poly­nesien. Heyerdahl war der Meinung, dass im 4. Jahr­hundert n.Chr. und 11. Jahr­hundert n.Chr. Ein­wan­derer aus Süd­amerika auf die Oster­insel gekommen sind und erst im 13. Jahr­hundert die Polynesier.
Thor Heyerdahl ist aller­dings nicht umstritten und das hat vor allem zwei Gründe: Heyerdahl hat kein Archäo­logie-Studium und viele Wis­sen­schaftler haben Heyerdahl alleine deshalb schon seine Kom­petenz abge­stritten. Thor Heyerdahl hat seine Theorien zu schnell ver­öf­fent­licht und sie später wieder abgeändert.
DNA-Unter­su­chungen aus den Jahren 2011 + 2014 bestä­tigen, aber kor­ri­gieren Heyer­dahls Theorie!
3. Theorie der Mehr­fach­be­siedlung von Poly­nesien aus:
Die Mehrheit der Fach­wis­sen­schaftler ist geneigt zu glauben, die Oster­insel sei in meh­reren Wellen von Bewohnern poly­ne­si­scher Inseln besiedelt worden. Hierbei ist man der Meinung, die Erst­be­siedlung sei im 4. oder 5. Jahr­hundert n. Chr. erfolgt, eine zweite Sied­ler­welle folgte im 14. Jahr­hundert. Geradezu kin­disch wird die Mög­lichkeit abge­stritten, süd­ame­ri­ka­nische Zuwan­derer hätten direkt Ein­fluss auf die Kultur der Oster­in­su­laner genommen.
Strittige Kern­fragen in den Theorien sind unter anderem:
– Wer hat die ersten Stein­altäre, in deren Schaf­fens­phase die exakt zusam­men­ge­fügten Ver­blend­steine des Ahu Vinapu gehören, gebaut?
– wer hat diese ersten Stein­altäre in riesige Ahu-Anlagen umge­stalten lassen, um darauf die gigan­ti­schen Moai´s zu setzen?
– was ist dran, an den Legenden der Kurz­ohren und die der Lang­ohren und den damit ver­bun­denen Poike-Graben?
– wie passt der so genannte Vogelmann-Kult zu dem Kult um die Moai´s und den Ahu-Anlagen?
– von welcher Kultur ist die Ron­go­rongo-Schrift ausgegangen?
– wie kommen Früchte und Pflanzen auf den poly­ne­si­schen Inseln, ein­schließlich auf die Oster­insel, die ursprünglich nur auf dem süd­ame­ri­ka­ni­schen Kon­tinent zu finden waren?
2011 + 2014 – DNA-Ver­gleiche ergeben:
Vor rund 800 Jahren ver­mischten sich die poly­ne­si­schen Rapanui mit prä­ko­lum­bia­ni­schen Urein­wohnern. Dies ver­öf­fent­lichte das Fach­ma­gazin “Current Biology”.
Bereits im Jahre 2011 hatte Erik Thorsby (Uni Oslo) nach­ge­wiesen, dass sich in dem DNA-Material der Rapanui (Oster­insel) auch eine Gen-Sequenz zeigt, die ein­deutig den prä­ko­lum­bia­ni­schen Urein­wohnern zuzu­ordnen ist.
Das Team um den Evo­lu­ti­ons­bio­logen “Eske Wil­lerslev” (Kop­pen­hagen) ver­fei­nerte 2014 Thorsby Analyse und bestä­tigte: In den Genomen von 27 unter­suchten Rapanui fanden sich acht Prozent Gen-Anteile, die ein­deutig vom süd­ame­ri­ka­ni­schen Kon­tinent stammen (76% der Gene teilen sich die Rapanui mit anderen Poly­ne­siern, 16% mit Euro­päern, 8% mit Süd­ame­ri­kanern). Das Team um Eske Wil­lerslev konnte auch den Zeitraum der Ver­mi­schungen ein­grenzen: Die Europäer ver­mischten sich mit den Rapanui etwa um 1850, die ame­ri­ka­ni­schen Urein­wohner – mit Vor­sicht – zwi­schen 1280 und 1495, ganz sicher aber vor der Mitte des 18. Jahrhunderts.
Wie genau der Kontakt zwi­schen den Rapanui und den Süd­ame­ri­kanern zustande kam, lässt sich von diesen Unter­su­chungen nicht ableiten. Das Team um J. Victor Joreno-Jayer und Eske Wil­lerslev meinen jedoch, dass die Poly­nesier zunächst zum Süd­ame­ri­ka­ni­schen Kon­tinent gesegelt und mög­li­cher­weise in Begleitung süd­ame­ri­ka­ni­schen Urein­wohnern zurück­ge­segelt seien.
Begründet wird diese Annahme mit der Tat­sache, dass die frühen Poly­nesier wesentlich bes­serer See­fahrer waren, aber vor allem durch die Tat­sache, dass die Poly­nesier den Süd­ame­ri­ka­ni­schen Kon­tinent nicht ver­fehlen konnten, die Süd­ame­ri­kaner die Oster­insel aller­dings nur durch Zufall hätten finden können.
 
Die ver­ges­senen Zivilisationen
Als ich noch ein junger Bursche war, hat der bri­tische Kunst­his­to­riker Kenneth Clark (1903–1983) eine ein­fluss­reiche 13-teilige Fern­seh­serie geschrieben und pro­du­ziert (erstmals 1969 von der BBC) und publi­zierte ein Begleitbuch dazu – beide unter dem Titel: „Civi­li­sation: A Per­sonal View.“
Wir waren ver­zaubert von der Fern­seh­serie und ver­schlangen jedes Wort des Buches, wir ver­fielen dem Zauber seiner unge­wöhn­lichen Schlichtheit in Stil und Treff­si­cherheit und akzep­tierten seine Behaup­tungen, ohne sie infrage zu stellen.
Clark bestimmte für eine ganze Gene­ration das all­ge­meine Konzept dessen, was Kultur ist, und seine Ansichten haben heut­zutage immer noch Bestand für den größten Teil des Publikums (oder zumindest in West­europa und Amerika). Für seine Bei­träge erhielt Clark den Titel „Lord Clark of Saltwood”(Saltwood ist ein Schloss in Kent, welches Clark 1955 kaufte).
Fakt ist, dass Clark eine ziemlich begrenzte Vor­stellung davon hatte, was genau die Zivi­li­sation begründet hat. Sein Buch und seine Serie kon­zen­trierten sich auf die christ­liche, west­eu­ro­päische Zivi­li­sation des Zeit­raums ab 1100 n. Chr. bis ins 19. Jahr­hundert und seine Ansicht hatte einen deut­lichen eng­li­schen Ein­schlag. Über das Konzept der Kultur im All­ge­meinen bis hin zum angeb­lichen Höhe­punkt der Zivi­li­sation, wie er sie sah, schrieb Clark:
„Es hat Zeiten in der Geschichte der Menschheit gegeben, als die Erde plötzlich wärmer oder radio­ak­tiver geworden zu sein schien … Ich schiebe das nicht als wis­sen­schaft­liche Aussage in den Vor­der­grund, aber die Tat­sache bleibt bestehen, dass es drei oder vier Zeit­punkte in der Geschichte gegeben hat, in der die Menschheit einen Sprung nach vorne gemacht hat, der unter nor­malen Evo­lu­ti­ons­be­din­gungen undenkbar gewesen wäre.
Einer dieser Zeit­punkte war im Jahr 3.000 v. Chr., als plötzlich Zivi­li­sa­tionen auf­tauchten, nicht nur in Ägypten und Meso­po­tamien, sondern auch im Industal; ein anderer war im späten 6. Jahr­hundert v. Chr. als es nicht nur das Wunder von Ionien und Grie­chenland gegeben hat – Phi­lo­sophie, Wis­sen­schaft, Kunst, Poesie, die alle einen Punkt erreichten, den es 2.000 Jahre lang nicht gegeben hatte – sondern auch in Indien eine bei­spiellose, mög­li­cher­weise vorher nicht da gewesene spi­ri­tuelle Ent­wicklung stattfand.
Ein anderer Zeit­punkt war ungefähr um das Jahr 1100 herum. Er schien die gesamte Welt betroffen zu haben, aber seinen stärksten und dra­ma­tischsten Ein­fluss hatte er auf West­europa – wo er auch am meisten gebraucht wurde. Es war wie der rus­sische Frühling. In jedem Bereich des Lebens – Hand­lungen, Phi­lo­sophie, Orga­ni­sation, Tech­no­logie – überall ergoss sich eine über­strö­mende Energie, eine Inten­si­vierung der Existenz.“ (Clark 1969, 33; Aus­las­sungs­zeichen im Original)
Meine Behauptung, die ich in diesem Buch “Die ver­ges­senen Zivi­li­sa­tionen” her­aus­ar­beiten werde, ist, dass das plötz­liche Erscheinen von Zivi­li­sation im Jahre 3.000 v. Chr., über die Clark spricht, nicht das erste Auf­tauchen einer Zivi­li­sation dar­stellt. Eher ist es das erneute in Erscheinung treten einer Zivi­li­sation nach ungefähr 5.000 oder mehr Jahren. Natürlich gibt es erwie­se­ner­maßen eine Kultur in der Zeit von 10.000 v. Chr. bis 9.000 v. Chr., also tausend Jahre früher als die Ägyp­tische Dynastie und ihre Zeit­ge­nossen in Meso­po­tamien und dem Industal.
Dieses frü­heste Erblühen einer Zivi­li­sation wurde im All­ge­meinen von der Menschheit ver­gessen, obwohl Hin­weise darauf immer noch in Hei­ligen Inschriften, über­lie­ferten Legenden und uralten Texten gefunden werden können. Der Garten Eden, Erzäh­lungen über ein Gol­denes Zeit­alter und Platos Erzäh­lungen über Atlantis könnten alle als Referenz für diese ursprüng­liche Zivi­li­sation dienen. Jetzt ist es an der Zeit, ihr Erbe anzu­treten (Ant­arktis: Atlantis im “ewigen” Eis? Polare Loka­li­sierung (Videos)).
Dr. Robert M. Schoch, Ph.D.
 
Te Pito Te Henua (Der Nabel der Welt), Osterinsel
Die Oster­insel ist ein Sinnbild für uralte Mys­terien. Im ent­fernten Süd­pa­zifik gelegen, genau südlich vom Wen­de­kreis des Stein­bocks, und ungefähr 3.700 km westlich von Chile und über 2.000 km von jeder bewohnten Insel ent­fernt, wird diese Insel oft als die am abge­schie­densten lebende Bevöl­kerung der Welt bezeichnet.
Es wird auch Rapa Nui, Isla de Pascua und Te Pito Te Henua genannt. Der letzte Name wird auch über­setzt mit „der Nabel der Welt“, „Nabel und Uterus“ oder „Ende des Landes“ über­setzt, was sich offen­sichtlich sowohl auf die iso­lierte Lage der Insel als auch auf die Vul­kan­krater bezieht, aus der sie besteht. Die Insel hat eine drei­eckige Form und ist so klein, dass man theo­re­tisch in zwei Tagen die gesamte Küste ablaufen kann.
Die Insel blieb im Ver­bor­genen und war der west­lichen Welt völlig unbe­kannt bis zu ihrer Ent­de­ckung durch den hol­län­di­schen For­scher Jacob Rog­geveen am Oster­sonntag 1722. Die gigan­ti­schen Stein­köpfe und Torsos, bekannt als „Moai“, die man zu Hun­derten auf der Insel findet, sind mega­li­thische Rätsel, die über unsere Vor­stel­lungs­kraft hinausgehen.
Die durch­schnitt­liche Höhe und das Gewicht der Moai wurden auf etwa vier Meter und ungefähr 12 bis 13 Tonnen geschätzt und die größten ste­henden Moai sind bis zu 10 Meter hoch und wiegen schät­zungs­weise bis zu 75 Tonnen. Ein unfer­tiger Moai, der noch im Stein­bruch liegt, ist etwa 21 Meter lang und hat ein geschätztes Gewicht von viel­leicht 250 Tonnen. Wie und warum wurden sie geschnitzt? Von wem und wann? Das sind immer noch unbe­ant­wortete Fragen; bis zum heu­tigen Tag haben die Moai sich erfolg­reich unseren besten Ver­suchen ent­zogen, ihre wahre Bedeutung endlich zu entziffern.
Die moderne „Stan­dard­lösung“ für das Geheimnis der Oster­insel ist, dass die Ersten der über hundert Moai vor ungefähr 1.000 – 1.500 Jahren geschaffen worden sind, als die ersten poly­ne­si­schen Siedler auf der Oster­insel ange­kommen sind, und dass das Behauen der Moai andauerte bis ins 17. Jahr­hundert, kurz bevor es zum ersten Kontakt mit Europa kam.
Die Moai waren, gemäß diesem Sze­nario, im Grunde ein Teil eines Ahnen- und Toten­kultes. Die Pro­duktion der Moai endete, als die Oster­in­su­laner ihr Land ent­wal­deten und dadurch die Umwelt­zer­störung über ihre kleine Insel brachten, einen Krieg zwi­schen den Stämmen ent­fachten und eine ver­armte Gesell­schaft und sogar Kan­ni­ba­lismus zur Folge hatte.
Aber hält diese Geschichte, die in neuerer Zeit sowohl in wis­sen­schaft­lichen als auch all­ge­meinen Kreisen stark ver­breitet ist, wirklich einer genauen Betrachtung stand?
Eine klare Analyse der Beweise unter­stützt nicht not­wen­di­ger­weise das „die Ein­ge­bo­renen haben ihre Umwelt zerstört”-Szenario (Peiser 2005). Es ist eher so, dass dies nur ein west­licher Mythos ist, der sowohl die Zer­störung der Insel und Kultur durch den euro­päi­schen Kontakt (der den berüch­tigten Raub von Sklaven und den effek­tiven Völ­kermord beinhaltete) über­decken sollte als auch die wahre, pracht­volle Antike und die hoch­kul­tu­rellen und tech­no­lo­gi­schen Errun­gen­schaften der Zivi­li­sation der Oster­insel ver­schleiern sollte.
Mit diesen Gedanken im Hin­terkopf traten Katie und ich im Januar 2010 zusammen mit dem Bot­schafter, seiner Familie und ein paar Freunden unsere kurze Erkun­dungstour der Oster­insel an, um uns diese Rätsel selbst anzuschauen.
 
Die Chro­no­logie und Alters­be­stimmung der Moai
Die Stan­dard­ge­schichte der Oster­insel erzählt nicht aus­führlich von der jewei­ligen Alters­be­stimmung der ver­schie­denen Moai und dem Verweis dieser Statuen auf eine ziemlich späte Zeit, die höchstens ungefähr 1.000 – 1.500 Jahre zurückliegt.
Bei der Betrachtung der Moai mit meinem geo­lo­gisch geschulten Auge war ich besonders beein­druckt von den unter­schied­lichen Graden der Ver­wit­terung und Erosion, die man an den ver­schie­denen Moai fest­stellen konnte und die ver­rä­te­rische Zeichen von gra­vie­renden Alters­un­ter­schieden sein könnten. Der Level der Sedi­ment­bildung um bestimmte Moai beein­druckte mich eben­falls. Einige Moai sind in einer bis zu geschätzten 6 Meter tiefen
Sedi­ment­schicht und mehr begraben. Sodass, obwohl sie auf­recht stehen, nur ihre Kinne und Köpfe über dem aktu­ellen Boden­niveau liegen.
Es gibt zwei grund­sätz­liche Erklä­rungen mit der man eine solche Ein­grabung begründen könnte: 1. Die Moai wurden absichtlich begraben, viel­leicht um sie zu beschützen oder als Teil einer ritu­ellen Zere­monie oder 2. Die Moai wurden durch natür­liche geo­lo­gische Pro­zesse begraben. Beim Studium der geo­lo­gi­schen Seite vor Ort sah ich keine Beweise für eine absicht­liche Eingrabung.
Analog dazu bestä­tigten kürz­liche Frei­le­gungen zweier Moai im Rahmen des Easter Island Statue Project meine Beob­ach­tungen: „Der Dreck und die Trümmer, die die Statuen teil­weise bedecken, wurden von oben abgetragen/ausgewaschen und nicht absichtlich ange­häuft, um die Statuen zu begraben, schützen oder unter­stützen“ (EISP, 2012)
Zu einem hohen Niveau der Sedi­ment­bildung kann es schnell kommen, wenn es kata­stro­phale Erd­rutsche gab, Schlamm­fluten oder mög­li­cher­weise Tsu­namis, die über die Insel gefegt sind, aber ich konnte kei­nerlei Beweise dafür finden, die diese Hypo­these unter­stützen (und Erd­rutsche und Tsu­namis würden dazu ten­dieren, alle Statuen anzu­heben und umzustürzen).
Für mich sieht es eher so aus, dass die Sedi­ment­bil­dungen um bestimmte Moai ein viel höheres Alter unter­stellen, als es nach Ansicht der meisten kon­ven­tio­nellen Archäo­logen und His­to­riker der Fall ist oder als sie für möglich halten. Im Gegenteil, ich glaube sogar, dass der Beweis ein Anzeichen dafür ist, dass die ersten Ein­wohner von Rapa Nui die Insel vor dem Ende der letzten Eiszeit vor ungefähr 12.000 Jahren erreicht haben.
Nicht nur die Sedi­ment­bildung um die Statuen herum lassen eine längere und ganz andere Chro­no­logie ver­muten, als gemeinhin akzep­tiert wird, sondern auch die Ver­wit­te­rungs- und Ero­si­ons­muster sowie die sti­lis­ti­schen Betrachtungen
Obwohl die meisten der Moai einer­seits sti­lis­tisch ähnlich und eher ste­reotyp sind, ist jedoch ande­rer­seits jede Statue ein­zig­artig und sie könnten, denke ich, anhand dessen in ver­schiedene sti­lis­tische Typen kate­go­ri­siert werden. Außerdem sollten sie zusätzlich nach der Gesteinsart und der Ver­wit­te­rungs- und Ero­si­ons­level sor­tiert werden. Ein anderer Schlüssel für die Lösung des Pro­blems wäre der Ver­gleich der Maße der Ver­wit­terung, Erosion und Sedi­ment­bildung in his­to­ri­schen Zeiten.
Ich habe damit begonnen, Foto­grafien ver­schie­dener Moai und Land­formen der Oster­insel zu sammeln, die in den letzten 130 Jahren auf­ge­nommen worden sind, um sie geo­lo­gisch mit den heu­tigen Bedin­gungen zu ver­gleichen und auf diese Art zu ver­suchen, eine quan­ti­tative Bestimmung des Maßes der Ver­wit­terung, Erosion und Sedi­ment­bildung zu erhalten. Bislang sieht es so aus, als wäre die Sedi­ment­bildung während des letzten Jahr­hun­derts alles in allem relativ bescheiden geblieben.
Sogar auf unserem vor­aus­ge­gan­genen Erkun­dungstrip fand ich Beweise dafür, dass die ersten Moai aus einem anderen Material bestehen als die später ent­stan­denen. Die frühen Moai scheinen feiner aus dem harten Basalt heraus gear­beitet zu sein, ver­glichen mit denen spä­teren Zeiten, von denen die meisten aus vul­ka­ni­schem Tuff­ge­stein gear­beitet sind.
Die wenigen übrig geblie­benen Basalt Moais wurden ent­weder in nied­ri­geren stra­ti­gra­fi­schen Schichten gefunden, unter anderen Moais und den Platt­formen, auf denen die spä­teren Moais auf­ge­stellt worden sind oder die Basalt Moais wurden in spä­teren Bauten neu ver­wendet, was bedeutet, dass die Basalt Moai unter den frü­hesten auf der ganzen Insel waren.
Zum Bei­spiel der berühmte Basalt Moai, der jetzt im Bri­ti­schen Museum steht, wurde 1868 aus einer stei­nernen Anlage in Orongo ent­fernt, wo man sie neu ver­wendet hat, und ihr Rücken war teil­weise während einer spä­teren Zeit gra­viert worden als die ursprüng­liche Statue (Van Tilburg 2007).
Außerdem hat min­destens einer der Basalt Moai (der sich jetzt im Museum auf der Oster­insel befindet) wie zuvor erwähnt, eine recht seltsame Form, mit einem ver­län­gerten Kopf und gut aus­ge­bil­deten Brüsten, sodass er oft für weiblich gehalten wird, während fast alle anderen Moai offen­sichtlich männlich sind.
Ein anderes großes Rätsel, das man direkt auf die Chro­no­logie und Alters­be­stimmung der Moai anwenden kann, ist die Frage, wo die ver­schie­denen Moais abgebaut worden sind. Stein­brüche am Rand der Vul­kan­krater, wo man große Moai aus dem vul­ka­ni­schen Tuff her­aus­ge­ar­beitet hat, sind gut frei­gelegt und ent­halten immer noch halb fertige Moais vor Ort. Ich habe diese Stein­brüche sorg­fältig untersucht.
Aller­dings sind die Stein­brüche, wo man die Basalt Moais abgebaut hat, bisher nie defi­nitiv geortet worden – trotz der geringen Größe der Insel. Auf­grund der Geo­logie der Oster­insel erwarte ich, dass jed­wedes mög­liche Basalt­vor­kommen in der unteren stra­ti­gra­fi­schen Schicht vor­kommt, und zwar so tief, dass es mitt­ler­weile sogar unter dem Mee­res­spiegel der Küste vor der Insel liegen müsste. Das bedeutet, dass die Basalt­stein­brüche mög­li­cher­weise unter Wasser liegen. Wie kann das sein? Es ist schwer vor­stellbar, dass die alten Oster­in­su­laner die Fels­blöcke unter Wasser abgebaut haben.
Alter­nativ könnten die „ver­loren gegan­genen Basalt-Stein­brüche” auch jetzt unter dem Mee­res­spiegel liegen, weil sie so extrem alt sind und daher die Basalt Moai, die daraus gemacht wurden, eben­falls extrem alt sind. Der Mee­res­spiegel ist seit dem Ende der letzten Eiszeit vor ca. 10.000 Jahren oder mehr dra­ma­tisch ange­stiegen, und falls die Basalt Moai entlang der Küste der Oster­insel abgebaut wurden, aus Bereichen, die seither unter Wasser liegen, könnte dies bei der Alters­be­stimmung der Moai helfen und würde auch andeuten, dass sie Tau­sende von Jahren älter sind, als man im All­ge­meinen annimmt.
Der Schlüssel zur Lösung des Rätsels der Basalt Moai liegt im Auf­finden der Stein­brüche. Wenn sie entlang der Küste unter Wasser liegen, wird ihre Tiefe und geo­lo­gische Struktur ein neues Licht auf ihr Alter werfen und könnte uns zu einer umwäl­zenden Erkenntnis führen in unserem bis­he­rigen Denken über das Alter, den Ursprung, die Wich­tigkeit und den hohen Ent­wick­lungs­stand der Osterinsel-Kultur.
Um nur eine Sache zu nennen: Während die spä­teren Standard-Moai aus vul­ka­ni­schem Tuff gefertigt wurden, der mit pri­mi­tiven Werk­zeugen relativ leicht aus dem Fels geschnitten werden konnten, kann man das von den offen­sichtlich älteren und fort­schritt­li­cheren Basalt Moai nicht behaupten, die mög­li­cher­weise als Modell gedient haben und den Maßstab für die spä­teren Tuff­stein Moai setzten.
Eine fas­zi­nie­rende Legende der Oster­insel erzählt, dass einer der Gründer, König Hotu-Matua, aus einem Land namens Hiva kam, welches angeblich langsam im Meer versank (Mazière 1968). Ebenso hat der spätere Eth­nograf Thomas S. Barthel (1923–1997) die fol­gende über­lie­ferte Legende aufgezeichnet:
„Diese Insel (Rapa Nui) war einst ein großes Land. Der Grund dafür, warum es so klein geworden ist, ist der, dass Uoke (ein Gigant oder Gott, auch bekannt als Uvoke) die Erde mit einer (rie­sigen) Stange ange­hoben hat und sie dann (ins Meer) sinken ließ. Es war wegen der sehr schlechten Men­schen auf Te Pito O Te Henua (Oster­insel), dass Uoke das Land anhob (und her­un­ter­fallen ließ) bis es ganz klein geworden war.“ (Barthel 1978,3)
 
Sprechen diese Legenden etwa von einem Volk, das vor dem anstei­genden Mee­res­spiegel floh (an einigen Stellen um die hundert Meter oder mehr; s. Schoch und McNally 2003, 242), viel­leicht vor Tau­senden von Jahren am Ende der letzten Eiszeit, als der Mee­res­spiegel weltweit anstieg?
Fand die ursprüng­liche Bevöl­kerung der Oster­insel vor dem letzten und höchsten Anstieg des Mee­res­spiegels vor der Eiszeit statt und war sie zu diesem Zeit­punkt noch größer? Ein solches Sze­nario würde zu den frühen Basalt Moais passen, die aus den Stein­brüchen entlang der Küste stammen, die seither über­spült worden sind.
Es ist bereits mehr als nur bloße Spe­ku­lation, dass die Basalt Moais aus Stein­brüchen abgebaut worden sind, die jetzt unter Wasser liegen. Als wir auf der Insel waren hörten wir aus Berichten, dass als der fran­zö­sische Mari­ne­for­scher Jacques-Yves Cousteau (1910–1997) und seine Taucher die Insel besuchten, sie über einige ziemlich recht­eckige Löcher stol­perten oder Hohl­räume in den Basalt­schichten, die von der Küste ent­fernt lagen.
Könnten diese in der Tat die uralten Stein­brüche sein? Wir haben uns auf die Suche nach Tau­chern gemacht, die immer noch auf der Insel waren und die Teil von Cous­teaus Team gewesen sind und die bereit waren und auch die Mög­lichkeit hatten, uns an diese Stellen zu führen. Wir hoffen, dass wir auf der nächsten Reise dort tauchen und selbst die mög­lichen Stein­brüche erfor­schen können.

Der Nabel der Welt ver­ändert immer wieder seine Form
Eine von Tou­risten auf der Oster­insel immer wieder gerne auf­ge­suchte Stelle ist der so genannte “Te Pito Te Henua”; zu Deutsch etwa: “Der Nabel der Welt” oder auch “Der rote Nabel”.
Hier befindet sich auch , wenn leider auch zer­stört, der größte Moai, der jemals auf einer Ahu-Anlage auf­ge­stellt worden ist. Dieser Moai nennt sich “Paro” und ist statt­liche 9,80 Meter hoch (gewesen). Einige Insel­be­wohner behaupten (und so ist es auch in vielen Ver­öf­fent­li­chungen zu lesen), dieser Moai habe noch bis 1838 auf der Ahu-Anlage (Te Pito Kura) gestanden.
Das für viele Tou­risten inter­es­sante an dieser Stelle ist aber nicht der Moai, sondern ein runder glatt polierter Stein mit einem Durch­messer von etwa 80 Zen­ti­meter, flan­kiert von vier klei­neren runden Steinen, die ins­gesamt wie­derum von einem Stein­kreis umgeben sind, der (zumeist) an einer Seite geöffnet ist. Tou­risten benennen dieses Arran­gement auch mit “Nabel der Erde”; es liegt etwas abseits der Zere­monie-Anlage Richtung Meer.
Viele Men­schen schreiben dieser (von der Natur glatt­ge­schlif­fenen) Stein­kugel mytische Kräfte zu. Immer wieder sieht man Men­schen die dort medi­tieren, ihre Hände auf den Stein legen, um die Kraft des Steins zu emp­fangen. Gläubige meinen, es fließe “Mana” (also magische Kraft) aus dem Te Pito. Die vier klei­neren Stein­kugeln sollen die vier Wind­rich­tungen sym­bo­li­sieren und fun­gieren für viele als Sitze während der Meditation.
Ob dieses Arran­gement von den Urein­wohnern der Oster­insel errichtet wurde dürfte bezweifelt werden. In einigen Quellen heißt es, eine eso­te­risch ange­hauchte Gruppe hätte diese Anlage erschaffen. Die Oster­insel-Freunde haben auf ihrer Website ein Foto aus dem Jahre 1975 ver­öf­fent­licht und darauf ist nur der runde Stein und »kein« Stein­kreis zu sehen.
Wenn man die im Internet ver­öf­fent­lichten Bilder vom Stein­kreis betrachtet und ver­gleicht so ver­ändert sich die Form des Stein­kreises auch immer wieder. Auf dem Bild rechts bei­spiels­weise Brief­marken zum Thema Te Pito Te Hen­uaist der Kreis see­wärts geöffnet und das untere Bild zeigt, dass der Kreis land­ein­wärts geöffnet ist. Wer für die Ver­än­de­rungen ver­ant­wortlich ist und warum die Oster­in­su­laner diese Veränderung(en) über­haupt zulassen, ist nicht bekannt.

(Ahu Te Pito Kura)
Einige Insu­laner behaupten, der große Stein sei vor langer Zeit vom Ahu A Kapu an die West­küste zum Ahu Te Pito Kura gebracht worden. Eine Legende besagt auch, diese grau­schwarze Basalt­kugel kam mit dem König Hotu Matua und den ersten Siedlern von Hiva zur Osterinsel.
 
Geo­lo­gische Unter­su­chungen haben ergeben, dass dieser Stein von der Oster­insel stammt. Es besitzt vul­ka­nische Ein­schlüsse und wegen seiner hohen Dichte beein­flussen die ein­ge­schlos­senen Eisen­mi­ne­ralien sogar eine Kompassnadel.
1993 fanden Archäo­logen bei Aus­gra­bungen eine weitere Stein­kugel. Er befindet sich in der Nähe der Zere­monie-Anlage “Ton­gariki”, am öst­lichen Ende der Süd­küste, ist etwas kleiner als der Stein am Te Pito und mit einem Fre­gatt­vogel ver­ziert. Der Stein ist am Ton­gariki aber ein­ge­bettet in den Stein­reihen der Anlage und findet so gut wie keine Beachtung.

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Quelle: PublicDomain/osterinsel.de/Ancient Mail Verlag — pravda-tv.com