Pres­se­freiheit: Holen ARD und ZDF Öster­reich wieder heim ins Reich?

Aus dem demo­kra­tischsten Deutschland aller Zeiten, dem Gral von Mei­nungs­freiheit und wahr­haf­tigem Jour­na­lismus ziehen ein paar wackere deutsche „Presse Akti­visten“ Richtung Süden, um in den dunklen Alpen­tälern Öster­reichs ihre ver­femten Kol­legen zu ver­tei­digen. Ungefragt!
(Von Volker Kleinophorst)

Dass man den hoch­be­zahlten Mit­mäulern besonders der öffentlich-recht­lichen der Pro­pa­ganda-Medien nicht mehr über den Weg traut, ist kei­nes­falls ein exklusiv deut­sches Phä­nomen. Dass die deut­schen Pro­pa­gan­da­tröten in Öster­reich für die Pres­se­freiheit ein­treten, ent­behrt daher nicht einer gewissen Komik. Der „klebrige Klaus“, „Anne Will (und kann) nicht“ und die „Kom­mis­sarin intensive Verhöre“, die so gar nicht nette Marietta Slomka, die üblichen Ver­däch­tigen also, per Eil­de­pesche aus Berlin:
„Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,
mit großer Sorge beob­achten wir die Angriffe von Poli­tikern Ihres Koali­ti­ons­partners FPÖ auf unab­hängige Jour­na­listen und den öffentlich-recht­lichen Rundfunk ORF in Ihrem Land.“
„Bestürzt sind wir über das Facebook-Posting lhres Ver­treters im Amte des Bun­des­kanzlers, Heinz-Christian Strache, in dem er den ZiB2-Nach­rich­ten­mo­de­rator und Hanns-Joachim-Fried­richs-Prei­stäager Armin Wolf mit Lüge und Pro­pa­ganda gleich­setzt und hun­derte Jou­ma­lis­tinnen und Jour­na­listen des ORF als Pro­pa­gan­disten und Pro­du­zenten von Falsch­mel­dungen verleumdet.“

Die Polen und die Ungarn kriegen auch noch ihr Fett weg:
„Er gleicht den Methoden der unga­ri­schen und pol­ni­schen Regierung, Druck und Dif­fa­mierung die Unab­hän­gigkeit der öffentlich-recht­lichen Rundfunk- und Fern­seh­an­stalten einzuschränken.“
Die Unter­zeichner, Screenshot

Darum geht es:
Heinz Christian Strache von der FPÖ und Vize­kanzler in der Regierung Kurz hat am Kar­nevals-Dienstag einen Witz gemacht:

Screenshot

Was daran sati­risch sein soll, mal außen vor. Denn der „Witz“ beschreibt ja eigentlich nur die „Lage der Nation“ und seines ver­lot­terten Staats­senders, dem man einfach nicht weiter trauen darf, als man einen Amboss werfen kann. Strache meinte wohl mit Kar­neval, Satire und einem Smiley wär das viel­leicht leichter zu ertragen. Wobei er doch wissen müsste: Wenns oa „Rechter“ is, is allweil woas andres.
Also: Skandal im Sperr­bezirk der Gesin­nungs­kon­trolle. Und da sind unsere halt Profis. Also nix wie hin.
Mir ist an der Geschichte aber nur eines unverständlich:
Wieso hat Strache das Bild zurück­ge­zogen? Dazu besteht kei­nerlei Anlass. Noch nicht einmal ohne Satire und Smiley. Hätte Herr Strache den Artikel meines Kol­legen Collin McMahon „ORF-Fakenews-Skandal: Bald auch bei ARD und ZDF?“ gelesen, ver­fügte er schon genug Material für jede Auseinandersetzung.
Tipp an Strache: Maul auf­reißen und dann zurück zu rudern, so lächerlich. Also ent­weder vorher Gehirn ein­schalten, gege­be­nen­falls auch mal die Klappe halten. Aber wenn, dann doch bitte mit Rückgrat oder wie Olli Kahn sagen würde: „Eier, wir brauchen Eier.“
Zu unseren Qua­li­täts­jour­na­listen mit Welt­gel­tungs­an­spruch fällt mir hin­gegen bald nichts mehr ein. Kehrt doch mal vor der eigenen Tür. Jeden Tag haut ihr ein Zeug raus, dass es der Sau graust. Ver­lasst eure Fil­ter­blase. Fahrt U‑Bahn, joggt am frühen Abend, treibt euch nachts am Ber­liner „Kotti“ rum oder am Ham­burger Steindamm. Jede Stadt hat mitt­ler­weile solche Ecken. Holt euch Street­credi­bility. Und wenn ihr dann nur in eurer Unter­wäsche wieder in euren schicken Alt­bau­wohnung im Bes­ser­viertel ange­kommen seid, wird das sicher bewusst­seins­er­wei­ternd wirken.
Immer nur „Rechte stellen“ ist zu wenig. Außerdem kriegt ihr es ja nicht mal hin, weil die euch nämlich häufig ziemlich „lügig“ aus­sehen lassen. Und jetzt auch noch Auslandseinsätze?
Zum „Im Boden ver­sinken“ der Schluss­absatz unserer Riesenstaatsjournalisten:
„Wir hoffen sehr, dass es in Wien einen Platz gibt, an dem pres­se­feind­lichen und demo­kra­tie­schäd­lichen Attacken durch öster­rei­chische Regie­rungs­ver­treter deutlich Einhalt geboten wird. Viel­leicht ist dieser Ort ja das Bun­des­kanz­leramt am Ballhausplatz.“
 (Übrigens auf dem Briefkopf des Hanns Joachim Fried­richs Preis. Schämt euch, besonders Sie, Herr Wickert.)
Fritz Goergen auf Tichy Ein­blick:
Den teut­schen Brie­fe­schreibern ist oben­drein offen­sichtlich nicht auf­ge­fallen, dass ihre Arroganz nicht nur eine Anmaßung gegen die Regierung eines anderen Landes ist, sondern vor allem auch eine bevor­mun­dende der Jour­na­listen in Österreich.“
Da fehlte wohl ein wenig die Sen­si­bi­lität. Ist ja auch keine deutsche Tugend. 

 


Quelle: JouWatch.com