Der AfD-Bundestagsabgeordnete Martin Sichert im Interview mit David Berger (PP)

Bekommt See­hofer die Quittung mit der Bayern-Wahl? — David Berger inter­viewt AfD-Poli­tiker Martin Sichert

Die Erwar­tungen an See­hofer waren groß, umso ent­täuschter fielen die gestern die Reak­tionen auf das Ein­knicken des CSU-Innen­mi­nisters aus. Viele sehen nun in Bayern end­gültig die Stunde der AfD gekommen. David Berger hat mit dem Lan­des­vor­sit­zenden der baye­ri­schen AfD und Bun­des­tags­ab­ge­ord­neten Martin Sichert gesprochen.
Herr Sichert, Sie sind der Lan­des­vor­sit­zende der AfD in Bayern. Hatten Sie nach all dem Pres­se­rummel der letzten Tage mit dem Ein­knicken See­hofers bzw. der ganzen CSU gerechnet?
Wir haben als AfD im Deut­schen Bun­destag am Freitag einen Antrag gestellt, umfas­sende Grenz­kon­trollen ein­zu­führen. Die CSU hat geschlossen gegen diesen Antrag gestimmt. Da war Freitag schon klar, dass das, was hier gespielt wird, nur eine große Show ist.
Hätte die CSU es ernst gemeint mit der Zurück­weisung an der Grenze, hätte sie auch unserem Antrag auf Grenz­kon­trollen zustimmen müssen.
Denn ohne Grenz­kon­trollen kann man nie­manden zurück­weisen. Bis heute wird nicht an einem ein­zigen Grenz­übergang kon­trol­liert. In Bayern gibt es nur an drei von 90 Grenz­über­gängen weit im Hin­terland Kon­trollen. So sind keine Zurück­wei­sungen möglich, denn jeder, der dort kon­trol­liert wird, befindet sich bereits mitten in Deutschland.
Gerüch­te­weise hört man, bei der AfD hätten heute Mittag die Sekt­korken geknallt, weil man seine  vor­her­seh­baren Erfolge bei den Land­tags­wahlen schon mal vor­feiern wollte. Was ist da dran?
Es gibt aktuell nichts zu feiern, dieses Ein­knicken bedeutet schlicht, dass die Politik genauso weiter geht wie in den ver­gan­genen Jahren.
Wir sind nicht ange­treten hohe Pro­zent­zahlen für die AfD zu erreichen, sondern für einen Wechsel hin zu einer ver­nünf­tigen Politik, die die Ein­haltung aller rechts­staat­lichen Normen beinhaltet.
Die For­derung der CSU lag noch deutlich unter der aktu­ellen Geset­zeslage, die besagt, dass jeder, der aus einem sicheren Dritt­staat kommt und Asyl begehrt, an der Grenze zurück­zu­weisen ist.  Die CSU wollte das nur auf jene beschränken, die in einem anderen Land bereits regis­triert sind. Dass sie selbst bei dieser Mini­mal­for­derung ein­knickt, sagt viel über die CSU aus.
Die Wähler in Bayern werden ihnen im Herbst die Quittung dafür aus­stellen und wenn sich dann im Nachgang die Politik in Deutschland zum Guten ver­ändert, dann erst werden bei uns die Sekt­korken knallen.
Nun ist von einer Zwei­wochen-Frist die Rede. Ihre Pro­gnose: Wird es nach den zwei Wochen zu einem kon­se­quenten Handeln See­hofers bzw. der CSU kommen oder werden wir bis zu den Land­tags­wahlen mit ähn­lichen Show­ein­lagen unter­halten wie in den ver­gan­genen Tagen?
In Europa stimmt die CSU für den Global Compact of Migration, in Berlin stimmt sie geschlossen gegen Grenz­kon­trollen und für 1.000 weitere Zuwan­derer pro Jahr durch Fami­li­en­nachzug. Auf der anderen Seite behaupten CSU-Poli­tiker immer, Zuwan­derung begrenzen zu wollen, was im krassen Gegensatz zu ihrem poli­ti­schen Handeln steht.
Wir erleben seit drei Jahren, dass die CSU brüllt, aber jedes Mal, wenn es darum geht, Farbe zu bekennen, kuscht sie vor Merkel.
Die Umfra­ge­werte der CSU sind im freien Fall und die AfD in Bayern ist massiv im Auf­stieg. Das sorgt für Panik in der CSU und wird dazu führen, dass wir weiter viel heiße Luft von Söder und See­hofer erleben, aber ändern wird sich kaum etwas.
Werden sich die baye­ri­schen Wähler davon über­zeugen lassen?
Die Bayern sind boden­ständig und ehrlich und wenn sie eines nicht mögen, dann sind das Dampf­plau­derer. Die CSU handelt beständig anders, als sie spricht und ver­kauft damit die Wähler für dumm.
Täglich wenden sich selbst Funk­tionäre der CSU irgendwo in Bayern an uns und sagen uns ihre Unter­stützung zu, weil es so nicht wei­ter­gehen kann.
Ich bin mir sicher, dass von der baye­ri­schen Land­tagswahl im Herbst der Ruck aus­gehen wird, den Deutschland braucht, um das „Weiter so“ und „wir schaffen das“ zu beenden.
 


Dieses Interview führte David Berger für seinen Blog philosophia-perennis.com