7 Jahre Krieg & Chaos in Libyen: Vom Westen bewaffnete Isla­mis­tische Ter­ror­banden plündern und morden!

Muammar al-Gaddafi hatte es dem Westen pro­phezeit. Würde man ihn in Libyen ent­fernen, sei das Chaos sicher und es würden sich Heer­scharen von Migranten ihren Weg von den Gestaden Libyens nach Europa hinüberbahnen.
Beides ist genau so ein­ge­troffen. Man kann lange darüber dis­ku­tieren, ob diese Ent­wicklung ein Resultat blinder Macht und Geldgier der füh­renden west­lichen Staaten ist, die sich dieses Desaster nicht haben vor­stellen können, oder ob die „7‑Länder-in-5-Jahren“-Strategie der USA dieses Ergebnis auch beabsichtigte.
Libyen ist seit dem Sturz und der bes­tia­li­schen Hin­richtung Gad­dafis ins Chaos ver­sunken. Natürlich wurde das im Westen bejubelt und, wie immer, als wun­derbare Befreiung von einem des­po­ti­schen Herr­scher gefeiert. Nach und nach zeigte sich aber über­deutlich, dass die heroische Befreiung durch den Westen der Weg Libyens in die Hölle war. Die Bericht­dichte ließ merklich nach. Nur hin und wieder gibt es Berichte der Main­stream­m­edien dazu, die die furcht­baren Ver­hält­nisse meist im Sinne des Westens inter­pre­tieren. Dem­zu­folge sind es die zer­strit­tenen Stämme, die es dem immer noch selbstlos han­delnden Westen starr­sinnig und ego­is­tisch schwer machen, Libyen auf den leuch­tenden Pfad der Freiheit, Tugend, Einheit und des Reichtums zu führen. Fast schon zynisch die Erklärung, die BILD anbietet:
Die Aufgabe, das Land nach vier Jahr­zehnten Gaddafi-Herr­schaft und sechs Monaten blu­tiger Revo­lution zusam­men­zu­führen, ist erst recht schwierig, weil Libyen keine Erfahrung mit Wahlen und demo­kra­ti­schen Insti­tu­tionen hat.“ 
Es gibt in Libyen zwei Regie­rungen. Die eine, im Westen Libyens mit Regie­rungssitz in Tri­polis, ist die vom Westen aner­kannte „Nationale Ein­heits­re­gierung“, von ihren Gegnern als „US-Mario­net­ten­regime“ beschimpft. Das größere Gebiet im Osten Libyens steht unter der Ägide General Khalifa Haftars und der “Liby­schen Natio­nalen Armee”. Diese Mili­tär­re­gierung wird von den Kri­tikern gern als zu russ­land­freundlich eingestuft.
General Haftar wird von den Ver­ei­nigten Ara­bi­schen Emi­raten, Ägypten, dem Oman, Tunesien und Russland unter­stützt, indem sie General Haftars Kan­di­daten im Prä­si­dent­schafts­wahl­kampf dieses Jahr finan­zieren. Der General selbst steht als Kan­didat nicht zur Ver­fügung. Er kümmert sich lieber darum, die isla­mis­ti­schen Milizen aus seinem Ter­ri­torium zu ver­treiben. Zur Zeit tobt der Kampf um die Stadt Derna. Im Sep­tember 2017 war es dem alten Hau­degen gelungen, Benghasi vom IS zu befreien. Die Men­schen waren glücklich, die Neue Züricher Zeitung beschreibt in bewe­genden Bildern, wie Benghasi von einem Tag auf den anderen auf­er­stand und wieder zu leuchten anfing. Hier ist General Haftar der Volksheld Nummer 1.
Der hohe Staatsrat Libyens erkennt General Haftar jedoch nicht an und so wird es schwierig werden, egal, welchen Kan­di­daten eine Prä­si­dent­schaftswahl zum Staats­ober­haupt für ganz Libyen bestimmen wird, er wird vor einer unlös­baren Aufgabe stehen. Haftar ist die wich­tigste Figur im Land, doch die west­lichen Inter­essen ver­hindern eine Aner­kennung des „Kreml-Freundes“.
Ande­rer­seits hat Haftar dafür gesorgt, dass es wieder möglich ist, Öl zu expor­tieren und hat die Häfen wieder gangbar gemacht. Die guten Bezie­hungen des Generals zum Kreml brachten einen Explo­ra­tions- und För­der­vertrag zwi­schen der liby­schen Erd­öl­ge­sell­schaft und dem rus­si­schen Erd­öl­konzern Rosneft zuwege. Das bringt Geld ins Land, das dringend gebraucht wird, und so arran­giert man sich in der US-freund­lichen, west­ori­en­tierten Ein­heits­re­gierung ganz prag­ma­tisch mit dem neuen, starken Mann. Zumal man damit rechnen muss, dass seine Truppen womöglich sehr schnell mit rus­si­schen Waffen aus­ge­stattet sein werden, wenn das erfor­derlich ist.
Die Lage in Libyen unter­scheidet sich in ihrer Ver­wor­renheit und Fest­ge­fah­renheit nur par­tiell von der Syriens. Hier wie dort scheint es, als habe der Westen ein paar Fak­toren und Variablen seiner geo­stra­te­gi­schen Glei­chung nicht mit ein­be­zogen oder falsch gewichtet.
Die in unseren west­lichen Medien immer wieder betonte Pro­ble­matik der zer­strit­tenen Stämme Libyens als Hin­dernis für eine Befriedung des Landes könnte sich als Vorwand erweisen. Ein Nar­rativ, das von den tat­säch­lichen Ant­ago­nisten, nämlich dem Westen, der seine Vor­machts­stellung in Libyen – um die zu erreichen man ja das Land desta­bi­li­siert hat – zu fes­tigen gegen die Bestre­bungen Russ­lands, der VAE (Ver­ei­nigten Ara­bi­schen Emirate) Oman, Ägypten und Tunesien, eben diese west­liche Vor­machts­stellung und ein zweites Syrien zu verhindern.
Das legt zumindest ein Bericht nahe, der auf der Plattform „Der Freitag“ erschienen ist.
Unter der Über­schrift „Die großen Stämme und ihre Lage­ein­schätzung“ werden kurz und prä­gnant die Ver­hält­nisse in Libyen geschildert. Obwohl man — auch bei sorg­fäl­tiger Recherche der Quellen über Libyen – sich schwer ein Bild über die Ver­hält­nisse im Land machen kann, macht der von Angelika Gutsche über­setzte Bericht doch den Ein­druck, dass man es hier mit einer Beschreibung einer Jour­na­listin vor Ort (Joane M) zu tun hat, die anscheinend die Fakten über­zeugend wie­dergibt. Auf jeden Fall ist diese Lage­be­schreibung enorm wichtig und sollte als Lack­mustest bei zukünf­tigen Berichten in den Main­stream­m­edien im Hin­terkopf behalten werden. Denn wir haben eins gelernt: Je ver­wor­rener und unüber­schau­barer uns die Medien eine Sachlage prä­sen­tieren, desto mehr Blend­gra­naten sind gezündet worden, gerade um uns zu verwirren.
Diesem Bericht zufolge sind nicht die ver­schie­denen Stämme Libyens die immer­wäh­rende Streit­quelle und das Hin­dernis für Ruhe und Frieden im Land. Es handelt sich ja hier um eine gemeinsame Erklärung dieser Stämme und die hat es in sich.
Das Problem sehen die Stämme eher in den zusam­men­ge­wür­felten, bewaff­neten Horden, den „radi­kalen Ter­ro­ris­ten­söldnern“, die – so steht es da! — 2011 von der CIA und anderen ver­deckten Gruppen nach Libyen hin­ein­ge­bracht wurden. Die soge­nannten Milizen bestünden aus radi­kalen Isla­misten und psy­cho­pa­thi­schen Kri­mi­nellen: Mus­lim­bru­der­schaft, Libysche Isla­mische Kampf­gruppe (LFIG), Ansar al-Scharia, al Kaida, ISIS, Sala­fis­ten­gruppen und andere Söld­ner­banden. Sie alle zer­stören und plündern das Land.
Die UN-Mario­net­ten­re­gierung in Tri­polis (Nationale Ein­heits­re­gierung) arbeite mit diesen „Milizen“ zusammen, was recht glaub­würdig erscheint, da wir dieses Muster schon öfter beob­achtet haben.
Es werden kon­krete Namen genannt von Männern, die diese „Milizen“ anführen. Tat­sächlich sind die Namen der dort genannten Herren keine Ansammlung von tugend­haften Staats­männern: Ibrahim Dsch­adran, Ismail al-Salabi und andere. Es gebe etwa 50.000 dieser „Ver­brecher“ und diese Herr­schaften haben laut der Stämme Libyens nur ein großes Ziel, nämlich: „Es inter­es­sieren sie nur ihre Gewinne und wie sie sich libysche Res­sourcen unter den Nagel reißen können … Sie kümmern sich nicht um die unschul­digen Libyer, die wei­terhin täglich unter Mangel an Nahrung, Elek­tri­zität, Wasser, Treib­stoff etc. leiden.“
Es werden auch die Spon­soren dieser „Diebe und Mörder“ genannt: „Diese Milizen in Libyen werden mit Waffen, Söldnern und Geld von der Türkei, Katar und im Geheimen vom Westen (UN, USA, Groß­bri­tannien, Frank­reich, Italien, Saudi-Arabien, Israel) versorgt.“
Die Libysche Natio­nal­armee – gemeint sind hier die Truppen Generals Haftar – kämpfe gegen diese Truppen, doch wegen des UNO-Embargos fehlen ihnen die Waffen, um diese Milizen voll­kommen aus Libyen zu ver­treiben. Dieser Satz ist sicherlich als Auf­for­derung an Moskau gedacht. Libyens große Stämme unter­stützen die Nationalarmee.
Eine auf­fällige Par­allele zu Syrien gibt es: Die Bom­bar­de­ments, die angeblich gegen die Isla­misten zielen sollen, jedoch regel­mäßig ent­weder die regu­lären Truppen treffen, damit diese die Isla­misten nicht schlagen und ver­treiben, oder Zivi­listen, um wieder Bilder für die west­lichen Nach­richten zu kre­ieren, und andere damit zu beschul­digen: Unter Punkt 8 Stellen die Stämme klar, dass das Africom (US-ame­ri­ka­ni­sches Afrika-Ein­satz­kom­mando) am selben Tage der Aus­sendung des Lage­be­richtes in der Nähe von Bani Walid Bom­bar­de­ments geflogen habe. Angeblich habe der Angriff dem IS gegolten und keine Zivi­listen ver­letzt, in Wahrheit aber seien drei Zivi­listen getötet worden.
Das Volk Libyens, so der Bericht, wolle endlich eine lan­des­weite Wahl, einen wirk­lichen Führer und echte Sicherheit.
Den Schluss dieser Bot­schaft möchten wir hier als Zitat wiedergeben:
Heute, wie in den ver­gan­genen sieben Jahren, geht die Zer­störung unseres geliebten Libyen durch die uns auf­ge­zwungene Milizen-Mafia weiter, unter deren Knute wir stehen. Diese Zer­störung wurde 2011 durch eine Lüge ein­ge­leitet. Alle Men­schen in Libyen kennen und ver­stehen das schmutzige Spiel, das von den west­lichen […] kon­trol­lierten Ländern gegen sie und ihr sou­ve­ränes Land gespielt wurde. Alle Bürger Libyens sind Mit­glieder von Stämmen. Wir als die Führer dieser Stämme sprechen für das libysche Volk. Wir bitten die Welt, nach Libyen zu schauen und die Kriegs­ver­brechen und Ver­brechen gegen die Mensch­lichkeit wahr­zu­nehmen, die bis heute andauern. Gegen diese kri­mi­nellen Hand­lungen muss vor­ge­gangen werden, sie müssen gestoppt werden. Wir, die Großen Stämme Libyens, sind bereit, uns mit Men­schen und Ländern guten Herzens und Mit­mensch­lichkeit zusam­men­zutun, die bereit sind, uns bei der Wie­der­erlangung unserer Sou­ve­rä­nität und Sicherheit beizustehen.“