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Die “Ber­liner Blase” — ein Club gepam­perter Appa­rat­schiks, die die Arbeitswelt nicht kennen

“Denen da oben sind wir doch egal”, ist ein Satz, den man prak­tisch bei jedem Nach­bar­schafts­ge­spräch auf der Straße hört oder bei Freundes- und Fami­li­en­treffen. Wahl­weise auch gern “abge­hoben” oder “keine Ahnung vom echten Leben”, “Die sollten mal wirklich ein Jahr n’ echten Job machen, da würden die sich schon besinnen”, “Ich möchte mal sehen, wie einer von denen mit meiner Hun­ger­rente auskäme” …
Poli­tiker auf Bun­des­ebene — sie leben im teuren Berlin Mitte, der Staat zahlt ihnen ihre Ange­stellten und Büros, Autos, Reisen, es gibt keine Leis­tungs­über­prü­fungen, aber Body­gards. Für einen Vortrag oder Auf­tritt hier oder da werden gern fünf­stellige Summen bezahlt, die unsereins nicht als Jah­res­gehalt bekommt. Geht es mit der Polit­kar­riere richtig gut, hat man auch schnell zum guten Ein­kommen auch noch einen oder mehrere gut­do­tierte Auf­sichts­rat­posten — voll­kommen wurscht, ob man über­haupt etwas Posi­tives für das Unter­nehmen leistet oder nicht.
Solche Auf­sichtsräte und Direk­toren aus der Politik haben schon Hun­derte von Mil­lionen in diversen Lan­des­banken ver­brannt und das Unter­nehmen in den Bankrott getrieben, das der Steu­er­zahler dann retten durfte — der­selbe Steu­er­zahler, der täglich beweisen muss, dass seine Anstellung sich für das Unter­nehmen lohnt; der­selbe Steu­er­zahler, der am Fließband eines Auto­bauers steht, wo er als gemietete Human­res­source am unteren Ende der Ein­kom­mens­py­ramide steht. Und selbst diesen Hun­gerjob ver­liert, wenn die gut bestallten Poli­tiker seinen Arbeit­geber in Grund und Boden wirt­schaften mit idio­ti­schen, poli­tisch kor­rekten Ent­schei­dungen, von deren Aus­wir­kungen sie keinen Schimmer haben.
Alt­kanzler Helmut Schmidt sagte 2008 in einem Interview mit der “Zeit”:  “Wer mit 18 Jahren Poli­tiker werden möchte, der kann mir gestohlen bleiben. Er soll gefäl­ligst einen Beruf lernen und diesen Beruf aus­geübt haben, mit Erfolg aus­geübt haben. Danach kann er sich anschließend gerne poli­tisch engagieren.”
Nun, sehr viele der hohen Poli­tiker haben keine Erfah­rungen im echten Arbeits­leben gesammelt. Sie waren meist nach oder schon im Studium einige Jahre in unteren poli­ti­schen Insti­tu­tionen Ver­bänden unterwegs oder arbei­teten in poli­ti­schen Orga­ni­sa­tionen, renom­mierten Rechts­an­walts­kanz­leien, staat­lichen oder halb­staat­lichen Insti­tuten und Insti­tu­tionen. Von da aus netz­werkten sie sich dann in füh­rende, poli­tische Ein­fluss­posten und Seilschaften.
Es gibt aber doch auch andere: Kanz­ler­amts­mi­nister Helge Braun ist so einer, der mit einem Medi­zin­studium und der Kno­chen­arbeit als Not­fall­me­di­ziner und Anäs­thesist bril­liert. Gerd Müller, Ent­wick­lungs­mi­nister, war Lehrer an der Fach­ober­schule, auch kein leichter Job. Anja Kar­liczek, Bil­dungs­mi­nis­terin, arbeitete nach einer ent­spre­chenden Aus­bildung als Hotel-Kauffrau im fami­li­en­ei­genen Betrieb. Wer etwas vom Hotelfach ver­steht weiß, das ist ein hartes Geschäft, besonders in Familienbetrieben.
Die Liste der gebo­renen Politik-Appa­rat­schiks ist jedoch deutlich länger, schaut man sich die Por­traits der Poli­tiker in füh­renden Stel­lungen an. Diese Herr­schaften darauf bestimmen die Geschicke unseres Landes und unser Leben. An anderer Stelle sagte Alt­kanzler Helmut Schmidt einmal, dass nur ein Poli­tiker, der auch im nor­malen Arbeits­leben ver­ankert ist und bestehen kann, wirklich unab­hängig ist und sich nicht  —  buch­stäblich mit aller Macht  —  ein lukra­tives Pöstchen sichern muss.