By Shaeekh Shuvro, CC BY-SA 2.0, Link

Europa: “Die Vision ist ein isla­mi­scher Staat”

Ein im Juni ver­öf­fent­lichter Bericht der nie­der­län­di­schen Regierung zeigt auf, dass die Muslime in den Nie­der­landen reli­giöser werden. Der Bericht, der auf Infor­ma­tionen aus den Jahren 2006–2015 basiert, ist eine Studie unter mehr als 7.249 Nie­der­ländern mit marok­ka­ni­schen und tür­ki­schen Wurzeln. Zwei Drittel der Muslime in den Nie­der­landen kommen aus der Türkei oder Marokko.
(Von Judith Bergman)
Dem Bericht zufolge beten 78% der marok­ka­ni­schen Muslime fünfmal täglich, ebenso wie 33% der tür­ki­schen Muslime. Etwa 40% beider Gruppen besuchen min­destens einmal pro Woche eine Moschee. Mehr junge marok­ka­nische Frauen tragen ein Kopftuch (von 64% im Jahr 2006 auf 78% im Jahr 2015) und große Mehr­heiten beider Gruppen essen Halal (93% der marok­ka­ni­schen Muslime und 80% der tür­ki­schen Muslime). 96% der marok­ka­ni­schen Muslime sagen, dass der Glaube ein sehr wich­tiger Teil ihres Lebens ist, während die Zahl der tür­ki­schen Muslime 89% beträgt. Die Zahl der nie­der­län­di­schen marok­ka­ni­schen Muslime, die sich strikt an den Islam halten, ist von 77% im Jahr 2006 auf 84% im Jahr 2015 gestiegen. Bei den tür­ki­schen Mus­limen ist die Zahl von 37% auf 45% gestiegen. Es gibt nur wenige säkulare Muslime — 7% unter den tür­ki­schen Mus­limen, 2% unter den marok­ka­ni­schen Muslimen.
In Dänemark zeigte sich bereits in einer Umfrage von 2004 der Trend, dass Muslime reli­giöser werden als ihre Eltern, ins­be­sondere “junge, gut aus­ge­bildete und gut inte­grierte Frauen”. Damals sagte Pro­fessor Viggo Mor­tensen: “Die wach­sende Reli­gio­sität ist kein Aus­druck von Mar­gi­na­li­sierung. Wir sprechen von Men­schen, die gut inte­griert sind, aber religiös sein wollen”.
Eine detail­liertere dänische Umfrage von 2015 ergab, dass Muslime seit einer ähn­lichen Umfrage im Jahr 2006 reli­giöser geworden sind: Im Jahr 2006 beteten 37% fünfmal am Tag, während die Zahl im Jahr 2015 auf 50% gestiegen war. Im Jahr 2006 waren 63% der Meinung, dass der Koran genau­estens befolgt werden sollte; im Jahr 2015 waren es 77%. Brian Arly Jacobsen, ein Reli­gi­ons­so­ziologe der Uni­ver­sität Kopen­hagen, war von den Ergeb­nissen über­rascht. “Mit der Zeit würden wir erwarten, dass [die Muslime] mehr wie der Rest der Dänen werden, die im reli­giösen Bereich nicht besonders aktiv sind”, sagte er. Jacobsen dachte, dass eine mög­liche Erklärung die 20–30 neuen Moscheen gewesen sein könnten, die im Jahr­zehnt vor 2015 gebaut wurden.
Die in diesen Umfragen zum Aus­druck gebrachten Trends werden durch Studien und Umfragen bestätigt, die zeigen, dass viele Muslime in Europa unter dem Scharia-Recht leben wollen. Laut einer Studie von 2014 über marok­ka­nische und tür­kische Muslime in Deutschland, Frank­reich, den Nie­der­landen, Belgien, Öster­reich und Schweden stimmten durch­schnittlich fast 60% der befragten Muslime zu, dass Muslime zu den Wurzeln des Islam zurück­kehren sollten. 75% dachten, dass es nur eine Inter­pre­tation des Korans gibt, und 65% sagten, dass die Scharia für sie wich­tiger ist als die Gesetze des Landes, in dem sie leben. Eine bri­tische Umfrage im Jahr 2016 ergab, dass 43% der bri­ti­schen Muslime “glauben, dass Teile des isla­mi­schen Rechts­systems das bri­tische Recht ersetzen sollten, während nur 22% dagegen sind”. In einer Studie von 2017, die eine Umfrage unter 400 bel­gi­schen Mus­limen umfasste, gaben 29% an, dass sie die Gesetze des Islam dem bel­gi­schen Recht über­legen sehen, und 34% sagten, dass sie “defi­nitiv ein vom Koran inspi­riertes poli­ti­sches System bevor­zugen würden”.
Die mehr als zwei Mil­lionen über­wiegend mus­li­mi­schen Migranten, die in den letzten Jahren nach Europa gekommen sind, ver­stärken nur den Trend zur wach­senden mus­li­mi­schen Reli­gio­sität auf dem Kon­tinent. Eine Studie von 2017 mit über­wiegend afgha­ni­schen Asyl­su­chenden in der öster­rei­chi­schen Stadt Graz zeigte, dass die Asyl­su­chenden, meist Männer unter 30 Jahren, alle dafür waren, ihre tra­di­tio­nellen isla­mi­schen Werte zu bewahren, wobei 70% jeden Freitag zum Gebet in die Moschee gingen. Die Frauen waren sogar noch reli­giöser: 62,6% beteten fünfmal am Tag, vor allem mehr als die Männer (39,7%). Zudem trugen 66,3% der Frauen in der Öffent­lichkeit ein Kopftuch. Die Hälfte der Migranten gab an, dass die Religion in ihrem täg­lichen Leben in Europa eine größere Rolle spielt als in ihrem Hei­matland, und 51,6% der Befragten gaben an, dass die Hege­monie des Islam über andere Reli­gionen unbe­stritten sei.
Die Tendenz vieler Muslime, nach ihrer Ankunft in Europa reli­giöser zu werden, zeigte sich auch in einer neuen Doku­men­ta­ti­ons­reihe “Falsche Iden­tität” des ara­bisch­spra­chigen Jour­na­listen Zvi Yehezkeli, der under­cover über die Akti­vi­täten der Mus­lim­bru­der­schaft in Europa und den USA berichtete. In Deutschland traf er auf zwei junge Muslime aus Syrien, die über den Kosovo nach Deutschland kamen, wo sie Hilfe von einer “bri­ti­schen isla­mi­schen Orga­ni­sation” erhielten. Sie hatten Syrien als säkulare Muslime ver­lassen, aber auf dem Weg nach Deutschland lebten sie ein Jahr lang in Pristina, Kosovo, wo, so Yehezkeli, “Orga­ni­sa­tionen der Mus­lim­brüder aktiv Flücht­linge unter­stützen und sie zu gläu­bigen Mus­limen machen. Ahmed und Yusuf kamen [nach Deutschland] bereits mit der Gewohnheit, fünfmal am Tag zu beten” [1]
Gemäss Ahmed:
“Als ich Syrien verließ, fühlte ich mich geistig ent­spannter. Die isla­mische Wohl­tä­tig­keits­or­ga­ni­sation spielte dabei eine wichtige Rolle. Schau, wenn du sie das erste Mal triffst, fangen sie an, dir zu helfen. Du sitzt da, du starrst sie an, sie beten vor dir, und hier bin ich, ein Moslem, habe den Koran stu­diert, bete aber nicht. Plötzlich finde ich mich alleine wieder und frage mich: “Warum soll ich nicht wie alle anderen beten?”
Yehezkeli fragte sie, was ihr Traum sei. “Die Vision ist ein isla­mi­scher Staat — die isla­mische Gesell­schaft”, sagte Yusuf, “die Muslime werden die Herr­schaft der Scharia vor­ziehen. Aber die Vision für in zwanzig Jahren ist, dass das Scharia-Recht Teil Deutsch­lands wird, dass die Scharia im Staat selbst insti­tu­tio­na­li­siert wird”.
Im Gegensatz zur wach­senden Reli­gio­sität der Muslime in Europa werden die Christen weniger religiös. In einer Studie über junge Europäer im Alter von 16–29 Jahren, die im März ver­öf­fent­licht wurde und auf Daten von 2014–2016 basiert, schluss­fol­gerte der Autor Stephen Bul­livant, Pro­fessor für Theo­logie und Reli­gi­ons­so­zio­logie an der St. Mary’s Uni­versity in London:
“Von einigen bemer­kens­werten Aus­nahmen abge­sehen, iden­ti­fi­zieren sich junge Erwachsene zunehmend nicht mit der Religion… Das Chris­tentum als Standard, als Norm, ist ver­schwunden und wahr­scheinlich für immer ver­schwunden — oder zumindest für die nächsten 100 Jahre”.
Der Studie zufolge klas­si­fi­zieren sich zwi­schen 70% und 80% der jungen Erwach­senen in Estland, Schweden und den Nie­der­landen als nicht religiös. Zwi­schen 64% und 70% der jungen Erwach­senen halten sich in Frank­reich, Belgien, Ungarn und Groß­bri­tannien für nicht religiös. Die am meisten reli­giösen Jugend­lichen gab es in Polen, wo sich nur 17% der jungen Erwach­senen als nicht religiös bezeich­neten, gefolgt von Litauen mit 25%.
Junge Muslime wie Yusuf und Ahmed aus Syrien sagen, sie wollen den Islam ver­breiten, indem sie Europäer bekehren, auch bekannt als Dawa. Sie sind selbst per­fekte Bei­spiele dafür, durch die isla­mische Orga­ni­sation im Kosovo zu gläu­bigen Mus­limen geworden zu sein und sich nun selbst in Dawa zu enga­gieren. “Ich werde sie einen nach dem anderen aus­suchen und umdrehen — ich werde mit den Leuten um mich herum anfangen. Sie werden zuhören. Wenn jeder Moslem das­selbe in seiner Umgebung tut, kann das pro­blemlos durch­ge­zogen werden”, sagte Yusuf. Auf die Frage, ob die Deut­schen Dawa wider­stehen könnten, sagte er:
“Du kon­fron­tierst ihn [den Deut­schen] nicht mit Gewalt, du machst es langsam.… Es wird Zusam­men­stöße geben, aber langsam werden die Zusam­men­stöße nach­lassen, da die Men­schen die Rea­lität akzep­tieren werden. Es gibt kein Ent­kommen, jede Ver­än­derung ist mit Kon­flikten verbunden.
Ange­sichts der feh­lenden reli­giösen Iden­tität der jungen Europäer und des Vakuums, das durch den Weggang des Chris­tentums aus dem Leben der Mehrheit ent­standen ist, muss man sich fragen, wie stabil ihre Fähigkeit sein wird, solchen Ver­suchen der Mis­sio­nierung zu wider­stehen. Europa wird es noch geben, aber wird es, wie das große christlich-byzan­ti­nische Reich, das jetzt die Türkei ist, noch die jüdisch-christ­liche Zivi­li­sation verkörpern?
 


Quelle: Gatestone Institute — Judith Bergman ist eine Kolum­nistin, Anwältin und poli­tische Ana­lystin. [1] Das Zitat beginng um 21:24 im Doku­men­tarfilm. Die Aus­sagen von Yusuf und Ahmed folgen unmit­telbar danach.