Photo by Ganossi / pixabay

So ist es: „Deutschland droht der Realitätsschock“

Der von mir sehr geschätzte Hendrik Müller kom­men­tiert wöchentlich das Geschehen bei SPIEGEL ONLINE, beim manager magazin online und auch im Heft. Diesmal befürchtet er einen Rea­li­täts­schock für Deutschland. Wie recht er damit hat! Lesern von Stelter wohl­be­kannt, nicht erst seit meiner Cicero-Titel­ge­schichte und der Ankün­digung des neuen Buches.
Hier seine Eckpunkte:

  • „Seit Dezember ver­schlechtert sich das Wirt­schafts­klima in Deutschland. Ganz all­mählich, aber doch stetig. Jeden Monat befragt das Münchner Ifo-Institut einige tausend Manager danach, wie sie ihr geschäft­liches Umfeld ein­schätzen. Die Ergeb­nisse fallen immer düs­terer aus. Inzwi­schen macht sich Pes­si­mismus breit.“
    Stelter: Die Party kommt zu ihrem Ende und Trump ist da nur der Sündenbock.
  • „Die Lage ist vor allem deshalb heikel, weil die nächste Rezession anders ver­laufen wird als die Wirt­schafts­krisen der ver­gan­genen Jahr­zehnte. Regie­rungen und Noten­banken können kaum noch gegen­steuern. Bei aller Unsi­cherheit über den wei­teren Verlauf der Kon­junktur, so lässt sich eines doch mit Sicherheit sagen: Die Zeiten werden rauer.“
    Stelter: Umso schlimmer ist, dass unsere Poli­tiker die Ein­kommen auf den Kopf gehauen haben für Wohl­taten zwei­fel­hafter Art statt vorzusorgen.
  • Gerade den Deut­schen steht ein übles Erwachen bevor. Seit 2006 erfreut sich die Bun­des­re­publik einer langen Wachs­tums­phase, unter­brochen nur von der scharfen Rezession der Jahre 2008/09. Dass Arbeits­plätze reichlich vor­handen sind und der Staats­haushalt Über­schüsse aus­weist („Schwarze Null“) – ja, dass Deutschland öko­no­misch sowieso alles viel besser macht als andere Länder, zumal als unsere euro­päi­schen Partner –, das gehört inzwi­schen zu den kol­lek­tiven Gewiss­heiten dieser Gesell­schaft.“
    StelterNein. Das ist das Märchen vom reichen Land!
  • „Als hoch­gradig offene Volks­wirt­schaft mit gigan­ti­schem Außen­han­dels­über­schuss über­tragen sich Stim­mungs­schwan­kungen auf den Welt­märkten ziemlich direkt auf die Bundesrepublik.“
    Stelter: Besser wäre es gewesen, eine andere Politik zu ver­folgen. Hat man nicht gemacht, statt­dessen den Wohl­stand verschleudert.
  • „Der Han­dels­krieg zwi­schen den USA und China eska­liert weiter, wenn auch bislang die tat­säch­lichen Maß­nahmen hinter der mar­tia­li­schen Rhe­torik zurück­bleiben. Ob der Kon­flikt zwi­schen den USA und der EU tat­sächlich bei­gelegt ist, muss sich erweisen (…).“
    Stelter: Ich denke, Trump stört sich weiter an den vielen deut­schen Autos.
  • „In der Eurozone droht die Krise zurück­zu­kehren, (…) In den kom­menden Wochen wird die Links-Rechts-Regierung ihren ersten Haushalt vor­legen. Dann wird sich erweisen, ob die römi­schen Popu­listen ihren breit­bei­nigen Anti-EU-Sprüchen Taten folgen lassen. Die nächsten hef­tigen Tur­bu­lenzen an den Finanz­märkten wären dann wohl die Folge.“
    Stelter: Oh man, die Krise war doch nie weg!
  • „Auch in den Schwel­len­ländern nehmen die Unsi­cher­heiten zu. China ver­sucht, seine über­schul­deten Unter­nehmen zu sanieren, ohne eine Rezession aus­zu­lösen. Die Türkei steckt in einer akuten Wäh­rungs­krise, (…) Die Lage im Iran spitzt sich zu, nachdem die Trump-Regierung die Sank­tionen ver­schärft hat. Wäh­rend­dessen ver­strickt sich am anderen Ufer der Ölregion am Per­si­schen Golf der junge sau­dische Regie­rungschef Mohammed bin Salman in immer neue inter­na­tionale Konflikte.“
    Stelter: Und hinter allem stehen zu viele Schulden, sollte man auch erwähnen!
  • „Nach der großen Rezession von 2008/09 ver­fügen Noten­banken und Finanz­mi­nister kaum noch über Spiel­räume. Die Zinsen sind nach wie vor sehr niedrig. Unter den großen west­lichen Noten­banken hat einzig die ame­ri­ka­nische Fed eine Reihe von Zins­er­hö­hungen vor­ge­nommen und begonnen, ihre gigan­ti­schen Anlei­he­be­stände abzubauen.“
    Stelter: Hätte die EZB es getan, wäre der Euro schon längst wieder in schweren Gewässern.
  • „Seit 2007 sind die Ver­bind­lich­keiten fast überall dra­ma­tisch gestiegen. In den USA und in Groß­bri­tannien haben sich die Ver­schul­dungs­quoten ver­doppelt, in der Eurozone ist der Wert im Schnitt um ein Drittel gestiegen. Eine Ver­schuldung in Höhe von 100 Prozent des Brut­to­in­lands­pro­dukts ist die neue Norm unter den OECD-Staaten. Dass Deutschland und einige kleinere Länder ihre Finanzen noch im Griff haben, ändert nichts an dem Befund einer ins­gesamt ange­spannten Finanzlage der Staaten.“
    Stelter: im Griff? Die ver­deckten Ver­bind­lich­keiten sind explodiert.
  • „Denkbar ist ein Japan-Sze­nario für alle. Dort kauft die Notenbank hem­mungslos die Schulden auf, die der bereits rekordhoch ver­schuldete Staat (Schul­den­quote: 225 Prozent) zusätzlich macht. Eine radikale Politik – aller­dings mit beschei­denen Effekten.“
    Stelter: Unsere Gesell­schaften halten das nicht durch.

Fazit Müller: „Gerade Deutschland steht ein übles Erwachen bevor – und die Politik hat kaum Mög­lich­keiten gegen­zu­steuern.“
Stelter: Gerade die deutsche Politik hat eine erheb­liche Mit­schuld daran, dass uns jetzt das böse Erwachen droht!
spiegel.de: „Deutschland droht der Rea­li­täts­schock“, 12. August 2018


Dr. Daniel Stelter — www.think-beyondtheobvious.com