Eine Zukunft mit Zinsen tief im Minus

Letzte Woche habe ich nochmals auf die nächste Phase geblickt: Heli­kopter begründet mit MMT und anderen denk­baren Begrün­dungen. Dabei mehren sich auch andere Stimmen, die erklären, weshalb die Zinsen tief bleiben (müssen).

  • „Öko­nomen ver­muten, dass das Zins­niveau mit demo­gra­fi­schen Trends zusammenhängt.“
    Stelter: Das habe ich auch hier dis­ku­tiert: → „Die Sandwich-Gene­ration“
  • „Öko­nomen der Bank of Japan erklären in einer Studie: ›Früher oder später wird ein durch die Demo­grafie aus­ge­löster Rückgang der Real­zinsen andere ent­wi­ckelte Länder betreffen. Real bedeutet, dass die Inflation abge­zogen wird.“
    Stelter: Leider haben sie die Studie nicht ver­linkt. Aber so ist es wohl, weshalb es den Noten­banken nicht gelingen wird, die zu ändern. Anderer Meinung ist bekanntlich die Deutsche Bank in einer sehr guten Studie: → Was steht hinter Inflation?



Quelle: FINANZ und WIRTSCHAFT

  • „Mit zuneh­mender Lebens­er­wartung könnte die Spar­quote steigen, da auf eine längere Pen­si­onszeit ange­spart werden muss. Durch den Effekt auf die wirt­schaft­liche Dynamik könnte eine alternde Bevöl­kerung auch die Inves­ti­tionen – die Nach­frage nach Kapital – beeinflussen.“
    Stelter: Nach dieser Bade­wan­nen­theorie haben wir viel Geld­an­gebot und wenig Nach­frage. Die Deutsche Bank sieht hin­gegen höhere Inflation auf­grund der Per­so­nal­knappheit und dann dürfte der Nomi­nalzins zumindest steigen.
  • „Als demo­gra­fische Variablen wurden her­an­ge­zogen: die Lebens­er­wartung, das Wachstum der Erwerbs­be­völ­kerung und das Abhän­gig­keits­ver­hältnis – wie hoch also das Ver­hältnis von Jungen und Senioren zur Erwerbs­be­völ­kerung ist. Die Demo­grafie wirkt signi­fikant: Jedes zusätz­liche Jahr an Lebens­er­wartung redu­ziert den Realzins um 1,036 Pro­zent­punkte. Auch das Wachstum der Erwerbs­be­völ­kerung hat einen nega­tiven Ein­fluss auf die Real­zinsen – wobei Erspar­nisse wie auch Inves­ti­tionen dadurch erhöht werden.“
    Stelter: Was sich mit den anderen Studien deckt.
  • „So kann man schätzen, wie stark die lockere Geld­po­litik das Zins­niveau vom Gleich­ge­wichtszins ent­fernt hat, und auch, wie sich die Zinsen künftig ent­wi­ckeln könnten. Momentan sind die Real­zinsen wegen der expan­siven Geld­po­litik in Euro­staaten wie Öster­reich und Deutschland zwei Pro­zent­punkte zu niedrig. In den USA ist der Effekt geringer.“
    Stelter: Dann würden sie ja nur das Kom­mende vor­weg­nehmen, nämlich weiter sin­kende Zinsen.
  • „Für die Zukunft wurde die Pro­jektion der demo­gra­fi­schen Ver­än­derung auf die Zins­ent­wicklung über­tragen. Dabei würde für Deutschland das Zins­niveau erst steigen, sofern die Euro­päische Zen­tralbank ihre expansive Politik zurück­fährt. Doch danach würde der Realzins wieder sinken.“
    Stelter: Zurück­fährt? Ich denke, davon müssen wir nicht träumen.


Quelle: FINANZ und WIRT­SCHAFT, IW

  • „Während in Deutschland der Zins auf null sinkt, ist er in anderen Ländern deutlich tiefer. In Dänemark und Luxemburg wäre gemäss Modell gar ein extremes Tief von etwa –4% im Jahr 2050 erreicht. In Gross­bri­tannien würde der Zins auf –3,5% fallen, in den USA auf –1,9%. Dagegen könnte sich der Realzins in Japan erholen. In zwanzig Jahren läge das Zins­niveau bei 1,2%. Der Grund dafür: Die weitere Abnahme der Erwerbs­be­völ­kerung würde zu einem Abbau von Erspar­nissen führen.“
    Stelter: Unstrittig ist, dass a) die Noten­banken mani­pu­lieren, b) die Demo­grafie eine Rolle spielt. Und ich würde ergänzen, dass c) die hohe Ver­schuldung ein wei­terer wesent­licher Treiber ist.

→ fuw.ch: „Eine Zukunft mit Zinsen tief im Minus“, 7. Februar 2019

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Dr. Daniel Stelter — www.think-beyondtheobvious.com