SPD-Ver­lierer Schäfer-Gümbel ver­lässt die Politik und bekommt Posten “in einer staat­lichen Organisation”

Fünf Monate nach der gran­diosen Nie­derlage der hes­si­schen Sozi­al­de­mo­kraten bei der Land­tagswahl hat sich deren Chef Thorsten Schäfer-Gümbel laut eines Berichts der “Süd­deut­schen Zeitung” (Mitt­wochs­ausgabe) zum Rückzug aus der Politik ent­schlossen. Schäfer-Gümbel wolle Ende Sep­tember seinen Posten als Frak­ti­onschef im Wies­ba­dener Landtag nie­der­legen, ebenso sein Abge­ord­ne­ten­mandat, berichtet die Zeitung unter Berufung auf eigene Infor­ma­tionen. Beim Lan­des­par­teitag im Herbst will er diesen Infor­ma­tionen zufolge nicht wieder für das Amt des Vor­sit­zenden kan­di­dieren und beim Bun­des­par­teitag der SPD auch nicht für die Wie­derwahl als Vize-Chef.
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Der SPD-Poli­tiker wird angeblich einen Posten in einer staat­lichen Orga­ni­sation über­nehmen. Als aus­sichts­reichste Nach­fol­gerin für die beiden frei wer­denden Posten in der SPD gilt Landes-Gene­ral­se­kre­tärin Nancy Faeser. Schäfer-Gümbel wollte nach Angaben aus Par­tei­kreisen im Lauf des Dienstags zunächst die Land­tags­fraktion und dann die Öffent­lichkeit über seine Ent­scheidung infor­mieren, die nicht völlig über­ra­schend kommt.
Der gebürtige Bayer, der als Kind nach Hessen kam und in Gießen auf­wuchs, hatte drei Mal ver­geblich ver­sucht, Minis­ter­prä­sident in Wies­baden zu werden. Bei der jüngsten Wahl Ende Oktober 2018 hatten sich die Sozi­al­de­mo­kraten gute Chancen aus­ge­rechnet, mussten aber mit 19,8 Prozent ihr schlech­testes Ergebnis der Nach­kriegszeit ein­stecken. Die Ver­ant­wortung dafür gaben Schäfer-Gümbel und die Partei haupt­sächlich dem damals schlechten Erschei­nungsbild der Bundes-SPD und der Großen Koalition in Berlin.
Seine per­sön­lichen Zukunfts­pläne hatte Schäfer-Gümbel seither offen gehalten und eine Ent­scheidung bis zum Herbst ange­kündigt. Dass er ein viertes Mal als Spit­zen­kan­didat antreten würde, galt als unwahr­scheinlich. Schäfer-Gümbel ist seit 2009 Oppo­si­ti­ons­führer im Landtag und steht seither auch an der Spitze der Partei. Beide Ämter hatte er nach dem Debakel um Ex-Chefin Andrea Ypsi­lanti über­nommen, die mit ihren Plänen zur Bildung einer rot-rot-grünen Regierung in Wies­baden spek­ta­kulär am Wider­stand aus den eigenen Reihen gescheitert war. Schäfer-Gümbel hatte die damals tief zer­strittene Partei geeint, konnte sie in ihrer ehe­ma­ligen Hochburg Hessen aber nicht zurück an die Macht führen. Der letzte SPD-Minis­ter­prä­sident des Landes war der spätere Bun­des­fi­nanz­mi­nister Hans Eichel. Seit inzwi­schen 20 Jahren wird das Land von CDU-Poli­tikern regiert, erst von Roland Koch, inzwi­schen von Volker Bouffier, der eine schwarz-grüne Koalition anführt.
 

Berlin (dts Nach­rich­ten­agentur) — Foto: Thorsten Schäfer-Gümbel, über dts Nachrichtenagentur