Bis Ende der 80er wurden im katholischen Irland noch ledige Schwangere, in Heime verfrachtet, wo sie misshandelt, ausgebeutet und schlecht ernährt wurden. Ihre Kinder wurden ihnen weggenommen. Viele Kinder starben und wurden einfach verscharrt. (Bild: Sreenshot Youtube)

Irland: Katho­li­scher Orden ver­kaufte und ver­scharrte Tau­sende tote Babys und Klein­kinder (+Videos)

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Es ist ein gru­se­liges Kapitel der iri­schen Geschichte, was da zögerlich und nach und nach ans Licht der Öffent­lichkeit kommt. In dem iri­schen Städtchen Tuam, direkt neben der alten Kathe­drale, liegt ein kleiner Friedhof. Und ein ehe­ma­liges Heim für ledige Mütter, das „St. Mary’s Mother and Baby-Home“. Der 3000-Seelen-Ort ist beschaulich, fast roman­tisch, in der Haupt­straße kuscheln sich alte, kleine bunte Häuschen anein­ander, eine Idylle. Doch was sich hinter den Heimm­auern für ledige Mütter abspielte, war es nicht. Hier starben fast 800 Kinder, soweit man bisher weiß. Wahr­scheinlich ist die Zahl deutlich höher. Man befürchtet, unter dem neuen Kin­der­spiel­platz auf dem Grund­stück von „St. Mary’s“ könnten noch viele weitere Kin­der­leichen liegen. Mög­li­cher­weise 1000 Kin­der­ske­lette oder mehr.
 

Tuam, die High Street mit den hüb­schen, bunten Häuschen. Nicht weit davon war die Hölle für ledige Mütter und Kinder. (Bild: Wiki­media Commons, Andreas F. Bor­chert, Bild­lizenz: CC BY-SA 4.0)

Unzählige Kin­der­ske­lette im Keller und Garten – es inter­es­sierte niemanden

Für viele allein­ste­hende Mütter und ihre Kinder war dieser Ort vor etwa 55 Jahren die pure Hölle. Als unver­hei­ratete Mütter waren sie Abschaum, ihre Kinder waren „Kinder der Schande“. In dem Mutter-Kind-Heim wurden sie gede­mütigt, für Hun­gerlohn aus­ge­beutet und ihre toten Kinder wie Müll weg­ge­worfen und not­dürftig ver­scharrt. Doch das Leid rüt­telte nie­manden auf. Viele Jahre ging es so, ohne dass jemand ein­schritt. Gerüchte gab es … und 1975 fanden spie­lende Jungen in einer frü­heren Klär­grube ein paar Kin­der­ske­lette. Es hieß, das sei ein ver­ges­senes Grab, der Priester segnete die kleinen Knochen ein und man ging der Sache nicht nach.
Erst 2017 bemühte sich eine offi­zielle Unter­su­chungs­kom­mission her­aus­zu­finden, was an den Gerüchten dran war. Man grub auf dem Grund­stück des Heims und wurde fündig: Ein Mas­sengrab mit zahl­losen Kin­der­leichen kam zutage. Ein Zeugnis des unvor­stell­baren Horrors, des Abgrundes der Grau­samkeit und Unmensch­lichkeit, die hinter diesen Mauern roh und mör­de­risch gewütet hatte. Es gab dort zwanzig unter­ir­dische Kel­ler­kammern, in 17 davon wurden „mensch­liche Über­reste in erheb­lichen Mengen“ auf­ge­funden. Es waren unge­borene Kinder aus der 35sten Schwan­ger­schafts­woche bis zu drei­jäh­rigen Klein­kindern, berichtete die Kom­mission. Das Heim wurde 36 Jahre lang betrieben, Jahr­zehnte unbe­schreib­licher Grau­samkeit, denn die kleinen Leichen stammen höchst­wahr­scheinlich alle genau aus diesem Zeitraum.

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Das Anwesen gehörte dem römisch-katho­li­schen Frauen-Pfle­ge­orden „The Sisters of Bon Secours“ (die Schwestern der Guten Hilfe). Dieser Kran­ken­pflege-Orden ist 1824 in Paris gegründet worden. Inzwi­schen betreibt die Ordens­ge­mein­schaft eine der größten pri­vaten Klinik-Gruppen in Irland. An der Auf­klärung der Vor­gänge um die Kin­der­mas­sen­gräber zeigt der Orden bisher kein großes Interesse.

Das Mutter und Babyheim – eine Kinderhölle

Es müssen nach den Berichten der Anwohner Hun­derte solcher Kinder in dem Heim gelebt haben. Ein ehe­ma­liger Bewohner, JP Rodgers, sagte, es „habe ihn an eine Kanin­chen­ko­lonie“ erinnert. Auch er war einmal eines dieser ständig kranken Kinder. Und er berichtet, die toten Kinder wurden wie Abfall ent­sorgt. Jeder war mit irgendwas ange­steckt, jeder litt unter irgend­etwas. Er habe als kleines Kind einfach stun­denlang allein irgendwo in dem Heim gestanden, voller Angst und jedem miss­trauend. Er sei Monat um Monat endlos lange krank gewesen. Aber er habe überlebt und sich wieder erholt. Mit fünf Jahren kam er zu Zieh­eltern. Sie suchten sich ihn aus der Kin­der­schar aus. Bitter bemerkt er: „Das Tuam Mother and Baby Home war wahr­scheinlich Irlands erster Super­markt, wo die Leute kamen und Kinder aus­wählten, so, wie man Artikel aus dem Regal nimmt.“
Als er erwachsen wurde, erlebte er, dass auch in Familien Kinder starben, aber sie wurden von der trau­ernden Familie in Würde begraben. „Meine Erin­nerung an das Erwach­sen­werden war, dass in jeder Gemeinde, als ein Kind oder Kleinkind starb, eine Messe und eine Beer­digung auf dem Friedhof statt­fanden. Sie wurden als Men­schen mit großer Würde und Respekt begraben. Warum wurde das nicht für diese kleinen Kinder getan? Was war los mit ihnen? Sie wurden einfach wie Müll rausgeschmissen.“

Tau­sende Kin­der­leichen ver­scharrt oder für 65 Cent verkauft

Das Tuam Mother and Baby Home war aber kein Ein­zelfall. Überall in Irland gab es solche Heime und die dama­ligen Zustände haben sich nicht sehr von­ein­ander unter­schieden. Es gibt viele Belege und Aus­sagen Betrof­fener, die überdies noch von sexu­ellen, gewalt­tä­tigen und emo­tio­nalen Miss­hand­lungen berichten. Miss­hand­lungen und Unter­ernährung waren Standard. Die Ermittler unter­suchten Fälle aus den Jahren 1922 bis 1995 in solchen kirch­lichen Ein­rich­tungen, staat­lichen Heimen und Ein­rich­tungen von Wohl­fahrts­ver­bänden. Die Ein­rich­tungen haben größ­ten­teils lange ver­sucht, ihren Ruf zu schützen – und damit auch die Täter: Priester und Nonnen, die ihre Schütz­linge kör­perlich und emo­tional miss­brauchten. Zurzeit werden auch die Todes­ur­sachen der Kinder von den Patho­logen unter­sucht. Es müssen in ganz Irland viele Tau­sende Kinder gewesen sein.
Der Bericht einer Ermitt­lungs­kom­mission in Bess­bo­rough (Cork) fand heraus, dass mehr als 900 Kinder in dem dor­tigen „Mother and Baby Home“ gestorben sind. Es sind aber bei weitem nicht so viele Kin­der­ske­lette gefunden worden. Und noch ein grau­siges Detail wird in dem Bericht erwähnt: Viele tote Babys und Klein­kind­körper sind wahr­scheinlich für damals für 10 Shilling (ca. 65 Cent) von einem der Pförtner des Heims an eine medi­zi­nische Schule ver­kauft worden. Sie hatten nicht einmal Namen, sondern wurden als „Ana­to­mische Gegen­stände“ bezeichnet. Es gibt Ver­mu­tungen, dass manche Kinder einfach als Schwei­ne­futter ver­kauft wurden. Es gab meistens kein christ­liches Begräbnis für diese kleinen Jungen und Mädchen. Viele sind wohl einfach ver­schwunden und niemand weiß, was mit ihren Kör­perchen geschehen ist.

Tuam lag nicht auf dem Irland-Rei­seplan des Papstes

Die His­to­ri­kerin Catherine Corless aus Tuam hatte den Fall ins Rollen gebracht. 2012 ver­öf­fent­lichte sie einen Artikel in einer Lokal­zeitung, der ent­hüllte, dass 796 Kinder, die meisten von ihnen Babys und Klein­kinder, während der 36 Betriebs­jahre im Heim gestorben waren. Aber nur für ein Kind konnte sie nach­weisen, dass es beerdigt worden war.
Als Papst Fran­ziskus im August 2018 Westirland und den hei­ligen Mari­en­schrein von Knock besuchte, wäre Tuam gleich um die Ecke gelegen. Über­le­bende und Opfer des Heimes hatten Pro­teste ange­kündigt. Papst Fran­ziskus hielt es nicht für nötig, sich in Tuam sehen zu lassen.

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Tuam lässt der Papst aussen vor – in einem kirch­lichen Heim für ledige Mütter starben bis Anfang der 60er Jahre fast 800 Klein­kinder. Sie waren unehe­liche „Kinder der Schande“. Die Mütter wurden dort von Nonnen gede­mütigt und ausgebeutet. …