Ukrai­nische Behörden eröffnen Ver­fahren gegen Maidan-Regierung wegen Todes­schüssen von 2014

Die Mel­dungen aus der Ukraine über­schlagen sich der­artig, dass ich keinen Nachtrag zu meinem heu­tigen Bericht schreiben kann, sondern einen wei­teren Bericht nach­legen muss.
(Von Thomas Röper)
Die Ermitt­lungs­be­hörden der Ukraine haben soeben mit­getelt, dass sie ein Ermitt­lungs­ver­fahren wegen der Todes­schüsse auf dem Maidan 2014 eröffnet haben. Über­ra­schend dabei ist, dass dieses Ver­fahren sich gegen die nach dem Maidan an die Macht gekommene Regierung richtet.
Die Behörde teilte mit:
„Das staat­liche Ermitt­lungsbüro hat am 1. April ein Straf­ver­fahren wegen der Zulassung der Abtretung der Krim durch Regie­rungs­mit­glieder, wegen Gewalt­samer Macht­über­nahme, wegen Hoch­verrat und wegen des Mas­sen­mordes auf dem Maidan 2014 eröffnet. Das Ver­fahren richtet sich gegen Arseni Jazenjuk, Alex­ander Turtschinow, Andrej Parubi, Valentin Nali­vait­schenko, Sergej Pasch­inski, Juri Sergeev, Vitali Klit­schko, Oleg Tja­nibok, Igor Tenjuch, Juri Lut­senko, Stepan Pol­torak und andere.“
Diese Liste umfasst das Who-Is-Who des Maidan-Put­sches. Jazenjuk wurde nach dem Putsch Minis­ter­prä­sident, Alex­ander Turtschinov war Über­gangs­prä­sident und später Chef des Natio­nalen Sicher­heits­rates, Andrej Parubi war Chef der „Sicher­heits­kräfte des Maidan“ und später Chef des Geheim­dienstes und Par­la­ments­prä­sident, Valentin Nali­vait­schenko war nach dem Maidan Gene­ral­staats­anwalt und ist Abge­ord­neter, Vitali Klit­schko ist Bür­ger­meister von Kiew geworden, Oleg Tja­nibok war stell­ver­tre­tender Ver­tei­di­gungs­mi­nister und so weiter.
Wie ich schon ange­merkt habe, lösen sich die Macht­struk­turen der Maidan-Regierung gerade auf, die Über­le­genheit von Selenksy bei den Umfragen scheint für Panik im Macht­ap­parat zu sorgen, der die Ermitt­lungen zu den Todes­schüssen vom Maidan fünf Jahre lang ver­schleppt hat, wie das UNHCR in über 20 Berichten kri­ti­siert hat. Aber fünf Jahre lang haben sich die ukrai­ni­schen Behörden mit Ermitt­lungen gegen die Regierung zurück­ge­halten, jetzt plötzlich mehren sich Vorwürfe.
Das dürfte nur ein Vor­ge­schmack auf das sein, was nach der Wahl von Selenksy droht. Die Ver­brechen der Maidan-Regierung könnten tat­sächlich ver­folgt werden. Umso mehr ist zu erwarten, dass sich die Täter, die in Kiew derzeit noch die Macht in Händen halten, nun mit allen Mitteln gegen einen Wahlsieg Selenskys wehren werden.
Die Lage in der Ukraine wird immer unberechenbarer.


Wenn Sie sich für die Ukraine nach dem Maidan und für die Ereig­nisse des Jahre 2014 inter­es­sieren, als der Maidan stattfand, als die Krim zu Russland wech­selte und als der Bür­ger­krieg los­ge­treten wurde, sollten Sie sich die Beschreibung zu meinem Buch einmal ansehen, in dem ich diese Ereig­nisse detail­liert auf ca. 800 Seiten genau beschreibe. In diesen Ereig­nissen liegt der Grund, warum wir heute wieder von einem neuen Kalten Krieg sprechen. Obwohl es um das Jahr 2014 geht, sind diese Ereig­nisse als Grund für die heutige poli­tische Situation also hoch­ak­tuell, denn wer die heutige Situation ver­stehen will, muss ihre Ursachen kennen.

Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“