Die Luft­nummer: Wem gehört die Luft, die wir benutzen? Und wann werden wir für die Luft zahlen müssen?

Es war zu der Zeit, als man guten Gewissens auch noch Ägypten bereisen konnte – jetzt bringen mich keine zehn Pferde mehr in ein mus­li­mi­sches Land. Wir fuhren mit dem Tauch­schiff unserer Basis der Küste entlang zu unserem Tauch­platz, als mir eine wun­derbare Villa am Ufer auffiel. Ich sagte zu meinem Tauch­partner, dass ich mir so etwas am Meer für mein Rent­ner­dasein vor­stellen könne, um ein paar Wochen zu über­wintern und ruhige Tauch­gänge zu unter­nehmen. Mein Tauch­partner war Ägypten-kundig, Jurist und gab mir den Rat, wenn ich in diesem Land eine Immo­bilie kaufe, solle ich nicht ver­gessen, auch die Luft über dem Anwesen in den Kauf­vertrag ein­tragen zu lassen. Ansonsten würde ich Geld zum Fenster raus­schmeißen, weil ohne diese Ver­trags­re­gelung mir auch das Land dar­unter nicht gehören würde. Ich habe nicht geprüft, ob an dieser Sache was dran ist, aber 1. April war nicht.
(Von Albrecht Künstle)

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Diese Story fiel mir ein, als die Bun­des­netz­agentur neulich wieder Lizenzen ver­stei­gerte. Das heißt das Recht, die Luft über Deutschland in bestimmte elek­tro­ma­gne­tische Schwin­gungen ver­setzen zu dürfen. Zwar muss natürlich geregelt sein, wer welche Fre­quenzen nutzt. Aber anders als für die Stra­ßen­be­nutzung musste für die Nutzung unserer Atmo­sphäre früher kein Geld auf­ge­wendet werden. Denn die Luft über Deutschland gehört nicht dem Staat, wie viel­leicht in Ägypten. Und trotzdem wurden dafür Mil­li­arden ver­langt und vom Staat ver­ein­nahmt. Er hat also etwas ver­kauft, was ihm gar nicht gehört. Das ist fast so schlitz­ohrig wie jener Ost­friese, der einem Orts­un­kun­digen Watt ver­kauft hat, das ihm gar nicht gehörte ‑ bei Ebbe natürlich! Und die Bieter für die Lizenzen machten ohne zu murren über fünf Mil­li­arden Euro locker. Ob für die tech­ni­schen Inves­ti­tionen da noch ein paar Mil­lionen übrig bleiben?
Deshalb stellt sich die Frage, was als Nächstes kommt, wenn der Staat behauptet, die Luft gehört mir? Müssen die Flug­ge­sell­schaften dem­nächst nicht nur Flug­ha­fen­ge­bühren, sondern auch Mil­lionen dafür zahlen, die Luft durch­schneiden zu dürfen? Und die Bal­lon­fahrer dafür, mit Ihren Dingern aufzusteigen?
Und wie ist es eigentlich mit der bisher noch kos­ten­losen Atemluft? Die Industrie muss bereits „Ver­schmut­zungs­rechte“ zahlen, für Autos sind sie auch in der Dis­kussion. Viel­leicht nur als Test, wie die Bevöl­kerung darauf reagiert? Um dann als nächsten Schritt unseren Luft­ver­brauch mit Gebühren zu belasten? Er liegt bei etwa 15 Liter­vo­lumen in der Minute, und der Mensch lebt viele Minuten, da käme schon etwas zusammen. Wer schuftet müsste mehr zahlen, weil er mehr Luft ver­braucht. Selbst­ver­ständlich wird ein „Sozi­al­staat“, der etwas auf sich hält, Kinder ent­lasten, weil diese weniger Lun­gen­vo­lumen haben. Und die Mil­lionen Immi­granten wird man natürlich auch nicht zur Kasse bitten. Ihnen wird Gast­freund­schaft zuteil, und sie werden nicht nur finan­ziell beatmet, sie würden auch umsonst Luft holen.
Und jetzt gilt es, tief durch­zu­atmen, die Sau­er­stoff­ver­sorgung des Hirns zu ver­bessern und nach­zu­denken, was sich der Staat mit der Luft­ver­stei­gerung her­aus­nimmt. Die Latri­nen­steuer der alten Römer ist ein Klacks dagegen. Sollte der Staat wirklich einmal auch bei der Atemluft zuge­schlagen, wird sich das ebenso hart­näckig halten wie es der Soli tut.