Flugbereitschaft Bundesministerium der Verteidigung - Airbus A340-300 - 16+02 - Cologne Bonn Airport - By © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons), CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=44271687

Pannen und Flug­un­fälle der Regie­rungsjets – Ist Uschis Per­sonal genügend qualifiziert?

Der letzte Unfall des Regie­rungsjets “Global 5000” in Berlin war spek­ta­kulär, und nur mit unver­schämt viel Glück ist er nicht zu einer grö­ßeren Kata­strophe geworden. Jetzt sind aus Insi­der­kreisen genügend Infor­ma­tionen durch­ge­si­ckert, um den Ablauf beur­teilen zu können. Es zeigt sich eine fatale Kette von Ver­säum­nissen aller Betei­ligten. Auch die hoch­ge­lobten Piloten haben sich nicht mit Ruhm bekleckert.

(Von Peter Haisenko)

Der Unfall wäre ohne wei­teres zu ver­meiden gewesen, wenn auch nur ein Ein­ziger im Ablauf von der Basis­kon­trolle bis zum Flug seine Auf­gaben gewis­senhaft durch­ge­führt hätte. Der Grund­fehler ist natürlich bei dem War­tungs­er­eignis gemacht worden, indem ein feh­ler­haftes Teil ein­gebaut wurde. Es handelt sich um ein ele­men­tares Modul, das die Koor­di­nierung der Ruder­steuerung mit den Spoilern regelt, also den Stör­klappen auf den Flügeln. “Spiegel-Online” (SPON) macht dafür die Luft­hansa ver­ant­wortlich und ent­lastet alle anderen. (Link zum Artikel) Da fühle ich mich doch gleich an “Relotius” erinnert, denn der gesamte Bericht strotzt nur so vor Unwis­senheit und fal­schen tech­ni­schen Begriffen und Zuord­nungen. Zumal noch nicht einmal geklärt ist, wer das feh­ler­hafte Teil geliefert hat. Luft­hansa-Technik oder der Her­steller Bom­bardier selbst.

Die letzte Instanz zur Bestä­tigung der Luft­tüch­tigkeit eines Flug­zeugs ist der Kapitän

Vor jedem Flug, min­destens vor dem ersten des Tages, müssen die Piloten über­prüfen, ob alle Steue­rungs­ele­mente korrekt bedient werden können und auch das tun, was sie tun sollen. Heut­zutage geschieht das im Cockpit selbst anhand der elek­tro­ni­schen Anzeigen. Aller­dings wird das nach einem grö­ßeren War­tungs­er­eignis oder dem Aus­tausch eines ele­men­taren Teils direkt nach dem War­tungs­er­eignis von den Mecha­nikern durch­ge­führt, zusätzlich zur wei­teren Kon­trolle durch die Piloten. Wenn das in diesem Fall über­haupt statt­ge­funden hat, wussten die betei­ligten Mecha­niker – spä­testens der Prüf­dienst der Luft­waffe – offen­sichtlich nicht, was sie wie zu über­prüfen haben. Das feh­ler­hafte Flugzeug wurde an die Piloten über­geben. Der Fehler war, dass die Spoiler ver­kehrt herum aus­fuhren – der rechts kam hoch, wenn eigentlich der links hätte hoch kommen sollen. Das bereitet dem Piloten wenig Freude.

Die letzte Instanz, bevor sich ein Flugzeug in die Luft erheben darf, ist der Kapitän. Er bescheinigt mit seiner Unter­schrift im Bordbuch die Luft­tüch­tigkeit des Flug­zeugs für den jewei­ligen Einsatz. Mit dieser Unter­schrift ent­lastet er alle anderen, die vorher für die Luft­tüch­tigkeit die Ver­ant­wortung trugen. Er hat mit seinen Kon­trollen und der Unter­schrift im Bordbuch fest­ge­stellt, dass das Flugzeug luft­tüchtig ist. Das heißt, dass er die alleinige Ver­ant­wortung hat, wenn er etwas über­sieht. Auch dafür bekommt er sein ansehn­liches Gehalt. Auch das wissen die Herren beim Spiegel offen­sichtlich nicht. Nach meiner per­sön­lichen Erfahrung mit Artikeln des Spiegel zum Thema Luft­fahrt kann ich sowieso nur sagen, dass niemand bei diesem Magazin über­haupt Fach­wissen über die Luft­fahrt hat.

Von der Luft­fahrt haben “Spiegel”-Journalisten keine Ahnung

So stellt ein Kom­men­tator unter dem Spie­gel­ar­tikel trefflich fest: “Ach SPON, schon wieder einmal schnell Skandal skan­diert. Im Fach­jargon Torque Tube genannt, das sind Antriebs­wellen und selbst wenn man die ver­kehrt­herum einbaut, ändert sich die Dreh­richtung nicht. Da ist wohl ein anderes Teil des Spoiler Antriebs ver­kehrt instal­liert worden. Etwas detail­liertere Infor­mation wäre schon schön. Der aus­füh­rende Luft­fahr­zeug­me­cha­niker sollte erst einmal selbst prüfen, dann kommt der Prüfer des aus­füh­renden Betriebs und dann sollte auch noch der Güte­prüf­dienst der Bun­deswehr prüfen. Zu guter Letzt kommt die Crew. Die sollte bei so einem “Erstflug” auch noch einmal besonders sorg­fältig vor­gehen. Ja ein Skandal. Wie auch das dünne Skandal-Geschreibsel von SPON.”

Ent­gegen der Dar­stellung im Spiegel kann man durchaus im Cockpit erkennen, ob die Spoiler korrekt arbeiten, wie ein anderer fest­stellt: “Als Pilot, der dieses Muster schon ein paar Jahre fliegt, gebe ich ent­gegen der Aussage im neu­esten Artikel von SPON zu bedenken, dass man bei der After Engine Start Checklist (Items) bei der Kon­trolle der sog. Flight Con­trols im Cockpit sehr wohl erkennen kann, ob die Spoiler analog zu den Ruder Ein­gaben am Steu­erhorn aus­fahren. Dies wird bei der Anwahl der FltCtl Page für diesen Check auf einem Bild­schirm dar­ge­stellt. Aller­dings weiß ich davon, dass die rechts/links Ein­gaben am Steu­erhorn beim Simu­lator Training nicht mehr gefordert werden. Ich führe sie dennoch vor jedem Flug als Teil eben dieser Check­liste durch und gebe dies auch als Tipp an meine Kol­legen im Cockpit weiter.” – Ja, so arbeitet ein gewis­sen­hafter Pilot!

Die Piloten der Flug­be­reit­schaft haben zu wenig Flug­stunden auf großen Jets

Die Piloten von Uschis Flug­dienst haben diese Kon­trollen offen­sichtlich nicht, oder zumindest nicht richtig abge­ar­beitet. Auch wie sie anschließend diesen Notfall behandelt haben, lässt bei mir das Ver­trauen in ihre Pro­fes­sio­na­lität nicht wachsen. Wie man ein der­ar­tiges Problem besser abhandeln kann, haben am 11. November 2018 Piloten der Air Astana vor­ge­führt. Die Piloten aus Kasachstan, denen oft mit über­heb­licher Arroganz Pro­fes­sio­na­lität abge­sprochen wird. (Link zum Bericht) Ich selbst hätte ein solches Problem auch anders behandelt. Erstmal Höhe gewinnen, dann in Ruhe fest­stellen, inwieweit man noch steuern kann, anstatt übereilt umgehend eine Not­landung ein­zu­leiten. Mit der nötigen Ruhe und ange­mes­senem Fach­wissen hätte man die feh­ler­haften Spoiler einfach abschalten können, selbst wenn die gesamte Hydraulik hätte still­gelegt werden müssen. Ja, dieses Flugzeug fliegt auch dann noch und kann gesteuert werden. Und nein, diese Piloten haben nicht pro­fes­sionell gehandelt. Nicht vor dem Abheben und nicht in der Luft.

Damit bin ich beim eigent­lichen Thema: Sind Uschis Piloten über­haupt genügend qua­li­fi­ziert, solche Pas­sa­gier­flug­zeuge zu kom­man­dieren? Eines kann ich klar fest­stellen: Keiner der Piloten der Flug­be­reit­schaft verfügt über die Erfahrung, die für einen Kapitän einer renom­mierten Flug­ge­sell­schaft selbst­ver­ständlich ist. Sie haben weniger Flug­stunden und von diesen haben sie oftmals den Großteil auf Pro­pel­ler­ma­schinen erworben, die eine ganz andere Flug­cha­rak­te­ristik haben als große Jets. Und nein, ich will kei­nes­falls behaupten, dass alle Piloten der Flug­be­reit­schaft unge­nügend qua­li­fi­ziert sind, aber einige von ihnen offen­sichtlich doch. Anzu­merken ist auch, dass sogar Bun­des­wehr­pi­loten, die Hub­schrauber und Kampfjets fliegen, teil­weise so wenig Flug­stunden absol­vieren können, dass es kaum zum Lizenz­erhalt aus­reicht. Siehe Link hier.

Die tech­nische Kom­petenz hinter der Flug­be­reit­schaft ist mangelhaft

So musste ich bereits nach der Not­landung der A 340 mit Merkel und Scholz an Bord auf der viel zu kurzen Bahn in Köln mit dem Kapitän hart ins Gericht gehen. Nicht nur, dass auch in diesem Fall der auf­ge­tretene Fehler offen­sichtlich nicht mit der ange­brachten Pro­fes­sio­na­lität abge­handelt worden ist, kann die Ent­scheidung auf dieser Bahn zu landen, nur als nicht nach­voll­ziehbar bis grob fahr­lässig bezeichnet werden. So ist dazu durch­ge­si­ckert, dass diese “Landung” derart hart war, wie es noch niemand erlebt hat. In der Folge muss man sich dann auch nicht wundern, wenn direkt beim nächsten Flug Reifen geplatzt sind, was eine Folge eines Schadens sein kann, der durch diese “Landung” ent­standen und nicht ent­deckt worden ist. Hier der Artikel zu diesem Lapsus: https://www.anderweltonline.com/wissenschaft-und-technik/luftfahrt-2018/wie-gefaehrlich-war-die-situation-im-kanzler-jet/

Damit bin ich beim nächsten Aspekt: Die tech­nische Kom­petenz hinter der Flug­be­reit­schaft. Ich weiß nicht, welcher mil­lio­nen­schwer ein­ge­kaufte Berater der Ver­tei­di­gungs­mi­nis­terin ein­ge­flüstert hat, die Wartung der Regie­rungs­ma­schinen von pri­vaten Händen durch­führen zu lassen. Für den “Güte­prüf­dienst” der Luft­waffe selbst gilt das­selbe wie für die Piloten, was den Betrieb von Pas­sa­gier­flug­zeugen betrifft: Sie haben im Ver­gleich zum Lini­en­be­trieb zu wenig Erfahrung. Wie wichtig Erfahrung ist, mag man daran ermessen, dass die alten A 310, die noch von Hon­ecker über­nommen worden sind, erheblich zuver­läs­siger ope­riert werden. Der Beschluss, jetzt neue A 350 anzu­schaffen, kann diese Situation nicht ver­bessern. Da hat Uschis Flug­be­reit­schaft dann neue Flug­zeuge, aber Mecha­niker und Piloten, die kei­nerlei Erfahrung im Umgang mit diesem Gerät haben.

Die Flug­be­reit­schaft ist so desolat wie die gesamte Bundeswehr 

Der Zustand der Flug­be­reit­schaft mit den rei­hen­weisen Pannen ist nur noch peinlich. Es ist schon schlimm genug, dass man in Deutschland Flug­häfen nicht mehr fer­tig­stellen kann, aber dass man nicht mehr in der Lage ist, Regie­rungs­mit­glieder zuver­lässig an ihren Bestim­mungsort zu bringen, ist nur noch lächerlich. Dass jetzt ver­sucht wird, den schwarzen Peter der Luft­hansa anzu­hängen reiht sich ein in die all­ge­meine Tendenz, die letzten Ren­no­mier­be­triebe Deutsch­lands zu demon­tieren. Allein die Tat­sache, dass bei beiden Vor­fällen, A 340 und Global 5000, die Piloten umgehend mit Lob über­schüttet wurden, beweist, wie wenig Ahnung im Ver­tei­di­gungs­mi­nis­terium zur Luft­fahrt vor­handen ist. Hier geht es allein um poli­tisch kor­rektes Ver­halten, und das hat in der Luft­fahrt nun gar nichts verloren.

Der Zustand der Flug­be­reit­schaft kor­re­spon­diert mit dem der ganzen Bun­deswehr. Frau von der Leyen ist seit 17. Dezember 2013 Ver­tei­di­gungs­mi­nis­terin, also seit mehr als fünf Jahren dafür ver­ant­wortlich. Mir ist unver­ständlich, wieso sie nach diversen Skan­dalen und sogar Unter­su­chungs­aus­schüssen immer noch im Amt ist. Liegt es an der Frau­en­quote oder doch an der all­ge­meinen Ent­schei­dungs­ver­wei­gerung der Kanz­lerin? Oder gar daran, dass man alte Par­tei­ge­nossen nicht vor Erreichen des Pen­si­ons­alters in die Wüste schickt? Die Sicherheit des Flug­be­triebs hat ihre eigenen Regeln und die sind inkom­pa­tibel mit jeg­licher poli­ti­schen Kor­rektheit oder per­sön­lichen Befindlichkeiten.

Nach 14 Jahren Regierung Merkel ist der gesamte Regie­rungs­ap­parat in einem jäm­mer­lichen Zustand. Das kann nicht schön geredet werden, schon gar nicht ange­sichts der gehäuft auf­tre­tenden Pannen bei der Flug­be­reit­schaft. Die Merkel-Regierung macht Deutschland, die einst geschätzte Zuver­läs­sigkeit, Qua­lität und Prä­zision, zur Lach­nummer für die Welt. Wer wird sich denn heute noch einen Flug­hafen von deut­schen Firmen bauen lassen? Jetzt wird daran gear­beitet, dass auch die renom­mierte Luft­hansa keine War­tungs­auf­träge mehr von außerhalb bekommen wird. Ja, aber wir haben doch eine “schwarze Null”, auf die wir besonders stolz sein dürfen. Die Kanz­lerin selbst ist schon mit der spa­ni­schen Iberia geflogen, um über­haupt noch anzu­kommen. So kann auch ich Regie­rungs­mit­gliedern nur emp­fehlen, mit “Linie” zu fliegen, wenn sie Wert auf pünkt­liches oder über­haupt Ankommen legen. Zumindest solange, bis Uschis Truppe wieder einen aus­rei­chenden Grad an Pro­fes­sio­na­lität und Qua­li­fi­kation erhalten hat.

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Hat die Dege­ne­rierung deut­scher (nicht nur Technik-)Kompetenz Methode? Man könnte es meinen. Lesen Sie dazu das Werk von Hans Jürgen Geese „Die Deut­schen – Das klügste Volk auf Erden ver­ab­schiedet sich von der Geschichte“. Eine Rezension dazu können Sie hier ein­sehen. Dieses Werk ist erhältlich im Buch­handel oder direkt zu bestellen beim Verlag hier.

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