Wie das rus­sische Fern­sehen über den Han­dels­krieg zwi­schen den USA und China berichtet

Das rus­sische Fern­sehen hat sich am Sonntag in der Sendung „Nach­richten der Woche“ auch mit den Han­dels­streit zwi­schen den USA und China und der neu­esten Ent­wicklung zum Thema Huawei beschäftigt.
Aktuell hat Trump ein Dekret erlassen, über das heute auch der Spiegel berichtet hat:
„Hin­ter­grund für den Android-Bann ist ein Dekret von US-Prä­sident Donald Trump. Er hatte am ver­gan­genen Mittwoch den natio­nalen Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­not­stand aus­ge­rufen, wor­aufhin das US-Wirt­schafts­mi­nis­terium am Freitag eine Art schwarze Liste auf­setzte, auf der auch Huawei steht. US-Firmen ist es nun untersagt, ohne Geneh­migung der Regierung Geschäfte mit diesen Firmen zu machen.“
Für Huawei ist das eine gefähr­liche Situation, weil Huawei nun Android nicht mehr als Betrtiebs­system benutzen kann. Das betrifft zwar zunächst nur neue Geräte, aber wird sicher Huawei sehr schaden. Für China kün­digte Huawei ein eigenes Betriebs­system als Alter­native an, das wohl fertig als „Plan B“ in der Schublade liegt. Das Dekret betrifft aber auch die Lie­ferung von ame­ri­ka­ni­schen Com­pu­ter­chips für Huawei.
Aller­dings hat Huawei durchaus Mög­lich­keiten, zu ant­worten. Die Firma ist Markt- und Tech­nik­führer bei 5G und hält so viele Patente, dass man ohne Huawei kein solches Netz auf­bauen kann. Im Spiegel konnte man dazu lesen:
„Patente könnten für den chi­ne­si­schen Konzern eine Mög­lichkeit sein, Druck aus­zuüben. Allein für die Zukunfts­tech­no­logie 5G verfügt das Unter­nehmen über ein gewal­tiges Port­folio. Der Patent­analyse-Plattform IPlytics zufolge hält das Unter­nehmen allein in diesem Bereich mehr als 11.000 Patente – und damit mehr als jeder andere Telekommunikationskonzern.“
Die Frage wird also sein, wie Huawei reagiert. Um diese und andere Fragen des Han­dels­kriegs ging es auch in dem Beitrag des rus­si­schen Fern­sehens, den ich über­setzt habe.
Beginn der Übersetzung:
Wie sieht der Han­dels­kon­flikt zwi­schen den USA und Chinas aus?

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Während Washington eine Han­dels­schlacht mit Peking führt, führen sie im chi­ne­si­schen For­schungs­zentrum von Linshui ihre eigene Ernte durch. Hier wird ver­sprochen, ganz China mit Gemüse und Obst zu ver­sorgen. Mit Hilfe von Hoch­tech­no­logie und Ver­trauen, das vom staat­lichen Fern­sehen kommt.
Für die 1,5 Mil­li­arden Chi­nesen ist Kang Hui nun die Ver­kör­perung des Kampfes gegen die ame­ri­ka­nische Han­dels­ag­gression. Seine Posts ver­breiten sich in chi­ne­si­schen sozialen Netz­werken mit der Geschwin­digkeit von viraler Werbung.
„Wie Prä­sident Xi sagt, ist die chi­ne­sische Wirt­schaft ein Ozean, kein kleiner Teich, und Stürme können ihm nichts anhaben. Der Ozean wird auch nach tausend Stürmen bleiben“ ver­kündet es aus den Fernsehern.
In den Hotels und Restau­rants von Sichuan hängen Plakate: ame­ri­ka­nische Tou­risten sollen 25 Prozent Zuschlag auf die Rechnung zahlen. Wer Fragen hat, soll sich an die US-Bot­schaft wenden. Die hat natürlich Washington bereits von den Ver­gel­tungs­maß­nahmen Pekings berichtet.
„Ab dem 1. Juni werden die Ein­fuhr­zölle auf Waren aus den Ver­ei­nigten Staaten um 60 Mil­li­arden Dollar steigen“ kün­digte China an.
Die chi­ne­si­schen 60 Mil­li­arden Dollar sind natürlich nicht die von Trump ein­ge­führten 200 Mil­li­arden und auch nicht die darüber hinaus ange­kün­digten 325 Mil­li­arden. Aber das betrifft mehr als fünf­tausend ame­ri­ka­nische Waren, deren Zoll um 10 bis 25 Prozent erhöht wird. Fleisch und Mee­res­früchte, Tee, Kaffee, Alkohol.
Die chi­ne­si­schen Ein­zel­händler sind ruhig wie der chi­ne­sische Drache. Ame­ri­ka­nische Pro­dukte gibt es in chi­ne­si­schen Läden natürlich, nur das Sor­timent ist sehr begrenzt. Und es gibt sie meist nur in großen Super­märkten. Hier zum Bei­spiel Äpfel. Auf dem Apfel ein Auf­kleber: USA. Sie kosten etwa so viel wie chi­ne­sische Äpfel. Aber das ist eine Ausnahme.
In der Regel sind die Preise für ame­ri­ka­nische Waren ein­einhalb bis zwei Mal höher. Durch die Zölle werden sie noch weniger kon­kur­renz­fähig. Hier ist ame­ri­ka­nische Vaseline im Kos­metik-Regal. Soja schafft es dort nicht mehr hin. Doch die Hälfte der ame­ri­ka­ni­schen Soja-Ernte ging an den chi­ne­si­schen Markt. Die Farmer in Illinois zählen ihre Ver­luste. „Wir wussten, dass unsere Soja­bohnen zum Ziel der chi­ne­si­schen Reak­tionen werden würden und wir leiden am meisten“ ärgern sie sich.
Trump hat auch seine eigenen und Expor­teure und Impor­teure getroffen: Ame­ri­ka­nische Beklei­dungs- und Schuh­marken kamen aus China.
„Pro­du­zieren Sie Ihre Pro­dukte zu Hause, in den USA, und Sie haben kein Problem mit Zöllen. Wir sind das „Spar­schwein“, das alle aus­rauben und aus­nutzen wollen. Es reicht!“ sagte Trump.
Aber „Es reicht!“ sagten die Farmer zu Trump. „Er benutzte das Wort „Patrio­tismus“, um uns zum Schweigen zu bringen. Aber wie sollen wir uns ent­wi­ckeln, neue Geräte kaufen?“ fragen die Farmer.
Das Argument des Weißen Hauses: China kauft zu wenig und ver­kauft zu viel. Das Ungleich­ge­wicht soll kor­ri­giert werden.
„Die ame­ri­ka­nische Seite führt diesen Krieg aus Gier und Unwis­senheit. Wenn die Ver­ei­nigten Staaten auf­hören, zu lügen und zu unter­drücken, wird ihre mora­lische Über­le­genheit zusam­men­brechen“ schreiben die chi­ne­si­schen Medien.
Was sich die chi­ne­sische Presse erlauben kann, ist nicht im Stil des chi­ne­si­schen Außen­mi­nis­te­riums. Dort wird diplo­ma­tisch gefordert, an den Ver­hand­lungs­tisch zurück­zu­kehren, zumal die Akti­en­in­dizes als Reaktion auf die Han­dels­schlacht auf beiden Seiten des Ozeans sofort ein­ge­brochen sind. Auch der Yuan hat nach­ge­geben, auf den nied­rigsten Stand seit Jah­res­beginn. Doch für die Peoples Bank of China war es wie eine geplante Abwertung. Je bil­liger der Yuan und je teurer der Dollar ist, desto größer der Gewinn der wich­tigsten Werkbank der Welt und ihrer Expor­teure, die bei der Gele­genheit auch ihre Exporte diversifizieren.
„Unser Export in große Länder wächst, zum Bei­spiel ist er nach Deutschland um 25% und nach Russland um 101% gestiegen“ sagte Xu Lixin, CFO von Yantai Tayho Advanced Materials.
Peking will um jeden Preis demons­trieren: Ame­ri­ka­nische Zölle sind natürlich schlecht, aber nicht kri­tisch. Das machten CGTN-Jour­na­listen bildlich deutlich.
„Es scheint, dass der gesamte Handel der USA und Chinas im letzten Jahr groß war. Aber wenn man die gesamte chi­ne­sische Wirt­schaft von 13,4 Bil­lionen Dollar anschaut, dann eröffnet sich eine andere Per­spektive. Tat­sächlich macht der chi­ne­sisch-ame­ri­ka­nische Handel nur 5% der gesamten chi­ne­si­schen Wirt­schaft aus. Und er ist viel kleiner, als die 1,3 Bil­lionen Dollar, um die die chi­ne­sische Wirt­schaft im ver­gan­genen Jahr gewachsen ist“ kon­sta­tierten die chi­ne­si­schen Journalisten.
„Der Anteil der Exporte in die Ver­ei­nigten Staaten beträgt nur 16 Prozent, für unsere Märkte ist das also weniger schmerzlich, als für die ame­ri­ka­ni­schen“ sagte Cai Czjanjao, Vize­prä­sident eines der chi­ne­si­schen Investmentfonds.
In der Erkenntnis, dass Peking sich mit Zöllen nicht ein­schüchtern lässt, beschloss Washington, anders Druck zu machen. In Trumps neuem Dekret zur Sicherung der Ver­sorgung mit Infor­ma­tions- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­no­logien geht es formal nicht um Handel und Zölle und selbst China wird dort nicht genannt. Doch das ame­ri­ka­nische Han­dels­mi­nis­terium ver­hehlte nicht: Auf der schwarzen Liste der Unter­nehmen, die angeblich die nationale Sicherheit gefährden, stehen chi­ne­sische IT-Giganten, allen voran Huawei.
Im chi­ne­si­schen Außen­mi­nis­terium ant­wortete man auf die Frage von „Nach­richten der Woche“, ob dies ist nicht ein wei­terer Schritt im Han­dels­krieg ist: „Offen­sichtlich, aber Peking wird die Inter­essen seiner Wirt­schaft verteidigen“.
„Wir fordern die Ver­ei­nigten Staaten auf, diese Prak­tiken nicht mehr anzu­wenden. Für unseren Teil können wir ver­si­chern, dass aus­län­dische Unter­nehmen, die in China arbeiten, nichts zu befürchten haben, wenn sie nicht gegen das Gesetz ver­stoßen“ sagte Lu Kan, offi­zi­eller Ver­treter der Volks­re­publik China.
Und Huawei erklärte sogar, das Unter­nehmen sei bereit, Ver­ein­ba­rungen mit anderen Regie­rungen zu unter­zeichnen, in denen es sich explizit ver­pflichtet, die gesamte Aus­rüstung ohne spio­na­ge­fähige Ele­mente zu liefern. Ein chi­ne­si­scher Akt des guten Willens, den man jen­seits des Ozeans unbe­ant­wortet gelassen hat.
Ende der Übersetzung
Nachtrag: In der Nacht auf Dienstag hat das US-Han­dels­mi­nis­terium Huawei eine bis 19. August 2019 gültige Aus­nah­me­ge­neh­migung für die Arbeit mit ame­ri­ka­ni­schen Firmen gegeben.
Wenn Sie sich dafür inter­es­sieren, wie Russland auf die Fragen der inter­na­tio­nalen Politik blickt, dann sollten Sie sich die Beschreibung meines Buches ansehen, in dem ich Putin direkt und unge­kürzt in langen Zitaten zu Wort kommen lasse. Das Thema Sank­tionen – um nichts anderes handelt es sich bei Trumps Han­dels­krieg – sind in dem Buch ein Dau­er­thema. Wen inter­es­siert, was Putin zu dem Thema Sank­tionen gegen Russland und andere Länder gesagt hat, wird sehr viel inter­es­santes finden.
Autor: Anti-Spiegel
Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Ost­europa in Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahl­heimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Rus­sisch. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
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Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“