Das rus­sische Fern­sehen über die Span­nungen zwi­schen Serbien und dem Kosovo

Ich habe vor einer Woche über die wach­senden Span­nungen zwi­schen dem Kosovo und Serbien berichtet. Am Sonntag gab es auch einen Bericht über die Ereig­nisse in der Sendung „Nach­richten der Woche“ im rus­si­schen Fern­sehen. Da die deut­schen Medien zu dem Thema kon­se­quent schweigen, halte ich es für besonders wichtig, darüber zu berichten. Es liegt dort wieder Kriegs­gefahr in der Luft und man fragt sich, warum es darüber kein Wort in den deut­schen Medien gibt. Daher habe ich den Beitrag des rus­si­schen Fern­sehens übersetzt. 
Beginn der Über­setzung:
Auf dem Balkan droht ein neuer Krieg. Wie sonst sollte man die Aussage des Prä­si­denten des Kosovo, Hashim Thaçi, ver­stehen, dass sich der Kosovo mit Albanien ver­einen und einen wei­teren Teil Ser­biens erobern wird, wenn sich die Euro­päische Union dem Kosovo nicht öffnet? Grund für eine solche Äußerung von Thaçi ist die nach seiner Ansicht zu lang­wierige Libe­ra­li­sierung der Visa­frage mit der EU. Aber in Wirk­lichkeit ist es viel ernster.
„Wenn die EU den Kosovo wei­terhin iso­liert, wird die Mög­lichkeit einer insti­tu­tio­nellen Aktion oder eines Refe­rendums zur Ver­ei­nigung mit Albanien in Betracht gezogen. Wir können das durch eine par­la­men­ta­rische Reso­lu­tionen oder durch ein Refe­rendum im Kosovo und in Albanien tun und zwar ein­schließlich Presevo, Med­weschda und Buja­novac“ sagte Hashim Thaçi. (Anm. d. Übers.: Siehe Screenshot aus der Sendung, auf die drei ser­bi­schen Gebiete gezeigt werden.)

Das kingt nach einem Ulti­matum. Presevo ist ein Teil des heu­tigen Ser­biens. Med­weschda und Buja­novac auch. Das Ulti­matum ist eine direkte Drohung von Thaçi, dem die Ame­ri­kaner alles ver­geben. Es gibt keine Ver­letzung des Völ­ker­rechts durch den Kosovo, die die Ver­ei­nigten Staaten nicht unter­stützt hätten. Das ist keine Über­treibung. Das ist die selbst­be­wusste Meinung des Minis­ter­prä­si­denten des Kosovo, Ramush Hara­dinaj, der das offen so sagt.
„Die Ver­ei­nigten Staaten werden unter allen Umständen immer an der Seite von Pristina stehen, auch wenn es alle Grund­lagen des Völ­ker­rechts ver­letzen würde“ ist Hara­dinaj sicher.
Das heißt, dass die 5.000 Mann umfas­sende Armee des Kosovo, die Ende letzten Jahres nach NATO-Stan­dards auf­gebaut wurde, wenn sie gegen Serbien für Groß­al­banien in den Kampf geführt wird, von Amerika unter­stützt wird.
Vom Balkan berichtet unsere Korrespondentin.
Um 5:50 Uhr ertönen Explo­sionen. Die Men­schen ver­suchen, die Mili­tär­fahr­zeuge auf­zu­halten und bauen Bar­ri­kaden. 73 gepan­zerte Fahr­zeuge und Dut­zende bewaff­neter Abtei­lungen dringen gleich­zeitig in das Gebiet von vier ser­bi­schen Dörfern am nörd­lichen Ufer des Flusses Ibar vor. Die Spe­zi­al­kräfte des Kosovo setzen Gewalt gegen die Zivil­be­völ­kerung ein. Selbst Frauen werden nicht verschont.
Das pas­sierte im Dorf Sudin Potok. Die Spe­zi­al­kräfte der selbst­er­nannten Republik haben es gestürmt. Die Spuren sind noch sichtbar, die LKW dienten den Ein­hei­mi­schen als Barrikaden.
Aber das konnte die bewaff­neten alba­ni­schen Truppen nicht auf­halten. Die Kämpfer, die von Poli­zei­kräften der Süd­staaten der USA aus­ge­bildet wurden, brachen in das Dorf ein.
Im Haus des Rentners Dra­gamir Arsić haben die Poli­zisten alles ver­wüstet, sogar den Boden haben sie auf­ge­rissen. Der Kontakt zu einem der UN-Mit­ar­beiter, Michail Kras­no­schekov, der an den Ort der Geschehens geschickt wurde, um die Situation zu über­prüfen, riss ab. Er zeigte seinen UN-Diplo­ma­tenpass, aber als Reaktion darauf schlug die Polizei ihn zusammen, sie schlugen sogar seinen Kopf gegen ein Auto. Er wird später ins Kran­kenhaus eingeliefert.
„Ich bin seit zwanzig Jahren im Dienst, das ist keine unge­wöhn­liche Situation“ sagte Michail Kras­no­schekov, Mit­glied der UN-Mission im Kosovo.

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Allein im Gesicht hat er drei Frak­turen, sowie eine Fraktur des Schei­tel­beins. Für die Spe­zi­al­kräfte der Kosovo-Polizei gibt es keine diplo­ma­tische Immu­nität. In einem Exklu­siv­in­terview bestätigt Kras­no­schekov: Die UNO hat eine interne Unter­su­chung eingeleitet.
„Die Unter­su­chung soll zeigen, wie sich diese Ein­heiten gegenüber inter­na­tio­nalen Beob­achtern, als auch gegenüber der lokalen Bevöl­kerung ver­halten haben. Es ist wahr­scheinlich, dass die Polizei auch eine Unter­su­chung macht, aber sie wird zu einem anderen Ergebnis kommen, als wir.“ sagte Michail Krasnoschekov.
Es ist klar, dass die Ver­haftung und Schläge eines Mit­glieds einer diplo­ma­ti­schen Mission eine ekla­tante Ver­letzung des Völ­ker­rechts dar­stellt. Dabei hatten die Spe­zi­al­kräfte nicht einmal das Recht, mit Waffen am nörd­lichen Ufer des Flusses Ibar zu sein, wo die Serben leben, ohne die ört­liche Ver­waltung vorher zu infor­mieren. Das ist in Ziffer 9 des ersten Artikels des Brüs­seler Abkommens zwi­schen Belgrad und Pristina geregelt. Doch die inter­na­tio­nalen Kräfte unter Führung der Nato, die für Sicherheit in der Region sorgen sollten, waren über die Ope­ration infor­miert, stoppten die bewaffnete Pro­vo­kation aber nicht.
Ein Dialog mit solchen Nachbarn zu führen, ist fast unmöglich. Das sagte der ser­bische Prä­sident Alex­ander Vucic in einem exklu­siven Interview mit „Nach­richten der Woche“: „Wir haben keine Hoffnung, einen Kom­promiss zu finden. Diese Bar­barei, die sie ver­an­staltet haben, zeigt, dass sie nur einen Wunsch haben, den Kosovo als unab­hän­gigen Staat aner­kennen zu lassen, was wir niemals tun werden“ sagte Vucic.
Doch die EU erpresst Prä­sident Vucic: Ohne die Aner­kennung der Unab­hän­gigkeit des Kosov keine Mit­glied­schaft in der EU. Aber die­je­nigen, die im nörd­lichen Teil des Kosovo leben, werden dem niemals zustimmen.
„Wir müssen hier bleiben. Sie können uns die Beine brechen, sie können uns töten, aber wir gehen nicht weg“ sagte ein Ein­hei­mi­scher, der nach der Poli­zei­aktion im Kran­kenhaus liegt.
Die Ergeb­nisse der Politik der selbst­er­nannten Kosovo-Regierung gegen die Serben sind in Pristina sehr gut zu sehen. Vor dem Krieg lebten rund 40.000 Serben in der Stadt, heute sind es nur noch wenige Hundert. Eine Kirche blieb unvoll­endet, es gibt keine Kir­chen­ge­meinde mehr.
Während der so genannten Unab­hän­gigkeit haben sich die Pro­vinzen Kosovo und Metochien in eine alba­nische Region mit 93% Albanern ver­wandelt. Der Prä­sident der selbst­er­nannten Republik, ein ehe­ma­liger Feld­kom­mandeur der UCK, Hashim Thaçi, hat bereits erklärt, dass er bereit ist, ein Refe­rendum über den Bei­tritt des Kosovo zu Albanien abzu­halten. Er sagte, dass die Ope­ration in den nörd­lichen Gebieten nur ein Kampf gegen die Kor­ruption war und dass unter den 23 inhaf­tierten Per­sonen angeblich auch Albaner seien. Eine voll­ständige Liste wurde aber nicht vorgelegt.
„Diese Gewalt ist dau­erhaft. Sie läuft seit 20 Jahren und ist mit dem Euroat­lan­tismus zu uns gekommen. Als die inter­na­tionale Gemein­schaft kam, begann der Terror für die Serben. Für alles, was die Albaner tun, haben sie eine Erlaubnis aus Brüssel, Washington und London“ sagte Milan Iva­novich, Chefarzt des ört­lichen Krankenhauses.
Der rus­sische Mit­ar­beiter der UN-Mission Michail Kras­no­schekov, konnte in ein Kran­kenhaus in Belgrad verlegt werden. Bis zuletzt war nicht klar, ob der Kran­ken­wagen mit UN-Num­mern­schildern die Grenze pas­sieren darf. Pristina gab die Erlaubnis, erklärte dann aber den Diplo­maten zur Persona non grata. Die­je­nigen, die bereit sind, für die Serben im Kosovo ein­zu­stehen, wurden noch weniger.
Ende der Übersetzung

Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“