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Wer steckt hinter der Rezo-Kampagne?

Eine Woche vor der EU-Wahl ver­öf­fent­lichte ein junger Mann, der sich Rezo nennt, auf YouTube ein Video, in welchem er davon sprach, dass er die CDU „zer­stören“ werde mit dem, was er dort auf­zeige. Sachlich-inhaltlich war das, was er erzählte, der­maßen flach, teil­weise auch falsch, vor allem völlig ver­zerrend, dass man es gar nicht beachten müsste, würde es nicht sehr viele vor allem junge Men­schen beein­flussen. Das Video wurde nämlich mil­lio­nenfach ange­klickt und löste eine breite gesell­schaft­liche Debatte aus. Einige Tage später ver­öf­fent­lichte Rezo dann noch ein wei­teres Video zusammen mit über 90 anderen ein­fluss­reichen You­Tubern, in welchem diese erneut massive Wahl­werbung für die Grünen machten. Doch wer steckte hinter dieser groß ange­legten, hoch­gradig mani­pu­la­tiven Kampagne?
I. Rezo gehört zu Tube One, diese wird ver­marktet von: Ströer Digital
Auf den Inhalt des Rezo-„Zer­stö­rungs­videos“, auf all die sach­lichen Fehler, Ver­zer­rungen, Halb­wahr­heiten und Ober­fläch­lich­keiten werde ich noch in einem sepa­raten Artikel ein­gehen. Heute geht es um eine andere Frage, nämlich die Frage, wer diese hoch­ma­ni­pu­lative Kam­pagne gesteuert hat, wer sich Rezos bedient hat.
Und da finden wir gleich einen ersten Hinweis. Rezo gehört, wie er selbst angibt, zum Influencer-Netzwerk Tube OneTube One „kreiert Social Influencer Kam­pagnen cross­medial“. Das Ganze wie­derum wird ver­marktet von einer Firma namens Ströer Digital. Das heißt, Rezo pro­du­ziert seine Videos viel­leicht ganz alleine, viel­leicht auch nicht, das können wir schwerlich über­prüfen, auf jeden Fall aber gibt es Firmen dahinter, die seine Videos ver­markten. Und hier liegt nun, wie sich gleich zeigen wird, ein Ver­dacht nahe: Womöglich ist das gar kein kleiner You­Tuber, der das völlig selbst­ständig in Eigen­regie her­stellt und ver­treibt, weil es ihm ein Her­zens­an­liegen ist, wie man viel­leicht auf den ersten Blick meinen könnte, ja wie es geschickt sug­ge­riert wird. Denn offen­sichtlich stecken hier, min­destens beim Ver­trieb, ganz große Firmen dahinter. Ströer hatte 2018 einen Jah­res­umsatz von ca. 1,6 Mrd. Euro. Doch es kommt noch besser.
Tube One wird von Ströer seinen Kunden wie folgt vorgestellt:
»Was leistet TUBE ONE?
BERATUNG: Indi­vi­duell auf die Marke abge­stimmt, begleiten wir die gesamte Kampagne.
KREATION: Gemeinsam mit der Marke erstellen wir rele­vante  Influencer  Kon­zepte, die Zuschauer kon­su­mieren möchten.
RESEARCH: Die zukünf­tigen „Rising Stars“ heute schon finden. Mit Hilfe von Analyse Tools werden neue Talente und deren Ent­wicklung gescoutet.
PRO­JEKT­MA­NAGEMENT: Die defi­nierten Inhalte pro­du­zieren wir in Abstimmung mit Ihnen und dem Influencer.
DIS­TRI­BUTION: Garan­tierte Reich­weite und Paid Media Maß­nahmen gehören zu jedem Influencer Konzept dazu.«
Ich gehe davon aus, dass da nicht wenig Geld geflossen ist und immer weiter fließt, so viel Geld, dass Rezo alles sagen wird, was man zuvor ihm sagt (geschmiert), bezie­hungs­weise das, von dem er weiß, dass es viele hören wollen (Zeit­geist bedienen, um damit jede Menge Kohle zu machen).
Bei den anderen You­Tubern könnte es ähnlich sein. Die scheinen teil­weise mit Anfang/Mitte 20 schon stein­reich zu sein. Die Jungs und Mädels haben quasi ein Geschäfts­modell für sich ent­deckt, wie man ganz schnell zu sehr viel Geld kommen kann, so dass wohl jeder Influencer-Trottel auf diesen Zug auf­springt, um Kasse zu machen.

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II. Sie können die Influencer richtig buchen, dann sagen die genau, was Sie wollen, dass sie es sagen sollen
Und da stecken große Player dahinter, die das alles ver­markten oder sich gar dieser You­Tuber bedienen. Ströer hat eine richtige Preis­liste, wo man ver­schiedene Pakete kaufen kann, wie man die Social Influencer buchen möchte:
Preisliste-Social-Influencer-Posts
Man kann die Social Influencer also richtig mieten oder buchen und die sagen dann, was man will, dass sie es sagen sollen. Die beschreiben auch, wie sie vor­gehen an Bei­spielen. So machten sie für O2 folgendes:
»Erstellung einer län­ger­fris­tigen Stra­tegie und Tona­lität zur Dar­stellung diverser Tarife und Angebote.«
Und dazu gingen sie so vor:
»30 Influencer plat­zierten mehrere mobile Devices auf Instagram, um den Tarif „Mobile Hub“ zu bewerben. Auch für den Carrera „All in one“-Tarif pos­teten die Influencer Bilder und Storys auf Instagram, um ihre Fans über den Tarif zu infor­mieren. Während des Feat.you-Events in Berlin mit Wincent Weiss ver­losten die Influencer auf Instagram Meet&Greets für ihre Fans« und erzielten damit eine Netto-Reich­weite von ca. 5 Mil­lionen. Dabei scheint Ströer „seine“Influencer richtig anzu­bieten. Ganz vorne mit dabei: Rezo, den Hadmud Danisch als „Mietmaul“bezeichnet..
Kanäle
III. Welche Rolle spielte T‑online bei dem Ganzen?
Auf­fällig ist, das CDUZer­stö­rungs­video wurde unter anderem gepuscht von t‑online.de/Nach­richten. Die brachten eine Meldung nach der anderen, wie bereits Hadmud Danisch her­aus­ar­beitete, und spülten das Ding so noch weiter nach oben. Achten Sie bitte auch darauf, mit welch posi­tivem Unterton hier geworben wird für Rezo:
T1T2
T3T4
T5T6
T7T8
T9T10
T11T12
Sie sehen: Über Tage hinweg brachte T‑online täglich mehrere „Nach­richten“ bezüglich Rezo. Der Höhe­punkt der Dem­agogie war wohl erreicht, als Florian Harms, zu dieser Person gleich mehr, dieses inhaltlich-fach­liche mise­rable Rezo-Video als „Elo­quent, poin­tiert, mas­sen­tauglich“bezeichnet (siehe Posting 9), „Ein Meis­ter­stück poli­ti­scher Kom­mu­ni­kation“ und gleich die CDU noch mit abwatscht. Wer dieser feine Herr ist, dazu, wie gesagt, gleich mehr.
Von Rezo selbst hatte ich zuvor noch nie gehört, und die meisten anderen wohl auch nicht. T‑online aber ist die reich­wei­ten­stärkste Nach­richten-Website Deutsch­lands (!). Und wem gehört T‑online? Nun raten Sie!
IV. Hinter T‑online steckt wie­derum Ströer Digital
Das News­portal T‑online ist ein Angebot der Ströer Digital Publi­shing GmbH, einer 100-pro­zen­tigen Tochter der Ströer Content Group. Diese hat T‑online 2015 kom­plett über­nommen. Es ist die gleiche Firma, die dahinter steckt: Ströer! Das heißt, was den Men­schen hier von T‑online als „Nach­richten“ ver­kauft wurde, war eine reine Mar­keting-Kam­pagne von Ströer Digital. Die haben das Video pro­du­ziert oder pro­du­zieren lassen und dann über ihre Tochter T‑online ver­marktet, es als Nach­richten ver­kauft, eine Meldung nach der anderen gebracht, und das Ding überall nach vorne geschoben.
Wie eng die Ver­flech­tungen sind, zeigt nun fol­gendes: Chef­re­dakteur von T‑online ist Florian Harms. Florian Harms ist zugleich Co-CEO der Ströer News Publi­shing GmbH. Er war früher Chef­re­dakteur von Spiegel Online und hat in Islam­wis­sen­schaften pro­mo­viert. Wer stu­diert in der Regel „Islam­wis­sen­schaften“ und beschäftigt sich jah­relang damit, jemand der dieser Welt­an­schauung gegenüber eher kri­tisch ein­ge­stellt ist oder jemand, der eine hohe Affi­nität zu ihr hat? Der Herr, der also das von Ströer ver­triebene und von T‑online, einer Tochter von Ströer, beworbene Video so über­schwenglich, ja schon eupho­risch lobte, ist der Co-CEO von Ströer News Publi­shing GmbH, der auf T‑online eine eigene Kolumne mit dem Namen TAGES­AN­BRUCH hat. Noch Fragen?
Florian Harms
Auf T‑online gibt es aber noch andere feine Kolum­nisten außer dem feinen Florian Harms. Kolum­nistin für T‑online ist unter anderem auch Lamya Kaddor, die sich auch als „Islam­wis­sen­schaft­lerin“ ausgibt, in Wahrheit aber wohl eher eine Islam­leh­rerin ist, wie Tomas Spahn auf Tichys Ein­blick sehr schön her­aus­ar­beitete.
Nicht wenige halten sie für ein mus­li­mi­sches U‑Boot, das unsere Gesell­schaft von innen heraus bear­beitet, um dem Islam in Deutschland immer mehr Geltung zu ver­schaffen. Auf T‑online hat sie eine eigene Kolumne, in der sie sich gezielt den Themen „Muslime in Deutschland“ und „Migration“ widmet. T‑online, die reich­wei­ten­stärkste Nach­richten-Website Deutsch­lands, bietet ihr hierfür eine breite Plattform.
Lamya Kaddor
V. Die Nähe von Ströer zu den Grünen
Doch welches Interesse hat nun der Konzern Ströer daran, hier so massive Pro­pa­ganda für die Grünen (und Muslime) zu machen? Geht es rein um wirt­schaft­liche Inter­essen und man hätte genauso gut eine solche Kam­pagne für die CDU oder für die FDP machen können? Macht man das nur des­wegen, weil man hier bei den Grünen derzeit den größten Markt sieht oder steckt mehr dahinter? Das ist schwer zu sagen. Jeden­falls bin ich auf diese Pres­se­mit­teilung gestoßen. Ende Mai unter­stützte Ströer das „Gre­entech Fes­tival“ in Berlin. In einer eigenen Pres­se­mit­teilungheißt es:
„Vom 23. bis 25. Mai wird der ehe­malige Flug­hafen Tem­pelhof zum Schau­platz des ersten Gre­entech Fes­tivals. Das Fes­tival ver­bindet eine Aus­stellung mit nach­hal­tigen und respon­sivenTech­no­logien, eine Kon­ferenz zum Thema Nach­hal­tigkeit, die exklusive Ver­leihung der Green Awards sowie ein Formula-E-Rennen. Ströer unter­stützt das Gre­entech Fes­tival als Partner und pro­motet das Fes­tival über seine Außen­wer­be­flächen und digi­talen Out-of-Home-Screens. (…) 
Auf dem Gre­entech Fes­tival werden inno­vative, grüne Pro­to­typen und Pro­dukte vor­ge­stellt, die das Leben berei­chern und gleich­zeitig die Umwelt schützen sollen. Als Fes­tival Partner, bringt Ströer diese Inno­va­tionen über die digi­talen Screens über die Grenzen des Fes­tivals hinweg in die Öffentlichkeit. 
Nach­haltige Ideen, um Städte smarter, sicherer und sau­berer zu machen, sind gefragter denn je.Ströer arbeitet für seine Partner an Lösungen, um kon­krete All­tags­pro­bleme zu lösen:Zukünftig könnten zum Bei­spiel induk­tives Laden für Fahr­zeuge der E‑Mobilität zur Ver­fügung gestellt werden sowie Mess­geräte für Ozon, Fein­staub oder der Stick­stoff­kon­zen­trationinte­griert werden.“
Und nochmals: Ströer Media steckt hinter der ganzen Ver­marktung des Rezo-Videos und steckt hinter T‑online, welche das Video ihren Lesern immer wieder unter der Rubrik „Nach­richten“statt unter „Ver­marktung eigener Pro­dukte“ unter­ju­belten.  Dabei sind T‑online und Ströer nicht irgendwer. T‑online ist die reich­wei­ten­stärkste Nach­richten-Website Deutsch­lands und Ströer ist ein Unter­nehmen, das einen Jah­res­umsatz von ca. 1,6 Mil­li­arden Euro macht und zig Toch­ter­firmen hat.
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Und Ströer wie­derum scheint den Grünen nicht völlig abge­neigt zu sein, um es ganz vor­sichtig zu for­mu­lieren, viel­leicht auch deshalb, weil man meint, mit der grünen Ideo­logie gigan­tische Geschäfte machen zu können. Ob noch mehr dahinter steckt, kann ich zum gegen­wär­tigen Zeit­punkt nicht sagen, fest steht aber: Tube One, Ströer und seine Tochter T‑online haben massiv in die EU-Wahl ein­ge­griffen, indem sie mit Hilfe von Rezo, einem reich­wei­ten­starken Influencer, der von Politik in etwa so viel Ahnung haben dürfte wie Boris Becker vom Umgang mit Geld, von diesem aber wohl nicht wenig bekommen hat, eine Woche vor der EU-Wahl eine groß ange­legte Kam­pagne gegen die CDU, SPD und AfD und für die Grünen insze­niert haben.
VI. Moderne Pro­pa­ganda, gna­denlose Manipulation
Jasper von Alten­bockum, der ver­ant­wort­liche Redakteur für Innen­po­litik der FAZ, hat übrigens schon ganz früh darauf hin­ge­wiesen, worum es sich bei Rezo und seinem „Zer­stö­rungs­video“ in Wahrheit handelt:
FAZ
Und damit sind wir bei dem Wort ange­kommen, um das sich hier alles dreht: Pro­pa­ganda bzw. Dem­agogie. Wenn Sie dieses Schlüs­sel­thema unserer Zeit weiter ver­tiefen möchten (sehr emp­feh­lenswert!), dann lesen Sie hier weiter: Wie die Massen mani­pu­liert und gelenkt werden.
Denn wenn Sie nun glauben, das hier wäre ein Ein­zelfall gewesen, so muss ich Ihnen ent­gegnen: Das war wohl nur die Spitze eines so gewal­tigen Eis­berges, dass es Ihre und meine Vor­stel­lungs­kraft über­steigen dürfte. Hier hat man viel­leicht nur den Bogen so sehr über­spannt, dass es uns auffiel. Ansonsten gehen diese per­ma­nenten Mani­pu­la­tionen unseres Denkens, Fühlens und Urteilens meist so unter­schwellig von­statten, dass wir vieles davon gar nicht bewusst bemerken.
Rezo und seine You­Tuber-Kame­raden sind im Grunde nichts weiter als rede­ge­wandte moderne Staub­sauger­ver­treter, die ihre Pro­dukte an den Mann und die Frau bekommen wollen und dafür kräftig Pro­vi­sionen kas­sieren dürften. Was sie den Leuten andrehen, wird den meisten völlig egal sein, wenn der Geld­fluss nur stimmt. Dass sie kei­nerlei Ahnung von der Materie haben, tut nichts zur Sache, da ihre Zuhörer und Zuseher ja auch keine Ahnung haben und die Materie zudem so komplex ist, dass man sich da auch nicht auf die Schnelle wirklich kundig machen kann, woran 99 Prozent ohnehin kein Interesse haben dürften. Insofern sind sie die opti­malen Abnehmer für das, was mit ihnen gemacht wird, ohne dass sie es merken, was sie wahr­scheinlich nicht einmal groß­artig stören dürfte, selbst wenn man es ihnen sagt.


Quelle: juergenfritz.com