Die unvoll­kommene Gesell­schaft – Die ZEIT und der Kommunismus

Alle Utopien haben ein Problem gemein, sie enden an einer Grenze: der unseres Vor­stel­lungs­ver­mögens.“ So beginnt der Essay „Die elternlose Gesell­schaft“ von Lukas Herms­meier in der „Zeit“, welcher dort in der Rubrik „Kapi­ta­lis­mus­kritik“ erschienen ist. Auch bei der Zeit bestehen solche Kri­tiken neu­er­dings in Lob­ge­sängen auf den Kom­mu­nismus, was doch etwas ver­störend ist für ein der Selbst­wahr­nehmung nach „Leit­medium” deut­scher Medi­en­land­schaft und ange­sichts ver­schie­dener geschei­terter sozia­lis­ti­scher Expe­ri­mente aller Farben in Deutschland.
Wir können nur die Bilder träumen, die wir schon mal gesehen haben, und selbst solche Zukunfts­vor­stel­lungen, die uns heute maximal radikal erscheinen, leiten sich aus dem Bekannten ab, dem gegen­wärtig Exis­tie­renden. Bestes Bei­spiel dafür sind die Ideen einer post­ka­pi­ta­lis­ti­schen und post­pa­tri­ar­chalen Gesell­schaft, die sich, wie die Begriffe schon ver­raten, eben vor allem auf das beziehen, was sie über­winden möchten.“
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Ja, ich alb­träume schon mal etwas vor. Bei dieser Ein­leitung stellen sich mir nämlich instinktiv die Nacken­haare auf, denn hier bereitet der Autor seine Leser auf die aus­führ­liche Aus­breitung so unge­heurer und radi­kaler Ideen vor, dass er glaubt, uns mit diesem Hinweis vorab beru­higen zu müssen. Alles was nun folge, sei irgendwie schon immer da gewesen und bekannt. Kein Grund zur Beun­ru­higung. Der Mann hat offenbar keine Ahnung, mit welch kruden gesell­schaft­lichen Expe­ri­menten, die angeblich auf Tra­diertem beruhen, sich die Menschheit schon gründlich den Tag versaut hat und wie alert viele Men­schen werden, wenn Gesell­schaft­um­krempler ver­künden ‚hatten wir schon mal, hat nicht funk­tio­niert, machen wir beim nächsten mal wieder – nur diesmal besser!’ Von welcher Art die Axt ist, mit der es gleich ans Holz gehen soll, wird im nächsten Satz deutlich.
Ein anderes Konzept, min­destens so ver­wurzelt wie Kapi­ta­lismus und Patri­archat, ist das der Familie.“
Der Autor schöpft seine Erkenntnis, so er sie nicht in sich selbst findet, vor allem aus einer Publi­kation des ame­ri­ka­ni­schen Verso-Ver­lages und beeilt sich zu ver­si­chern, dass mit dessen Wassern alles in bester Ordnung sei, schließlich hätten schon Judith Butler und Noam Chomsky aus der­selben Quelle gesprudelt. Das von Herms­meier vor­ge­stellte Buch scheint fremden Glanz nötig zu haben, ver­spritzt es doch so übel­rie­chende kom­mu­nis­tische Jauche, dass es sogar Butler und Chomsky, selbst ver­diente Par­fü­meure des Sozia­lismus, ekeln dürfte. Das beju­belte Buch, dessen Titel ins Deutsche über­setzt etwa „All­ge­meine Leih­mut­ter­schaft jetzt: Femi­nismus gegen die Familie“ (bislang nur auf Eng­lisch erschienen) lautet, wurde von Sophie Lewis geschrieben, einer bri­ti­schen „Theo­re­ti­kerin“ (irgendwas mit Gender) und pro­mo­vierter Geo­grafin, die laut Selbst­be­schreibung auf Twitter „Schwan­ger­schaft und Repro­duktion theo­re­ti­siert und die Abschaffung der Familie“ fordert.
Lewis skiz­ziert in ihrem Buch eine Welt, in der die bis dato neo­ko­lonial-aus­beu­tende Praxis der Leih­el­tern­schaft obsolet würde, weil wir alle Leih­eltern würden; eine Welt, in der Kinder nie­mandem mehr gehörten und sich deshalb auch keine Gebär­mütter mehr geliehen werden müssten. Lewis stellt sich vor, wie es wäre, wenn wir Familien nicht mehr bräuchten, weil die Gesell­schaft aus­rei­chend Für­sorge und Nähe spendete, sie schreibt von „Poly­mut­ter­schaften” und „Schwan­ger­schafts­kom­mu­nismus”. Und ihre [Lewis] Haupt­for­derung lautet: „Wir müssen Wege finden, um der Exklu­si­vität und Vor­macht­stellung ‚bio­lo­gi­scher’ Eltern im Leben von Kindern entgegenzuwirken.”
Lewis ist nicht allein Zeuge dieser erz­kom­mu­nis­ti­schen Auf­er­stehung kranker Ideen. Auch Bini Adamczak, der wir Bücher wie „Kom­mu­nismus, kleine Geschichte wie endlich alles anders wird“ zu ver­danken haben, darf im Essay mit einer „bril­lanten“ – ich würde eher sagen: eis­kalten – Idee zu Wort kommen:
Wenn Kinder von großen demo­kra­ti­schen und anti­au­to­ri­tären Insti­tu­tionen auf­ge­zogen werden, Essen nicht mehr in Klein­küchen, sondern öffent­lichen Kan­tinen zube­reitet wird, Alte und Kranke nicht länger von soge­nannten Ange­hö­rigen gepflegt werden und die Rei­nigung der Woh­nungen nicht mehr privat orga­ni­siert wird, dann ist die Familie gänzlich über­flüssig.
Mul­ti­kulti und Gleich­schaltung – gleichzeitig!
Ist es nicht seltsam, dass jene, die am lau­testen nach Mul­ti­kulti, Diver­sität und Vielfalt schreien, als Endziel ihrer Bemü­hungen aus­ge­rechnet eine mög­lichst homogene, gleich­ge­schaltete Gesell­schaft mit ste­rilen uni­ver­sa­lis­ti­schen Idealen im Sinn haben?
Und um nichts weniger als das geht es diesen und vielen anderen modernen „Aboli­tio­nisten“, die allesamt Apostel einer mög­lichst queeren, neo­fe­mi­nis­ti­schen, anti­ka­pi­ta­lis­ti­schen Ideo­logie sind, welche direkten Weges in einen Kom­mu­nismus führt, wie ihn sich Pol Pot, Mao Zedong oder Kim Il Sung nicht totaler hätten aus­denken können.
Gerade meine Lese­rinnen mögen sich bitte fragen, ob etwa die Fest­stellung Herms­meiers, schon Marx und Engels hätten „erkannt“, dass Frauen im Kapi­ta­lismus zu „bloßen Pro­duk­ti­ons­in­stru­menten“ degra­diert seien, für Mit­tel­europa oder „den Westen“ ganz all­gemein heute stimmen kann. Blickt man über die Welt stellt man vielmehr fest, dass dies heute nur noch – und selbst dort mit Abstu­fungen – für extrem theo­kra­tische isla­mische Staaten oder Stam­mes­ge­sell­schaften gilt. Unser Grund­gesetz kann nicht Marx und Engels Lügen strafen, nur Linke Spinner wenden heutige Maß­stäbe auf die Ver­gan­genheit an. Aber dieses Grund­gesetz und unsere Rechts­praxis legen nahe, dass Herms­meiers Argu­men­tation im höchsten Maße ignorant, wenn nicht gar bös­willig ver­fäl­schend ist.
Im Par­forceritt sammelt Herms­meier sei­tenlang Prot­ago­nisten seines Welt­bildes ein, ver­knüpft alles mit allem, ruft Horck­heimer, Adorno, Brecht, Wilhelm Reich und sogar die linke Ikone Angela Davis in seine rote Messe an und predigt: Im Schoß der Familie lauert die Gewalt, deshalb lasst uns die Familie zer­schlagen! Er zitiert Sta­tis­tiken zu häus­licher Gewalt, als belegten diese nicht eben­falls, dass das Umfeld, in dem sich aus­nahmslos alle Men­schen am häu­figsten auf­halten, nun mal die Familie ist. Die meisten Men­schen sterben übrigens in ihren eigenen Betten und dennoch begeben wir uns ohne Angst oder ver­un­si­chert von Ber­telsmann-Studien fast jede Nacht in dieses gefähr­liche Gerät.
Der Wider­spruch in der Argu­men­tation von Lewis und Herms­meier ist offenbar beiden nicht klar. Denn wenn Familie eine Form der Beziehung ist und – wie wir aus Kri­mi­nal­sta­tis­tiken wissen – Bezie­hungen gefährlich werden können, wie ist dann Lewis Aussage „Fami­li­en­abolition bedeutet für mich die Ver­viel­fäl­tigung von Bezie­hungen und nicht der Abbau von Bezie­hungen“ ein­zu­ordnen? Mehr Bezie­hungen, mehr Gefahr, mehr Gewalt? Oder doch weniger? Warum mal so und mal so? Die Mord­dro­hungen, die Lewis seit einiger Zeit erhalten soll, stammen wohl nicht aus dem fami­liären Umfeld der Autorin. Die Absender stehen wahr­schein­licher in anderen, „ver­viel­fäl­tigten Bezie­hungen“ zu ihr.
Leih­mut­ter­schaft für alle!
Eine Quelle dieser wahn­haften Vor­stellung von der Zer­schlagung von Familie und Eltern­schaft, ja, genau genommen die wich­tigste Quelle über­haupt, in der bereits all das aus­ge­sprochen war, was Lewis darlegt und Herms­meier beklatscht, bleibt im Zeit-Essay leider uner­wähnt. Aus Gründen, möchte ich ver­muten. All diese kalten Gedanken wurden nämlich schon von Louis Antoine Saint-Just gedacht und aus­ge­sprochen – auch wenn diese nur frag­men­ta­risch auf die Nachwelt gekommen sind, weil das Fallbeil diese gerade noch recht­zeitig abkürzte. In seinem Manu­skript zu den „Insti­tu­tionen“ beschreibt er präzise und bis ins peni­belste Detail den Umbau Frank­reichs in ein noch am ehesten dem antiken Sparta ver­gleich­bares Staats­ge­bilde, in dem die „Insti­tu­tionen“ über Moral und Tugend aller Men­schen wachen und richten, ja sogar die einzige Quelle von Moral und Tugend sind.
Bei diesen „Insti­tu­tionen“ handelt es sich nicht um eine Art minis­te­rielle Ein­richtung, wie wir sie heute kennen, sondern um Gebilde, die unmit­telbare Kon­trolle über alle Aspekte des Lebens jedes ein­zelnen Bürgers haben und Fami­li­en­struk­turen ganz im Sinne Lewis und Herms­meiers voll­ständig ersetzen sollten. Sätze daraus wie „die Kinder gehören bis zum 6. Lebensjahr der Mutter und danach dem Staat“ sind das geistige Wachs, aus dem heute Saint-Justs Nach­folger wieder ihre schiefen Kerzen ziehen. „Metallene Träume“ nannte Friedrich Sieburg in seinem bio­gra­fi­schen Roman „Robes­pierre“ die Frag­mente der „Insti­tu­tionen“ Saint-Juists und ich frage mich, was an den Ideen dieses größten aller Ter­ro­risten der fran­zö­si­schen Revo­lution ich erschre­ckender finde. Ihre Kon­se­quenz oder die Detailversessenheit.
Saint-Just wollte ein Volk staats­un­mit­tel­barer Wesen schaffen, die in jedem Aspekt ihres Helo­ten­lebens abhängig sein sollten von den Ent­schei­dungen, Wei­sungen und Launen einer ewigen, die „absolute Wahrheit“ ver­wal­tenden Büro­kratie, gegen deren Knüffe und Anschul­di­gungen man sich selbst nur durch Kon­trolle, Miss­trauen und Denun­ziation zur Wehr setzen konnte. George Orwell hat Saint-Just ver­standen und lite­ra­risch zu Ende gedacht.
Der Staat ist alles
Der Staat sorgt für alles, der Staat ent­scheidet alles, der Staat ist alles. Das Indi­viduum mit seinen Nei­gungen, Talenten und Unzu­läng­lich­keiten ist fehlbar, ein Nichts. So das Credo von Lewis und der Ideo­logie, die sie vertritt.
Die Familie, besonders eine große, kann sich durch Selbst­or­ga­ni­sation und die Poten­zierung von Res­sourcen dem Zugriff des Staates ent­ziehen – ein Effekt, den die Ber­liner Justiz im nega­tiven Sinne der Bedeutung im Umgang mit ara­bi­schen Groß­clans nur zu gut kennt. Je kleiner also eine Familie, umso mehr Anknüp­fungs­punkte der Abhän­gigkeit ergeben sich für den Staat und seine Lakaien. Der ein­zelne Mensch, erzogen von staatlich bestellten Erziehern, durch staat­liche Schulen geformt und vom Staat auf einen Platz gesetzt, den er als alter Mensch ver­lässt, um den Rest seiner Tage eine kleine Rente zu beziehen, deren Wert der Staat nach Gusto, Kas­senlage und Gesinnung fest­legen kann – dieser Mensch bildet im Kom­mu­nismus eine Familie von idealer Größe: Eins! Und ganz eins mit dem Staat.
Vom Staat abhängige Men­schen mucken sel­tener auf und gou­tieren bereit­willig mate­rielle Zuwen­dungen mit Loya­lität. Der Hund beißt nicht die Hand, die ihn füttert. Er begrüßt sein Hun­de­leben und hofft, das Halsband kratze ihn nicht so arg und die Richtung, in die der ferne Herr ihn zerrt, könne er dem eigenen Rest­ge­wissen gerade noch als eine selbst­ge­wählte verkaufen.
Die Zer­störung der Familie als Fun­da­ments der Freiheit
Die Stasi in der DDR hatte den Wert der Familie als Schutzort vor dem Staat und seiner Ideo­logie erkannt und sich geradezu darauf spe­zia­li­siert, Oppo­si­tio­nelle an dieser Stelle durch Ver­leumdung und andere „ope­rative Maß­nahmen“ zu treffen und von ihren Freunden und Familien zu ent­fremden. Wer heute glaubt, „mul­tiple“, auf die „Gemein­schaft“ bezogene Bezie­hungen könnten fami­liäre Bin­dungen von Eltern, Kindern, Geschwistern, Groß­eltern usw. ersetzen, muss in meinen Augen ein ernst­haftes psy­cho­lo­gi­sches Problem oder viel­leicht selbst keine Kinder haben oder hat zu viel Zeit mit den Heroen sowje­ti­scher lite­ra­ri­scher Revo­lu­ti­ons­er­bauung wie Pavel Kort­schagin verbracht.
Die Tiefe der Regu­la­tionen, die bei Saint-Just schon im Fragment zu erkennen sind, zeigt eine der wich­tigsten Schwach­stellen dieser Utopien, von welchen die queer-femi­nis­ti­schen Kom­mu­nisten unserer Tage wieder träumen. Wenn der Staat oder eine „Insti­tution“ Kon­troll­in­stanz und Sinn­stifter für alle Aspekte des Lebens ist, muss er oder sie sich auch um jedes Detail kümmern. Zur öko­no­mi­schen Plan­wirt­schaft kommt die gesell­schaft­liche hinzu und die erstreckt sich bis ins Kinder kriegen und groß­ziehen. Eigen­ver­ant­wortung? Fehl­an­zeige! Jede Ver­ant­wortung lässt sich stets nach oben dele­gieren und diese Art pas­siver Wider­stand gegen die Hier­archie ist es, die das System träge und inef­fektiv macht.
Eine weitere Schwach­stelle in Lewis Utopie ist die feh­lende „Red­undanz des Systems“, um mal einen eher tech­ni­schen Aus­druck zu ver­wenden. Familien scheitern mit­unter, das ist wahr. Aber es scheitern nie alle. Um richtig und im großen Maßstab Kata­strophen zu pro­du­zieren, bedarf es einer zen­tralen Lenkung.
Fun­da­men­ta­lirrtum der Linken
Noch ent­schei­dender erweist sich ein Fakt, den kom­mu­nis­tische Uto­pisten aller Farben seit über 220 Jahren nicht erkennen. Die Men­schen wollen kein Prinzip ver­wirk­lichen, sie wollen leben! Sieburg schrieb, dass Revo­lu­tionen und Umwäl­zungen aller Art (heute würde er den Kli­ma­ak­ti­vismus sicher mit auf die Liste setzen) stets Bewe­gungen sind und der Mensch auf Dauer nun mal nicht in der Bewegung leben könne – und sei sie noch so groß und erhaben. Von den klein­geis­tigen und schmut­zigen ganz zu schweigen! Der Mensch kann auf Dauer nur im Zustand leben.
Uto­pische kom­mu­nis­tische Bewe­gungen haben zudem das Problem, dass sie mit all ihren kris­tal­lenen Theorien stets das Aus­gangs­ma­terial ihrer Über­le­gungen umformen und ver­bessern müssen: den Men­schen selbst. Er soll gut werden, edel handeln, selbstlos sein und vor­bildlich. Er trennt nicht nur seinen Müll, er trennt ihn perfekt! Und statt CO2 atmet er stets nur gute Laune aus. Um frei zu sein von Zweifeln und Schwächen, Begierden und Nach­läs­sig­keiten – dafür müsse man ihn ändern, gera­de­biegen und erziehen, den Menschen.
Mit den Gene­ra­tionen „Y“ und „Z”, die sich teil­weise weigern, erwachsen zu werden und tat­sächlich Ver­ant­wortung zu über­nehmen, zum Bei­spiel als Eltern für ein eigenes Kind, scheint die Linke offen­sichtlich leich­teres Spiel zu haben. Für diese Ziel­gruppe wird Ver­ant­wortung abs­tra­hiert und ins Über­morgen ver­schoben, indem man von einer fernen Zukunft oder der abzu­wen­denden Kli­ma­ka­ta­strophe schwafelt. Im hier und jetzt bleibt jede Ver­ant­wortung in Sym­bolen stecken.
Der per­fekte linke Staat
Der für­sorg­liche Nanny-Staat, der diesem per­fekten, ewig ado­les­zenten Citoyen unter­stützend zur Seite gestellt werden soll, ist ein per­fekter, feh­ler­loser Staat, der die Richtung kennt und nie fehl geht, nie kor­rum­piert oder miss­braucht wird und unter­schiedslos alle Men­schen gleich behandelt. Doch hier gerinnt eine Idee, die natürlich immer perfekt ist, zu einem Ergebnis, dass nur in der Theorie exis­tiert! Das sehen natürlich auch die Kom­mu­nisten. Kurio­ser­weise gilt deren Vor­denkern seit vielen Jahr­zehnten die größte Auf­merk­samkeit der Frage, wie Theorie und Praxis besser zuein­ander finden könnten. Mit anderen Worten: der Kom­mu­nismus hat ein Problem mit der Rea­lität, womit eigentlich alles gesagt wäre.
Doch wenn es diese „per­fekten Men­schen“ gar nicht gibt, wie kommen dann solche Utopien zustande? Nun, das würden Lewis und ihre Spieß­ge­sellen zwar nie zugeben, aber sie selbst halten sich für diese Art „neue Men­schen“, der alle Vor­aus­set­zungen für die eigene Utopie erfüllt. Sie benutzen die eigene Elle zur Ver­messung des eigenen geis­tigen Hori­zonts! Kein Wunder, dass da nur ganz­zahlige, har­mo­nische Ergeb­nisse zu erwarten sind, die sich gut zwi­schen zwei Buch­de­ckeln machen!
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Ich hin­gegen glaube weder an die Existenz des per­fekten Men­schen noch an die einer per­fekten Insti­tution. Ich miss­traue ja sogar mir und meinem eigenen Urteils­ver­mögen, was glauben sie, wie absolut ich das Urteils­ver­mögen anderer setze? Mir ist deshalb ein feh­ler­to­le­rantes System tau­sendmal lieber, tau­sendmal glaub­wür­diger. Die Men­schen sind wie sie sind. Gut und schlecht, selbstlos und eigen­nützig, faul und voller Taten­durst. Es gibt Ver­brecher und Heilige (und Schein­heilige) und jede gesell­schaft­liche oder soziale Utopie, die sie gleich machen will, werden sie über kurz oder lang als uner­träglich emp­finden und abschütteln.
Der Auf­stand der Indifferenten
Bisher zogen sich Men­schen, die sich für unpo­li­tisch erklärten, einfach in ihr Pri­vat­leben zurück. Man küm­merte sich um Familie, Haus­tiere, Urlaub, Auto, Freunde…was schert einen die Politik! Man ging nicht wählen, es ändere sich doch sowieso nichts. Aus­ge­rechnet an dieser Stelle greift Lewis nun an und ver­kündet, es gäbe nichts Pri­vates mehr, die Familie sei abge­schafft. Dieser Rück­zugsraum sei ab sofort staatlich requi­riert. Also mehr noch als bisher, wo Tages­schau und Co. die infor­mative Hin­ter­grund­be­schallung besorgen.
Haus­tiere belasten das Klima, Auto und Urlaub nicht minder, Freunde müssen auf Ein­stellung und Haltung über­prüft werden und Familie wird zukünftig dank staat­licher „Brut­pflege“ obsolet…mehr Zeit also, Schulter an Schulter mit den gleich­ge­schal­teten Kindern und den Ver­tretern der Insti­tu­tionen gegen rechts und den Kli­ma­wandel zu mar­schieren. Wie lange wird es wohl dauern, bis unter diesen Vor­zeichen staatlich orga­ni­sierten Pri­vat­lebens die Men­schen gegen das System auf die Straße gehen? Alle Punkte außer der Familie stehen bereits im Feuer bedeu­tungs­auf­la­dender Politik, die Menge ist ohnehin schon auf Krawall gebürstet – wer also ohne Furcht vor dieser Menge ist, ihr Gen­der­clowns und Familien-Aboli­tio­nisten, der werfe den ersten Molo­tow­cocktail und hoffe das Beste.
Aus­nahms­weise Optimist
Mein Pes­si­mismus, der ange­sichts der Volten und Ver­stie­gen­heiten in diesem Land des Öfteren nach Depres­sionien aus­wandern möchte, muss hier aller­dings einem hei­teren Opti­mismus Platz machen. Denn, liebe Leser, so weit wird es nicht kommen! Noch ist Deutschland nicht ver­loren, die linke Revo­lution hinüber ins kom­mu­nis­tische „Paradies” ver­ant­wor­tungs­loser Eltern­schaft und staat­licher Kin­der­auf­zucht­sta­tionen, aus denen dann die Jan­nit­scharen der Gre­ta­jugend rekru­tiert werden, wird nicht kommen.
Nicht nur, weil der Auf­stand der schwei­genden Mehrheit samt aller lauten Min­der­heiten ins Haus stünde, die man sich in inter­na­tio­na­lis­ti­scher Ver­blendung als „Kampf­ge­nossen” ins Haus geholt hat (aus­ge­rechnet!).
Die „Bewegung“ wird am Gewicht ihrer eigenen Bedeu­tungs­auf­ladung zugrunde gehen. Man schaue sich zur Beru­higung des eigenen Gemütes die Par­teitage der Grünen oder Linken an, oder die Kon­gresse der Kli­ma­jugend oder der ame­ri­ka­ni­schen Sozia­listen und man ver­steht, warum die Ein­haltung des „1,5°-Ziels“ so exis­ten­ziell wichtig für diese Leute ist. Bereits ein halbes Grad mehr Raum­tem­pe­ratur, ein lautes Klat­schen oder ein falsch sit­zendes Pro­nomen bringt die Ärmsten zum Schmelzen!
Viel­leicht sollte jede halbwegs intakte Familie in Deutschland einen dieser armen, linken, geistig zer­rüt­teten Akti­visten adop­tieren. Lassen wir sie spüren wie es sich anfühlt, ohne ideo­lo­gi­sches Halsband spa­zieren zu gehen!

Der Autor Roger Letsch ver­öf­fent­licht seine sehr lesens­werten Bei­träge auf www.unbesorgt.de