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Vera Lengsfeld über Sachsen und Bran­denburg und die uner­träg­liche Arroganz der Macht

Sachsen und Bran­denburg haben gewählt, aber das Votum der Wähler wird von der Politik nicht beachtet. In Sachsen haben sich über 60% der Wähler gegen SPD und Grüne ent­schieden. Aber Die CDU hat schon am Wahl­abend ent­schieden, genau mit diesen Par­teien weiter zu machen. 
Von Michael Kret­schmers Wahl­kampf wurde gesagt, dass sich sein Credo, den Men­schen, deren Minis­ter­prä­sident er bleiben wollte, zuzu­hören, bezahlt gemacht hätte. Man kann davon aus­gehen, dass er eine For­derung, rot-grün gegängelt zu werden, eher nicht gehört hat. Aber genau das wird pas­sieren. Vor allem die Grünen, aber auch die kra­chend geschei­terte SPD werden die Latte für eine Koalition hoch hängen. Kret­schmer hat sich schließlich selbst in die Position begeben, erpresst werden zu können, weil er andere Optionen, vor allem die einer Min­der­heits­re­gierung, mit der er wirk­liche Politik zum Wohle Sachsens machen könnte, bereits aus­ge­schlossen hat.

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Aber es geht eben nicht um das Wohl des Landes, es geht um den Erhalt des Macht­klüngels mit allen Mitteln. Die Grünen haben durch ihren Vor­sit­zenden Robert Habeck bereits ange­kündigt, dass die Sachsen-CDU sich ändern müsse, damit sich die Partei her­ab­lässt, sich an der Regierung zu betei­ligen. Für Sachsen heißt das, den von der Merkel-Regierung betrie­benen Abstieg Deutsch­lands zu verstärken.
Wer Michael Kret­schmer gewählt hat in der Hoffnung, dass er dem Merkel-Kurs ent­ge­gen­steuert und dem Land wirk­liche Zukunfts­per­spek­tiven bietet, sieht sich bereits einige Tage nach der Wahl getäuscht. Der CDU-Funk­tio­närs­ap­parat denkt gar nicht daran, die Ursachen des schlech­testen Wahl­er­geb­nises seit 1990 zu ana­ly­sieren oder den Wäh­ler­willen zu berück­sich­tigen. Die Sachsen sollten sich schon einmal darauf vor­be­reiten, was auf sie zukommt: Regieren werden die immer tota­li­tärer wer­denden Grünen. Wie tota­litär, das zeigt schlag­licht­artig eine Szene auf der Wahl­party der säch­si­schen Grünen, als im Hin­ter­grund des Inter­views mit Katrin Göring-Eckardt launig das Lied der SED ange­stimmt wird: „Die Partei, die Partei, die hat immer recht!“
Noch gro­tesker als der Kotau Kret­schmers vor den Grünen ist das Ver­halten des kra­chend geschei­terten CDU-Spit­zen­kan­di­daten Ingo Senft­leben in Bran­denburg. Auch hier gibt es nach dem desas­trösen Ergebnis kei­nerlei Inne­halten, geschweige denn den Versuch der Tat­sache ins Auge zu sehen, dass Senft­leben die CDU fast in die Bedeu­tungs­lo­sigkeit geführt hat. Es soll auf der Gre­mi­en­sitzung am Mon­tag­abend zwar Kritik an ihm gegeben haben. Allzu hart kann die aber nicht gewesen sein, denn anschließend wurde Senft­leben zum Chef einer „Son­die­rungs­kom­mission“ gemacht, als der er umgehend eine Schleimspur zu den Grünen legte, um sich schon am heu­tigen Mittwoch die Bedin­gungen für seine Betei­ligung an der Regierung dik­tieren zu lassen. Damit kommt er sogar Minis­ter­prä­sident Woidke zuvor, der erst ab Don­nerstag Son­die­rungs­ge­spräche führen will. Senft­leben hat schon mit der Pos­ten­jä­gerei begonnen, bevor der Start­schuss erfolgt ist. Deut­licher kann man nicht machen, dass es den Poli­tikern nur noch um sich selbst geht. Senft­leben ist nur insofern unap­pe­tit­licher als andere, weil er seine Ambi­tionen so schamlos auslebt. Die Mit­glieder der CDU und ihre Wähler sind kaum je so deklas­siert worden. Zumindest Letztere werden sich das nicht gefallen lassen und bei der nächsten Wahl ent­spre­chend votieren. Das wird Senft­leben aber nicht stören, denn wenn es nach ihm geht, wird er als Minister für fünf Jahre im Trocknen sitzen, während etliche Bran­den­burger Bun­des­tags­ab­ge­ordnete ihr Mandat ver­lieren werden.
Leider sind die Deut­schen, wie Biermann es einst nannte, schafs­ge­duldig. Zwar stehen die Flam­men­zeichen deutlich an der Wand. Jeder kann heute schon sehen, wohin die Ent­wicklung führt. Aber es scheint erst wieder zum großen Krach kommen zu müssen, ehe sie bereit sind, sich von einer Polit­kaste zu befreien, die ent­schlossen ist, ihre Pfründe mit allen Mitteln zu ver­tei­digen und der das Schicksal des Landes ganz egal ist.
Die Bran­den­burger CDU-Mit­glieder sollten deutlich machen, ob sie Senft­lebens Ego-Tripp weiter stützen, oder ob sie eine Kurs­än­derung wollen.
Die Sachsen-CDU hat sogar die Chance, ihre Stimme zu erheben und ihren Minis­ter­prä­si­denten auf seinem rot-grün Kurs zu stoppen. Ob sie dafür die Kraft auf­bringt, wird ent­scheidend für die Zukunft ganz Deutsch­lands sein.