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Wenn Bares Rares wird: In Schweden soll schon 2023 das Aus für Bargeld kommen

Die Schweden scheinen wirklich „vom Elch geküsst“ zu sein. Sie sind angeblich ganz scharf darauf, das Bargeld abzu­schaffen. Schon am 24. März 2023 sollen Geschäfte in Schweden kein Bargeld mehr annehmen dürfen und wollen. Eine Studie der Tech­ni­schen Uni­ver­sität, beauf­tragt vom schwe­di­schen Han­delsrat, will schon 2018 ermittelt haben, dass es der schwe­dische Ein­zel­handel ist, der kein Bargeld mehr annehmen will. Die über­grei­fende Bran­chen­or­ga­ni­sation „Svensk Handel“ geht aller­dings von 2025 aus, bevor der letzte Laden auf digitale Zahlung umge­stellt hat. Aller­dings wird schon heute nur noch 15% der Ein­käufe mit Bargeld abge­wi­ckelt. Selbst die Schwe­dische Zen­tralbank ging immer von einem Bar­gel­dende 2030 aus.
Öffent­liche Ver­kehrs­mittel wie Busse und Bahnen arbeiten schon länger aus­schließlich mit elek­tro­ni­schen Zah­lungs­mitteln. Nach und nach gesellen sich auch Fähren und die Ree­de­reien, die den Schiffs­verkehr zwi­schen Schweden, Dänemark und Deutschland betreiben, dazu. Sie wollen bald einen Pro­belauf für aus­schließlich Kar­ten­zahlung starten. Selbst Stra­ßen­mu­si­kanten pinseln ihre Kon­to­nummer auf einen Karton und bitten um eine elek­tro­nische Spende per Bezahl-App vom Handy, berichtet die NZZ.
Schweden war aber in puncto Geld schon früh Vor­reiter für „Neu­mo­di­sches“. Es war das erste euro­päische Land, das schon 1661 Bank­noten als legales Zah­lungs­mittel druckte.
Man muss heute in Schweden schon suchen, wenn man Bargeld los­werden will. Obwohl es laut schwe­di­schem Reichs­bank­gesetz heißt, dass „Scheine und Münzen, die durch die schwe­dische Reichsbank her­aus­ge­geben werden, legales Zah­lungs­mittel“ sind, nutzt das in Schweden wenig. Es ist nämlich juris­tisch möglich, die Annahme von Bargeld zu ver­weigern, wenn außen am Geschäfts­eingang ein Hinweis gut lesbar abge­bracht ist, dass in diesem Geschäft „no cash“ gilt.

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Einer der letzten Kämpfer für das Bargeld ist der neue Gou­verneur der Oes­ter­rei­chi­schen Natio­nalbank, Robert Holzmann. Laut ORF sagte er, dass „Bargeld als Zah­lungs­mittel unver­zichtbar“ sei. In Öster­reich wird mög­li­cher­weise sogar das Recht auf Bargeld in der Ver­fassung ver­ankert werden.
Was bewegt die Öster­reicher, ein Grund­recht auf Bargeld in die Ver­fassung zu setzen? Es ist eine Frage der per­sön­lichen Freiheit. Das, was die Schweden so preisen, die „Trans­parenz“, das Ver­hindern von Schwarz­arbeit, Schwarz­märkten und gehor­tetem Bargeld sei doch so viel besser. Erstaun­li­cher­weise denken die Schweden nicht daran, dass dann auch der Staat in jede Trans­aktion Ein­blick hat und sofort weiß, wofür jemand sein Geld ein­setzt – und dass der Staat einfach die fest­ge­setzte Steuer vom Konto abbuchen kann und es sperren, wenn der Steu­er­pflichtige nicht genügend Gut­haben hat. Es ist dem Ein­zelnen dann kaum noch möglich, sich gegen staat­liche Willkür zur Wehr zu setzen — und die Vor­stellung, dass für immer und ewig nur weise und gute Regie­rungen in Schweden walten werden, ist schon ziemlich naiv. Einer dik­ta­to­ri­schen Regierung wäre es ein Leichtes, jeden unlieb­samen Bürger auf die Knie zu bringen, indem man ihm sein Bank­konto sperrt. Eine bar­geldlose Gesell­schaft ist geradezu eine ver­füh­re­rische Ein­ladung an die Herr­schenden, dieses Druck­mittel einzusetzen.
Es gibt auch bereits Fälle in Schweden, wo die fort­schritts­be­rauschten Schweden die Nach­teile der „Trans­parenz“ schon bemerken. So obsiegte ein Mathe­ma­tik­pro­fessor der Tech­ni­schen Hoch­schule in Stockholm vor Gericht, als er sich wei­gerte, nach einem Arzt­besuch diesen bar­geldlos zu bezahlen. Er wollte mit einem Hundert-Kro­nen­schein die Rechnung begleichen. Er wei­gerte sich standhaft, das Geld zu über­weisen, da er nicht wolle, dass seine Bank über den Arzt­besuch infor­miert wird. Aber, wie bei uns zulande der „Bei­trags­service“ (ehem. GEZ), wird auch in Schweden den Bar­geld­an­hängern der Gerichts­voll­zieher auf den Hals gehetzt, wenn sie die elek­tro­nische Zahlung stur verweigern.
In der Über­gangszeit zur Bar­geld­lo­sigkeit wird es denen das Leben schwer bis unmöglich machen, die sich im digi­talen Zeit­alter nicht zurecht­finden. Ob es ältere Men­schen sind, die mit Laptops, Smart­phones und Karten nicht zurecht­kommen oder Behin­derte, sie werden die „Abge­hängten“ sein. Aber auch für Migranten, die zum großen Teil Analpha­beten sind und kaum Schul­bildung genossen haben, wird es ein unlös­bares Problem dar­stellen, ihre Finanzen zu über­blicken. Sie mögen ja in einem Geschäft die Karte hin­halten und erfreut ein­kaufen, was sie mögen, aber sie haben ja dann kaum eine Mög­lichkeit, zu wissen, wo sie mit ihren finan­zi­ellen Mitteln an welchem Punkt des Monats stehen, wie viel noch da ist und was sie aus­ge­geben haben. Wie wohl so jemand reagieren wird, wenn er über­ra­schen­der­weise beim Versuch, etwas zu kaufen gesagt bekommt, dass er kein Gut­haben mehr zum Aus­geben hat?
Und für alle, auch für No-Cash-Jünger, gilt: Wenn es Strom­ausfall gibt, steht das Land still. Weder werden die elek­tro­ni­schen Kassen funk­tio­nieren, noch die elek­tro­ni­schen Zah­lungs­me­thoden. Es können keine Zah­lungen per Internet über­mittelt werden, nichts geht mehr. Ange­sichts eines sich immer deut­licher abzeich­nenden, mög­lichen Crashs des Banken- und Finanz­systems muss man schon furchtlos oder ziemlich naiv sein. Oft ist ja das Letztere die Vor­aus­setzung für das Erstere.