Gibt es auch ver­nünftige Tweets von Trump? Ja, aber die deut­schen Medien berichten darüber nicht

In Deutschland werden immer Trumps Tweets kri­ti­siert. Aber wer sich seine Tweets anschaut, findet dort auch sehr ver­nünftige Dinge. Ein besonders inter­es­santes Bei­spiel, dass Trump am Mittwoch get­weetet hat, will ich Ihnen nicht vorenthalten.
Es ist kaum vor­stellbar, dass eine Hillary Clinton, ein Barrack Obama oder ein Joe Biden die Kriege der USA im Nahen Osten kri­ti­sieren würden. Es ist all­gemein bekannt, dass die Kriege gegen das Völ­ker­recht ver­stoßen haben, dass sie brutale Angriffs­kriege waren und dass sie Mil­lionen zivile Opfer gefordert haben. Und diese US-Kriege zu kri­ti­sieren, würde keinem hoch­ge­stellten Poli­tiker in den USA ein­fallen. Nur würde das kein Poli­tiker in der USA so offen sagen.
Außer Trump.
Trump hat am Mittwoch get­weetet: „Die Ver­ei­nigten Staaten haben ACHT BIL­LIONEN DOLLAR für Kämpfe und Poli­zei­arbeit im Nahen Osten aus­ge­geben. Tau­sende unserer groß­ar­tigen Sol­daten sind gestorben oder schwer ver­wundet worden. Mil­lionen von Men­schen sind auf der anderen Seite gestorben. IN DEN NAHEN OSTEN ZU GEHEN IST DIE SCHLECH­TESTE ENT­SCHEIDUNG, DIE JEMALS IN DER GESCHICHTE UNSERES LANDES GETROFFEN WURDE! Wir sind unter einer fal­schen & jetzt widerlegt Prä­misse in den Krieg gezogen, MAS­SEN­VER­NICH­TUNGS­WAFFEN. Es gab KEINE! Jetzt bringen wir langsam und vor­sichtig unsere groß­ar­tigen Sol­daten & Militärs nach Hause. Unser Fokus liegt auf dem GROßEN BILD! DIE USA SIND GROß­AR­TIGER ALS JE ZUVOR!“

….IN THE HISTORY OF OUR COUNTRY! We went to war under a false & now dis­proven premise, WEAPONS OF MASS DES­TRUCTION. There were NONE! Now we are slowly & carefully bringing our great sol­diers & military home. Our focus is on the BIG PICTURE! THE USA IS GREATER THAN EVER BEFORE!

— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) October 9, 2019

Ja, Trump wäre nicht Trump, wenn in seinem Tweet die USA nicht groß­artig (great) wären. Und ja, Trump hat kein Wort vom Völ­ker­recht geschrieben, viel­leicht weiß er nicht einmal, dass es das gibt.
Aber er hat ange­kündigt, die ille­galen US-Kriege beenden zu wollen. Und er hat zuge­geben, dass die US-Kriege Mil­lionen von Opfern gekostet haben.
Das hätte man nie von Clinton, Obama oder Biden gehört, man muss sich also auch schon über so unvoll­ständige Kritik an den US-Kriegen freuen, wenn sie aus Washington kommt.
Leider befürchte ich, dass Trump sich mit seiner Idee nicht wird durch­setzen können. Aber man wird ja mal träumen dürfen…
Trump kri­ti­sierte außerdem am Mittwoch vor der Presse den mili­tä­risch-indus­tri­ellen Komplex, von dem in Washington viele sehr gut leben würden und sagte:

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„Schauen Sie sich den 34. Prä­si­denten der Ver­ei­nigten Staaten, Dwight Eisen­hower, an. Er hat das vor vielen Jahren ver­standen. Der mili­tä­risch-indus­trielle Komplex hat eine große Macht. Er mag mili­tä­rische Aktionen. Er ver­dient viel Geld, wenn wir kämpfen. Es ist jedoch an der Zeit, unsere Sol­daten nach Hause zu bringen. (…) Diese end­losen Kriege enden einfach nie. Aber alles hat seine Zeit. Und es ist an der Zeit, die US-Mili­tär­ope­ra­tionen im Ausland zu stoppen (…) Wir müssen aus den end­losen Kriegen heraus kommen (…) Ich muss das tun. Am Ende muss irgend­jemand diese Ent­scheidung treffen. (…) Ich habe den Wahl­kampf mit dem Ver­sprechen geführt, die end­losen Kriege auf der ganzen Welt zu beenden. (…) Ich denke, wir tun das Richtige. Ich denke, das Land denkt genauso. Wir haben enorme Unter­stützung außerhalb des kleinen Washington. Und selbst in Washington sagen die Leute, dass wir das Richtige tun. Das muss nun getan werden, oder es wird nie getan.“
Ich bin kein Freund von Trump und kri­ti­siere ihn sehr deutlich für seine Politik gegenüber dem Iran oder Vene­zuela, um nur zwei Bei­spiele zu nennen. Aber man darf nicht nur schwarz-weiß denken und muss auch aner­kennen, dass Trump als erster US-Prä­sident seit 70 Jahren keinen neuen Krieg ange­fangen hat.
Übrigens: Wer bei dem Wort „mili­tä­risch-indus­tri­eller Komplex“ an das Wort „Ver­schwö­rungs­theorie“ denkt, dem sei die Abschiedsrede von US-Prä­sident Eisen­hower emp­fohlen, denn das Wort hat er in dieser Rede geprägt. Es ist nur ein anderer Aus­druck für „Rüs­tungs­lobby“. In der Rede hatte Eisen­hower vor der wach­senden Macht des mili­tä­risch-indus­tri­ellen Kom­plexes gewarnt.
Was würde Eisen­hower wohl sagen, wenn er wüsste, wie die Situation heute ist?

 


Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“