Putin wurde auf der Podiumsdiskussion des Valdai-Klubs eine Frage von einem französischen Professor gestellt, die das Thema „tiefer Staat“ zum Inhalt hatte. Putin allerdings begegnete dem mit Unverständnis. Für ihn ist es anscheinend unvorstellbar, dass der staatliche Apparat ein Eigenleben führt, das würde er bei sich offensichtlich nicht zulassen. Ich habe die Frage und die kurz Antwort von Putin übersetzt.
Beginn der Übersetzung:
Moderator: Professor Boniface aus Frankreich, ich sehe ihn gerade nicht, fragt: Präsident Macron sagte, als er vor kurzem vor Diplomaten sprach, ´dass der so genannte Deep State, das heißt einige tiefe Strukturen in der Verwaltung, die Entwicklung der Beziehungen mit Russland behindern und der Verbesserung der Beziehungen in die Quere kommen. Er würde gern schneller die Beziehungen verbessern, aber er wird dabei behindert.
Und die Frage ist: Warum behindern diese tiefen Strukturen in Frankreich und vielleicht auch woanders die Verbesserung der Beziehungen zu Russland? Was ist an Russland so besonders?
Putin: In welcher Regierung, in der amerikanischen Regierung?
Moderator: In Frankreich.
Putin: In der französischen Regierung?
Moderator: Ja.
Putin: Wer ist denn der Präsident Frankreichs, ich oder Macron? Soll er bei sich aufräumen. Was fragen Sie mich danach? Ich habe nicht gehört, was er gesagt hat, ich wusste das nicht. Aber wenn ein Untergebener deine Arbeit stört (Putin schlägt mit der rechten Hand gut hörbar auf die Lehne seines Sessels, was Lacher im Saal provoziert), muss man ihm zeigen, wo sein Platz ist. Oder einen anderen auf die Position setzen. Setz in die Verwaltung deine Unterstützer und Gleichgesinnten und das Team wird gute Ergebnisse liefern.
Ende der Übersetzung
Wenn Sie sich dafür interessieren, wie Russland auf die Fragen der internationalen Politik blickt, dann sollten Sie sich die Beschreibung meines Buches ansehen, in dem ich Putin direkt und ungekürzt in langen Zitaten zu Wort kommen lasse. ´
Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Osteuropa in verschiedenen Versicherungs- und Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet, bevor er sich entschloss, sich als unabhängiger Unternehmensberater in seiner Wahlheimat St. Petersburg niederzulassen. Er lebt insgesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite www.anti-spiegel.ru. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vladimir Putin: Seht Ihr, was Ihr angerichtet habt?“
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