Putin im O‑Ton über den Deep State

Wer in Deutschland vom „tiefen Staat“ spricht, gilt als Ver­schwö­rungs­theo­ritker. Dass der tiefe Staat eine Tat­sache ist, ist außerhalb von Deutschland aber kein Geheimnis, auch in Deutschland sprach man früher vom „Staat im Staate“, was nur eine andere Bezeichnung für das ist, was man heute den „tiefen Staat“ nennt. 
Putin wurde auf der Podi­ums­dis­kussion des Valdai-Klubs eine Frage von einem fran­zö­si­schen Pro­fessor gestellt, die das Thema „tiefer Staat“ zum Inhalt hatte. Putin aller­dings begegnete dem mit Unver­ständnis. Für ihn ist es anscheinend unvor­stellbar, dass der staat­liche Apparat ein Eigen­leben führt, das würde er bei sich offen­sichtlich nicht zulassen. Ich habe die Frage und die kurz Antwort von Putin übersetzt.
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Beginn der Übersetzung:
Mode­rator: Pro­fessor Boniface aus Frank­reich, ich sehe ihn gerade nicht, fragt: Prä­sident Macron sagte, als er vor kurzem vor Diplo­maten sprach, ´dass der so genannte Deep State, das heißt einige tiefe Struk­turen in der Ver­waltung, die Ent­wicklung der Bezie­hungen mit Russland behindern und der Ver­bes­serung der Bezie­hungen in die Quere kommen. Er würde gern schneller die Bezie­hungen ver­bessern, aber er wird dabei behindert.
Und die Frage ist: Warum behindern diese tiefen Struk­turen in Frank­reich und viel­leicht auch woanders die Ver­bes­serung der Bezie­hungen zu Russland? Was ist an Russland so besonders?
Putin: In welcher Regierung, in der ame­ri­ka­ni­schen Regierung?
Mode­rator: In Frankreich.
Putin: In der fran­zö­si­schen Regierung?
Mode­rator: Ja.
Putin: Wer ist denn der Prä­sident Frank­reichs, ich oder Macron? Soll er bei sich auf­räumen. Was fragen Sie mich danach? Ich habe nicht gehört, was er gesagt hat, ich wusste das nicht. Aber wenn ein Unter­ge­bener deine Arbeit stört (Putin schlägt mit der rechten Hand gut hörbar auf die Lehne seines Sessels, was Lacher im Saal pro­vo­ziert), muss man ihm zeigen, wo sein Platz ist. Oder einen anderen auf die Position setzen. Setz in die Ver­waltung deine Unter­stützer und Gleich­ge­sinnten und das Team wird gute Ergeb­nisse liefern.
Ende der Übersetzung
Wenn Sie sich dafür inter­es­sieren, wie Russland auf die Fragen der inter­na­tio­nalen Politik blickt, dann sollten Sie sich die Beschreibung meines Buches ansehen, in dem ich Putin direkt und unge­kürzt in langen Zitaten zu Wort kommen lasse. ´

Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“