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So ging der Killer von Halle vor

Zwei Tote, mehrere Ver­letzte, der Terror-Anschlag von Halle gestern scho­ckierte das ganze Land. Inzwi­schen deutet alles darauf hin, dass es sich um einen Ein­zel­täter handelt, nachdem es gestern zwi­schen­zeitlich so wirkte, als seien es mehrere Täter gewesen. Und nach Aus­wertung des Video­films, den Stephan Balliet mit seiner Helm­kamera selbst erstellte und live in Netz streamte, ist auch klar, wie genau er vorging.
Von Judenhass getrieben

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Zwei Men­schen wurden gestern durch den 27-jäh­rigen Stephan Balliet regel­recht hin­ge­richtet, mehrere andere ver­letzt. Zwei Men­schen mussten mit Schuss­ver­let­zungen in die Klinik ein­ge­liefert und ope­riert werden. Dabei hatte Balliet wohl vor, viel mehr Men­schen als nur zwei zu töten. Er ver­suchte, sich mit mas­siver Gewalt Zutritt zu ver­schaffen in die Syn­agoge in Halle, in der sich min­destens 70 bis 80 Men­schen befanden. Das Datum war wahr­scheinlich nicht zufällig, sondern gezielt ausgewählt.
Denn gestern begingen die jüdische Reli­gi­ons­ge­mein­schaft  Jom Kippur (zu deutsch: Ver­söh­nungstag oder Ver­söh­nungsfest), den höchsten jüdi­schen Fei­ertag, der als strenger Ruhe- und Fas­tentag begangen wird. Und der 27-Jährige hatte es wohl ganz besonders auf Juden abge­sehen, denn in ihnen sieht er wohl ein Grundübel. Das alt­be­kannte pri­mitive Sün­den­bock­denken, bei dem alles Übel auf eine (kleine) Gruppe pro­ji­ziert wird.
Nachdem das Ein­dringen in die Syn­agoge miss­lingt, erschießt er eine Frau, die gerade zufällig des Weges kommt
Das Video, das er selbst mit seiner Helm­kamera erstellte und live online streamte, zeigt seine Ankunft vor der Syn­agoge, sein Muni­tions- und Waf­fen­ar­senal auf der Rückbank und auf dem Bei­fah­rersitz des Miet­wagens. Außerdem ist zu sehen, wie der Atten­täter Spreng­sätze an dem jüdi­schen Got­teshaus anbringt, wie er ver­sucht, die Ein­gangstür auf­zu­schießen, was aber zum Glück nicht funk­tio­nierte. Auch vor dem Gebäude plat­ziert er Sprengsätze.
Als nächstes sieht man den Mord an einer Frau, eine Pas­santin, die zufällig in diesem Moment an der Syn­agoge vor­bei­kommt. Dass war ihr Todes­urteil, dass sie im fal­schen Moment am fal­schen Ort war. Mehr nicht. Das heißt, dieser Mann war fest ent­schlossen zu morden. Egal wie. Egal wen. Am liebsten aber Juden. Er erschoss die Frau kalt­blütig von hinten.
Ein Mann im Döner­laden erschossen, dann Schuss­wechsel mit der Polizei
Dann fährt er weiter und hält an bei dem Döner­laden. Dort erschießt er einen Mann. Die anderen Gäste können zum Glück nach hinten flüchten. Ein junger Mann ver­steckt sich ganz leise auf einer Toi­lette, schreibt nochmal seiner Familie eine sms, dass er sie liebt. Er rechnet wohl damit, dass sein Leben jeden Moment aus­ge­löscht werden kann. Aber ihm pas­siert Gott sei dank nichts. Denn der Atten­täter ver­lässt zunächst kurz den Döner­laden. Dann kommt er noch einmal zurück und schießt nochmals mehrfach.
Als nächstes kommt es zu einem kurzen Schuss­wechsel mit der Polizei. Dabei wird Balliet ange­schossen. Er setzt sich wieder in seinen Miet­wagen und flüchtet.
In Landsberg schießt er einen Elek­triker an
Gegen 13.30 Uhr kommt er bei einer Werk­statt in Landsberg, im Ortsteil Wie­dersdorf an. Er steigt aus dem Wagen, ver­langt ein Auto. Wahr­scheinlich ist ihm klar, dass nach dem Miet­wagen längst gefahndet wird, und er will daher einen Fahr­zeug­wechsel durch­führen. Einer der drei Ange­stellten sagt: „Wir haben keins!“ Dar­aufhin zeigte Balliet auf ein Taxi, das sich vor der Werks­halle befindet: „Da steht doch eins.“
Ein Elek­triker, der in der Nähe zu tun hat, bekommt den Dialog mit, kommt dazu und sagt zu Stephan Balliet: „Das bekommst du nicht“. Dar­aufhin eröffnet dieser das Feuer auf den Mann, trifft und ver­letzt ihn. Der Elek­triker wird später mit einem Heli­kopter in eine Klinik in Halle ein­ge­liefert. Er wurde zum Glück nicht so schwer getroffen, dass er ver­stirbt, schwebt auch nicht in Lebensgefahr.
Zusam­menstoß mit einem Lkw und Festnahme
Balliet nimmt sich nun das Taxi und flüchtet damit in süd­liche Richtung, Richtung A9. An der Anschluss­stelle Zeitz fährt er ab auf die Land­straße B91. Bei Wer­schen stößt er dann aber mit einem Lkw zusammen. Das Taxi ist wohl nicht mehr fahr­tüchtig, er hat keine weitere Flucht­mög­lichkeit mit einem Fahrzeug und kann jetzt endlich fest­ge­nommen werden.
Stun­denlang hielt ein ein­zelner Mann die Polizei in Atem. Das SEK rückte aus, der Haupt­bahnhof in Halle wurde gesperrt. Das Dorf Wie­dersdorf, ein Ortsteil von Landsberg, wurde kom­plett abge­riegelt. Am Abend stand dann fest: Der Anschlag wurde von einem Ein­zel­täter begangen.
In dem Live­stream, in dem man die beiden bru­talen Morde sieht, sprach Stephan Balliet teils Deutsch, teils Eng­lisch. Mit den Ansagen auf Eng­lisch wollte er offenbar sicher­stellen, dass die inter­na­tionale rechts­extre­mis­tische Szene ver­steht, was er sagt.
Video­auf­nahmen des Attentäters
Hier sieht man wohl das Schuss­ge­fecht mit der Polizei, bei dem er ver­mutlich getroffen wurde, dann die Szene zuvor, wie er durch die Straße läuft mit seinem Gewehr, und schließlich wie die Polizei später alles abriegelt.
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