Brandstifter Maas - Collage - Bild Heiko Maas: By Sandro Halank, Wikimedia Commons, CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0, Link

Maas, Medien und die Lügen über Atom­bomben in Deutschland

Der deutsche Außen­mi­nister hat sich gegen den Abzug der US-Atom­bomben aus Deutschland aus­ge­sprochen. Das steht im Wider­spruch zu einem Bun­des­tags­be­schluss und dem Wunsch der Mehrheit der Deut­schen. Besonders haar­sträubend ist jedoch seine Begründung.
Bei den US-Atom­bomben in Deutschland hört bei Politik und Medien der Spaß auf. Deren Abzug zu fordern, käme ihnen nie in den Sinn und bei dem Thema wird auch gerne unvoll­ständig berichtet. Kein Thema zeigt so deutlich wie dieses, dass Deutschland nur ein besetzter Vasal­len­staat, eine Kolonie der USA ist.
Diese dras­tische For­mu­lierung ist nicht über­trieben, denn ein sou­ve­räner Staat könnte anderen Staaten ver­bieten, gegen seinen Willen Atom­waffen auf seinem Gebiet zu sta­tio­nieren. Deutschland kann das jedoch nicht tun. Das ist keine böse Ver­schwö­rungs­theorie von mir, denn es gibt einen Beschluss des Bun­des­tages aus dem Jahre 2010, in dem die Bun­des­re­gierung auf­ge­fordert wurde, sich „gegenüber den ame­ri­ka­ni­schen Ver­bün­deten mit Nach­druck für den Abzug der US-Atom­waffen aus Deutschland ein­zu­setzen„.
Der Beschluss gilt bis heute, nur geschehen ist das nie. 
Angeblich sind Bun­des­tags­be­schlüsse für die Bun­des­re­gierung bindend. Wenn sich Bun­des­au­ßen­mi­nister Maas nun also gegen den Abzug der Atom­waffen aus Deutschland aus­spricht, dann setzt er sich über einen bin­denden Beschluss des Bun­des­tages hinweg. Die USA haben sich ohnehin nie dafür inter­es­siert, was das Par­lament ihres Vasallen Deutschland da beschlossen hat. Wozu auch? Die Bun­des­re­gierung hat sich ja selbst nie daran gehalten und von den USA den Abzug gefordert.
Und genau darin liegt die Begründung für meine For­mu­lierung, dass Deutschland ein „Vasall oder eine Kolonie der USA“ ist. Wäre Deutschland sou­verän und unab­hängig, dann könnte es den Abzug der Atom­waffen ulti­mativ fordern, wozu die Regierung nach dem Bun­des­tags­be­schluss sogar ver­pflichtet wäre. Nur tut die Regierung das nicht, weil sie weiß, dass die Ame­ri­kaner sie aus­lachen würden.
Das beste daran ist, dass die USA Deutschland auch noch dafür bezahlen lassen, dass die USA Waffen in Deutschland sta­tio­niert haben, die sie laut Bun­des­tags­be­schluss und laut des Wun­sches der Mehrheit der Deut­schen längst abziehen sollten.
Es ist Aufgabe der Medien, die Men­schen in Deutschland von diesen Tat­sachen abzu­lenken, zumal die Mehrheit der Deut­schen ohnehin für den Abzug der Atom­waffen aus Deutschland ist. Wenn die Medien dann noch berichten würden, dass der Bun­destag das schon lange ver­bindlich gefordert hat, dieser Beschluss aber sowohl der eigenen Regierung, als auch den USA am Aller­wer­testen vor­beigeht, dann könnte das ja bei den Men­schen uner­wünschte Fragen her­vor­rufen. Daher tun die Medien in Deutschland alles, um von diesem Thema abzu­lenken, wenn sie denn gezwungen sind, über die Atom­waffen zu berichten. Das habe ich vor einiger Zeit hier auf­ge­zeigt.
Außen­mi­nister Maas war vor einigen Tagen in Japan und hat dort auch Hiro­shima besucht. Dabei hat er sich gegen den Abzug der Atom­bomben aus Deutschland aus­ge­sprochen. Im Spiegel heißt es dazu:
„Bun­des­au­ßen­mi­nister Heiko Maas hat sich bei einem Besuch im japa­ni­schen Hiro­shima für nukleare Abrüstung ein­ge­setzt, sich gleich­zeitig aber gegen einen ein­sei­tigen Abzug der Atom­waffen aus Deutschland aus­ge­sprochen. „Es nützt nichts, wenn Atom­waffen von einem Land in das andere ver­schoben werden. Wenn sie ver­schwinden sollen, dann sollen sie überall ver­schwinden“, sagte der SPD-Poli­tiker zu ent­spre­chenden For­de­rungen auch aus seiner eigenen Partei.“
Zunächst einmal hat Maas damit Unrecht und ich bin sicher, dass er das auch selbst weiß. Es gibt atom­waf­fen­freie Zonen auf der Welt, etwa in Latein­amerika, Afrika oder auch der Ant­arktis, die sehr wohl zur Sicherheit bei­getragen und Deutschland hat sich zum Bei­spiel auch immer für die atom­waf­fen­freie Ant­arktis ein­ge­setzt. Wenn Maas nun behauptet, eine solche atom­waf­fen­freie Zone in Europa „nützt nichts„, dann ist das objektiv nicht wahr.
Zumal Deutschland doch – mit Unter­stützung von Maas – sonst gerne vorne dabei ist, wenn es darum geht, alleine die Welt zu retten. Ener­gie­wende und Kli­ma­paket sind deutsche Erfin­dungen, auf die unsere Nachbarn mit ungläu­bigem Staunen blicken. Aber Medien und Regierung erklären den Deut­schen, dass sie mit diesen Maß­nahmen die Welt rettet würden. Und viele Deutsche glauben das auch und sind begeistert dabei, wenn es darum geht, für diese Dinge auch zusätz­liches Geld bereit­zu­stellen, obwohl die deut­schen Maß­nahmen alleine defi­nitiv keinen mess­baren Effekt auf das Klima haben.
Aber bei den Atom­waffen gilt diese Regel nicht, da „nützt es nichts“, wenn die Atom­bomben aus Deutschland abge­zogen werden. Und jeder Poli­tiker, der den Men­schen etwas von einer atom­waf­fen­freien Welt erzählt, hält seine Zuhörer für Voll­idioten. Die Welt wird niemals wieder atom­waf­fenfrei sein, solange es Men­schen gibt. Wenn morgen alle Länder die Atom­waffen abschaffen würden, gibt es keine Garantie, dass nicht irgendwer trotzdem heimlich welche behält, um sich einen Vorteil zu ver­schaffen. In der Mensch­heits­ge­schichte gibt es kein Bei­spiel dafür, dass eine einmal ent­wi­ckelte Waffe wieder abge­schafft worden wäre. Die Dis­kussion über eine atom­waf­fen­freie Welt soll lediglich naive Men­schen beru­higen, aber niemand glaubt daran, dass es sie geben wird, solange es Men­schen gibt.
Und das weiß auch Herr Maas, daher sind seine Äuße­rungen eine Belei­digung für jeden den­kenden Men­schen, wenn er den Abzug der US-Atom­bomben aus Deutschland von der welt­weiten Abschaffung der Atom­waffen abhängig macht. Im Klartext sagt er damit: „Die Atom­bomben bleiben ewig in Deutschland!“
Und der Spiegel bleibt seiner Rolle als US-Pro­pa­gandist treu, denn er ver­schweigt seinen Lesern den Bun­des­tags­be­schluss aus dem Jahre 2010. Statt­dessen erzählt der Spiegel seinen Lesern folgendes:
„Linke und Grüne setzen sich für den Abzug der auf dem rheinland-pfäl­zi­schen Flie­ger­horst Büchel sta­tio­nierten Atom­waffen ein. Im Bun­des­tags­wahl­kampf 2017 hatte sich aber auch der damalige SPD-Kanz­ler­kan­didat Martin Schulz dafür stark­ge­macht und diese For­derung später wiederholt.“
Das Thema Atom­bomben wird auch von allen anderen Medien so behandelt und sogar die Geschichts­schreibung wird bereits in diese Linie ein­ge­bunden. So hat zum Bei­spiel der NDR über die Reise von Maas nach Hiro­shima und über das Gedenken an den ersten Abwurf einer Atom­bombe berichtet. Dabei hat der NDR das Kunst­stück fertig gebracht, in dem drei Minuten langen Bericht die USA, die die Atom­bombe ein­ge­setzt haben, nicht ein ein­ziges Mal zu erwähnen.
Im April hat das rus­sische Außen­mi­nis­terium berichtet, dass japa­nische Kinder in der Schule zwar etwas über die Atom­bom­ben­ab­würfe auf Hiro­shima und Nagasaki lernen, aber dass in japa­ni­schen Schul­bü­chern nicht erwähnt wird, wer die Bomben auf ihr Land abge­worfen hat. Ich habe kein japa­ni­sches Schulbuch und kann das nicht über­prüfen, aber es ist für mich glaubhaft, denn auch in Deutschland gibt es die Tendenz, die USA in dem Zusam­menhang mög­lichst wenig oder am besten gar nicht zu erwähnen, wie der Bericht des NDR zeigt.
Aber mit dem NDR ist es nicht getan. Wer auf der Seite der Bun­des­zen­trale für poli­tische Bildung nach Hiro­shima sucht, erlebt ähn­liches: Die USA werden im Zusam­menhang mit den Atom­bomben so wenig wie möglich erwähnt. In einem Artikel mit dem Titel „Trauma und Stadt­planung – Der Wie­der­aufbau von Tokio und Hiro­shima nach dem Zweiten Welt­krieg“ über die Zer­störung japa­ni­scher Städte im Zweiten Welt­krieg und ihren Wie­der­aufbau werden die Atom­bomben mehrfach erwähnt, die USA aber kein ein­ziges Mal. Und in einem Artikel mit dem Titel „Nukleare Nicht­ver­breitung, Rüs­tungs­kon­trolle und Abrüstung“ werden die Atom­bom­ben­ab­würfe erwähnt, aber wieder ohne Nennung der USA. Die tauchen im Text erst auf, als es um das Wett­rüsten im Kalten Krieg geht. Und in dem Artikel mit der Über­schrift „Hiro­shima: Eine Chronik“ wird in der Ein­leitung aus­führlich über die Atom­bom­ben­ab­würfe berichtet, aber wieder, ohne die USA zu nennen. Die tauchen erst ganz am Ende des Artikels im Zusam­menhang mit den Atom­bomben auf.
Das war nur eine Auswahl. Und die Bun­des­zen­trale für poli­tische Bildung hat großen Ein­fluss darauf, was in den deut­schen Schul­bü­chern steht und was die Kinder über Geschichte lernen.
Und wenn es um den Grund für die Atom­bom­ben­ab­würfe geht, wird in Geschichts­bü­chern die US-Kriegs­pro­pa­ganda aus den 1940er Jahren von der Bun­des­zen­trale für poli­tische Bildung unhin­ter­fragt über­nommen, wie man in dem Artikel „Der Zweite Welt­krieg – Von Pearl Harbor bis Hiro­shima“ lesen kann:
„Bei der Ein­nahme der beiden stra­te­gisch wich­tigen japa­ni­schen Hei­mat­inseln Iwo Jima und Okinawa im ersten Halbjahr 1945 ver­loren die USA mehr als 30.000 Sol­daten. Eine Eroberung der Haupt­insel hätte wahr­scheinlich ein Viel­faches an ame­ri­ka­ni­schen Opfern gefordert, zumal Tau­sende von japa­ni­schen Kami­ka­ze­kämpfern für Selbst­mord­ak­tionen in Flug­zeugen und Booten bereit standen. Der US-Gene­ralstab ging damals von bis zu 500.000 gefal­lenen und ver­wun­deten GIs aus. Das wollte Truman unter allen Umständen ver­hindern. Während der Pots­damer Kon­ferenz for­derte er in der „Pots­damer Erklärung“ die japa­ni­schen Streit­kräfte zur bedin­gungs­losen Kapi­tu­lation auf. Die Alter­native sei „die sofortige und völlige Zer­störung“. Als das Kai­ser­reich trotzdem nicht ein­lenkte, ordnete der US-Prä­sident den Einsatz der Atom­bombe an.“
Es wird so dar­ge­stellt, als hätten die USA keine Wahl gehabt und seien zum Einsatz der Atom­bomben gezwungen gewesen. Und es ent­steht sogar der Ein­druck, dass dabei Men­schen­leben gerettet worden seien. Also: Die Atom­bomben waren demnach etwas Gutes.
All das ist nicht wahr, denn es wird ver­schwiegen, dass die japa­nische Regierung spä­testens im April 1945 einen Frieden ange­boten hat und zu sehr weit­ge­henden Zuge­ständ­nissen bereit war. Die USA haben jedoch abge­lehnt und eine bedin­gungslose Kapi­tu­lation gefordert. Man hätte spä­testens im Früh­sommer 1945 einen Waf­fen­still­stand haben und zehn­tau­sende Men­schen­leben retten können. Aber die USA wollten nicht.
Und das hatte zwei Gründe, die beide im auf­zie­henden Kalten Krieg begründet lagen: Erstens wollten die USA Japan besetzen, um eine Basis vor der Tür der Sowjet­union im Fernen Osten zu haben und zweitens wollten sie der Sowjet­union diese mäch­tigste Waffe der Welt vor­führen und ihre Stärke demons­trieren. All das ist heute unter His­to­rikern unstrittig, aber die Bun­des­zen­trale für poli­tische Bildung, der NDR und andere Publi­ka­tionen für das „dumme Volk“ ver­schweigen diese Dinge.
Nur wie sou­verän ist Deutschland, wenn die USA bestimmen, welche Waffen sie in Deutschland sta­tio­nieren und sogar Beschlüsse des deut­schen Par­la­ments igno­rieren können? Und wie sou­verän ist Deutschland, wenn nicht nur die Medien, sondern auch die offi­zielle Geschichts­schreibung der US-Kriegs­pro­pa­ganda aus den 1940er Jahren folgt, anstatt den Erkennt­nissen der Historiker?
Da ist die Witz­figur Heiko Maas nur ein wei­terer Bau­stein in diesem Schmierentheater.
Apropos Heiko Maas. Der deutsche Außen­mi­nister, der von sich sagt, er sei „wegen Auschwitz“ in die deutsche Politik gegangen und der bei jeder Gele­genheit seine tiefste Ver­bun­denheit mit Israel betont, ist gerade von der Jeru­salem Post als „Anti-Israe­li­scher deut­scher Außen­mi­nister“ titu­liert worden, weil Deutschland die „Frechheit“ besessen hat, in der UNO in der Frage der ille­galen israe­li­schen Sied­lungen in besetzten Paläs­ti­nen­ser­ge­bieten gegen Israels Wünsche abzu­stimmen. Und die deut­schen Diplo­maten bei der UNO unter­stehen nun einmal dem Außen­mi­nis­terium. Man sieht: Auch aus­gie­biges Arsch­kriechen (sorry für das harte Wort) schützt vor einem Shit­storm nicht.
Aber Herrn Maas stört das nicht, er wird wei­terhin als Rek­tal­for­scher der USA tätig sein.


Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“