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Die heilige Greta in Erklärungsnöten

Vor vier Tagen war in der „Zeit“ zu lesen, dass die schwe­dische Klima-Ikone und das per­so­ni­fi­zierte Welt­un­ter­gangs-Nost­radrama, sich den Namen „Fri­days­For­Future“ (FFF) als Marke schützen lassen will. Laut der „Zeit“ wurde im Dezember von einer bis dato unbe­kannten Stiftung „The Greta Thunberg and Beata Ernman Foun­dation“ ein ent­spre­chender Antrag beim Amt der Euro­päi­schen Union für geis­tiges Eigentum gestellt. Sitz der Stiftung ist Stockholm. Eine Freundin und Mit­strei­terin Gretas hat sich auch ihr Scherflein sichern wollen: Janine O‘Keeffe möchte das Mar­ken­recht für Ruck­säcke, Mützen und andere Pro­dukte, die junge Leute gern zu den FFF-Demos tragen.

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Sieh an, die streit­baren Welt­kli­ma­ret­tungs-Jung­frauen haben den Charme des Kapi­ta­lismus ent­deckt. Fräulein O‘Keeffe ver­si­cherte aber umgehend, es gebe „keine Absicht, daraus Geld zu machen“. Natüüürlich nicht. Die Stiftung hat die hehrsten Ziel­set­zungen, die es je gab: För­derung öko­lo­gi­scher, kli­ma­ti­scher und sozialer Nachhaltigkeit.

Und warum dürfen dann andere den Namen nicht benutzen? FFF gehört doch allen, wie Greta immer sagte. Es gehe ja nur auch darum, den guten Namen Fri­days­For­Future vor Miss­brauch zu schützen. Sicher. Denn, echt jetzt, man gebe einfach einmal „Greta Thunberg Mer­chan­dising“ in Google ein und staune über das über­bor­dende Füllhorn von Sti­ckern, Bechern, Han­dy­hüllen, T‑Shirts, Bilder, Trink­fla­schen, Mützen, Stoff­beutel sogar Base­ball­kappen mit schon ange­nähten Greta-Zöpfen gibt es. So nicht!

Wer muss sich denn in über­füllten Zügen, auf dem Boden zwi­schen Koffern sitzend, durch‘s Land schlagen? Oder auf Segel­yachten durch sturm­zer­toste Wellen bis nach Amerika schippern lassen? Auf jeder eise­kalten Demo mit­lat­schen und abends mit steif­ge­fro­renen Fin­gerlein die Zöpfe ent­flechten, die jedem Mädel aus rechts­ra­di­kaler Familie zur Ehre gereichen könnten? Da darf man doch nicht übel­nehmen, wenn sich Greta und ihre Familie auch die Ernte sichern wollen.

Besonders hübsch der Sticker „capi­talism can‘t stop climate crisis.“ (Kapi­ta­lismus kann die Kli­ma­krise nicht stoppen). Offenbar aber schon. Und das ist die gute Nach­richt, denn man geht in der neuen Greta Thunberg-Stiftung ja demnach davon aus, dass man mit dem ganzen Geld aus den FFF-Mer­chan­dising-Artikeln auch in wei­terer Zukunft arbeiten kann. Also nichts mit Welt­un­tergang, sondern ein aktiver Plan zum Schutz vor Miss­brauch der Marke FFF… und auch gegen Gretas Altersarmut?

Das ist Greta dann doch etwas unan­genehm und sie ver­si­chert treu­herzig, dass ihr Name und der der FFF-Bewegung immer wieder – ohne ihre Zustimmung – für kom­mer­zielle Zwecke genutzt werde. Deshalb, so erklärt sie auf Instagram, „habe ich bean­tragt, meinen Namen, Fridays For Future, Skol­strejk för kli­matet usw. als Marken regis­trieren zu lassen“. Man werde ganz trans­parent mit Spenden, Buch­t­an­tiemen, Preis­geldern und allen anderen Geld­quellen umgehen, gelobte sie. Nicht ohne darauf hin­zu­weisen, dass es „Indi­viduen“ gebe, „die sich als mich aus­geben oder behaupten, sie würden mich ‚ver­treten‘, um mit hoch­ran­gigen Per­sonen, Poli­tikern, Medien, Künstlern und so weiter in Kontakt zu kommen. Bitte seid gewarnt, dass es das gibt und seid skep­tisch, falls ihr von ‚mir‘ kon­tak­tiert werdet“.

Und dann sagt sie: „Ich ent­schuldige mich bei allen, denen das schon pas­siert ist. Fridays for Future ist eine von mir gegründete, globale Bewegung. Sie gehört allen, die sich an ihr betei­ligen, vor allem den jungen Leuten. Sie kann — und darf — nicht für indi­vi­duelle oder kom­mer­zielle Zwecke genutzt werden.“

Das stimmt nicht so ganz. Soweit bekannt ist, ist das Konto für FFF ein Unter­konto der Stiftung „Plant for the Future. Roland Tichy ist der­jenige, der das recher­chiert hat. Er fand heraus, dass die ganzen Finanzen und offenbar ein Teil der Orga­ni­sa­ti­ons­struktur von der Stiftung „Plant for the Future-Foun­dation“ (auch „Plant for the Planet“) gemanagt werden:

„Die scheinbar spon­tanen Demons­tra­tionen von Schülern am Freitag sind nicht ganz so spontan: Im Hin­ter­grund zieht die ‚Plant-for-the-Future-Foun­dation‘ die Fäden; sie kas­siert und verfügt eigen­mächtig über die Spen­den­gelder, die die Schüler einwerben.“

Und so ganz langsam kommt etwas Licht ins Dunkel der Fridays for Future Bewegung, deren schiere Größe und auf­fällig gute Orga­ni­sation und Finanz­aus­stattung vor allem denen ins Auge fällt, die wirklich aus pri­vaten Mitteln einmal ver­sucht haben, eine Ver­an­staltung zu stemmen, deren Ausmaße nicht einmal zehn Prozent dessen betragen, was das Greta-Thunberg-Movement mal so eben aus dem Ärmel schüttelt. Ins­be­sondere die behörd­lichen Hürden, die nicht selten einiges an Zeit und Schrift­verkehr, Ver­pflich­tungen und Auf­lagen mit sich bringen – wenn man über­haupt eine Erlaubnis bekommt – lassen einen staunen, wie rei­bungslos so etwas plötzlich gehen kann.

„Demnach ist diese Foun­dation Inhaber des Fri­days­For­Future-Spen­den­kontos und ver­waltet die Spen­den­gelder. Sie ent­scheidet, an wen und wofür die Spen­den­gelder für Fridays for Future ver­wendet werden. Es gibt also eine enge finan­zielle Bindung an die Foun­dation – während Fri­days­For­Future behauptet, man sei an keine Orga­ni­sation gebunden.“

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Eine E‑Mail Anfrage an die Plant-for-the-Future Foun­dation ergibt eine Aus­kunft. Die Stiftung ist nämlich Inha­berin des Spen­den­kontos von FFF. Das Spen­den­konto von FFF ist sogar nur ein Unter­konto des Plant-for-the-Planet Stif­tungs­kontos. Das heißt, das Geld, was Gut­gläubige an FFF spenden, gehört in Wirk­lichkeit dadurch der Plant-for-the-Future Foun­dation. Die kann damit machen, was sie will. Genau das wird vor der Öffent­lichkeit versteckt.

Und FFF hat keinen eigenen Zugriff, kann nicht selbst­ständig erkennen, wie viel Geld dort her­ein­kommt und wie viel wofür her­ausgeht. FFF ist darauf ange­wiesen, dass die Stiftung alles von sich aus offen und ehrlich über­mittelt. Das bestätigt die Plant-for-the-Planet Stiftung selbst: „Regel­mäßig infor­mieren wir Fridays for Future über Spen­den­ein­gänge. Ebenso infor­mieren wir Fridays for Future über die Zah­lungen, die für sie getätigt wurden auf Grundlage von Rech­nungen, die ein­ge­reicht und von uns geprüft und beglichen werden.“

Da fragt man sich, warum dann nicht die Stiftung Plant-for-the-Planet einen Mar­ken­schutz bean­tragt, wenn sie sowieso das Geld für FFF so wun­derbar ver­waltet. Anscheinend möchten die Thun­bergs also doch mit einer eigenen Stiftung, die der Familie Thunberg selbst gehört, die Erlöse aus dem Mer­chan­dising in die eigenen Hände bekommen?

Und man hatte anscheinend auch nicht vor, allzu trans­parent zu sein. Denn die Spre­cherin des deut­schen Zweiges von FFF, Carla Reemtsma, zeigte sich von der Mar­ken­rechts­an­meldung durch die Thun­bergs über­rascht, als die FAZ bei ihr nach näheren Infor­ma­tionen anfragte. Man sei nicht infor­miert gewesen. Und: Man habe in Deutschland wohl eben­falls ver­sucht, so etwas wie einen Mar­ken­schutz für FFF zu bekommen, was aber wohl nicht funk­tio­nierte. Man habe T‑Shirts pro­du­zieren lassen wollen. Ob Plant-for-the-Planet womöglich auch nichts von dem Thunberg-Sippen-Coup wusste?

Inter­essant. Da ver­sucht wohl bei FFF jeder, noch schnell richtig Kohle aus der Parole her­aus­zu­holen, bevor jemand anders sich den fetten Braten schnappt. Der Marktwert von Fri­days­For­Future ist nämlich beachtlich. Karsten Göbel ist einer, der es wissen muss. Er ist Chef der Wer­be­agentur „Super an der Spree“ und hat auch Erfahrung mit gesell­schaft­lichen und poli­ti­schen Kam­pagnen. Er schätzt, dass der Marktwert von FFF höher liegt, als der von allen Top-Bun­desliga-Fuß­ball­clubs zusammen und um eine Viel­faches höher als der von Bayern München.