EU im Streit mit der Türkei – ohne Macht nur Ohnmacht

Die EU steht unter Druck wie im Jahr 2015. Es ist alles wieder da. Bilder von bela­gerten Grenzen (teil­weise nicht nur die gleichen Bilder, sondern sogar die­selben wie 2015*), die Behaup­tungen, es kämen vor allem Kinder und die Idee, jetzt mal nur eine kleine Aus­nahme zu machen. Der öffent­liche Druck und die For­de­rungen nach bedin­gungs­loser Soli­da­rität von einigen Poli­tikern und zahl­reichen Akti­visten sind auch wieder da.

(von Roger Letsch)

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Eben­falls die Frage, welche Bilder an unseren Grenzen wir aus­zu­halten bereit wären, wenn die grie­chische Polizei irgendwann resi­gniert auf­geben und wie vor vier Jahren einfach durch­winken wird. Neu ist hin­gegen die Instru­men­ta­li­sierung zehn­tau­sender Men­schen, die (teil­weise) als Flücht­linge in die Türkei kamen und nun als Migranten von tür­ki­schen Bussen an die grie­chische Grenze gebracht werden, aus­ge­stattet mit Rei­se­routen, die im tür­ki­schen Staats­fern­sehen gesendet wurden. Es sind wohl mehr Türken als Syrer unter diesen Men­schen. Es gab bereits Fälle, bei denen die Men­schen mit Waf­fen­gewalt aus den Bussen und in Richtung grie­chische Grenze getrieben wurden.

Die Tage ver­streichen unge­nutzt, denn zum Push-Faktor Erdogan kommen die Pull-Fak­toren EU und Deutschland hinzu. Ver­geblich wartet man auf eine gemeinsame Pres­se­kon­ferenz von Merkel, in welcher die Kanz­lerin nichts weiter tut, als fol­gende Erklärung zu ver­lesen. „Ich habe es 2018 gesagt und ich wie­derhole es. Eine unkon­trol­lierte Mas­sen­ein­wan­derung nach Deutschland wie 2015 wird es nie wieder geben. Den Men­schen, die im Moment ver­suchen, sich an der Grenze Grie­chen­lands gewaltsam Zutritt zur EU zu ver­schaffen, sage ich: Es wird ihnen nicht gelingen. Wir dulden die Gewalt nicht, mit der sie vor­gehen und wir dulden die Gewalt nicht, mit der die tür­kische Seite die Men­schen dazu zwingen will, unsere Außen­grenze zu ver­letzen.“ Dass sich in dieser Richtung mitt­ler­weile der Innen­mi­nister via Twitter auf ara­bisch meldet, kommt bei den Adres­saten kaum an, zumal sich ein großer Teil der Men­schen nicht frei­willig auf den Weg nach Europa gemacht hat. Ent­scheidend ist, dass Merkel schweigt und dieses Schweigen ermutigt ebenso wie ihr vor­ma­liges fata­lis­ti­sches „Nun sind sie halt da“.

Die Bilder von der tür­ki­schen Grenze sind in der Tat ver­störend. Erwachsene, die Klein­kinder schütteln und über rau­chende Feuer halten, um für den unmit­telbar bevor­ste­henden Grenz­über­tritt genug emo­tio­nales Erpres­sungs­po­tenzial zu haben. Viel­leicht aber auch, um den Erwar­tungen euro­päi­scher Reporter und NGOs zu ent­sprechen: ihr wollt wei­nende Kinder? Die bekommt ihr! Es gibt Bilder von Männern, die Steine werfen und ver­suchen, die Grenz­an­lagen zu durch­brechen und par­allel dazu in Deutschland, weit weg vom Problem, empörte Stimmen, die den Griechen ihr ableh­nendes Ver­halten vorwerfen.

Dabei sind es gerade die Griechen, die seit 2015 die Hauptlast der wohl­feilen Hilfs­rhe­torik tragen. Dort befinden sich die Auf­fang­lager. Dort landen jetzt wieder die Boote und durch Grie­chenland, ein Land, das mehr als jedes andere in der EU auf den Tou­rismus ange­wiesen ist, zöge erneut ein unwill­kom­mener Treck mit all seinen Begleit­erschei­nungen. Auf der Insel Lesbos, auf der seit Jahren das über­füllte Auf­fang­lager „Moria“ dafür sorgt, dass für die Insu­laner die Krise nie auf­hörte, kippte die Stimmung zuerst. Ein­hei­mische drängen die Boote der Migranten ab, werfen Fla­schen und ver­prü­gelten einen deut­schen Foto­grafen, der wie auf Bestellung zur maxi­malen mora­li­schen Inter­pre­tation der Lage greift: Alles Rechts­extre­misten! Bis zu diesem inter­pre­ta­tiven Kurz­schluss hat es 2015 in Will­kommens-Schland immerhin einige Monate gebraucht.

Keine Frage, der Angriff auf Michael Trammer ist nicht zu ent­schul­digen. Doch nicht jeder grie­chische Dorf­be­wohner, der von seiner Zen­tral­re­gierung nichts zu erwarten hat und von der EU noch viel weniger, der sich seit Jahren die mora­li­schen Beleh­rungen deut­scher Bes­ser­men­schen anhören muss und in seiner Taverne außer inter­na­tio­nalen „Flücht­lings­helfern“, Jour­na­listen, NGO-Beob­achtern und Norbert Blüm kaum noch Gäste hat, ist gleich ein Faschist. Auf diese infla­tionäre Injurie kommt außerhalb der deut­schen Medi­en­blase niemand und die Erklärung der Reaktion der Griechen ist viel simpler: den meisten Men­schen platzt einfach irgendwann der Kragen, wenn andere auf ihren Rücken unge­fragt und immer wieder Mes­sertanz spielen. Man möchte nicht in der Nähe sein, wenn jemandem auf diese Weise die Siche­rungen durch­brennt und es ist sicher eine blöde Idee, in dieser Situation Kamera und Pres­se­ausweis zu zücken, um genau die Bilder zu bekommen, die gut ins eigene Vor­urteil passen: Hier bedau­erns­werte Schutz­su­chende, dort faschis­toide Ein­hei­mische, die ihre Chance zur Hil­fe­leistung nicht ergreifen.

Alle Pro­bleme nur aufgeschoben

Als Vera Lengsfeld und Henryk Broder vor dem Peti­ti­ons­aus­schuss des deut­schen Bun­des­tages die „Erklärung 2018“ ver­tei­digten, saßen ihnen die Abge­ord­neten mit Gesichtern voller Unver­ständnis und Fas­sungs­lo­sigkeit gegenüber. Man tat so, als ver­stünde man gar nicht, wovon die Petenten da reden. An deut­schen Grenzen würden Recht und Gesetz nicht gelten? Aber das ist doch – wenn über­haupt – nun schon Jahre her! Es sei doch alles ruhig, wo sehen die Petenten denn Hand­lungs­bedarf? Merkel hatte ein Pflaster über die Wunde geklebt und es „Türkei-Deal“ genannt. Europa zahlt und Erdogan hält uns das Problem Mas­sen­mi­gration vom Leib. Es hat nicht funk­tio­niert, die Erpressung, aus­ge­tragen auf den Rücken der Men­schen in den tür­ki­schen Lagern und zu Lasten der Griechen geht von vorne los.

Ver­suchen sie spa­ßes­halber mal einem Anwalt für Ver­trags­recht diesen „Deal“ zu erklären: Habt ihr was Schrift­liches? Nein, haben wir nicht. Es gab nichts als zwei Pres­se­mel­dungen mit Absichts­er­klä­rungen, das war alles. Gibt es Ver­trags­strafen bei Nicht­er­füllung? Nein, natürlich nicht. Denn der „Deal“ kam ja durch Erpressung zustande. Wenn man auf dem Schulhof ver­prügelt wird und man sich durch Her­ausgabe des Essens­geldes Luft ver­schafft, wird es nichts nützen, vom Rowdy zu ver­langen, er solle von dem Geld keine Ziga­retten kaufen. Habt ihr den Deal nun gekündigt? Nein, natürlich nicht. Die EU und auch Frau Merkel haben dem Schulhof-Rowdy zu ver­stehen gegeben, dass er mehr Geld bekommen kann. Das ist ein ziemlich dummer „Deal“! Nun, wir haben ja auch ziemlich dumme Politiker.

Danegeld, so nannte man übrigens die Tri­but­zah­lungen, welche im 11. Jahr­hundert von schwachen eng­li­schen Königen an die Wikinger flossen, um diese vom Plündern der Küs­ten­region abzu­halten. Die Nor­mannen nahmen das Gold und kamen dennoch immer wieder auf die eine oder andere Plün­derung vorbei, bis sie 1066 bekanntlich gar nicht mehr nach Hause fuhren. In der gesamten Geschichte hat es kaum je einen Fall gegeben, bei dem eine Tri­but­zahlung lang­fristig Erfolg hatte. Dafür hätte es des Beweises durch Merkel nicht bedurft.

Nichts gelernt aus den Ursachen

Als eine der Ursachen für die Migran­ten­ströme seit 2015 wurde schnell die zöger­liche Haltung Deutsch­lands erkannt, die Auf­fang­lager des UNHCR in den Nach­bar­ländern Syriens, also Jor­danien und dem Libanon finan­ziell besser aus­zu­statten. Doch da war es schon zu spät und die fällige mediale Empörung über dieses Poli­tik­ver­sagen ver­la­gerte sich lieber auf Tabu­be­griffe wie „Lawine“, die von jenen benutzt wurden, die sich eine Vor­stellung von den Folgen der Migra­ti­ons­ströme machten und auf die teil­weise sehr skep­tische Haltung gegenüber der Schnapsidee, einfach jeden ohne Ansehen von Person, Aus­weis­pa­pieren und Asyl­gründen ins Land zu lassen.

Deutschland teilte sich ab da in der medialen Wahr­nehmung in Will­kom­mens­klat­scher und Aus­län­der­feinde, bei dieser dua­lis­ti­schen Welt­sicht ist es seitdem geblieben und sie wird auf alle Poli­tik­be­reiche glei­cher­maßen ange­wendet. Der Zweck: Debatten per Machtwort beenden, erreicht wird damit jedoch das Gegenteil. Heute gibt es einen ganzen Zoo solcher ant­ago­nis­ti­schen Paa­rungen: Kli­ma­retter und Kli­ma­leugner, Mieter und Miethaie, Demo­kraten und Demo­kra­tie­zer­störer, Europäer und Anti­eu­ropäer, Muslime und Isla­mo­phobe und viele mehr. Dass es im echten Leben so einfach nicht ist, dass es mehr Grautöne als Schwarz und Weiß gibt und dass sich die Gruppen nie klar von­ein­ander abgrenzen lassen, lässt die Men­schen in unserem Land langsam, aber sicher durchdrehen.

Rück­bli­ckend war es schon ein kleines Wunder, dass die Mas­sen­ein­wan­derung von 2015/16 im Land nicht schon vor Jahren zum offenen Bür­ger­krieg geführt hat. Mit viel Geld, vielen Opfern – auch an Leib und Leben – und auf dem Rücken der frei­wil­ligen Helfer hat man das irgendwie so halbwegs hin­ge­fiedelt. So hat man Lasten ver­harmlost oder ver­tuscht oder Tabu-Tabus und Sprach­re­ge­lungen ein­ge­führt, wo die Kon­flikte zunahmen. Dieses Land steckte sogar die Per­spek­tiv­wechsel einfach so weg. Hieß es anfangs noch, wir sollten die „Flücht­linge“ will­kommen heißen, sollten wir später aktiv an deren „Migration“ mit­ar­beiten, was die Flücht­linge durch eine sprach­liche Über­leitung zu Migranten machte.

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Auch war erst vom unwie­der­hol­baren Aus­nah­me­zu­stand die Rede, doch heute erklären uns Poli­tiker wie Baerbock, dass schließlich die Flücht­lings­un­ter­künfte da wären, die es nun zu nutzen gälte. Es ist, als zünde man sein Haus mit Freude ein zweites mal an, weil die Feu­er­ver­si­cherung im ersten Fall den Schaden mehr schlecht als recht regu­liert hatte.

Die Schwäche der EU

Die EU ist außen­po­li­tisch ein Verein der sub­stanz­losen Absichts­er­klä­rungen und For­de­rungen geworden. Rich­tiger wäre es, von „geblieben“ zu sprechen, denn das ist schon seit Jahr­zehnten nicht anders. Es ist nur lange Zeit nicht ins Gewicht gefallen, weil wir als han­delnden Part immer die USA an unserer Seite wussten. Der Bruch kam schlei­chend und nicht erst unter Trump. Dass ein zen­trales Projekt (TTIP) ame­ri­ka­ni­scher Außen­po­litik schon unter Obama am Wider­stand der EU gescheitert war, wird gern ver­gessen. Ebenso dass es Obama war, der auf einer Erhöhung der Mili­tär­aus­gaben Deutsch­lands bestand. Man mochte Obamas Auf­tritte, seine Reden waren Zuckerwerg für die nach Welt­be­deutung stre­benden Poli­tiker in EU und Deutschland. Aber die Politik, die er im Gepäck hatte, stieß in der EU und Deutschland auf Ablehnung.

Unter Trump schließlich legte man auch die stille diplo­ma­tische Zurück­haltung ab, schickte frostige Glück­wünsche oder gar keine und Prä­sident Stein­meier hielt es sogar für eine gute Idee, auf ame­ri­ka­ni­schem Boden gegen den ame­ri­ka­ni­schen Prä­si­denten zu sti­cheln. Der mili­tä­rische Schutz Ame­rikas war für uns so selbst­ver­ständlich, dass unsere Poli­tiker nicht mal auf die Idee kamen, der Ein­fluss Deutsch­lands oder der EU auf inter­na­tio­naler Bühne käme nicht aus den eigenen Reden, sondern aus dem Schatten, den die US-Army wirft. Wenn es um die Durch­setzung der Sank­tionen gegen Russland, die Zähmung des kleinen Sultans oder den Ein­fluss auf die Mullahs im Iran geht, ist dies Außen­ste­henden sicher längst ersichtlich. Die EU kann nichts durch­setzen, was sie sich nicht mit deut­schem Geld erkauft.

Die ame­ri­ka­nische Politik zu kri­ti­sieren war leicht. Schließlich gibt und gab es genug Kriege mit US-Betei­ligung auf der Welt, die bei genauer Analyse nie hätten geführt werden dürfen. Es war enorm prak­tisch, dass die USA einer­seits Welt­po­lizei spielten, während gleich­zeitig ins­be­sondere linke Kräfte in Europa sie dafür heftig kri­ti­sieren konnten. Die Gefahr, dass der Chef der US-Marines dem Kri­tiker eine Spe­zi­al­einheit vorbei schickt, ist äußerst gering. Der offene Wen­de­punkt in der Eigen­wahr­nehmung als Welt­po­lizei kam unter Obama, als dieser sich wei­gerte, in Syrien die rote Linie zu ver­tei­digen, die er selbst gegenüber Assad gezogen hatte.

Frie­dens­engel und Weltpolizisten

Die Vor­stellung deut­scher Frie­dens­engel ist nun aber, dass ein Kon­flikt von allein endet, wenn sich die USA nicht ein­mischt und Deutschland keine Waffen liefert. Doch da lag man falsch, denn in die Rolle des „Welt­po­li­zisten“ schlüpfte in dieser Region aus­ge­rechnet Putin. Ab hier wurde es für die Frie­dens­tauben in unserem Land etwas kom­pli­zierter. Denn einer­seits fordert man seit Jahr­zehnten „Ami go home“ und nun, als die Ame­ri­kaner aus Irak und dann auch aus Syrien abzogen, war es auch wieder nicht recht. Einer­seits lachte man seit Jahren über „Nation building“ nach US-Manier, doch kaum lassen die Ame­ri­kaner davon ab, wirft man ihnen vor, ihre Auf­gaben nicht zu Ende zu bringen.

Zuge­geben, auch ich war ent­setzt, als Trump bekannt gab, die US-Unter­stützung aus den syri­schen Kur­den­ge­bieten zurück­zu­ziehen, zumal es wieder einmal die Kurden hart trifft, die im Kampf gegen Erdogans Traum vom Osma­ni­schen Reich und gegen den IS den höchsten Blutzoll ent­rich­teten. Man lässt Ver­bündete nicht so schändlich im Stich! Doch spä­testens seit der Unter­zeichnung des Abkommens zwi­schen den USA und den Taliban über den Trup­pen­abzug der USA aus Afgha­nistan (egal, was der Vertrag Wert sein mag) ist klar, dass Trump genau die Politik fort­setzt, an der Obama gescheitert ist: Keine Kriege mehr in Übersee und Rückzug aller Truppen, ganz egal, ob die Mission erfüllt ist, oder nicht. Ergebnis dieses Rück­zuges ist, dass die Europäer jetzt mit den Pro­blemen der Region allein dastehen, die allein durch Ver­hand­lungen lösen zu wollen sie immer wieder voll­mundig ver­sprechen. Doch ohne die USA sind die EU oder Deutschland fak­tisch über­haupt nicht in der Lage, irgendwo auf der Welt irgend etwas durch­zu­setzen. Das Ver­hand­lungs­ge­schick der Briten hat die EU ver­loren und nun auch noch die mili­tä­rische Omni­potenz der USA.

Da können unser Außen­mi­nister oder die EU-Kom­mis­si­ons­chefin noch so sehr mit Appellen und Auf­for­de­rungen um sich werfen, denn jeder weiß, dass sie nur mit Platz­pa­tronen schießen. Die EU hielt es für sinnvoll, das Pferd von hinten auf­zu­zäumen und statt einer gemein­samen Ver­tei­di­gungs­po­litik mit garan­tierten Außen­grenzen zuerst den letzten Schritt zu machen und eine gemeinsame Währung ein­zu­führen. Gäbe es heute eine gemeinsame EU-Grenz­si­cherung, eine Ver­tei­di­gungs­stra­tegie und auch nur annä­hernd so viel Chuzpe wie behauptet, unab­hängig von den USA „Ver­ant­wortung zu tragen”, hätte die EU schon vor sechs Jahren mit eigenen Truppen unter Ein­be­ziehung des Nato-Partners Türkei einen befrie­deten Kor­ridor mit Flug­ver­botszone im Norden Syriens erzwungen und die Flücht­lings­lager dort in Eigen­regie betrieben, statt dem Sultan vom Bos­porus Schecks aus­zu­stellen. Das ist nicht vor­stellbar, meinen Sie, liebe Leser? Natürlich nicht, bedenkt man den Zustand der EU, die vor­wiegend mit sich selbst, ihrer Büro­kratie oder der Kli­ma­rettung beschäftigt ist und sich in letz­terer Sache auch noch von einer 16-jäh­rigen am Nasenring durch die Manege ziehen lässt.

Auch Themen wie Asyl, Aus­bildung oder Hilfe beim Wie­der­aufbau hätte man von Syrien aus orga­ni­sieren können, wenn man die Stärke besäße, dies zu garan­tieren. Statt­dessen schaute man in Brüssel, Paris und Berlin tatenlos zu, wie der IS 2014 das syrische Kobane bela­gerte und die Tür­kische Armee vom Norden aus tatenlos zusah. Dann schaute man zu, wie sich hun­dert­tau­sende Men­schen 2015 auf den Weg machten, zu Fuß ins „gelobte Land“ zu kommen und hoffte, dass der Elendszug an irgend­einer Grenze stoppen und ver­siegen möge – nur bitte nicht an der eigenen Grenze! Man bedenke die Bilder! 2016 hätten wir uns bei Ungarn und Öster­reich bedanken müssen, was natürlich nie geschah. 2020 wäre für Grie­chenland nicht nur Dank, sondern auch massive Unter­stützung fällig – wenn die EU nur eine Ahnung davon hätte was es heißt, die gemein­samen Außen­grenzen wirksam zu schützen. Die EU ist nicht hand­lungs­fähig, sie tut nur so. Dass Worte zu Taten werden, wie man häufig hört, wenn es um die Motive von Mördern geht, die der Nachwelt wirre Kon­volute hin­ter­lassen, ist am Bei­spiel der EU-Außen- und Ver­tei­di­gungs­po­litik jeden­falls klar widerlegt!

Schlechte Tage

Noch ist nicht klar, wozu das schlei­chende Ende der Rücken­de­ckung durch die USA führen wird. Dass die EU gegenüber Erdogan jedoch eine derart lausige Figur macht, sich erpressen lässt und deutsche Poli­tiker sogar per Twitter Tränen über die Ver­luste der Türkei in Syrien ver­gießen, wo die tür­ki­schen Armee einen Angriffs­krieg führt, ist ein Zeichen der Schwäche – und Erdogan sieht das sehr klar. Die Men­schen, die, auf­ge­hetzt von Erdogans Helfern, gerade ver­suchen, die Grenze zur EU zu durch­brechen, sind in diesem Spiel auf jeden Fall die Verlierer.

Von Deutschland aus, wo die meisten von ihnen nie richtig hei­misch sein oder sinnvoll arbeiten können, werden sie ange­lockt von ver­ant­wor­tungs­losen Poli­tikern wie Baerbock oder Kipping, die an den zer­störten Bio­grafien dieser Men­schen ihr mora­li­sches Mütchen kühlen möchten. Oder von fata­lis­ti­schen Alles­ge­sche­hen­lassern wie Merkel, die auf Zeit spielen und denen Ver­än­de­rungen zum Schlech­teren nichts bedeuten, die sie mit ihrer Politik anrichten. Aus Sicht des Kanz­le­rin­nen­amtes besteht jeder Tag nur aus Son­nenauf- und Son­nen­un­tergang über den „hier Lebenden“. Ganz zu schweigen von den Absichten eines Dik­tators wie Erdogan, der sich in Syrien ver­rannt und über­schätzt hat und die Rechnung für sein Ver­sagen nun gern nach Brüssel und Berlin wei­ter­reichen möchte.

Ich fürchte leider, dass in Zukunft die schlechten Tage die Oberhand über die guten gewinnen, weil Deutschland und die EU auf das, was uns außen­po­li­tisch bevor­steht, nicht mal annä­hernd vor­be­reitet sind. Die Briten sind raus, die USA ziehen sich immer weiter aus unserer Region zurück und es ist schon eine besondere Ironie, dass die EU darauf hoffen muss, dass im November die Demo­kraten die US-Wahl gewinnen, damit die Rück­zugs­be­schlüsse Trumps rück­gängig gemacht werden und ame­ri­ka­nische Sol­daten den Euro­päern noch eine weitere Dekade durch ihren langen Schatten Feinde und Neider der west­eu­ro­päi­schen Wohl­stands­ge­sell­schaft vom Hals halten. Im Moment sieht es in den Staaten jedoch nicht nach einer Nie­derlage Trumps aus.


Quelle: unbesorgt.de