Sklaven- und Ras­sen­frage als Mittel der Inquisition

„Wir sind nicht nur für das ver­ant­wortlich, was wir tun, sondern auch für das, was wir wider­spruchslos hinnehmen.”

 Arthur Scho­pen­hauer, deut­scher Phi­losoph (1788–1860)

(von Daniel Lehe)

Vor­be­merkung

Dieses Thema kann man wohl nur mit dem Kompass des gläu­bigen ortho­doxen Christen Dos­to­jewski angehen, nämlich dass die Men­schen mit unsicht­baren Fäden der Schuld mit­ein­ander ver­bunden sind. Heute sind diese Fäden der Schuld für die Deu­tungs­eliten des Westens – seien es soge­nannte Volks­par­teien in Deutschland oder soge­nannte Volks­kirchen – besonders unsichtbar, weil ihnen sowohl his­to­rische Erkenntnis oder Geschichts­wissen ebenso fehlen wie ein not­wen­diger ethi­scher Kompass, der ihnen hilft, zumindest nach einem Zip­felchen der Wahrheit zu suchen. Wahrheit ohne Rückkehr zur Ver­nunft liegt natur­gemäß weniger in ihrem Interesse, weil nun einmal nicht allzu selten der Applaus der von der Wort- und Bil­derflut gesteu­erten Masse bzw. Mehrheit im Vor­der­grund zur Durch­setzung ihrer ideo­lo­gi­schen Ziel­setzung steht.

Auch Schwarze ver­sklaven Schwarze

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Vom 16. Bis 19. Jahr­hundert wurden ca. zehn bis fünfzehn Mil­lionen schwarze Sklaven aus Afrika ver­schifft. „Afrika wurde noch in der Neuzeit Jahr­hun­derte lang von ara­bi­schen Men­schen­jägern ter­ro­ri­siert, die an por­tu­gie­sische Händler die Sklaven für die Plan­tagen Ame­rikas ver­kauften.“ (Sch S. 214) An der Skla­venjagd betei­ligten sich auch schwarz­afri­ka­nische Skla­ven­fänger, wie die in Ghana geborene, in den USA auf­ge­wachsene Autorin Yaa Gyasi nach sieben Jahren inten­siver Recherche schreibt. Sie erwähnt hier ins­be­sondere das west­afri­ka­nische Volk der Fante im Süden Ghanas. Das west­afri­ka­nische König­reich Dahomey expan­dierte durch den Handel mit Sklaven. Hier betei­ligten sich selbst schwarz­afri­ka­nische Frauen an der Jagd auf Sklaven. Es war König Agadya (1708 bis 1732) der „ein Brigade uni­for­mierter Krie­ge­rinnen, die mit Pfeil und Bogen oder Don­ner­büchsen bewaffnet, in seinem Auftrag Dörfer im Innern seines Landes über­fielen und alle Männer, Frauen und Kinder an die Küste schleppten, um sie an por­tu­gie­sische Skla­ven­händler zu ver­kaufen…“ (Sch S. 293)

Die US-Ame­ri­ka­nerin Zora Neale Hurston (1891–1960) war eine der bedeu­tendsten Autorinnen der afro­ame­ri­ka­ni­schen Lite­ratur. Sie hatte über den letzten ame­ri­ka­ni­schen Sklaven, Cudjo Lewis, ein Buch geschrieben und war bei ihren Recherchen zu diesem Buch über die Tat­sache ent­setzt, dass die Sklaven von afri­ka­ni­schen Kriegern ein­ge­fangen und als Ware an weiße Händler ver­kauft worden sind. „Cudjo Lewis wurde Ende der 1950er-Jahre von Kriegern der Dahomey ein­ge­fangen, während die meisten Bewohner seines Dorfes mas­sa­kriert wurden. Dann wurde er auf der Clotilda nach Amerika ver­schifft und, da Skla­ven­handel bereits ver­boten war, in einer Nacht- und Nebel­aktion ver­äußert. Fünf­einhalb Jahr lang war er Sklave, bis zum 12. April 1865, als Sol­daten der Nord­staaten ihm mit­teilten, er sei frei.“ (SZ 23. Juni 2020).

Der afro­ame­ri­ka­nische Schrift­steller Edward P. Jones erzählt von einer heute beinahe unglaub­lichen his­to­ri­schen Tat­sache, die in der ame­ri­ka­ni­schen Geschichts­schreibung bislang kei­nerlei Rolle spielte, ja den meisten Men­schen völlig unbe­kannt ist, nämlich dass es bis zur Mitte des 19. Jahr­hun­derts, vor dem Sezes­sions-Krieg, in den Süd­staaten Schwarze gab, die selbst Sklaven hielten.

Selbst­ver­ständlich war und ist die Ver­sklavung von Men­schen eine absolut ver­werf­liche Ange­le­genheit, erst recht, wenn noch ein ras­sis­ti­scher Ansatz dazu kommt. Nur ist die Änderung von Stra­ßen­namen oder die Zer­störung von Statuen von Gene­rälen der Süd­staaten eine Hilfe bei der Wahr­heits­findung und führt die von vielen Füh­rungs­kräften von Unter­nehmen, Uni­ver­si­täts­pro­fes­soren, Medien‑, Sport und Kul­tur­per­sön­lich­keiten getragene Bewegung „Black Lives Matter“ (BLM) nun auch zum heroi­schen Kampf gegen die heutige Sklaverei?

Lincoln – der unfrei­willige Sklavenbefreier

Noch nicht einmal die gestrige Skla­verei in den USA ist den meisten wirklich bekannt. Sie glauben, dass der US-Prä­sident Abraham Lincoln den Krieg gegen die kon­fö­de­rierten Staaten zur Befreiung der Sklaven geführt hatte. Nichts lag ihm ferner. Die Skla­ven­frage als pri­märes Argument für diesen Krieg stimmt nicht. „Mein oberstes Ziel ist es, die Union zu retten.“, schrieb er 1862, „nicht, die Skla­verei bei­zu­be­halten oder sie abzu­schaffen.“ „Könnte ich die Union retten, ohne einen ein­zigen Sklaven zu befreien, würde ich es tun, und könnte ich sie retten, indem ich alle Sklaven befreite, würde ich es tun; und könnte ich sie retten, indem ich manche befreite und andere in Ruhe lasse, würde ich es eben­falls tun.“ (Sch S. 202 / 203)

Lincoln selbst schwebte die Aus­siedlung der befreiten Schwarzen nach Latein­amerika oder nach Afrika vor. Im Wahl­kampf selbst äußerte er sich „dagegen, dass zwi­schen der schwarzen und der weißen Rasse in irgend­einer Form soziale oder poli­tische Gleichheit her­bei­ge­führt“ werde.

Tat­sächlich aber gab es in den Nord­staaten keine Mehrheit für die Abschaffung der Skla­verei. Selbst während des Krieges blieben Aboli­tio­nisten in der Min­derheit. Mis­souri, Ken­tucky, Maryland und Delaware waren Skla­ven­hal­ter­staaten und ver­blieben in der Union – mit ihren Sklaven.

Die Nord­staaten hatten große Pro­bleme, weil sich frei­willig für diesen Krieg nicht genügend Männer mel­deten, und die Ein­führung der Wehr­pflicht 1863 im Norden für diesen Krieg stieß auf starken Wider­stand. „In der Stadt New York kam es zu einem Aufruhr: Regie­rungs­ge­bäude wurden nie­der­ge­brannt, Lager­häuser gestürmt, und der Mob setzte eine Wai­senhaus für schwarze Kinder in Flammen, was offenbar eine Rache dafür sein sollte, dass es die schwarzen Sklaven waren, derent­wegen nun jedermann Soldat werden musste. Die New Yorker Zei­tungen nahmen gro­ßen­teils für die Auf­rührer Partei, und soweit sie dagegen waren (wie die „New York Times“) bewaff­neten sie ihre Redak­teure mit Gewehren. Aus Get­tysburg rückte die Armee an, die den Aufruhr blutig nie­der­schlug (die halb­amt­lichen Schät­zungen über die Zahl der Todes­opfer gehen von 75 bis 1200). Die Wehr­pflich­tigen, die nun ein­rückten, nannte man im Volksmund „Frei­willige in Hand­schellen“. Im Übrigen konnte man sich für 300 Dollar vom Wehr­dienst frei­kaufen. „’Des reichen Mannes Krieg, des armen Mannes Kampf!’, sagte der arme Mann dazu.“ (Sch S. 122)

Unbe­schadet der ver­werf­lichen Existenz der Skla­ven­haltung im Süden und in einigen Staaten des Nordens standen als Schluss­licht in der Bevöl­kerung nicht die Schwarzen, sondern ganz unten stand das weiße Pro­le­tariat, der soge­nannte „poor white trash“ (armer weißer Abfall). Dieser machte immerhin 10 v. H. der Bevöl­kerung aus. Dieses Pro­le­tariat wurde auch von den Schwarzen verachtet.

Die unvor­be­reitete Befreiung – eine Quelle der heu­tigen Armut und Kriminalität?

Ob die Befreiung der nicht zur Freiheit erzo­genen schwarzen Bevöl­kerung für diese ins­gesamt immer ein Glück dar­stellte, wäre einmal eine hoch­in­ter­es­sante Aufgabe, die von an der Wahrheit inter­es­sierten Sozi­al­wis­sen­schaftlern unter­sucht werden sollte. Könnte es nicht sein, dass ein in die Freiheit gesto­ßener Sklave, gewöhnt an patri­ar­cha­lische Strenge und viel­leicht sogar in gewissem, wenn­gleich auch sicherlich beschei­denem Umfange an Für­sorge, ein ver­lo­renes Men­schenkind ohne wirk­lichen Halt und Kompass ist? Die ohne Vor­be­reitung in die Freiheit und Selbst­ver­waltung ent­las­senen Völker Afrikas zeigen ja auch heute noch bei­spielhaft das Dilemma und nicht allzu selten die Hilf­lo­sigkeit unserer ohne Anleitung und Aus­bildung in die Selbst­re­gierung ent­las­senen schwarzen Geschwister.

Viel­leicht steht hier die dies­be­züg­liche, ahnungs­volle Sicht des spä­teren Süd­staa­ten­ge­nerals Robert E. Lee für die Auf­fassung von nicht wenigen Plan­ta­gen­be­sitzern. Lee schrieb am 7. Dezember 1856 an seine Frau und kon­sta­tierte, dass die Skla­verei ein „mora­li­sches und poli­ti­sches Übel“ sei und fol­gerte: „Es ist nutzlos, sich über deren Nach­teile aus­zu­lassen. Ich denke aber, dass sie ein grö­ßeres Übel für die Weißen dar­stellt als für die Schwarzen. Und wenn ich doch großes Mitleid mit Letz­teren habe, so sind meine Sym­pa­thien doch bei den Ers­teren. Die Schwarzen sind hier [in Nord­amerika] uner­messlich besser dran als in Afrika, mora­lisch, sozial und phy­sisch. Die leid­volle Dis­ziplin, der sie sich hier unter­werfen müssen, ist nützlich für die Wei­ter­ent­wicklung ihrer Rasse und wird sie, so hoffe ich, auf bessere Zeiten vor­be­reiten und hin­führen. Wie lange ihre Unter­werfung nötig ist, weiß nur und kann nur bestimmt werden durch die weise und gna­den­volle Vor­aus­sehung. Ihre Befreiung wird eher durch milden und sanften Ein­fluss gelingen als durch stür­mische Aus­ein­an­der­set­zungen und Strei­te­reien. Dieser Ein­fluss, obwohl langsam, ist sicher. […]. Während wir sehen, dass die Abschaffung der Skla­verei auf dem Weg ist und wir sie mit unseren Gebeten und allen recht­lichen Mitteln unter­stützen, bleibt doch der Prozess und sein Ausgang in den Händen des­je­nigen, der das Ende kennt, der langsam arbeitet und für den tausend Jahre nur ein ein­ziger Tag sind.“

In der Tat waren bei­spiels­weise, so schreibt der 1868 geborene schwarze Bür­ger­rechtler W.D.B. Bu Bois, 1860 lediglich geschätzt 5 Prozent der Schwarzen in beschei­denem Umfang alpha­be­ti­siert worden. Du Bois stu­dierte von 1892 bis 1894 in der deut­schen Haupt­stadt Berlin und war erstaunt über seine Bekannten, Lehrer und Stu­di­en­kol­legen, die ihn mit Respekt und Interesse begeg­neten, nie als Abnor­ma­lität oder als Unter­men­schen ansahen, wie er es aus den USA her kannte.

Eine wesent­liche Hilfe mag die Chris­tia­ni­sierung gewesen sein, die seit den 1830er-Jahren auch von den meisten Skla­ven­haltern unter­stützt wurde – sicherlich nicht von allen nur aus edlen Motiven. Aber eine nicht geringe Anzahl von Pflanzern war von auf­rich­tigem Mis­si­ons­geist beseelt.

Die Befreiung führte für viele ehe­malige Sklaven zum Verlust eines pater­na­lis­tisch ori­en­tierten Schutz­status, der von vielen weißen Skla­ven­haltern als Selbst­ver­ständnis tra­diert wurde und der besagte, dass ins­be­sondere die Haus­sklaven und Skla­ven­kinder als Bestandteil ihrer Familie ange­sehen wurden. Die Befreiung bedeutete zudem, dass die befreiten Schwarzen ver­suchten, ihre teil­weise in alle Winde ver­streuten Familien zu sammeln bzw. neu auf­zu­bauen. Letztlich führte wohl die Befreiung bei vielen der land­losen, besitz­losen und lohn­ab­hän­gigen, gro­ßen­teils unge­bil­deten Schwarzen zu einer Pro­le­ta­ri­sierung, die sich bis in die heu­tigen Tage aus­wirkt. Ihre bis­herige, sicherlich ver­werf­liche Sozi­al­ordnung war zer­schlagen und auf eine neue wurden sie nicht vorbereitet.

Der Freund und Helfer der Schwarz­afri­kaner, Albert Schweitzer, schrieb kurz vor dem Ersten Welt­krieg über seine Erfah­rungen mit unseren schwarzen Geschwistern: „Der Neger taugt nur etwas, solange er in seinem Dorf ist und an seiner Familie und seiner Sippe mora­li­schen Halt hat. Aus seiner Umgebung her­aus­ge­nommen, geht er leicht sittlich und auch kör­perlich zugrunde.“ (S. 148) Das war 50 Jahre nach der Skla­ven­be­freiung in den Süd­staaten geschrieben worden.

Der Bericht, den Daniel Patrick Moy­nihan, damals stell­ver­tre­tender Arbeits­se­kretär unter US-Prä­sident Lyndon B. Johnson, schrieb, war insofern bahn­bre­chend, als er die Wurzeln der vielen Pro­bleme der Afro­ame­ri­kaner – Kri­mi­na­lität, Arbeits­lo­sigkeit, Schul­ver­sagen, außer­ehe­liche Geburten – mit dem Zusam­men­bruch der tra­di­tio­nellen Kern­fa­milie in Ver­bindung bringt.

Wie kommt es, dass bei den Chi­nesen, deren Vor­fahren des­gleichen als Arbeits­sklaven bei­spiels­weise für den Bau von Eisen­bahn­strecken in die USA ver­schleppt wurden, solche Pro­bleme nicht auf­tauchen. Weil ihr Fami­li­en­zu­sam­menhalt und ihre Bil­dungs­be­flis­senheit das ver­hin­derten, obwohl ihre Ahnen noch Analpha­beten waren. Die unterste Schicht der schwarzen Gemein­schaft hat nun einmal zwin­gende Pro­bleme, die wohl nicht mehr allein dem Ras­sismus der Weißen ange­lastet werden können.

Schwarze und weiße Ame­ri­kaner leben über­wiegend in ras­sisch getrennten Wohn­ge­bieten und haben kaum Kontakt zuein­ander, und ohne Zweifel gibt es in bestimmten Bun­des­staaten ein Ras­sismus-Problem. Das ist bei den Deut­schen trotz allen ideo­lo­gisch gefärbten Medi­en­feuers über­wiegend nicht der Fall. Bei ihnen spielt die Haut­farbe eher eine unter­ge­ordnete Rolle, wenn sie Leistung, Bildung und Kul­ti­viertheit des Anderen aner­kennen – das ist die Erkenntnis des 1938 in einer kreo­li­schen Familie mit afri­ka­ni­schen Wurzeln in Boston gebo­renen Sprach­wis­sen­schaftlers Dr. Marron Curtis Fort, der zuletzt an der Uni­ver­sität Oldenburg lehrte.

Die schwarze Mit­tel­klasse hat sich längst geistig und mate­riell, zum Teil auch örtlich von der Masse der black com­munity in den groß­städ­ti­schen Slums oder den länd­lichen Distrikten des Südens ent­fernt. Schwarze Poli­tiker, Fir­men­in­haber, Aka­de­miker, Poli­zisten und Kle­riker teilen nicht unbe­dingt die Lebenswelt der schwarzen Mehrheit, die wirt­schaftlich, sozial, bil­dungs­po­li­tisch, am Arbeits­markt und gesund­heitlich sowie im Lebens­standard hinter allen anderen ame­ri­ka­ni­schen Ethnien zurück­bleibt, weil sie vor­wiegend durch interne Fehl­ent­wick­lungen benach­teiligt ist.

Das ver­breitete Nar­rativ der Mainstream-Medien

Ebenso falsch ist das auch von den Main­stream-Medien gerne ver­breitete Nar­rativ, Ras­sismus würde immer nur von Weißen gegen Schwarze oder andere farbige Min­der­heiten aus­gehen, nie aber umge­kehrt. Ras­sismus scheint häufig eher eine Frage der Macht­ver­hält­nisse als der Haut­farbe zu sein. Dass Weiße aus Ras­sen­dünkel stets Täter seien und nie Opfer, ist ein Märchen. Dass diese Behauptung nicht zutrifft, zeigt nicht zuletzt die Shoa, also die sys­te­ma­tische Ermordung der (weißen) Juden durch die Natio­nal­so­zia­listen und ihren Hel­fers­helfern in vielen Völkern aus erklär­ter­maßen ras­sis­ti­schen Motiven, des­gleichen die Behandlung von Polen und Russen als Unter­men­schen. Auch die soge­nannten „Zigeuner“ wurden dem Ras­senhass aus­ge­liefert, obwohl sie indo­eu­ro­päi­scher Her­kunft sind. Eigentlich ist das Indo­eu­ro­päische eine Sprach­ge­mein­schaft, für die Natio­nal­so­zia­listen war es jedoch die Ras­se­ge­mein­schaft der Indogermanen.

Bei­spiele der heu­tigen Skla­verei und des heutige Ras­sismus – Afri­ka­ni­scher Rassismus

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In Teilen des afri­ka­ni­schen Kon­ti­nents, ins­be­sondere in der Sahelzone, ist die Skla­verei noch immer in der tra­di­tio­nellen Kultur ver­ankert, obwohl sie offi­ziell ver­boten ist. In Ländern wie Mali und Mau­re­tanien wird die so genannte „Abstam­mungs­skla­verei“ oder „Kas­ten­skla­verei“ – bei der die Skla­verei von Gene­ration zu Gene­ration wei­ter­ge­geben wird, so dass die Sklaven in ihre Notlage hin­ein­ge­boren werden – noch immer von manchen praktiziert.

In Mau­re­tanien wird geschätzt, dass bis zu 20% der Bevöl­kerung ver­sklavt sind, obwohl die Skla­verei 1981 offi­ziell ver­boten worden ist. Die Sklaven gehören zumeist der Min­derheit der Hara­tiner an, die Schwarz­afri­kaner sind, im Gegensatz zur anderen Hälfte der Bevöl­kerung, die Araber oder Berber sind. 2013 lebten ca. 250.000 Men­schen unter skla­ven­ähn­lichen Bedin­gungen in Mali, wo Skla­verei nicht illegal ist.

Der UNO-Men­schen­rechtsrat heißt sogar Staaten wie den Sudan will­kommen, wo Zehn­tau­sende Frauen und Kinder aus über­wiegend christ­lichen Dörfern während der Dschihadi-Über­fälle ver­sklavt wurden.

Dass in der Türkei die Kurden als Indo­eu­ropäer mit eigener Sprache und Tra­dition dem tür­ki­schen Ras­sismus aus­ge­liefert sind, nehmen die west­lichen Deu­tungs­eliten ohne großen geis­tigen Wider­stand hin. Im Gegenteil – sie igno­rieren zudem den Export dieses Ras­sen­hasses in ihre Länder. Erstaun­li­cher­weise igno­rieren sie zugleich, dass die Türken sich als Rasse bezeichnen, immerhin eine starke Min­derheit in vielen euro­päi­schen Ländern, während ihr Kern­problem die Eli­mi­nierung des Begriffes „Rasse“ aus dem Voka­bular ist.

Isla­mi­scher Reli­gi­ons­ras­sismus und seine anders­gläu­bigen Sklaven

Den soge­nannten christ­lichen Volks­kirchen, von den soge­nannten christ­lichen Par­teien ganz abge­sehen, ist mehr als bekannt, dass Zig­mil­lionen ihrer Glau­bens­ge­schwister in skla­ven­ar­tigen Ver­hält­nissen leben müssen. Bei­spielhaft seien nur Saudi Arabien und Pakistan erwähnt, wo christ­liche Arbeits­sklaven auch der sexu­ellen Aus­beutung aus­ge­setzt sind. Für die Lao­dicae-Kirchen ist das kein Thema. Diese über­satten Wohl­stands­kirchen, deren Ein­fluss sich dem Ende nähert, haben die Inqui­sition wieder ein­ge­führt, einen ima­gi­nären Ras­sismus mit der Ver­pflichtung zur Buße, mit der die Öffent­lichkeit im Westen dazu gebracht wird, zu glauben, dass anti­west­licher Ras­sismus ver­dient ist. Sie ver­treten die gegen­wärtige Selbst­gei­ßelung des Westens und jubeln voller Zustimmung – ihrem Untergang entgegen.

Unsere Sklaven

Auch heut­zutage ist Skla­ven­handel in der Welt weit ver­breitet. Auch jetzt ist die Trieb­kraft hinter dem Skla­ven­handel häufig das Geld, das man an Pro­sti­tution, Kin­der­arbeit unter unsäg­lichen Bedin­gungen und Sai­son­arbeit wie das Pflücken von Tomaten, Beeren und Nüssen ver­dient, unter Umständen, die an Skla­ven­arbeit erinnert. Und das auch in der deut­schen Fleisch­in­dustrie Skla­ven­ar­beiter rechtlose Arbeit­nehmer aus Ost­europa und dem Balkan, also Weiße, aus­ge­beutet werden, wird erst jetzt in der Coro­nazeit heuch­le­risch zur Kenntnis genommen, bislang nicht nur geduldet von den Par­teien von Grün über Rot bis Schwarz. Die Betrof­fenen haben keine Rechte, werden nicht selten um ihren Lohn geprellt und hausen getrennt von ihren Familien in unwür­digen Unter­künften. Und Poli­tiker, die wie üblich gegen diese Aus­beutung wettern, emp­fangen auch noch Geld für Beratertätigkeiten.

Die Pro­sti­tution auch bei uns in Deutschland hat heute ein schlim­meres Ausmaß erreicht, als viel­leicht jemals zuvor in unserer Geschichte. Die Aus­ge­beu­teten sind oft sehr jung und werden mit Gewalt gezwungen, sich zu fügen, und deren Skla­ven­dienste werden wohl auch von den Ver­tretern der Deu­tungs­eliten aus allen gesell­schaftlich rele­vanten Bereichen in Anspruch genommen.

Der weiße Westen – eine Insel zum Leben und Überleben

Es ist schon pervers, wenn die Medien und sonstige sich als Deu­tungs­eliten Betrach­tende den Westen als an allem als schuldig ansehen. Bewusst wir hier impli­ziert, dass jeder Weiße schlecht ist… und dass jeder Schwarze oder Farbige ein Opfer ist. Sie igno­rieren die Tat­sache, dass die Schwarzen, Braunen, Frauen, Schwulen, Trans­se­xu­ellen oder was auch immer erstaun­li­cher­weise den weißen Westen als sicheren Zufluchtsort ansehen.

In den USA wurde ein Schwarzer Prä­sident – 150 Jahre nach der Skla­verei. Sie alle ent­fliehen der Skla­verei und dem Ras­sismus ihrer Hei­mat­länder, werden aber ziel­ori­en­tiert und per­manent von den ideo­lo­gisch fixierten Medien befragt nach ihren Ein­zel­er­leb­nissen hin­sichtlich ihres erlebten Ras­sismus in ihren west­lichen Fluchtburgen.

Wenn die Kräfte der inneren Zer­störung, der Unwahrheit, des Nicht­wissens so weiter machen, dann wird aller­dings jenes apo­ka­lyp­tische Bild wahr, das George Orwell wie folgt beschrieben hat: „Jede Auf­zeichnung wurde zer­stört oder gefälscht, jedes Buch neu geschrieben, jedes Bild neu gemalt, jede Statue und jedes Stra­ßen­ge­bäude umbe­nannt, jedes Datum geändert. Und dieser Prozess geht Tag für Tag und Minute für Minute weiter. Die Geschichte hat auf­gehört. Nichts exis­tiert außer einer end­losen Gegenwart, in der die Partei immer Recht hat.“ – George Orwell, 1984.

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Wei­ter­füh­rende Literatur:

Wolf Schneider (Sch); „Der Soldat – Eine Welt­ge­schichte von Helden, Opfern und Bestien – Ein Nachruf“; Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2014

Yaa Gyasi; „Heim­kehren“, Dumont

Nora Neale Hurston Bar­racoon; „Die Geschichte des letzten ame­ri­ka­ni­schen Sklaven“, Penguin Verlag, München 2020

Henning Mankell; „Treibsand – Was es heißt, ein Mensch zu sein“, dtv Verlagsgesellschaft,

München 2014

Edward P. Jones; „Die bekannte Welt“, Verlag Hoffmann & Campe, Hamburg 2005

Albert Schweitzer; „Glauben Lieben Handeln“, Euro­päi­scher Buchklub Stuttgart Zürich Salzburg