Es war ein harter Kampf, David gegen Goliath und wurde jetzt mit einem der wichtigsten Umweltpreise der Welt, für einen „historischen Kampf“ belohnt. Bereits die alten Mayas wussten, dass die Welt ohne Bienen nicht dieselbe wäre. Dies ist die Geschichte eines Insekts. Es ist auch die Geschichte einer Kultur. Aber vor allem ist es die Überlebensgeschichte der Welt, die die Bienen und die Mayas miteinander teilen. Eine kleine Gruppe von Imkern in Mexiko führt seit Jahren einen Kampf gegen den Biotech-Riesen Monsanto. „Es ist nicht nur ein Kampf gegen Monsanto, sondern gegen das gesamte System der Entwicklung des Agribusiness, das uns auferlegt wird und das uns weh tut,“ so fasst Leydy Araceli Pech Martín, eine 55-jährige Maya-Imkerin, den Rechtsstreit gegen Monsanto, der Konzern, der von dem deutschen Chemieriesen Bayer 2016 für 66 Milliarden Dollar gekauft wurde, zusammen.
Eine Schlacht für ihre Bienen, den Leydy mit ihren Mitstreitern seit fast 10 Jahren gegen einen der größten Pestizidhersteller der Welt führt: BayerMonsanto. Am Ende gewannen die Maya-Bauern und Imker über Monsanto, doch bis dahin war es ein langer Weg. In der Weltentstehungslehre der Maya haben die Bienen eine privilegierte Stellung. Über 25 000 Familien auf der Halbinsel Yucatán sind von der Honigproduktion abhängig. Die tropische Region produziert etwa 40% des Honigs in Mexiko, von dem fast alles in die EU exportiert wird. Alles begann damit, dass vor Jahren in einem kleinen indigenen Dorfgemeinschaft Monsanto-Soja ausgesät wurde, ohne dass die Mayas davon erfuhren und nicht nur das, die von BayerMonsanto verwendeten transgenen Sojabohnen kommen nie allein, sondern mit hohen Dosen des Herbizids Roundup, ebenfalls ein Monsanto-Produkt. Der Hauptbestandteil von Roundup ist Glyphosat, ein wahrscheinliches Karzinogen, das auch mit Fehlgeburten und Geburtsfehlern in Verbindung gebracht wird. Paradox, ist Deutschland, der Firmensitz von Bayer, einer der gröβten Käufer für Honig aus Yucatán.
Mellifera – Die zerbrechliche Welt der Honigbienen- Wie die Mayas gegen Monsanto gewannen!
Bereits die alten Mayas wussten, dass die Welt ohne Bienen nicht dieselbe wäre, deshalb entwickelten sie eine Aufzuchtmethode für eine Bienenart, die nur im Südosten von Mexico geboren wird, wächst und lebt. Die Wissenschaft bezeichnet sie als Melipona beecheii; die Mayas haben einen eleganteren Ausdruck: Xunáan Kab, übersetzt „Honigdame”.
Es war ein überraschender Sieg, der ohne ihre konstante Mobilisierung kaum denkbar gewesen wäre. Das mexikanische Landwirtschaftsministerium (Sagarpa) mit seiner zuständigen Abteilung für „Gesundheit, Unbedenklichkeit und Qualität im Agrar- und Ernährungssektor“ (Senasica), widerrief Ende 2017 die vom Ministerium selbst erteilten Genehmigungen für den kommerziellen Anbau von Gensoja in allen sieben Bundesstaaten, für der Monsanto-Konzern entsprechende Anträge gestellt hatte widerrief. Davon betroffen sind alle drei Bundesstaaten der Halbinsel Yucatán. Mehrfach hatten Imkern auf der Yucatan-Halbinsel gegen Monsanto gewonnen, doch immer wieder legte Monsanto Einspruch ein und der Kampf ging weiter.
Über 25 000 Familien auf der Halbinsel Yucatán sind von der Honigproduktion abhängig. Die tropische Region produziert etwa 40% des Honigs in Mexiko, von dem fast alles in die EU exportiert wird. So muss Honig mit mehr als 0,9% GMO mit dem Zusatz „enthält Zutaten aus GMO“ gekennzeichnet werden und kann dann nicht als Bio-Produkt vermarktet werden. Einige Länder, darunter auch Deutschland, lehnen Honig ab, der GM-Pollen enthält.
Wir beginnen die Erzählung damit, was vor etwa 10 Jahren in Cancabchén, einer kleinen indigenen Dorfgemeinschaft innerhalb der Kommune Hopelchén in der südmexikanischen Region Campeche geschah. Von einem Tag auf den anderen mussten die honigproduzierenden Männer und Frauen zusehen, wie Tausende von Bienen tot um die Bienenstöcke herumlagen. Die Ursachen kannten sie nicht. In diesem Jahr erlitten die Dorfbewohner eine heftige Wirtschaftskrise – etwas mehr als die Hälfte der 500 Einwohner von Cancabchén lebt von der Honigproduktion.
Das Familieneinkommen haben wir dank der Bienen
„Durch die Bienen bekommen wir Geld. Wir pflanzen Mais und Kürbis an, aber die sind für uns, für den Hausgebrauch, nicht zum Verkaufen. Was wir verkaufen, ist der Honig. Das Familieneinkommen haben wir dank der Bienen,” so die Maya-Imkerinnen. Sie lernen den Umgang mit der Mellifera-Biene, indem sie ihre Eltern beobachteten.
„Als das Sterben war, half uns niemand von der Regierung. Vom Landwirtschaftsministerium kamen Leute, die schauten und Untersuchungen machten, aber nie gaben sie uns die Ergebnisse. Wir erfuhren nicht, warum das passiert war. Jenes Jahr war ganz schlimm, es gab sehr wenig Honig und niemand hatte Geld.”
Sie erfuhren sie, dass in ihrer Nachbarschaft auf der Halbinsel Yucatán genmanipuliertes Soja angebaut wurde.
Im Jahr 1997 wurden die ersten Felder in Mexico mit genmanipuliertem Soja ausgesät, nur ein Jahr nachdem diese Samen auf den Markt kamen, und ohne dass es im Land irgendeine Art von gesetzlicher Regelung für ihren Handel und ihre Aussaat gegeben hätte. „Es waren Experimentalfelder, und danach fingen wir an, auf gröβerer Ebene zu arbeiten,” sagt dazu der Direktor für Regulisierungsangelegenheiten von Monsanto, Eduardo Pérez Pico. Im Büro der Firma in Santa Fe (Mexiko-Stadt) erklärt die Führungskraft, dass die ersten Felder in Tamaulipas, Sinaloa, Chiapas, Campeche, Yucatán und Quintana Roo lagen.
In den Jahren 2010 und 2011 erhob die mexikanische Regierung diese Projekte zu „Pilotprojekten“. Im Jahr 2012, als Mexico schon über das 2005 verabschiedete Gesetz über Biosicherheit von genetisch modifizierten Organismen verfügte, bekam Monsanto die Genehmigung für kommerziellen Anbau von genmanipuliertem Soja in sieben Staaten des Landes. Diese Erlaubnis wurde von den Bundesobrigkeiten erteilt, obwohl Spezialisten der Nationalen Biodiversitätskommission, der Nationalen Kommission für Schutzgebiete und der Nationalen Instituts für Ökologie davon abgeraten hatten.
Monsanto-Soja wurde in Maya-Gebiet ausgesät, ohne dass die Mayas davon erfuhren.
Im Jahr 2011 wurden sie von einer in den Lokalzeitungen veröffentlichten Nachricht überrascht: Ein deutsches Labor hatte entdeckt, dass der auf der Halbinsel Yucatán produzierte Honig Pollen von genmanipuliertem Soja enthielt. Honigexporteure, Bienenkooperativen, Dorfgemeinschaften und auch Staatsbeamte schlugen Alarm. In einem Gebiet, in dem etwa 20 000 indigene Bewohner von Imkerei leben, 98 % des Honigs in die EU exportiert wird und diese Exporte jährlich rund 300 Mio. US-Dollar einbringen, ist die Präsenz von genmanipuliertem Material keine Kleinigkeit. Sie kann dazu führen, dass Länder wie Deutschland, einer der gröβten Käufer für Honig aus Yucatán, die Preise senkt. Deshalb begann hier die Ablehnung der genmanipulierten Pflanzen aus wirtschaftlichen Gründen; später kamen andere hinzu. Heute ist eins der stärksten Motive die Verteidigung der Biodiversität der Halbinsel.
Im Jahr 2011 erfuhren die Frauen, dass auf den Feldern die ihre Dörfer umgaben genmanipuliertes Soja ausgesät wurde. Sie begannen, sich mit Mitgliedern von Nichtregierungsorganisationen, Honigexporteuren und Wissenschaftlern zu versammeln, und gemeinsam beschlossen sie, das Bürgerkollektiv MA OGM zu gründen (ma bedeutet „nein” oder „nicht” in der Maya-Sprache), um ihre Stimme gegen genmanipulierte Aussaat zu erheben und vor Gericht zu erreichen, dass die Monsanto erteilte Erlaubnis zurückgenommen wird, so begann ein langer Kampf, der jetzt mit dem ‚Nobelpreis für Umweltschutz‘ belohnt wurde.
Maya-Imkerin Leydy Pech hielt Monsanto auf und erhielt ‚Nobelpreis für Umweltschutz‘
Diese Maya-Frau aus Campeche ist Bienenzüchterin und Verteidigerin der Rechte indigener Völker und der Melipon-Bienen. Leydy Pech, eine einheimische Maya-Imkerin, führte eine Koalition an, die den Anbau von genetisch veränderten Sojabohnen durch Monsanto in sieben Staaten des Landes stoppte. Für ihren Einsatz für die Umwelt und die Autonomie der indigenen Völker und für Honig erhielt sie den „Nobelpreis“ für Umwelt: 2020 Goldman-Preisträger Nordamerika.
Das Blut der Maya fließt in den Adern von Leydy Pech, 55, und ihre Liebe zum Honig und zur Verteidigung ihres Landes ist der Motor ihres Lebens. Sie hat gelernt, sich um das Land als Erbe ihrer Vorfahren zu kümmern, und ihre Haltung der Verteidigung der Autonomie der Ureinwohner hat es geschafft, Projekte zu stoppen, die die Erde verschmutzen und Bienen töten.
Natürlich gibt es rechtliche Verwicklungen, die noch nicht vollständig geklärt sind, deshalb setzt sie ihre Arbeit als Aktivistin fort.
In der Erklärung, in der sie über die Verleihung berichten, geben sie an:
Pech hat ihre Imkereipraxis auf Melipona-Bienen (Melipona beecheii) ausgerichtet. Als Mitglied von Koolel-Kab / Muuchkambal, einer Kooperative für biologische Landwirtschaft und Agroforstwirtschaft, die ausschließlich aus Maya-Frauen besteht, setzt sie sich auch für die nachhaltige Entwicklung ländlicher Maya-Gemeinschaften ein.
Ein Interview mit ihr im Rahmen eines Dokumentarfilms, der in den letzten Monaten auf dem unabhängigen Filmfestival Ambulante präsentiert wurde, gibt einen Bericht über ihre Arbeit und seine Mission.
Für diese Maya-Frauen ist Honig viel mehr als Nahrung, er ist Identität. Einige Daten können diese Tatsache relativieren:
Umweltverschmutzung durch den Anbau von gentechnisch veränderten Sojabohnen. Im Jahr 2000 begann Monsanto mit dem Anbau von Versuchsparzellen mit genetisch veränderten (GV) Sojabohnen in Mexiko. In den Jahren 2010 und 2011 erhob die Regierung diese Projekte zu „Pilotprojekten“.
Die von Monsanto (jetzt im Besitz von Bayer) verwendeten transgenen Sojabohnen sind als „Roundup Ready“ bekannt, ein Hinweis auf die programmierte genetische Toleranz der Pflanze gegenüber hohen Dosen des Herbizids Roundup (ebenfalls ein Monsanto-Produkt). Der Hauptbestandteil von Roundup ist Glyphosat, ein wahrscheinliches Karzinogen, das auch mit Fehlgeburten und Geburtsfehlern in Verbindung gebracht wird.
Im Jahr 2012 erteilte die mexikanische Regierung Monsanto, ohne die lokalen Maya-Gemeinschaften zu konsultieren, Genehmigungen zum Anbau von transgenen Sojabohnen in den folgenden sieben Bundesstaaten:
- Campeche
- Chiapas
- Quintana Roo
- San Luis Potosi
- Tamaulipas
- Veracruz
- Yucatan
Bald wurde klar, dass transgene Nutzpflanzen den lokalen Honig in Campeche verunreinigen und die Nahrungsmittel-Versorgung, die Umwelt und die Lebensgrundlage der Maya-Gemeinschaften bedrohen.
Die Bewegung unter der Leitung von Pech
Im Juni 2012 brachte Pech Imker, NGOs und Umweltschützer in einer Koalition zusammen, die unter dem Namen Sin Transgenicos (keine GVOs) bekannt ist. Sie führte die Gruppe an, als sie eine Klage gegen die mexikanische Regierung einreichte, um den Anbau von transgenen Sojabohnen zu stoppen.
Ihr Fall basierte auf der Tatsache, dass weder die Regierung noch Monsanto die indigenen Gemeinden vor der Genehmigung konsultiert hatten, was einen Verstoß gegen die mexikanische Verfassung und die Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation darstellt.
Pech bat akademische Institutionen um Hilfe bei der Dokumentation der Auswirkungen des Anbaus von GV-Soja auf Honig, Umwelt und Menschen.
Die Autonome Universität führte eine Studie über die Produktion von GV-Soja in Campeche durch, wo Monsanto ein Pilotprojekt durchgeführt hatte, das bestätigte, dass GV-Soja-Pollen im lokalen Honigangebot vorhanden waren.
Die UNAM und das UN-Entwicklungsprogramm zeichneten auch die Auswirkungen von Glyphosat auf und fanden Spuren des Herbizids in der Wasserversorgung von Hopelchén und im Urin der Stadtbewohner.
Mit diesen Daten starteten Pech und das Maya-Kollektiv eine Aufklärungs- und Bildungskampagne für lokale Gemeinden und Regierungsbeamte über die negativen Auswirkungen der transgenen Sojaproduktion.
Sie organisierten eine Reihe von Workshops für Aktivisten und Organisationen zum Austausch von Informationen und Forschungsergebnissen, lancierten Petitionen und organisierten gleichzeitig Proteste in sieben Maya-Zeremonienzentren auf der Halbinsel Yucatán mit etwa 2.000 Teilnehmern.
Als Reaktion auf die Klage der Koalition entschied der Oberste Gerichtshof Mexikos im November 2015 einstimmig, dass die Regierung vor dem Anbau von transgenen Sojabohnen die indigenen Gemeinden konsultieren muss. Das Urteil hob Monsantos Genehmigungen auf und verbot den Anbau von transgenem Soja in Campeche und Yucatan.
Koolel-Kaab – „Frauen, die mit Bienen arbeiten“ – ist eine Gruppe von Frauen aus der Stadt Ich Ek, die sich seit 1995 für die Pflege und Erhaltung der Melipona-Biene oder der einheimischen Maya-Biene einsetzen. Gegenwärtig sind sie für ihren Einsatz für die Verteidigung des Territoriums und ihren Kampf gegen transgene Nutzpflanzen anerkannt. Ihre Produkte stammen aus der Bienenzucht.
Und: Im September 2017 widerrief der Mexican Food and Agricultural Service dank Pechs Organisation Monsantos Erlaubnis zum Anbau von genetisch veränderten Sojabohnen in sieben Bundesstaaten. Diese Entscheidung kennzeichnet das erste Mal, dass die mexikanische Regierung offizielle Maßnahmen zum Schutz der Gemeinden und der Umwelt vor gentechnisch veränderten Pflanzen ergriffen hat.
Was Leydy Pech und ihre Gemeinde gewonnen haben
Der Oberste Gerichtshof Mexikos entschied, die Regierung habe die verfassungsmäßigen Rechte der Maya verletzt, indem sie sie beim Anbau von Sojabohnen nicht konsultiert habe, weshalb sie im September 2017 den Anbau von genetisch veränderten Sojabohnen durch Monsanto in den sieben Bundesstaaten ausgesetzt hat.
Es gibt jedoch illegale Pflanzungen, und der Fall ist juristisch nicht vollständig gewonnen, sodass die Unterstützung für die Maya-Gemeinschaften voll und nachdrücklich sein muss, damit ihre Souveränität und Autonomie von allen Regierungsebenen und allen Mexikanern respektiert wird.
Netzfrauen Ursula Rissmann-Telle und Doro Schreier
Quelle: netzfrauen.org
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