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Poli­tiker-Ranking ist niveaulose Infantilität

Traum(a)land: Man darf sich hier­zu­lande regel­mäßig die Augen reiben, sobald es um das Thema Poli­tiker-Beliebtheit geht. Was den Anschein einer realen Mei­nungs­um­frage erzeugen soll, erweckt mehr und mehr den Ein­druck einer reinen Pro­pa­ganda-Ver­an­staltung. Schlimmer können Rea­lität und Phan­tasie nicht aus­ein­ander klaffen. Völlig unab­hängig von den jewei­ligen Insti­tuten, die sol­cherlei „Polit-Orakel“ betreiben, drängt sich der Ver­dacht auf, dass es hier lediglich um geschönte Dar­stel­lungen gehen kann. Aus­ge­rechnet in den Zeiten, in denen viele dieser Prot­ago­nisten vollends im Feuer stehen, sollen sie als Pei­niger der Nation auch noch die belieb­testen Poli­tiker sein, die wir kennen? Das ist krank.

Warum nur werden diese Umfragen immer schwerer ver­traulich für die Betrachter? Mit Glaub­wür­digkeit hat das über­haupt nichts mehr zu tun. Blanke Lan­ge­weile macht sich breit. Wer eine Vor­liebe für funk­tio­nie­rende und halbwegs kal­ku­lierbare Zufalls­ge­nera­toren hat, der kann besser ganz ohne Anmeldung mal in der vir­tu­ellen Dad­del­halle vor­bei­schauen. Dort geht es tat­sächlich sehr viel ehr­licher und kal­ku­lier­barer zu als beim Poli­tiker-Ranking unserer Medien und ihrer Meinungsmanipulatoren.

Geschönte Welt, wo immer man hinschaut

Hier eine neu­er­liche Hoch­glanz­leistung, die die Taten der Schlimmsten in vor­geb­liche Beliebtheit ummünzt. Merkel und Söder genießen am meisten Ver­trauen. Wer das glaubt, wird auch nicht selig. Gott sei Dank hat niemand die exakte Fra­ge­stellung pro­to­kol­liert, sodass wir rück­wärts ver­muten dürfen, wie die mög­liche Gret­chen­frage aus­ge­sehen haben könnte. Der ein­fachste Rück­schluss wäre dem­zu­folge, es hätte jemand gefragt: „Wen haben sie die letzten Tage am häu­figsten im Fern­sehen gesehen?“ Nur unter solchen Prä­missen bekämen die vor­ge­legten Ergeb­nisse einen gewissen Wahr­heits­gehalt. Ansonsten ist es schlicht undenkbar, das Markus Söder und Angela Merkel derzeit die belieb­testen Poli­tiker des Landes sein sollen. Da kann etwas nicht mit rechten Dingen zugehen.

Eine weitere Erklärung könnte sein, dass die ver­un­si­cherten Bürger einfach viel zu wenig (gute) Poli­tiker kennen und daher nur irgend­welche Namen nach­plappern. Logi­scher­weise sind dies wieder die ihnen täglich um die Ohren gehauen Namen, nur um auf diese sibyl­li­nische Frage ant­worten zu können. Das macht um so mehr Sinn, da es seit langem gar keine richtig guten Poli­tiker mehr gibt. Jeden­falls keine der­ge­stalt, die ihren Auftrag noch ernst nehmen. Der Unge­reimt­heiten nicht genug, es gibt weitere Umstände die den auf­merk­samen Beob­achter miss­trauisch werden lassen dürfen.

Weitere Zweifel angebracht

Aus­ge­rechnet in der lau­fenden Krise sehen wir eine unselige Allianz aus Politik und Medien. Kommt da jemandem ein Ver­dacht? In sel­tener Ein­tracht treiben sie die Panik. Der letzte Depp hat inzwi­schen begriffen, dass unliebsame Mei­nungen kaum mehr Chancen auf nen­nens­werte Ver­breitung haben. Die offene Zensur in den sozialen Medien gibt uns den Rest. Warum sollte das jetzt bei Umfragen zur Poli­tiker-Beliebtheit anders ablaufen? Es wäre unlo­gisch, an der Stelle einen ehr­li­cheren Mecha­nismus erwarten zu wollen. Und letztlich gilt noch immer die alte Volks­weisheit: „Traue keiner Sta­tistik, die du nicht selbst gefälscht hast.“

Es ist nicht das erste Mal, dass ver­gleichbare Themen aufs Trapez kommen. Eine wie­der­keh­rende Erschein­lichkeit also. Wer war vor kurzem noch gleich der Schönste im ganzen Land? Jens Spahn belieb­tester Top-Poli­tiker Deutsch­lands. Bei den vor seiner Tür lau­ernden Skan­dalen muss man ihn scheinbar wieder ein wenig in der Beliebtheit zurück­fahren, bevor der Jens noch auf Kanz­ler­ge­danken kommt. Kein Zweifel, es müssen immer die „Schlimmsten“ an der Spitze stehen, sonst hat es keinen Unter­hal­tungswert mehr. Alles in allem ist und bleibt dieser Poli­tiker-Beliebt­heits-Zirkus ein niveau­loses Treiben zur Irre­führung der Massen. Schade eigentlich. Hätten wir doch als braves und gehor­sames Völkchen, wie die Krise belegt, erheblich bessere Poli­tiker ver­dient. Nur woher nehmen, wenn es einfach keine guten Poli­tiker gibt?