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Erdo­ga­nistan: Die neue isla­mische Supermacht

“Es war ein ganz beson­derer Tag, der 24. Juli [2020]”, sagte Gilles Kepel, Frank­reichs füh­render Islam-Experte.

(von Giulio Meotti)

“Es war Pil­gerzeit nach Mekka und wegen der Pan­demie war niemand da! Es war der Jah­restag des Ver­trags von Lau­sanne, dem Ursprung der modernen Türkei innerhalb ihrer heu­tigen Grenzen. Erdogan wollte den Arm des säku­laren Atatürk ver­drehen , der die alte Basilika der Hagia Sophia in ein Museum umge­wandelt hatte, das er “der Menschheit” gespendet hatte. Erdogan … ver­wan­delte sie wieder in eine Moschee.”

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Dies war der Moment, bemerkte Kepel – der gerade ein neues Buch mit dem Titel “Le Pro­phète et la Pan­démie” (“Der Prophet und die Pan­demie”) ver­öf­fent­licht hat – wo der tür­kische Prä­sident Recep Tayyip Erdogan der neue Führer der Umma oder der glo­balen isla­mi­schen Gemein­schaft ist. “Erdogan ver­sucht, als der Champion des Islam auf­zu­treten, genau wie Aya­tollah Kho­menei im Jahr 1989.”

Sowohl Kho­meini als auch Erdogan scheinen ent­schlossen gewesen zu sein, den Säku­la­rismus und die Ver­bin­dungen zur west­lichen Kultur aus ihren jewei­ligen Ländern zu besei­tigen, einen Kampf gegen Saudi-Arabien um die Vor­herr­schaft der isla­mi­schen Welt zu führen und ihre Gesell­schaften neu zu isla­mi­sieren. Zum Bei­spiel wurden ver­schleierte Frauen in Teheran vor Kho­meini selten gesehen, und Erdogan führte die Ver­schleierung wieder in die tür­kische Gesell­schaft ein.

Die ira­ni­schen Mullahs konnten der inter­na­tio­nalen Arena auch die Ver­wendung des Wortes “Isla­mo­phobie” auf­zwingen, aber jetzt ist es die Türkei, die die ideo­lo­gische Ver­folgung der “Isla­mo­phoben” anführt. Unter der Schirm­herr­schaft des tür­ki­schen Diplo­maten Volkan Bozkir, Prä­sident der 75. Tagung der Gene­ral­ver­sammlung der Ver­einten Nationen, fei­erten die UNO gerade den “Inter­na­tio­nalen Tag gegen Isla­mo­phobie”, und Gene­ral­se­kretär Antonio Guterres selbst ver­ur­teilte nach­drücklich eine “Epi­demie der Isla­mo­phobie”. Erdogan pro­motete seine welt­weite Kam­pagne der Vik­ti­mi­sierung durch “Isla­mo­phobie”, während es tat­sächlich die Kri­tiker des extre­mis­ti­schen Islam sind, die in Gefahr sind und oft getötet werden.

Diese gro­teske und beschä­mende Kon­ferenz wurde von der Orga­ni­sation für Isla­mische Zusam­men­arbeit (OIC) orga­ni­siert, einer Orga­ni­sation, die sich aus 56 haupt­sächlich mus­li­mi­schen Ländern und “Palästina” zusam­men­setzt. In der OIC bestrafen Staaten wie Pakistan “Blas­phemie” mit dem Tod; Saudi-Arabien peitscht und sperrt liberale Blogger wie Raif Badawi ein, und die Türkei füllt ihre Gefäng­nisse mit Schrift­stellern und Jour­na­listen, um nur einige Mit­glieder zu nennen.

An jenem 24. Juli 2020 for­derte Erdogan Europa und den Westen heraus, indem er die seit tausend Jahren größte Kirche des öst­lichen Chris­tentums wieder aneignete. Die man­gelnde Reaktion des Westens über­zeugte ihn höchst­wahr­scheinlich davon, dass der Moment richtig war. Niemand achtete darauf oder legte Wider­spruch ein.

Im Gegensatz zu Iran und Saudi-Arabien ist die Türkei eine Demo­kratie. Sie befindet sich in Gesprächen mit der Euro­päi­schen Union über eine mög­liche Mit­glied­schaft; sie wird in Washington ver­wöhnt; sie hat die zweit­größte Armee der NATO und gilt als Asiens Tor nach Europa.

Die Financial Times (FT) hat Erdogans großem Plan für Hege­monie eine Reihe von Ana­lysen gewidmet. In Afrika bei­spiels­weise hat der tür­kische Prä­sident in den letzten 15 Jahren einen Mega-Relaunch seiner Alli­anzen ange­führt. Seit 2009 hat die Türkei die Zahl der Bot­schaften von 12 auf 42 erhöht. Erdogan war sogar ein häu­figer Besucher und unternahm Reisen in mehr als 20 Haupt­städte. Die Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, das Han­dels­vo­lumen der Türkei mit Afrika in den nächsten Jahren auf 50 Mil­li­arden US-Dollar zu ver­doppeln, was etwa einem Drittel ihres der­zei­tigen Handels mit der Euro­päi­schen Union entspricht.

Die Türkei hat auch den Balkan als Schlachtfeld gewählt – “die Region ist”, laut FT, “sym­bo­lisch sehr wichtig, da ein Großteil davon während des Osma­ni­schen Reiches von Istanbul regiert wurde”. Dann gibt es Europa:

“Mehrere euro­päische Länder äußerten sich besorgt über die Akti­vi­täten des tür­ki­schen Geheim­dienstes auf ihrem Boden und den Einsatz staatlich aus­ge­bil­deter tür­ki­scher Imame, um die Dia­spora auszuspionieren.”

Erdogans Ziel in Europa scheint es zu sein, die tür­kische Dia­spora als poli­ti­sches Instrument des Drucks auf Staaten (ins­be­sondere Deutschland, Frank­reich, Öster­reich, Belgien und Holland) und als Basis für seine Hege­monie zu nutzen.

Im Kau­kasus unter­stützte die Türkei den Krieg Aser­bai­dschans gegen Armenien in Berg-Karabach, ver­mutlich um einen tür­kisch-isla­mi­schen Kor­ridor zwi­schen Aser­bai­dschan, der Türkei und anderen mus­li­mi­schen Ländern zu schaffen. Erdogan setzt offenbar auch Söldner ein. Die indi­schen Medien berich­teten von einem Kon­tingent, das nach Kaschmir geschickt wurde, um Pakistan zu unter­stützen. Die Türkei hat zuvor auch “Sadat” ‑Söldner gegen die Armenier sowie in den liby­schen und syri­schen Bür­ger­kriegen geschickt.

In der neu­esten Ausgabe der Revue des deux mondes bemerkte der fran­zö­sische Phi­losoph Michel Onfray, dass es einen Zusam­men­prall der Zivi­li­sa­tionen gibt und dass Erdogan jetzt die isla­mis­tische Seite anführt. “Es begann 1989 mit der Fatwa gegen Salman Rushdie”, schrieb er.

“Kein west­liches Land reagierte, außer mit Worten – als ob sie dachten, ein ver­baler Zau­ber­spruch könnte funk­tio­nieren! Mit der Ent­hauptung von Pro­fessor Samuel Paty wird dieses jüdische Chris­tentum ange­griffen – in Armenien greift der Islam das älteste Chris­tentum in Europa an. … Europa hat Angst vor Erdogan und seiner Fähigkeit, Schaden zu ver­ur­sachen. Dieses ent­ste­hende Tamerlane bedroht, beleidigt, atta­ckiert [und] unter­stützt die­je­nigen, die uns bedrohen, belei­digen und attackieren.”

Das, so Onfray weiter, war die Bedeutung der tür­ki­schen Aggression gegen Karabach:

“Armenien wird von Aseris und mus­li­mi­schen Türken ange­griffen, die sein völ­liges Ver­schwinden wollen. Es ist das Ergebnis eines Zivi­li­sa­ti­ons­krieges. Was in diesem Land, der Wiege der christ­lichen Zivi­li­sation, geschieht, ist das, was uns hier im Grab der jüdisch-christ­liche Zivi­li­sation selbst erwartet. Die in Armenien ver­lorene Schlacht ist die erste eines im Westen geführten Krieges gegen die jüdisch-christ­liche Zivilisation.”

Erdogan hat nicht einmal ver­sucht, seine ideo­lo­gische Vision zu ver­bergen. “Der Halbmond und der Stern ver­schönern jetzt dank der Bemü­hungen unserer aser­bai­dscha­ni­schen Brüder und Schwestern den Himmel von Karabach”, pro­kla­mierte der tür­kische Prä­sident nach dem Krieg. “Die aser­bai­dscha­nische Flagge weht stolz über Berg-Karabach als Symbol für die Tap­ferkeit unserer Märtyrer.”

Einer von Erdogans Beratern, der pen­sio­nierte tür­kische General Adnan Tan­rı­verdi, der die Söld­ner­agentur “Sadat” gründete, arti­ku­lierte die Vision einer ein­heit­lichen isla­mi­schen Super­macht. Sein Stra­te­gi­sches Stu­di­en­zentrum für Straf­ver­tei­diger nannte es “Asrica”, die Union von Afrika und Asien, 61 Länder, deren Haupt­stadt Istanbul ist und die unter der Schirm­herr­schaft dieses “Erdo­ga­ni­stans” steht. Dazu gehören 12 Länder des Nahen Ostens, nämlich Bahrain, Ver­ei­nigte Ara­bische Emirate, Palästina, Irak, Katar, Kuwait, Libanon, Syrien, Saudi-Arabien, Oman, Jor­danien und Jemen; acht in Zen­tral­asien, Aser­bai­dschan, Kasachstan, Kir­gi­sistan, die Tür­kische Republik Nord­zypern, Usbe­kistan, Tadschi­kistan, die Türkei und Turk­me­nistan; vier im fernen Osten, nämlich Afgha­nistan, Ban­gla­desch, Iran und Pakistan; drei in Süd­ost­asien, Brunei, Indo­nesien und Malaysia; sechs in Nord­afrika, nämlich Algerien, Tschad, Marokko, Libyen, Ägypten und Tunesien; sechs in Ost­afrika, dar­unter Dschibuti, Eritrea, die Komoren, Mosambik, Somalia und Sudan; zehn in Nord­west­afrika und Süd­amerika, nämlich West­sahara, Gambia, Guinea, Guinea-Bissau, Mali, Mau­re­tanien, Senegal, Sierra Leone, Guyana und Surinam; acht in Süd­west­afrika, nämlich Benin, Burkina Faso, Gabun, Kamerun, Niger, Nigeria und Togo; und vier in Europa, Albanien, Bosnien-Her­ze­gowina, Kosovo und Mazedonien.

Die Türkei will offen­sichtlich ein großes neo-osma­ni­sches Empire sein und das einzige, das die mus­li­mische Welt führen kann. Die Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee scheint als Wen­de­punkt in der isla­mi­schen Geschichte gedacht gewesen zu sein, der die Gründung einer mäch­tigen Liga mus­li­mi­scher Nationen ankündigt, die unter tür­ki­scher Führung dem Westen gegen­über­treten soll.

Drei Meere umgeben die Türkei: das öst­liche Mit­telmeer, das Schwarze Meer und die Ägäis. Die Türkei hat kürzlich ein großes Mari­ne­ma­növer gestartet. Das tür­kische Ver­tei­di­gungs­mi­nis­terium gab bekannt, dass 82 Kriegs­schiffe, 17 Mari­ne­flug­zeuge, Amphi­bi­en­kräfte, Luft­waf­fen­ein­heiten und Teams für Spezial-Kom­man­do­ope­ra­tionen an Übungen teil­nahmen, die am 8. März endeten.

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“Blue Homeland” – Mavi Vatan auf Tür­kisch – ist das geo­po­li­tische Konzept, das Erdogans Agenda für die kom­menden Jahre kenn­zeichnet. Von dem natio­na­lis­ti­schen Admiral Cem Gur­deniz kon­zi­piert, ist es die “Diplo­matie der Manöver und Kriegs­schiffe”, die “die Rückkehr der Türkei zum Meer, die Ver­ei­nigung zwi­schen Ana­tolien und dem öst­lichen Mit­tel­meerraum” ver­folgt. Das Ziel ist klar: das Meer zu kon­trol­lieren, die Ener­gie­res­sourcen zu kon­trol­lieren und seinen Ein­fluss durch­zu­setzen. Erdogan kün­digte an, dass es nicht mehr “Ägäis”, sondern “Meer der Inseln” heißen wird.

Ankara befindet sich auf einem Kol­li­si­onskurs mit Grie­chenland und Zypern, um her­aus­zu­finden, wer das Recht hat, die Öl- und Gas­vor­kommen des öst­lichen Mit­tel­meers zu nutzen. “Sie werden ver­stehen, dass die Türkei die poli­tische, wirt­schaft­liche und mili­tä­rische Macht hat, unmo­ra­lische Karten und auf­er­legte Doku­mente zu zer­reißen”, sagte Erdogan.

Die Türkei hat Pro­bleme mit Zypern, das, im Gegensatz zu den Türken, zur Euro­päi­schen Union gehört, aber nicht zur NATO. Die Türkei, die 1974 eine Invasion auf der Insel durch­führte, ist nach wie vor das einzige Land, das das von der Türkei besetzte Nord­zypern als Staat aner­kennt. Die Republik Zypern, die mehr­heitlich grie­chisch-zyprio­tisch ist, will Geschäfte mit aus­län­di­schen Ener­gie­un­ter­nehmen machen, während die Türkei im Norden der Insel wirt­schaft­liche Rechte in den Gewässern will, die Zypern als Eigentum betrachtet.

Während der neue Sultan seinen Ein­fluss auf Syrien, Libyen und den Kau­kasus aus­dehnt, dehnt er ihn auch auf das Mit­telmeer aus. Für das pazi­fis­tische Europa exis­tiert dieses Meer nur, wenn es darum geht, Migranten aufzunehmen.

Bei einem offi­zi­ellen Besuch in Paris am 5. Januar 2018 sprach Prä­sident Erdogan den Führern des fran­zö­si­schen Rates für mus­li­mische Got­tes­dienste diesen pro­vo­kanten Satz aus: “Die Muslime Frank­reichs stehen unter meinem Schutz.” Dies waren die ersten Zeilen einer Unter­su­chung des fran­zö­si­schen Journal du Dimanche. Mehrere Berichte, die die Gene­ral­di­rektion für innere Sicherheit (DGSI) an den Elysée-Palast sandte und die die Zeitung kon­sul­tieren konnte, ent­hüllen den Umfang, die Formen und die Ziele einer “echten Infil­tra­ti­ons­stra­tegie” über Netz­werke, die von der tür­ki­schen Bot­schaft und der tür­ki­schen Spio­na­ge­agentur, dem MIT, admi­nis­triert werden. “Sie agieren haupt­sächlich innerhalb der tür­ki­schen Ein­wan­de­rer­po­pu­lation, aber auch durch mus­li­mische Orga­ni­sa­tionen und in jüngster Zeit auch im lokalen poli­ti­schen Leben durch die Unter­stützung gewählter Beamter.”

“Diese Aktionen haben unter­schied­liche Ziele”, kom­men­tierte der Jour­nalist Mohamed Sifaoui.

“Erstens, um das Image des tür­ki­schen Regimes in der Dia­spora und in der fran­zö­si­schen Gesell­schaft zu ver­bessern. Dann, um Erdogans Image um jeden Preis zu ver­tei­digen. Und schließlich natürlich die Ver­breitung einer isla­mis­ti­schen Vision des Islam.”

Sifaoui führt als Bei­spiel die jüngste vom fran­zö­si­schen Prä­si­denten Emmanuel Macron gewünschte Charta an, die im Gesetz ent­haltene Charta der Grund­sätze, die die “repu­bli­ka­ni­schen Grund­sätze” stärkt, die derzeit vom Par­lament dis­ku­tiert wird:

“Sie wurde auf Ersuchen von Ankara von den beiden tür­ki­schen Ver­ei­ni­gungen nicht unter­zeichnet, da es sich um eine Charta handelt, die an die für die Republik wich­tigen Grund­prin­zipien erinnert und die das tür­kische Regime ein­deutig ablehnt … Was das tür­kische Regime tut, ist die Ver­wendung seiner Dia­spora als tro­ja­ni­sches Pferd.”

Das Broo­kings Institute schrieb 2019:

Nach Angaben des [fran­zö­si­schen] Innen­mi­nis­te­riums wurden 151 Imame von der Türkei geschickt (die in den letzten zehn Jahren eine Flut reli­giöser Kon­takte zu Mus­limen in ganz Europa unter­nommen hat) …”

So wie die Türkei 400 von 2.500 Moscheen in Frank­reich kon­trol­liert. Es ist Ahmet Ogras, anscheinend in der Nähe von Erdogan ange­siedelt, der zwei Jahre lang die sym­bo­lische Position des Prä­si­denten des fran­zö­si­schen Rates für mus­li­mi­schen Got­tes­dienst inne­hatte – da die tür­ki­schen Wähler in Frank­reich im All­ge­meinen mehr für Erdogan sind als die in der Türkei. Bei den Prä­si­dent­schafts­wahlen 2014 gewann Erdogan 66% der Stimmen tür­ki­scher Staats­bürger in Frank­reich, ver­glichen mit nur 51,79% in der Türkei. Tür­kische Ein­wan­derer der ersten und zweiten Gene­ration in Frank­reich sehen wei­terhin tür­ki­sches Fern­sehen, welches sich Erdogans Macht sehr stark unter­wirft. An fran­zö­si­schen öffent­lichen Schulen sind 180 Lehrer, die direkt von Ankara ernannt wurden, für den Unter­richt der tür­ki­schen Sprache verantwortlich.

Diese Bemü­hungen bilden das große Erobe­rungs­projekt von Erdogan, dem Islamisierer.

Erdogan hat kürzlich die Türkei aus einem inter­na­tio­nalen Vertrag zur Ver­hütung von Gewalt gegen Frauen zurück­ge­zogen. Mit dieser Ent­scheidung scheint der Prä­sident ent­schlossen zu sein, die Straf­lo­sigkeit in Bezug auf Mord an Frauen und “Ehren­morde”, wie sie in der Türkei gang und gäbe sind, zu erhöhen.

In Erdogans Türkei wurden Schul­bücher umge­schrieben, um Juden und Christen als Gavur, “Ungläubige”, zu bezeichnen. Dies geht aus einer neuen Studie hervor, die vom Institut für die Über­wa­chung von Frieden und kul­tu­reller Toleranz in der Schul­bildung (IMPACT-se) ver­öf­fent­licht wurde. Frühere tür­kische Lehr­bücher bezeich­neten die Mit­glieder der beiden Reli­gionen als “Völker des Buches”. “Schul­bücher wurden als Waffe bei Erdogans Ver­suchen ver­wendet, die tür­kische Gesell­schaft zu isla­mi­sieren und auf eine nost­al­gische Ära tür­ki­scher Herr­schaft zurück­zu­gehen”, schrieb Marcus Sheff, CEO von IMPACT-se.

Dies sind einige der Ergeb­nisse der Studie: Der Dschihad wurde in Lehr­bü­chern ein­ge­führt und in die “neue Nor­ma­lität” ver­wandelt, wobei das Mar­tyrium im Kampf ver­herr­licht wurde. Ethno-natio­na­lis­tische reli­giöse Ziele des Neo-Osma­nismus und des Pan-Tur­kismus werden gelehrt. Dabei wird der Islam als poli­ti­schen Faktor beschrieben, bei dem Wis­sen­schaft und Tech­no­logie ein­ge­setzt werden, um seine Ziele zu erreichen. Es liegt ein Schwer­punkt auf Kon­zepten wie “tür­kische Welt­herr­schaft” und “tür­ki­sches oder osma­ni­sches Ideal der Welt­ordnung”. Das “tür­kische Becken” erstreckt sich laut Lehrplan von der Adria bis nach Zen­tral­asien. Der Lehrplan nimmt eine anti­ame­ri­ka­nische Haltung ein und zeigt Sym­pathie für die Motive von ISIS und Al-Qaida. Die Türkei nimmt anti-arme­nische und pro-aser­bai­dscha­nische Posi­tionen ein. Die Iden­tität und die kul­tu­rellen Bedürf­nisse der kur­di­schen Min­derheit werden wei­terhin weit­gehend ver­nach­lässigt. Die Pogrome von 1955 gegen die grie­chische Gemeinde in Istanbul werden ignoriert.

In den Schulen sind während der Amtszeit von Erdogan Karten, die die Aus­dehnung der tür­ki­schen Macht dar­stellen, erschienen. Es wird auf das “tür­kische Erbe von der Adria bis zur Chi­ne­si­schen Mauer” ver­wiesen: “Tür­kische Kul­tur­güter sind in einer rie­sigen Region zu finden, ange­fangen bei den Ländern Zentral- und Ost­asiens wie China und der Mon­golei bis hin zur Her­ze­gowina und zu Ungarn…”

“Wir sind eine große Familie von 300 Mil­lionen Men­schen von der Adria bis zur Chi­ne­si­schen Mauer”, sagte Erdogan in einer Rede in Moldawien.

Europa, die USA, die NATO und die Freie Welt könnten beginnen, sich Sorgen zu machen. Erdogan scheint das Ziel zu haben, der neue isla­mis­tische Wolf im Schafspelz zu sein.

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Giulio Meotti, Kul­tur­re­daktor für Il Foglio, ist ein ita­lie­ni­scher Jour­nalist und Autor.


Quelle: gatestoneinstitute.org