Sie sind die edlen Helfer, die in Entwicklungsländern ihr Bestes tun und für Bildung, Frauen- und Kinderrechte sowie Gesundheit kämpfen. Eine noble Sache. Doch leider tummeln sich in ihren Reihen auch einige „Helfer“, die genau die Ärmsten der Armen, denen sie helfen sollen, schamlos ausnutzen und missbrauchen oder die Gelder der Organisation veruntreuen. Und wieder ist ein Skandal wegen sexuellen Missbrauchs und Übergriffigkeiten gegen die schutzbefohlenen Frauen und Kindern hochgekocht. Wieder einmal werden der Organisation in Großbritannien die Gelder gesperrt und die Sache untersucht.
Mr. Dominic Raab, der Leiter des britische Auswärtigen Amtes sagte gegenüber der Times, dass die Geldzuwendungen an Oxfam erst dann wieder aufgenommen werden können, wenn die Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe ausgeräumt sind oder die Beschuldigten entlassen und zur Verantwortung gezogen wurden. Mittlerweile wurden elf Mitarbeiter, darunter zwei hochrangige Funktionäre der Hilfsorganisation in der Demokratischen Republik Kongo wegen der Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens, Mobbings und auch „Missmanagement“ – also wohl wieder einmal unsauberem Umgang mit den Geldern – suspendiert.
Das ist umso peinlicher, als es gerade die Hilfsorganisation Oxfam ist, die sich ständig für Kinderrechte und Frauenrechte und gegen sexuelle Benachteiligung und Missbrauch stark macht.
Die Frustration über die ewigen Skandale – zuletzt war es UNICEF — der Hilfsorganisationen machen sich in den sozialen Medien breit. So twittert die Schauspielerin Kelechi:
Die Internationale Hilfe verleiht den Raubtieren einen Tarnmantel, unter dem sie überall (unentdeckt) herum manövrieren. Seit Jahren hören wir von sexuellen Angriffen auf Frauen und junge Mädchen, die unter der Fürsorge der Hilfskräfte stehen. @Ooxfam muss in jedem Land, wo sie operieren, zur Rechenschaft gezogen werden.
Konkret geht es im Kongo um 11 Mitarbeiter der Organisation Oxfam, denen Belästigung, Betrug, Vetternwirtschaft und sexuelles Fehlverhalten vorgeworfen wird. Aufgeflogen ist die ganze Sache durch einen Brief, in dem 22 jetzige und ehemalige Mitarbeiter von Oxfam die Missstände anprangern. Aus dem Brief geht auch hervor, dass diese Verhältnisse keineswegs neu sind. Die ersten Meldungen über diese sexuellen Fehlverhalten gab es bereits 2015, aber trotz wiederholter Beschwerden hielt es Oxfam nicht für nötig, sich zu kümmern und Maßnahmen zu ergreifen.
Die Webseite „africanews“ berichtet, es seien auch hochrangige Mitglieder, wie Direktoren, in die Sache verwickelt, die jetzt offenbar ihre Netzwerke aktivieren: Seit dem die Whistleblower ihr Schreiben verschickt und veröffentlicht haben, werden sie drangsaliert und mit Morddrohungen eingeschüchtert.
Zwar hat Großbritannien jetzt die Gelder eingefroren, und man will die Dinge untersuchen. Dennoch fürchten die mutigen Whistleblower, es könnte genauso verlaufen, wie seinerzeit nach der Katastrophe auf Haiti, als dort einige Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, darunter auch Oxfam, die Notsituation der Bevölkerung ausnutzten, um ein Netzwerk von Missbrauch und Korruption aufzubauen.
Zuletzt und Jahre später erst entschuldigte sich Simon Ticehurst, Oxfams Regionaldirektor für Lateinamerika und die Karibik, bei den Haitianern für die Untaten seiner Organisationsmitglieder. Er besuchte 2018 Haiti, um dort den Untersuchungsbericht zu der Sache vorzulegen „und der haitianischen Regierung und der haitianischen Bevölkerung unsere Scham und unsere Entschuldigungen auszudrücken“.
Großbritannien sperrte auch in diesem Fall die Gelder und gab erst vor wenigen Monaten grünes Licht für neue finanzielle Unterstützung der Organisation.
Die haitianischen Behörden hatten Oxfam-Mitarbeitern sexuellen Missbrauch und sexuelle Ausbeutung in den Jahren zwischen 2010 und 2011 „zum Nachteil der haitianischen Staatsangehörigen in einer verletzlichen und prekären Situation“ vorgeworfen. Oxfam hatte dennoch keine angemessenen Maßnahmen ergriffen, nicht einmal eine Untersuchung angestrengt. Die Wahrheit wurde erst Jahre später, in 2018, von den britischen Medien recherchiert und ans Licht gebracht. Es stellte sich heraus, dass Oxfam-Mitarbeiter auf Haiti extra Häuser angemietet hatten, in denen sie mit minderjährigen Prostituierten Sexorgien feierten. Oxfam wollte jedoch seine Mitarbeiter vor Ort nicht abstrafen, mit der Begründung, man werde nicht in deren Bürgerrechte als Haitianer eingreifen.
Auch im Süden des Sudans und im Tschad ereigneten sich massive sexuelle Übergriffe durch Oxfam-Mitarbeiter: Regelrechte Vergewaltigungen und versuchte Vergewaltigungen wurden bekannt, was dazu führte, dass viele Spender sich von der Organisation distanzierten.
Eine große Überraschung ist das alles eigentlich nicht. Es gibt kaum bessere Jagdgründe für sexuelle Raubtiere, als arme Länder, Krisengebiete und Katastrophenregionen. Die Menschen sind verzweifelt, auf Hilfe angewiesen und alle viel zu sehr mit ihrem Überleben beschäftigt, um sich allzu sehr darum zu kümmern, was über den Überlebenskampf hinausgeht. Hilfsorganisationen, die das Nötigste zur Verfügung stellen, sind dann begehrte Anlaufplätze. Die Mitarbeiter solcher Organisationen erhalten, gerade in diesen Situationen, eine große Macht. Sie haben den Zugriff auf die dringend begehrten Hilfsgüter: Nahrung, Medikamente, Kleidung, Kindernahrung, Babymilch …
Da fällt es leicht, übergriffig zu werden und diese Macht auszunutzen, seien es ausländische oder einheimische Helfer. Unter diesen Bedingungen kann man lange wildern und ein Netz mit gegenseitigen Erpressbarkeiten und Begünstigungen aufbauen. Da traut sich kaum einer, das auffliegen zu lassen. Diese Verhaltensweisen werden sich leider nicht ausrotten lassen.
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