Bild: Oxfam Mitarbeiter in Afrika, Bild: Oxfam Ostafrika, Wikimedia Commons, Bildlizenz: CC-BY-2.0

Oxfam – Wölfe im Schafspelz: Wieder jah­re­langer Miss­brauch von Frauen und Kindern aufgeflogen

Sie sind die edlen Helfer, die in Ent­wick­lungs­ländern ihr Bestes tun und für Bildung, Frauen- und Kin­der­rechte sowie Gesundheit kämpfen. Eine noble Sache. Doch leider tummeln sich in ihren Reihen auch einige „Helfer“, die genau die Ärmsten der Armen, denen sie helfen sollen, schamlos aus­nutzen und miss­brauchen oder die Gelder der Orga­ni­sation ver­un­treuen. Und wieder ist ein Skandal wegen sexu­ellen Miss­brauchs und Über­grif­fig­keiten gegen die schutz­be­foh­lenen Frauen und Kindern hoch­ge­kocht. Wieder einmal werden der Orga­ni­sation in Groß­bri­tannien die Gelder gesperrt und die Sache unter­sucht. 

Mr. Dominic Raab, der Leiter des bri­tische Aus­wär­tigen Amtes sagte gegenüber der Times, dass die Geld­zu­wen­dungen an Oxfam erst dann wieder auf­ge­nommen werden können, wenn die Vor­würfe wegen sexu­eller Über­griffe aus­ge­räumt sind oder die Beschul­digten ent­lassen und zur Ver­ant­wortung gezogen wurden. Mitt­ler­weile wurden elf Mit­ar­beiter, dar­unter zwei hoch­rangige Funk­tionäre der Hilfs­or­ga­ni­sation in der Demo­kra­ti­schen Republik Kongo wegen der Vor­würfe sexu­ellen Fehl­ver­haltens, Mob­bings und auch „Miss­ma­nagement“ – also wohl wieder einmal unsau­berem Umgang mit den Geldern – suspendiert.

Das ist umso pein­licher, als es gerade die Hilfs­or­ga­ni­sation Oxfam ist, die sich ständig für Kin­der­rechte und Frau­en­rechte und gegen sexuelle Benach­tei­ligung und Miss­brauch stark macht.

Die Frus­tration über die ewigen Skandale – zuletzt war es UNICEF —  der Hilfs­or­ga­ni­sa­tionen machen sich in den sozialen Medien breit. So twittert die Schau­spie­lerin Kelechi:

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Die Inter­na­tionale Hilfe ver­leiht den Raub­tieren einen Tarn­mantel, unter dem sie überall (unent­deckt) herum manö­vrieren. Seit Jahren hören wir von sexu­ellen Angriffen auf Frauen und junge Mädchen, die unter der Für­sorge der Hilfs­kräfte stehen. @Ooxfam muss in jedem Land, wo sie ope­rieren, zur Rechen­schaft gezogen werden.

Konkret geht es im Kongo um 11 Mit­ar­beiter der Orga­ni­sation Oxfam, denen Beläs­tigung, Betrug, Vet­tern­wirt­schaft und sexu­elles Fehl­ver­halten vor­ge­worfen wird. Auf­ge­flogen ist die ganze Sache durch einen Brief, in dem 22 jetzige und ehe­malige Mit­ar­beiter von Oxfam die Miss­stände anprangern. Aus dem Brief geht auch hervor, dass diese Ver­hält­nisse kei­neswegs neu sind. Die ersten Mel­dungen über diese sexu­ellen Fehl­ver­halten gab es bereits 2015, aber trotz wie­der­holter Beschwerden hielt es Oxfam nicht für nötig, sich zu kümmern und Maß­nahmen zu ergreifen.

Die Web­seite „afri­canews“ berichtet, es seien auch hoch­rangige Mit­glieder, wie Direk­toren, in die Sache ver­wi­ckelt, die jetzt offenbar ihre Netz­werke akti­vieren: Seit dem die Whist­le­b­lower ihr Schreiben ver­schickt und ver­öf­fent­licht haben, werden sie drang­sa­liert und mit Mord­dro­hungen eingeschüchtert.

Zwar hat Groß­bri­tannien jetzt die Gelder ein­ge­froren, und man will die Dinge unter­suchen. Dennoch fürchten die mutigen Whist­le­b­lower, es könnte genauso ver­laufen, wie sei­nerzeit nach der Kata­strophe auf Haiti, als dort einige Mit­ar­beiter von Hilfs­or­ga­ni­sa­tionen, dar­unter auch Oxfam, die Not­si­tuation der Bevöl­kerung aus­nutzten, um ein Netzwerk von Miss­brauch und Kor­ruption aufzubauen.

Zuletzt und Jahre später erst ent­schul­digte sich Simon Tice­hurst, Oxfams Regio­nal­di­rektor für Latein­amerika und die Karibik, bei den Hai­tianern für die Untaten seiner Orga­ni­sa­ti­ons­mit­glieder. Er besuchte 2018 Haiti, um dort den Unter­su­chungs­be­richt zu der Sache vor­zu­legen „und der hai­tia­ni­schen Regierung und der hai­tia­ni­schen Bevöl­kerung unsere Scham und unsere Ent­schul­di­gungen auszudrücken“.

Groß­bri­tannien sperrte auch in diesem Fall die Gelder und gab erst vor wenigen Monaten grünes Licht für neue finan­zielle Unter­stützung der Organisation.

Die hai­tia­ni­schen Behörden hatten Oxfam-Mit­ar­beitern sexu­ellen Miss­brauch und sexuelle Aus­beutung in den Jahren zwi­schen 2010 und 2011 „zum Nachteil der hai­tia­ni­schen Staats­an­ge­hö­rigen in einer ver­letz­lichen und pre­kären Situation“ vor­ge­worfen. Oxfam hatte dennoch keine ange­mes­senen Maß­nahmen ergriffen, nicht einmal eine Unter­su­chung ange­strengt. Die Wahrheit wurde erst Jahre später, in 2018, von den bri­ti­schen Medien recher­chiert und ans Licht gebracht. Es stellte sich heraus, dass Oxfam-Mit­ar­beiter auf Haiti extra Häuser ange­mietet hatten, in denen sie mit min­der­jäh­rigen Pro­sti­tu­ierten Sex­orgien fei­erten. Oxfam wollte jedoch seine Mit­ar­beiter vor Ort nicht abstrafen, mit der Begründung, man werde nicht in deren Bür­ger­rechte als Hai­tianer eingreifen.

Auch im Süden des Sudans und im Tschad ereig­neten sich massive sexuelle Über­griffe durch Oxfam-Mit­ar­beiter: Regel­rechte Ver­ge­wal­ti­gungen und ver­suchte Ver­ge­wal­ti­gungen wurden bekannt, was dazu führte, dass viele Spender sich von der Orga­ni­sation distanzierten.

Eine große Über­ra­schung ist das alles eigentlich nicht. Es gibt kaum bessere Jagd­gründe für sexuelle Raub­tiere, als arme Länder, Kri­sen­ge­biete und Kata­stro­phen­re­gionen. Die Men­schen sind ver­zweifelt, auf Hilfe ange­wiesen und alle viel zu sehr mit ihrem Über­leben beschäftigt, um sich allzu sehr darum zu kümmern, was über den Über­le­bens­kampf hin­ausgeht. Hilfs­or­ga­ni­sa­tionen, die das Nötigste zur Ver­fügung stellen, sind dann begehrte Anlauf­plätze. Die Mit­ar­beiter solcher Orga­ni­sa­tionen erhalten, gerade in diesen Situa­tionen, eine große Macht. Sie haben den Zugriff auf die dringend begehrten Hilfs­güter: Nahrung, Medi­ka­mente, Kleidung, Kin­der­nahrung, Babymilch …

Da fällt es leicht, über­griffig zu werden und diese Macht aus­zu­nutzen, seien es aus­län­dische oder ein­hei­mische Helfer. Unter diesen Bedin­gungen kann man lange wildern und ein Netz mit gegen­sei­tigen Erpress­bar­keiten und Begüns­ti­gungen auf­bauen. Da traut sich kaum einer, das auf­fliegen zu lassen. Diese Ver­hal­tens­weisen werden sich leider nicht aus­rotten lassen.