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BBC-Reporter Bashir: Mit­schuld am Tod von Prin­zessin Diana?

BBC-Reporter Martin Bashir fälschte Doku­mente mit schwer­wie­genden Folgen, um so das Ver­trauen von Prin­zessin Diana für ein Interview im Jahr 1995 zu erschleichen.

Der Reporter Martin Bashir, der das Interview führte, hatte Diana vorher belogen und ver­sucht, das Fehl­ver­halten zu ver­tu­schen. Dies hat jetzt ein interner Unter­su­chungs­be­richt ergeben, den der bri­tische Sender BBC ver­öf­fent­lichte. Der Reporter habe Diana belogen, was schwer­wie­gende Kon­se­quenzen hatte, ohne die Prin­zessin Diana viel­leicht heute noch leben würde. Martin Bashir hatte Dianas Bruder Charles Spencer angeblich gefälschte Kon­to­auszüge gezeigt, die belegen sollten, dass Ange­stellte am Hofe dafür bezahlt wurden, Diana aus­zu­spio­nieren. Deshalb hatte Spencer seine Schwester Diana mit Bashir bekannt gemacht.

Das Interview hätte „wesent­lichen Beitrag“ dazu geleistet, dass sich die Beziehung seiner Eltern ver­schlechtert habe, sagte Dianas Sohn William. Er ergänzte: „Es ist meine Sicht, dass die betrü­ge­rische Weise, in der das Interview zustande kam, sub­stan­ziell beein­flusst hat, was meine Mutter sagte…“ Die BBC (bei Kri­tikern auch gerne mal „Big Brother Coope­ration“ genannt) gab zu, dass durch unlautere Mittel das Interview mit Prin­zessin Diana zustande gekommen war. In dem Bericht kam unter anderem auch zutage, dass füh­rende BBC-Manager ver­sucht haben, den Betrug zu ver­tu­schen. Die Aus­sagen in dem Interview von Prin­zessin Diana zählen wohl mit zu den bekann­testen Sätzen der bri­ti­schen TV-Geschichte. Ein tra­gi­scher Einzelfall?

1948 schrieb George Orwell den Welt­ver­schwö­rungs­roman „1984“, in dem es um einen tota­li­tären Über­wa­chungs­staat geht, in einer Besen­kammer im Lon­doner Bush-House, welcher wie­derum 1949 ver­öf­fent­licht wurde.

Abb. links: Pfeiler am Bush-House in London. Abb. Mitte: Das Bush-House in der Vor­der­an­sicht. Hier schrieb in einer Art Besen­kammer George Orwell seinen Welt­ver­schwö­rungs­roman „1984“. Hier war der Sitz der BBC (laut Kri­tikern auch gerne als die „Big Brother Co-ope­ration“ benannt). Abb. rechts: Ist „1984“ Rea­lität geworden? Dieser Frage ging dem Davis unter anderem aus­führlich in seinem Buch „Geboren in die Lüge“ nach.

Von 1940 bis 2012 beher­bergte das Bush-Hose in vier von fünf Gebäu­de­flügeln den „BBC World Service“ sowie die Abteilung „Neue Medien des BBCi“. Immer wieder sorgte die BBC in der Ver­gan­genheit für Auf­sehen. Als der ehe­malige UN-Waf­fen­in­spektor David Kelly der ame­ri­ka­ni­schen Regierung vorwarf, dass es ent­gegen der offi­zi­ellen Ver­laut­ba­rungen keine Beweise für bio­lo­gische und che­mische Waffen im Irak gäbe, die einen Ein­marsch in den Irak recht­fer­tigen würden, was als Vorwand genutzt worden war, gegen den Irak in den Krieg zu ziehen, wurde er nur Tage später im Jahr 2003 in seinem Haus in England tot auf­ge­funden. Kelly, ehe­ma­liger Regie­rungs­be­rater und Bio­waf­fen­ex­perte, traf sich kurz vor seinem Tod mit dem Autor Andrew Gil­ligan der BBC. Seine Aus­sagen hierzu machte er in einem Interview mit der BBC öffentlich, das um die Welt ging.

Die öffentlich-recht­liche bri­tische Rund­funk­an­stalt BBC stand auch am Pranger, nachdem zwei Mode­ra­toren in einer Radioshow einen Schau­spieler ange­rufen hatten und ihm anzüg­liche Sex-Nach­richten auf dem Anruf­be­ant­worter sprachen. Dabei riefen die bekannte und umstrit­tenen Mode­ra­toren Russell Brand und Jonathan Ross bei dem Schau­spieler Andrew Sachs (bekannt u.a. als „Ober Manuel“ aus der TV-Serie „Fawlty Towers“) an und erzählten ihm, BBC-Mode­rator Brand habe Sex mit seiner Enkelin gehabt. Heftige Worte wie das Tabu-Wort „Fuck“ folgten. Der BBC-Mode­rator Brand flog zuvor beim Musik­sender MTV raus, weil er sich nach den Anschlägen von 9/11 als Osama Bin Laden ver­kleidet hatte.

Bereits vor Jahren kam ein Fehler im Zusam­menhang mit der BBC an die Öffent­lichkeit, der bis ins Königshaus reichte. Die BBC hatte einen Videoclip für eine Doku­men­tation über die Queen falsch zusam­men­ge­schnitten und über die Medien ver­breitet. Dafür musste sich der Sender bei der Mon­archin ent­schul­digen. Etwas später wurde die BBC zu Buß­geldern ver­donnert, weil Anrufsen­dungen mani­pu­liert worden waren.

Und anschließend plagten Beschwer­de­schreiben sowie die Kritik von Regie­rungschef Gordon Brown und Oppo­si­ti­ons­führer David Cameron den Sender. Es gingen etwa 10 000 Beschwerden hierzu ein. Die Medi­en­auf­sicht Ofcom und der Sender selbst ermittelten.

Der jüngste an die Öffent­lichkeit gedrungene Vorfall um den Reporter Martin Bashir, sich mit gefälschten Doku­menten im Jahr 1995 das Ver­trauen von Prin­zessin Diana zu erschleichen, legt für manchen den Ver­dacht nahe, dass wir hier nur die Spitze eines Eis­berges sehen, dessen Ausmaße riesig sein könnten. Andere wie­derum halten an der BBC eisern fest.

Auch im Miss­brauchs­skandal um den ver­stor­benen Star-Mode­rator Jimmy Savile haben BBC-Ver­ant­wort­liche augen­scheinlich sys­te­ma­tisch weg­ge­sehen. Zu diesem Ergebnis kam jeden­falls ein unab­hän­giger Bericht, den die ehe­malige Rich­terin und Lei­terin der Unter­su­chungen, Janet Smith vor­stellte. Eine „Atmo­sphäre der Angst“ hätte ver­hindert, dass die Taten des Enter­tainers ans Licht gekommen seien, meinte Smith. Zahl­reiche Men­schen bei der BBC hätten sei­nerzeit von Beschwerden über Saviles Ver­brechen gewusst, aber nicht Alarm zu schlagen. Erst nach Saviles Tod im Oktober 2011 kam heraus, dass dieser sich über Jahr­zehnte hinweg an Hun­derten Kindern, aber auch Erwach­senen und sogar an Leichen ver­gangen hatte. Einige von Saviles Ver­brechen fanden auf dem Gelände der BBC statt. Die Taten reichten bis in die 1950er-Jahre zurück. Der ehe­malige Kult- Mode­rator, der in den 1970er- und 1980er-Jahren zu den bekann­testen eng­li­schen Fern­seh­stars zählte, wurde von Scotland Yard als „schlimmster Sexu­al­ver­brecher in der Geschichte des Landes“ eingestuft.

Aber auch in einem vor­an­ge­gan­genen Bericht um Jimmy Savile aus dem Jahr 2012, dem Pollard-Report, wurde die Führung der BBC scharf kri­ti­siert, und es wurde unter­sucht, warum über die Miss­brauchs­vor­würfe gegen den Mode­rator im eigenen Pro­gramm nie berichtet worden war, obwohl es BBC-Jour­na­listen offenbar bereits im Dezember 2011 gelungen war, eines seiner Opfer zu einer Aussage vor der Kamera zu bewegen. Anstelle dessen war es der Kon­kur­renz­sender ITV im Oktober 2012, der über die Taten des Mode­rators berichtete. Der ehe­malige Gene­ral­di­rektor der BBC, George Entwistle, musste dar­aufhin seinen Posten aufgeben.

Seit dieser Stein ins Rollen kam, haben sich der Polizei zufolge über ein­hundert Men­schen gemeldet, die in ihrer Jugend, teil­weise vor Jahr­zehnten, von Savile belästigt und miss­braucht worden waren. Die „Daily Mail“ schrieb hierzu: „Der BBC schien ihre Marke und ihre Repu­tation wich­tiger gewesen zu sein als Gerech­tigkeit für Opfer, die in einem Klima sexu­eller Ver­derbtheit belästigt und ver­ge­waltigt wurden“. Kul­tur­mi­nis­terin Marina Miller hatte damals Patten nach­drücklich auf­ge­fordert, bei der Auf­de­ckung des Skandals sprich­wörtlich jeden Stein umzu­drehen. Patten ant­wortete mit einer Aussage, die man auch als Warnung ver­stehen könnte: Die Regierung solle sich nicht in die „Unab­hän­gigkeit der BBC“ einmischen.

Hätte BBC-Reporter Martin Bashir nicht die Doku­mente gefälscht, um Diana zu belügen und emo­tional in die Enge zu treiben, würde sie dann heute noch leben? Hat dieses Interview zu einer Kette von Fehl­ver­halten geführt, die auch zu einer rasanten Flucht an ihrem letzten Tag führte, die in dem tra­gi­schen Unfall endete? Dianas Sohn Harry machte deshalb jeden­falls die Medien für Dianas Tod ver­ant­wortlich. „Der Wel­len­effekt einer Kultur der Aus­beutung und der unethi­schen Prak­tiken hat sie letzt­endlich das Leben gekostet.“