Es wird ein langer, dunkler, kalter Winter werden: Die grüne Kli­ma­po­litik greift schon jetzt

Was das Gas betrifft: Das ist so knapp wie noch nie. Obwohl Russland freund­li­cher­weise schon in wenigen Tagen mehr Gas über Nord Stream 2 liefern wird, ist es doch ein fos­siler Brenn­stoff, auf den die immer weiter nach oben geklet­terten CO2-Zer­ti­fi­kats­preise anfallen – die die Grünen übrigens noch weiter erhöhen wollen. Trotz des ganzen Gezänks ist Russland bisher ver­tragstreu und hat sich in der Welt – anders als die USA — den Ruf erar­beitet, seine Ver­träge punkt­genau ein­zu­halten. In der Ostsee ist das erste Gas aus Russland schon ein­ge­füllt worden.

Aber nur keine über­eilte Vor­freude, dass Ihr viel­leicht doch nicht frieren müsst. Da kommt so schnell kein Gas hier an. Es hängt aber nicht an Russland, dass es noch nicht fließt:
Bei der Bun­des­netz­agentur läuft nach eigenen Angaben noch ein Zer­ti­fi­zie­rungs­ver­fahren zu Nord Stream 2. Darin geht es darum, die Nord Stream 2 AG gemäß einer EU-Richt­linie als ‚Unab­hän­gigen Trans­port­netz­be­treiber‘ anzu­er­kennen. Sollte Nord Stream 2 den Gas­transport vor Abschluss dieses Ver­fahrens auf­nehmen, könnte die Bonner Behörde ein Ord­nungs­wid­rig­keits­ver­fahren ein­leiten und Buß­gelder ver­hängen. Die Behörde hat für eine Ent­scheidung noch bis Anfang Januar Zeit.“

Hier bestellen!

Da die Pipeline aber ein Thema der Koali­ti­ons­ver­hand­lungen sein wird, die Grünen ein gewich­tiges Wort überall mit­zu­reden haben und Frau Baerbock schon klar gesagt hat, dass sie das gesamte Projekt aus Kli­ma­gründen stoppen wird, können wir sicher sein, dass es in diesem Winter nix wird mit den Gaslieferungen.

Grünen-Kanz­ler­kan­di­datin Annalena Baerbock will im Falle einer Regie­rungs­be­tei­ligung (und die wird sich nicht ver­meiden lassen) keine Gas­lie­fe­rungen aus Russland durch die fer­tig­ge­stellte Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 nach Deutschland erlauben.

Die CO2-Auf­schläge auf die fos­silen Ener­gie­träger haben Gas, Braun­kohle und Kohle unglaublich ver­teuert, teil­weise sogar ver­drei­facht. Das hat den Effekt, dass die Kohle‑, Braun­kohle- und Gas­kraft­werke wesentlich teu­reren Strom pro­du­zieren. Die Strom­an­bieter können des­wegen aber einfach ihre Kun­den­ver­träge zu den ver­traglich fest­ge­setzten Kilo­watt­stun­den­preisen nicht mehr bedienen. Viele Bil­lig­strom­an­bieter gehen gerade nach und nach Pleite. Die Kün­di­gungs­schreiben könnten knapper nicht sein: Ab 19. Oktober stelle man die Ver­sorgung mit Strom ein, schreibt die Rhei­ni­schen Elek­tri­zitäts- und Gas­ver­sor­gungs­ge­sell­schaft  – ohne einen Grund zu nennen.

Auch die im nie­der­säch­si­schen Salz­bergen pro­du­zie­rende „Deutsche Ener­giepool“ gab am Freitag im Internet bekannt, vielen ihrer Kunden die Lie­fer­ver­träge gekündigt zu haben und begründen das so:

„In den letzten Monaten haben sich die Beschaf­fungs­preise für Erdgas und für Strom am Ter­min­markt rund ver­drei­facht, die Preise für kurz­fristige Beschaffung sind rund ver­fünf­facht”, erklärte das Unter­nehmen. Mit einer solchen Ent­wicklung habe kaum jemand gerechnet. Deutsche Ener­giepool habe sich daher zu den Kün­di­gungen gezwungen gesehen. Zudem sei beschlossen worden, die bun­des­weite Belie­ferung von Erdgas voll­ständig ein­zu­stellen. Wie viele Kunden das betrifft, blieb offen.“

Noch ist es so, dass andere Ener­gie­kon­zerne ein­springen können, damit die Leute nicht in Kälte und Dun­kelheit sitzen. Der Ener­gie­ver­sorger „E.ON“ springt ein:
Als zustän­diger Grund- und Ersatz­ver­sorger in weiten Teilen Deutsch­lands steht E.ON allen betrof­fenen Kunden zur Seite, die nicht mehr beliefert werden können.“

Iro­ni­scher­weise sind es gerade die „Öko­strom-Angebote“ die die grüne Kund­schaft gelockt haben, die Marken „Immergrün« und »Meis­ter­strom“ der Rhei­ni­schen Elek­tri­zitäts- und Gas­ver­sor­gungs­ge­sell­schaft, die dem Ener­gie­ver­sorger den Garaus machen. Da zeigt sich, was der „Grüne Strom“ so alles zu bieten hat. Es sind aber nicht nur die Kunden der  Rhei­ni­schen Elek­tri­zitäts- und Gas­ver­sor­gungs­ge­sell­schaft in NRW. Auch in Bremen und Hessen bekamen Kunden plötzlich Kün­di­gungs­briefe von ihrem Ener­gie­ver­sorger. Das klingt ein bisschen wie Pfeifen im Keller. Denn zum Ersten ist Gas extrem knapp, und Mitte Oktober sind die deut­schen Gas­speicher nur halbvoll. Zweitens ist das, was man bekommen kann, sehr teuer. Also werden wir im Winter wohl sehr teure Heiz­kosten bei Gas und Strom haben, weil die Gas­kraft­werks­be­treiber zu jedem Preis kaufen.

Denn aus poli­ti­schen Gründen werden immer mehr Kern­kraft- und Koh­le­kraft­werke abge­schaltet. Die Sonne scheint bei schlechtem Wetter und nachts nicht, und der Wind weht nicht immer wie gewünscht. Mit grünem Wind- und Solar­strom ist keine zuver­lässige Ver­sorgung zu leisten. Daher ist Erdgas in immer mehr Ländern der Welt der wich­tigste Ener­gie­träger zur Strom­erzeugung. Bekommen wir nicht genug Gas, haben wir den berühmten Blackout sicher. Bekommen wir genug, wird der Strom und das Heizen mit Gas unglaublich teuer.

Diese Grafik zeigt den „Spot-Preis“, der an der Börse bezahlt wird seit 2016. Damals lag der bei ca. 50 Euro und steigt gerade stramm auf die 300-Euro-Marke an. Und selbst­ver­ständlich schlagen diese Preise auf so ziemlich alles durch, was pro­du­ziert wird.

Dabei bleibt es nicht. Die Folge der stei­genden Preise werden wir in vielem als Effekt sehen: In Zukunft werden stei­gende Ener­gie­preise die immer stärker all­ge­meine Teuerung antreiben, Lebens­mittel inbe­griffen. Denn jede Pro­duktion ver­braucht Energie. Schon jetzt gibt es Berichte, dass in den Nie­der­landen Gemüse-Gewächs­häuser, in denen bei­spiels­weise Tomaten angebaut werden, wegen der Ener­gie­knappheit schließen werden. Das ver­knappt nicht nur das frische Gemüse in den Super­märkten, sondern auch Lebens­mittel, in denen Tomaten und anderes Treibhaus-Gemüse ent­halten sind, wie Ketchup, Fer­tig­pizzen, Toma­ten­soßen, frische Salate, Paprika, Gurken. Gewürz­gurken usw. usf. …

Die LKW-Trans­port­kosten von Fleisch und Obst aus anderen Ländern, von Auber­ginen bis Zitronen, Rind­fleisch bis Erd­beeren werden par­allel auch im Preis steigen, denn die CO2-Kosten, die die Grünen auf den Diesel und das Benzin drauf­schlagen, kommen beim End­ver­braucher an.

Die Zeiten, wo Europa Russland rotzig von oben her­unter  behandelt hat, dürften bald vorbei sein. Der „böse Putin“ wird sich ent­spannt zurück­lehnen, denn Europa kratzt an seiner Türe. Es braucht dringend Kohle, um die wegen Gas­knappheit unsicher gewordene Ener­gie­ver­sorgung auf­recht zu erhalten. Die wenigen, noch ver­blie­benen Koh­le­kraft­werke können noch viel retten, nur ist der bisher bil­ligste Ener­gie­träger „Stein­kohle“ auch schmerzhaft teuer geworden. Obwohl Deutschland genug Kohle hat, ist sie hier auch knapp und teuer, denn viele Zechen sind geschlossen worden. Natürlich wegen des Klimas und des Koh­le­aus­stiegs. Kohle zur Strom­erzeugung ist „baba-pfui“ und poli­tisch hoch inkorrekt. Man kann sich wun­derbar ganz viele mora­lische Plus­punkte holen, wenn man öffentlich gegen Koh­le­ver­stromung wettert. Über hundert große globale Finanz­dienst­leister – dar­unter auch die großen deut­schen Banken und Ver­si­che­rungen – haben sich publi­kums­wirksam fei­erlich ver­pflichtet, keine Dar­lehen und keinen Ver­si­che­rungs­schutz mehr  für Koh­le­kraft­werke und Koh­le­abbau zu gewähren. Effekt: Es wurde dadurch prak­tisch unmöglich, eine neue Koh­le­grube zu eröffnen.
Tja, nun haben wir den mora­lisch vor­bild­lichen Salat.

Aber auch aus Russland ist keine Kohle zu bekommen, denn Russland kann den Bedarf nicht decken. Russland könne wegen feh­lender Eisen­bahn­ka­pa­zi­täten nur „gering­fügig mehr“ liefern, erklärt Kirill Chuyko, Ener­gie­analyst des rus­si­schen Finanz­dienst­leisters BCS, gegenüber Bloomberg.

Bloomberg schreibt:

Strom­pro­du­zenten auf dem Kon­tinent sind gezwungen, Russland um mehr Kohle zu bitten, um so eine Ener­gie­krise abzu­federn, denn der Winter kommt näher und die rekord-hohen Gas­preise drücken die Ren­ta­bi­lität. Das sagen füh­rende Ange­stellte zweier rus­si­scher Koh­le­un­ter­nehmen. Aber die Europäer werden keinen Erfolg haben, denn eine Erhöhung der (Kohle)Exporte aus dem Land (Russland) wird nicht umfang­reich aus­fallen, sagten sie. Europa hat sich seit Jahren weit­gehend von der Kohle abge­wandt, um seine Strom­erzeugung grüner zu machen, und findet sich jetzt in einer Zwick­mühle. Die Gas­speicher in der Region sind nur teil­weise voll, Flüs­sig­gas­an­bieter beliefern bevorzugt Asien, und die unzu­ver­läs­sigen erneu­er­baren Energien können die Nach­frage nicht abdecken. Da die Win­ter­heiz­saison näher rückt, wächst die Abhän­gigkeit von Russland, um die Lichter am Brennen zu halten. „Wenn alle euro­päi­schen Ver­sorger auf Kohle umsteigen, wird dies zu einem enormen Anstieg der Koh­le­nach­frage führen, den Russland allein so kurz­fristig nicht decken kann“, sagte Natasha Tyrina, Prin­cipal Research Analyst bei Wood Mackenzie Ltd. in Houston. „Dazu wäre auch Nach­schub aus anderen Ländern nötig, zum Bei­spiel aus den USA, aber dort ist die Situation ähnlich wie überall.“   

So schreibt auch die US-ame­ri­ka­nische Wirt­schafts­seite:

„Während Europa die glü­henden Erd­gas­preise beob­achtet, wird den stei­genden Koh­le­preisen wenig Auf­merk­samkeit geschenkt – sogar obwohl sie in ganz Asien zu Strom­aus­fällen führen, das Pro­duk­ti­onsende der glo­balen Lie­fer­ketten auf den Kopf stellen und letztlich die Strom­kosten weltweit in die Höhe treiben. Am Samstag kostete New­castle-Kohle – ein Index für Asien – 203 US-Dollar pro Tonne, der höchste Stand seit 2008. Am Dienstag über­stieg der Koh­le­preis des AP12-Bench­marks – der Nord­west­europa abdeckt – 275 US-Dollar, was einen Anstieg von 63% gegenüber dem Preis von vor vier Wochen und ein All­zeithoch bedeutet.“

Ohne Koh­lestrom und mit zu wenig Gas im Vorrat, gehen die Lichter leider aber doch aus. Und trotz grünem Getöse sehen wir, dass die Koh­le­kraft­werke leise, still und heimlich doch wieder hoch­ge­fahren werden. Zum Bei­spiel das Koh­le­kraftwerk Heil in Berg­kamen. Die Bun­des­re­gierung hatte im Rahmen des Kohle-Aus­stiegs viel Geld für dessen Still­legung bezahlt. Im Sep­tember musste es aber wieder hoch­ge­fahren werden, um das Stromnetz zu sta­bi­li­sieren, das durch die erneu­er­baren Energien äußerst volatil geworden ist. Die Ener­gie­er­zeuger müssen immer mehr „Not­ein­griffe“ vor­nehmen, um das Netz vor den Zusam­men­bruch zu retten. Nun musste das Kraftwerk Heil in Berg­kamen wieder vom Netz. Pres­se­sprecher Daniel Müh­lenfeld erklärt auf Anfrage von Achgut.com in einer E‑Mail die Ursache:

„Der Brenn­stoff­vorrat in Berg­kamen war bei der Wie­der­in­be­trieb­nahme der Anlage nach der geplanten Som­mer­pause für die zu erwar­tende Aus­lastung in einem Sep­tember im Ver­gleich zu den Vor­jahren völlig aus­rei­chend. Bedingt durch die in diesem Jahr über­durch­schnitt­liche Aus­lastung reichten sie [die Koh­le­vorräte; S.F.] jedoch nicht so weit, wie anzu­nehmen war. Als sich dies abzeichnete, hat STEAG umgehend Brenn­stoff gekauft. Dessen Anlie­ferung hat sich jedoch wegen der begrenzten Trans­port­ka­pa­zi­täten im Bereich der Bin­nen­schiff­fahrt ver­zögert, sodass Berg­kamen vom Netz ging.“

Das Kraftwerk in Berg­kamen kann nur durch Schiffe mit Kohle beliefert werden, denn eine Eisen­bahn­strecke zum Kraftwerk gibt es nicht. Und LKWs bekommt man auch nicht, es gibt einen rapiden Fah­rer­mangel im Trans­port­ge­schäft und im Übrigen ist der LKW-Diesel durch den CO2 Auf­schlag so teuer, dass es sich wahr­scheinlich nicht lohnen würde.

Der „Westen“ ist krank. Europa ist tod­krank. Es gleicht einem ver­küm­merten Dementen mit hoch osteo­po­ro­ti­schen Skelett, der alles ver­gessen hat, was seinen Lebens­erhalt und seine Gesundheit erfordert. Die Knochen, die den Körper auf­recht erhalten, zer­bröseln, aber er ver­steht es nicht mehr.