Warum lernen Men­schen nicht aus der Vergangenheit?

Und täglich grüßt das Mur­meltier. Finanz­krise, Immo­bi­li­en­blase, Ret­tungs­pakete, Corona-Crash. Die Staaten ver­suchen, mit his­to­ri­schen Kon­junk­tur­pa­keten gegen­zu­steuern, die Noten­banken drucken Geld im Akkord wie nie zuvor und züchten damit Zom­bie­firmen und gar Zom­bie­länder. Zudem bereiten sie den Nähr­boden für die nächste Krise vor. Par­allel ist die Politik maßlos über­fordert und hangelt sich von einem Lockdown zum nächsten. Dieser droht mas­sen­weise Insol­venzen aus­zu­lösen um das zu ver­hindern nimmt die Politik noch mehr Geld in die Hand und bei den Wahlen wird man nach Links rücken — ändern wird das nichts. Ganz im Gegenteil. Es wird noch schlimmer – Steu­er­erhö­hungen, Ent­eig­nungen und Inflation sind unver­meidlich. Immer das gleiche Spiel.

Wer sich Zyklen anschaut, wird auch ver­stehen, warum die Menschheit nicht aus der Ver­gan­genheit lernt. Denn nach 90 Jahren ist niemand mehr da, der aus eigenem Erleben von dieser Trans­for­mation aus erster Hand berichten kann und die Fol­ge­ge­nera­tionen davor schützt, immer wieder die gleichen Fehler zu begehen. Das wert­volle Wissen gerät schlichtweg in Ver­ges­senheit. Auch wenn Bücher darüber berichten. Der Mensch denkt jedes Mal: »This time is dif­ferent« (»Dieses Mal ist es anders«) – aber das ist es eben nicht! Auch dieses Mal nicht! Es gibt ver­schiedene Theorien, die die Zyklen­theorie unter­mauern. Ganz berühmt sind die folgenden.

Schul­den­zyklus 

»Es gibt zwei Möglich­keiten, eine Gesell­schaft zu besiegen und zu versklaven: 

Mit dem Schwert oder mit Ver­schuldung.«

John Adams

Der kurze Schul­den­zyklus dauert im Schnitt fünf bis acht Jahre, der lange Super­schul­den­zyklus 50 bis 75 Jahre. Im langen Zyklus steigen die Schulden über lange Zeit­räume schneller als die Ein­kommen. Die Zinsen und Til­gungen wachsen immer stärker, was zur Kürzung von Aus­gaben führt. Da die Aus­gaben einer Person das Ein­kommen einer anderen Person sind, beginnen die Ein­kommen zu sinken. Die Kre­dit­wür­digkeit des Ein­zelnen nimmt ab und die Kre­dit­auf­nahme geht zurück. Die Abwärts­spirale ist im vollen Gange, die Finanz­krisen brechen aus und der Zyklus kommt zu einem Ende. Wenn der lange Zyklus zum Ende kommt, geht dies immer einher mit großen Ver­wer­fungen und einer Neu­ordnung der Schulden sowie einem neuen Geldsystem.

Sehr gut beschrieben hat den Schul­den­zyklus der Mil­li­ardär und Gründer einer der größten Hedge­fonds der Welt (Bridge­water Asso­ciates), Ray Dalio. In seinem Buch Prin­ciples for Navi­gating Big Debt Crises beschreibt er anschaulich die Schul­den­zyklen (siehe Abbildung 1). Diese dauern nach seiner Recherche in der Regel zwi­schen 50 und 75 Jahren und können bis ins Alte Tes­tament nach­ge­wiesen werden.

Seit Tau­senden von Jahren wird ein Schul­den­zyklus mit einem Schul­den­erlass beendet. Im Alten Tes­tament war dies im Jahr nach dem siebten Sab­batjahr (Jubeljahr/Erlassjahr). Somit wurden alle 50 Jahre die Schulden erlassen. Auch in der Neuzeit ist der Schul­den­erlass gang und gäbe. So wurde Deutschland im Februar 1953 die Hälfte der Schulden in Höhe von 29,7 Mil­li­arden D‑Mark erlassen. 2005 gab es einen Schul­den­erlass der G‑8-Staaten für etliche afri­ka­nische Staaten, und in Europa gab es 2012 und 2016 (in Form einer Umschuldung) den Schul­den­erlass für das zah­lungs­un­fähige Grie­chenland. (Hinweis: Die Schulden Grie­chen­lands sind aktuell wieder auf Rekord­niveau und der Schul­den­erlass ist ver­pufft. Als Mit­glied der Euro-Zone wird Grie­chenland niemals gesunden!) Ich gehe von einem großen Schul­den­erlass in Zukunft aus. Für alle!

Der Schul­den­zyklus endet immer mit einem großen Crash. Ange­kündigt wird dieser von einer stei­genden Inflation und stei­genden Roh­stoff­preisen. Der letzte Schul­den­zyklus endete mit dem Aus­bruch des Zweiten Welt­kriegs. Danach startete 1945 der aktuell lau­fende Zyklus. Er ist jetzt im 76. Jahr und damit einer der längsten der Geschichte. Kommen wir nun als Nächstes zum Macht­zyklus. 

Macht­zyklus

 »Macht kor­rum­piert, absolute Macht kor­rum­piert absolut.«

Lord Acton

Wer sich die Anzahl der Imperien auf Wiki­pedia anschaut, muss ziemlich lange nach unten scrollen, bis die Liste endet. Imperien kommen und gehen. Einige Imperien bestehen für Hun­derte von Jahren, andere doch viel kürzer. Das berühmte Imperium Romanum und das byzan­ti­nische Imperium hatten beide über 1000 Jahre Bestand. Im Schnitt ver­gehen im Lebens­zyklus eines Impe­riums zirka 100 Jahre vom Auf­stieg bis zum Nie­dergang. Gemeinsam war allen Imperien stets am Anfang ein gedecktes Geld­system und die Dominanz ihres Geldes gegenüber anderen Wäh­rungen. Ein Imperium hatte sozu­sagen die Welt­leit­währung inne, ob es nun die Römer waren mit ihrem Denar, Aureus und Solidus, die Byzan­tiner mit dem Solidus, die Spanier mit dem Real oder die Briten mit dem Pfund. Aktuell sind es die US-Ame­ri­kaner mit dem Dollar. Aber wir sehen all­mählich bereits den Wechsel zur nächsten Super­macht her­auf­ziehen – vor­aus­sichtlich China. Alle Macht­zentren begannen mit einem gedeckten Geld­system und endeten mit einem unge­deckten. Wenn das Ver­trauen in das Geld ver­loren geht, wird auch das Ende des Systems ein­ge­läutet, weil das Ver­trauen der Men­schen in die Elite ver­loren geht.

Ray Dalio nennt dies den »Big Cycle«, den großen Zyklus. Sobald die neue Wirt­schafts­macht eta­bliert ist, folgt eine Zeit von Pro­spe­rität und Frieden. Die Wirt­schafts­mächte sind domi­nierend und stellen die Welt­leit­währung. Deren Gesell­schaft gewöhnt sich an stetig wach­senden Wohl­stand und ver­schuldet sich daher immer mehr. Dies führt zu Konsum auf Pump, zu einer Schul­den­blase und einem Auf­blähen des Ban­ken­sektors sowie zu einer Inflation bei Ver­mö­gens­werten. Die Zinslast steigt, das Wachstum schwächt sich ab, die Unge­rech­tigkeit nimmt zu, die Schere zwi­schen Arm und Reich wird stetig größer, was zu sozialen Span­nungen führt. Trans­fer­leis­tungen nehmen zu, Sozi­al­kosten explo­dieren, die Noten­banken erhöhen die Geld­menge, die wahre Inflation steigt, und darauf ant­wortet die Notenbank mit noch mehr Geld­drucken. Es ent­stehen weitere Exzesse und Spe­ku­la­ti­ons­blasen, die schließlich zum Platzen der Blase führen. Soziale Unruhen und sogar Krieg können das Resultat sein.

Den Macht­zyklus hat Dalio in Abbildung 2 gut auf­ge­schlüsselt. Par­allel sind neue Länder als Kon­kur­renten auf­ge­stiegen und wollen das Ruder über­nehmen. Sie machen der exis­tie­renden Nummer 1 den Platz streitig und wollen auch das mächtige Pri­vileg der Leit­währung an sich reißen.

 

In Abbildung 3 sehen wir die Wirt­schafts­mächte der letzten 500 Jahre in ihrem Auf- und Abstieg. Zuerst wurde China von den Nie­der­landen abgelöst, dann die Nie­der­lande von Groß­bri­tannien und schließlich Groß­bri­tannien von den USA. Der Macht­wechsel ging zumeist mit einem oder meh­reren Kriegen einher. Die Gefahr besteht durchaus auch heute noch. Einige Theorien gehen davon aus und ziehen die Ver­gan­genheit als Blau­pause für die Zukunfts­pro­gnose heran. Da war es tat­sächlich so, dass große Para­dig­men­wechsel durch einen Krieg ein­ge­läutet oder von einem Krieg begleitet wurden. Auf eine dieser Theorien, die in dem Buch The Fourth Turning von William Strauss und Neil Howe publi­ziert wurde, habe ich in meinem neuen Buch („Die größte Chance aller Zeiten“) ein ganzes Kapitel verfasst.

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Marc Friedrich ist sechs­facher Best­sel­ler­autor, Finanz­ex­perte, gefragter Redner, Vor­denker, Frei­geist und Gründer der Hono­rar­be­ratung Friedrich Ver­mö­gens­si­cherung GmbH für Pri­vat­per­sonen und Unter­nehmen.  

Sein neuer Best­seller: Die größte Chance aller Zeiten — Was wir jetzt aus der Krise lernen müssen und wie Sie vom größten Vermögen­s­transfer der Menschheit profitieren 

 Mehr Infor­ma­tionen unter https://friedrich-partner.de sowie bei YouTube: https://www.youtube.com/MarcFriedrich7

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