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Huaweis langes Spiel

Ende Sep­tember stieg Meng Wanzhou in Shenzhen aus dem Flugzeug von Air China, um wie eine Heldin will­kommen geheißen zu werden. Es war die tri­um­phale Rückkehr einer unschul­digen chi­ne­si­schen Tech­no­lo­gie­ma­na­gerin aus der unrecht­mä­ßigen Gefan­gen­schaft des Westens. Die Wahrheit ist ganz anders.

Meng, eine chi­ne­sische Staats­bür­gerin, befand sich 2018 auf kana­di­schem Boden, als die Trump-Regierung im Rahmen eines Betrugs­falls gegen sie und ihren Arbeit­geber Huawei ein Aus­lie­fe­rungs­ver­fahren ein­leitete, weil sie mög­li­cher­weise gegen US-Han­dels­sank­tionen gegen den Iran ver­stoßen hatte. In Kanada bestand die Gefan­gen­schaft, die sie “einen Abgrund” nannte, aus dem Tragen einer Fuß­fessel und einem län­geren Auf­enthalt in der Stadt Van­couver, wo sie, Huaweis Finanz­chefin, dort in ihrem eigenen Zuhause leben, tagsüber die Stadt erkunden und an Mal­kursen und Unter­richt in Eng­lisch teil­nehmen konnte.

Als chi­ne­si­sches Unter­nehmen mit großer stra­te­gi­scher und kom­mer­zi­eller Bedeutung für Peking wird Huawei seit langem von west­lichen Nationen mit Miss­trauen beob­achtet, weil es ver­sucht, das Auf­kommen der 5G-Netz­werke zu domi­nieren. Seine Netz­werk­pro­dukte und ‑dienste kon­kur­rieren mit denen west­licher Firmen, die nicht unter der Kon­trolle ihrer Regie­rungen stehen. Die Bedro­hungen durch Über­wa­chung und poten­zielle Cyber­an­griffe durch Geräte von Huawei für die Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­in­fra­struktur anderer Nationen sind seit langem bekannt. Bereits 2013 erklärte das bri­tische Joint Intel­li­gence Com­mittee dem Par­lament das Risiko von Cyberangriffen:

“Es wäre sehr schwer zu erkennen oder zu ver­hindern und könnte es den Chi­nesen ermög­lichen, den Verkehr, der durch von Huawei gelie­ferte Netz­werke fließt, heimlich abzu­fangen oder zu stören.”

Die Bedenken der USA gegenüber Huawei bestehen darin, dass die Ver­wendung von Geräten eines chi­ne­si­schen Unter­nehmens mit so engen Ver­bin­dungen zur chi­ne­si­schen Regierung für kri­tische Infra­struk­turen ein inak­zep­tables Sicher­heits­risiko dar­stellt, aber auch, dass es durch die lang­samere Akzeptanz der Huawei-Tech­no­logie die ame­ri­ka­nische Füh­rungs­rolle in der 5G-Tech­no­logie auf­recht­erhalten wird. Ange­sichts der Aus­sagen des schil­lernden Fir­men­gründers Ren Zhengfei ist es nicht schwer zu ver­stehen, warum die USA miss­trauisch sein könnten. “Stürmen Sie vor­wärts, töten Sie, während Sie hin­gehen, um uns eine Blutspur zu hin­ter­lassen”, ermahnte er die Mit­ar­beiter des Unter­nehmens einen Monat nach der Ver­haftung seiner Tochter in Kanada, wie aus einer Abschrift des Wall Street Journal her­vorgeht. Die Chi­nesen würden später behaupten, die Über­setzung dieser feu­rigen Worte sei “über­mäßig wörtlich”.

Den Aus­tra­liern, deren Regierung Huawei vom aus­tra­li­schen Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­markt ver­bannte, reichten jedoch buch­stäblich oder im über­tra­genen Sinne das Handeln und die Nähe des Unter­nehmens zu Chinas Regime und Militär. Es gehe um das Ver­trauen zwi­schen den Nationen im Cyber­space, schrieb Simeon Gilding, ehe­ma­liger Leiter der Signal­auf­klärung und offen­siven Cyber­mis­sionen des aus­tra­li­schen Signal-Direk­torats. “Es ist einfach nicht ver­nünftig, zu erwarten, dass Huawei eine Weisung der Kom­mu­nis­ti­schen Partei Chinas ablehnen würde.”

Genau. Für Wirt­schafts­führer ist es wichtig, dieses zu ver­stehen: Es gibt keine pri­vaten Unter­nehmen in China. Gil­dings Punkt unter­streicht das Gesetz in China: Alle chi­ne­si­schen Unter­nehmen und Ein­zel­per­sonen müssen bei geheim­dienst­lichen Bemü­hungen mit­helfen, wenn sie darum gebeten werden.

Zwei Tage nach der Fest­nahme von Weng Wanzhou in Van­couver ging Peking auf die harte Tour auf Kanada los und ver­haftete zwei Kanadier in China wegen “Spionage”. Einer, Michael Spavor, war ein Unter­nehmer, der Touren nach Nord­korea leitete. Der andere, Michael Kovrig, war ehe­ma­liger kana­di­scher Diplomat in der Bot­schaft in Peking, bevor er einer Denk­fabrik namens Inter­na­tional Crisis Group beitrat. Die beiden Männer wurden oft in Ein­zelhaft gehalten und acht Stunden lang ohne Rechts­bei­stand verhört. Wie durch ein Zufalls­wunder wurden beide Männer noch am selben Tag aus dem Gefängnis ent­lassen, an dem Meng unter dem Jubel ihrer Huawei-Kol­legen in Shenzhen tri­um­phierend zurückkehrte.

Huawei wird kaum lang­samer. Obwohl das Unter­nehmen immer noch den von der Trump-Regierung auf­er­legten Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­be­schrän­kungen unter­liegt, bekam Huawei von der Biden-Regierung Hun­derte von Anträgen auf den Kauf von Chips für sein Auto­mo­bil­zu­lie­fer­ge­schäft genehmigt. Das Unter­nehmen will laut einem Sprecher Kom­po­nen­ten­an­bieter für “intel­li­gente ver­netzte Fahr­zeuge” sein.

Der chi­ne­sische Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­riese spielt in Washington seit meh­reren Jahren auf beiden Seiten der Straße und stellt Lob­by­isten und Anwalts­kanz­leien ein, um für seine Inter­essen ein­zu­treten. Dies tut unter anderem die Anwalts­kanzlei des ehe­ma­ligen Spre­chers des repu­bli­ka­ni­schen Reprä­sen­tan­ten­hauses John Boehner, in Gestalt von Squire Patton Boggs. Das Unter­nehmen stellte nach ihrer Amtszeit die ehe­ma­ligen Kon­gress­ab­ge­ord­neten Don Bonker, einen Demo­kraten, und den Repu­bli­kaner Cliff Stearns ein. Im Juli meldete sich der demo­kra­tische Super­lob­byist Tony Podesta als “Berater” für Huawei an. In einem Message-Board-Posting eines Huawei-Unter­nehmens wurde darauf hin­ge­wiesen, dass die Ein­stellung Teil einer “aus­ge­dehnten US-Ein­fluss­ope­ration” war.

Huawei beschäftigt auch eine Anwalts­kanzlei aus Washington, Sidley Austin, um seine Inter­essen in der Haupt­stadt zu ver­treten. Diese Firma vertrat auch Meng Wanzhou in ihrem erfolg­reichen Kampf gegen die Aus­lie­ferung an die USA. Chris­topher Fonzone, ein Partner dieser Anwalts­kanzlei, wurde kürzlich trotz repu­bli­ka­ni­scher Ein­wände als die Wahl der Biden-Regierung zum Top-Anwalt für das Amt des Direktors des Natio­nalen Geheim­dienstes bestätigt. Fonzone, ein Veteran der Obama-Regierung, hatte die Trump-Jahre laut seinem Lin­kedIn-Profil damit ver­bracht, Kunden zu “Cyber­si­cherheit und Daten­schutz, Militär- und Geheim­dienst­ope­ra­tionen, Rechts­strei­tig­keiten und anderen Formen der Streit­bei­legung, Außen­han­dels­sank­tionen und Ange­le­gen­heiten des Aus­schusses für Aus­lands­in­ves­ti­tionen in den Ver­ei­nigten Staaten (CFIUS)” zu beraten “. Das Profil merkt weiter an, er “hat auch besondere Erfahrung in der Unter­stützung von Kunden bei der Bewäl­tigung von Krisensituationen.”

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Peter Schweizer, Prä­sident des Govern­mental Accoun­ta­bility Institute, ist Distin­gu­ished Senior Fellow des Gatestone Institute und Autor der Best­seller Pro­files in Cor­ruption, Secret Empires and Clinton Cash.


Quelle: gatestoneinstitute.org