Wladimir Putin, Präsident der Russischen Föderation und sein weißrussischer Amtskollege Alexander Lukaschenko gehören unzweifelhaft zu den am meisten gefährdeten Staatschefs der Welt. Erst im April 2021 wurde ein Attentat auf Lukaschenko und seine Familie vereitelt, das mutmaßlich von einem ausländischen Geheimdienst geplant wurde. Einer der festgenommenen Verdächtigen besaß wohl die US-Staatsbürgerschaft. Ziel war es, einen Umsturz herbeizuführen.[1] Auch Putin wird immer wieder Ziel westlicher Anfeindungen, vor allem weil er sich gegen die kriegstreiberische Politik der USA und der NATO stellt. Beispielswiese unterstützen fremde Nachrichtendienste sowie diverse NGOs die dortige Opposition, um einen Regime Change zu erreichen. Zudem steht der russische Präsident bei den tschetschenischen Islamisten auf der Abschussliste, wie einer der wenigen bekanntgewordenen Attentatsversuche aus dem Jahr 2012 zeigt.[2] So befindet sich Putin unablässig im Fadenkreuz missliebiger Kräfte, die ihn lieber heute als morgen aus dem Weg räumen wollen, um Russland zu destabilisieren beziehungsweise eine dem Westen „genehme“ Marionettenregierung in Moskau zu installieren. Gerade deshalb wird er aus einem besonders hochqualifizierten und bestens ausgestatteten Sicherheitsteam bewacht.
- Analyse der Bedrohungslage der Besuchsregionen.
- Umfangreiche Stör- und Abhörmaßnahmen in der Unterkunft.
- Top-Attribute von Putins Bodyguards.
- Vier „Schutzkreise“ bei öffentlichen Auftritten.
Vor Putins Reisen wird die Bedrohungslage analysiert
Bevor Wladimir Putin eine seiner Residenzen verlässt, um irgendwo in der Öffentlichkeit aufzutreten, kommt zunächst sein Sicherheitsteam ins Spiel. Mitunter schon Monate zuvor.
Als erstes werden alle Unwägbarkeiten der Region, die er aufsuchen oder in die er reisen will, genauestens unter die Lupe genommen. Dementsprechend wird die jeweilige Bedrohungslage analysiert. Und zwar nicht nur hinsichtlich der dortigen kriminellen Aktivitäten oder sozialen Unruhen, sondern auch wegen möglicher Risiken von Naturkatastrophen, wie etwa Überschwemmungen oder Erdbeben.
Das Überwachungsteam stimmt mit den zuständigen örtlichen Behörden einen Plan ab. Dahingehend ist es unerlässlich, Putins Unterkunft während des Besuchs akribisch zu überprüfen. Sollten Reparaturen anfallen, müssen diese im Vorfeld durchgeführt werden.
Umfangreiche Stör- und Abhörmaßnahmen in Putins Unterkunft
Außerdem installieren IT-Ingenieure und Techniker Störsender, die Funksprüche an den Aufenthaltsort blockieren sollen sowie Abhörgeräte. Um etwaige verdächtige Aktivitäten zu kontrollieren, pingen sie ebenso sämtliche Smartphones in der Nähe des Präsidenten an.
Erst nach dieser akribischen und umfangreichen Vorarbeit des Überwachungsteams, die bis zu vier Wochen dauern kann, ist eine Anreise Putins möglich.
Spezialeinheit zum Schutz Putins
Für den Schutz des Präsidenten ist der FSO (Federalnaja sluschba ochrany), der Föderale Dienst für Bewachung der Russischen Föderation zuständig.
Ebenso für die Sicherheit des Premierministers, des Sprechers der Staatsduma und des Föderationssowjets, des Außen- und Verteidigungsministers, des Direktors des Föderalen Sicherheitsdienstes, des Vorsitzenden des Sicherheitsrates, des Leiters der Präsidialverwaltung sowie seiner Stellvertreter und des Vorsitzenden des Zentralen Wahlausschusses. Der FSO umfasst insgesamt über 50.000 Mitarbeiter.
Diese Attribute müssen Putins Bodyguards aufweisen
Die Leibwächter der Spezialeinheit, die für Putins persönliche Sicherheit verantwortlich sind, haben mitunter Kampferfahrung aus Kriegseinsätzen. Sie sind jünger als 35 Jahre, 175 bis 190 cm groß, wiegen 75 bis 90 Kilogramm, sind gut durchtrainiert und besitzen eine hervorragende Kondition.
Außerdem müssen sie Fremdsprachen beherrschen, ausgebildet in einer „extremen Fahrweise“ sein und jegliche Bedrohungen zuvor erkennen und abwehren können. Und dies unbemerkt von Dritten. Die Bewaffnung der Bodyguards besteht aus 9‑mm Gurza-Pistolen, die bis zu 40 Kugeln pro Minute abfeuern und selbst kugelsichere Westen aus 50 Metern Entfernung durchdringen können.
Des Weiteren haben Putins Leibwächter das Recht:
– Leibesvisitationen vorzunehmen.
– Jegliche Fahrzeuge zu beschlagnahmen; Zivilfahrzeuge jedoch nur unter „extremen Bedingungen.“
– Sich Zugang zu jedem Gebäude zu verschaffen.
– Ebenso zu jeder Organisation.
Mit Erreichen des 35. Lebensjahres scheiden die Leibwächter des Präsidenten aus, was der sehr aufreibenden Arbeit geschuldet ist.
Vier „Schutzkreise“ bei Putins öffentlichen Auftritten
Bei öffentlichen Auftritten ist das Sicherheitsteam in vier Kreisen aufgestellt.
Der erste Kreis ist der am nächsten gelegene, der aus Putins persönlichen Leibwächtern gebildet wird. Bei Gefahr müssen sie ihn mit ihren eigenen Körpern schützen. Einige tragen Koffer mit sich, die als Schutzschilde vor Geschossen eingesetzt werden können. Ebenso werden robuste Kevlar-Schirme mitgeführt, die ebenfalls vor Projektilen Schutz gewähren.
Der zweite Kreis des Sicherheitsteams besteht aus Zivilgekleideten, die sich unauffällig in der Menge bewegen. Ihre Aufgabe ist es, nach potenziellen Angreifern Ausschau zu halten.
Der Job der Sicherheitsleute des dritten Kreises ist es, eine Menschenmenge zu umkreisen und zu verhindern, dass sich Verdächtige in Putins Nähe aufhalten können.
Der vierte Kreis wird aus auf den umliegenden Gebäudedächern verteilten Scharfschützen gebildet. Ihre Bewaffnung setzt sich aus AK-47-Dragunow-Scharfschützengewehren, Panzerabwehrgranatwerfern und tragbaren „Osa“-Flugabwehrraketensystemen zusammen.
Weitere Sicherheitsmaßnahmen sind kugelsichere Glasscheiben sowie gepanzerte Vans.
Somit gehört Wladimir Putin nicht nur zu den am meisten gefährdeten Staatschefs, sondern wohl auch zu den bestbewachten.
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Quellen:
[1] https://orf.at/stories/3209778/
[2] https://www.dw.com/de/russisches-staatsfernsehen-anschlag-auf-putin-verhindert/a‑15770214
Guido Grandt — Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Blog des Autors www.guidograndt.de
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