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Afrika im Jah­res­rück­blick 2021: Regionale Kon­flikte und die Rolle des Imperialismus

Von den west­lichen bis in die öst­lichen Regionen dauert der Kampf gegen die Desta­bi­li­sierung unver­mindert an

(von Abayomi Azikiwe
Über­setzung©: Andreas Ungerer)

  1. Dezember 2021, Global Research
    Seit dem Jahr 2020 hat sich die Anzahl der mili­tä­ri­schen Inter­ven­tionen in die Politik Afrikas erhöht.

Was jedoch oft bei der vor­sätz­lichen Unter­wan­derung der natio­nalen und regio­nalen Sta­bi­lität über­sehen wird, ist die Rolle west­licher Regie­rungen und ihrer Militäreinrichtungen.

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Der nord­afri­ka­nische Staat Libyen ist ein Para­de­bei­spiel für die ver­hee­renden Aus­wir­kungen des Pen­tagons, der Central Intel­li­gence Agency (CIA), des Außen­mi­nis­te­riums sowie der von Washington kon­trol­lieren North Atlantic Treaty Orga­ni­sation (NATO) bei der Zer­störung des erd­öl­reichen Staates vor einer Dekade. Dieses impe­ria­lis­tische Projekt war die erste voll­um­fäng­liche Ope­ration der drei Jahre zuvor im Jahr 2008 gegrün­deten [und im deut­schen Stuttgart sta­tio­nierten] United States Africa Command (AFRICOM).

Bis heute ver­sinkt Libyen im Chaos, da es min­destens dreimal nicht gelungen ist, eine von den Ver­einten Nationen ver­mit­telte funk­tio­nie­rende Regierung der natio­nalen Einheit zu bilden und die anhal­tenden internen Kriege im Lande zu beenden. Für den 24. Dezember waren Wahlen ange­setzt. Die Wahlen konnten jedoch nicht statt­finden, weil es den Eliten nicht gelungen ist, ein auf den Inter­essen der Mehrheit der Bevöl­kerung basie­rendes, kohä­rentes poli­ti­sches System zu schaffen.

Unter dem poli­ti­schen Regime der Dscha­ma­hirija* des ver­stor­benen Oberst Muammar Gaddafi war Libyen zum wohl­ha­bendsten Staat innerhalb der Afri­ka­ni­schen Union (AU) geworden. Der Staat war ein Bollwerk der Unter­stützung für nationale Befrei­ungs­be­we­gungen und soziale Gerech­tigkeit in ganz Afrika und der Welt.

Während des ver­gan­genen Jahr­zehnts ist Libyen zu einer Quelle von Kon­flikten und Insta­bi­lität in ganz Nord- und West­afrika geworden. Men­schen­handel hat das Leben von Ein­hei­mi­schen und Mil­lionen Migranten in Gefahr gebracht, die auf dem Weg zum Mit­telmeer und auf den euro­päi­schen Kon­tinent durch das Land geschleust werden.

Bei der Betrachtung der der­zei­tigen Sicher­heits­si­tuation in Mali, können die Ursprünge der seit dem Jahr 2012 andau­ernden Krise bis zu der Mission von Pen­tagon und NATO in Libyen zurück­ver­folgt werden. Die Rebel­len­gruppen, die von den Impe­ria­listen rekru­tiert, bezahlt, bewaffnet, koor­di­niert und gefördert worden sind, hatten keine kon­sis­tente ideo­lo­gische Ori­en­tierung, die zur Errichtung eines modernen poli­ti­schen Staats hätte führen können.

Die Rebel­len­un­ruhen in Mali, Burkina Faso, Niger, Nigeria, Kamerun, Tschad sowie in anderen west­afri­ka­ni­schen Staaten folgen einem ähn­lichen Muster. Der Fokus dieser bewaff­neten Gruppen lag auf der Schaffung von Unsi­cherheit und der Zer­störung jed­weder Entwicklung.

Sowohl Oppo­si­ti­ons­par­teien als auch Mas­sen­or­ga­ni­sa­tionen in Mali waren einige Monate im Nachgang einer umstrit­tenen Par­la­mentswahl von der Rolle des ehe­ma­ligen Prä­si­denten Ibrahim Bou­bacar Keita ent­täuscht. Die Afri­ka­nische Union (AU) hat umgehend ver­sucht, nach dem Putsch zu inter­ve­nieren, um die Wie­der­her­stellung einer Zivil­re­gierung zu fördern. Mit dem Ziel, in naher Zukunft Mehr­par­tei­en­wahlen durch­zu­führen, wurde eine Inte­rims­re­gierung errichtet.

Pro­bleme mit den Über­gangs­re­ge­lungen führten innerhalb von zehn Monaten zu einem wei­teren Putsch. Oberst Assimi Goita, der Anführer der Putsche von 2020 und 2021, wurde in Kriegs­aka­demien des Pen­tagons in den USA aus­ge­bildet. Die USA haben mili­tä­rische Per­sön­lich­keiten wie Goita und Oberst Mamady Doum­bouya aus­ge­bildet, was mög­li­cher­weise erklärt, warum es der AU nicht möglich war, diese beiden Männer von der Staats­macht zu verdrängen.

Oberst Doum­bouya hat sich ebenso wie Oberst Goita offen über die Wirt­schafts­ge­mein­schaft West­afri­ka­ni­scher Staaten (ECOWAS) hin­weg­ge­setzt, die gemeinsam mit der AU Sank­tionen ver­hängt hatte. Beide Mili­tär­führer können sich an der Macht halten und trans­na­tio­nalen Unter­nehmen ermög­lichen, die Aus­beutung des Bodens und der Res­sourcen Afrikas fortzusetzen.

Die Bun­des­re­publik Nigeria, der meist bevöl­kerte Staat auf dem afri­ka­ni­schen Kon­tinent, war offenbar unfähig die seit dem Jahr 2009 im Norden des Landes wütenden Auf­stände der Boko Haram auf­zu­lösen. Der der­zeitige Prä­sident Muhammadu Buhari, ein Kar­riere-Soldat, bemühte sich im Jahr 2015 mit den Worten um das Amt, dass unter seiner Führung die Boko Haram innerhalb von sechs Monaten besiegt sein würde.

Boko Haram* hat nicht nur die Men­schen im Nord­osten Nigerias wei­terhin ter­ro­ri­siert, sondern sich auch in anderen angren­zende Staaten der Region wie dem Tschad, Kamerun und Niger aus­ge­breitet. Im Namen des radi­kalen Islam war die Gruppe an Ent­füh­rungen, Erpressung, Morden und sexu­ellen Über­griffen an Kindern beteiligt. Die Unfä­higkeit der Bun­des­re­gierung, die Auf­stände zu beenden, hat auch in anderen Regionen, ein­schließlich des Nord­westens, der Mitte und des Südens eine Atmo­sphäre grö­ßerer Unsi­cherheit geschaffen.

Während des Jahres 2021 soll Buhari eine Ver­legung der Zen­trale von AFRICOM aus dem deut­schen Stuttgart nach Nigeria gefordert haben. Solche Stel­lung­nahmen skiz­zieren den Mangel an stra­te­gi­scher Weit­sicht innerhalb der der­zei­tigen Führung des über 200 Mil­lionen Ein­wohner umfas­senden Staates Nigeria. Buhari und anderen Staats­chefs in Afrika, die glauben, dass eine stärkere Präsenz des Pen­tagons ein höheres Maß an natio­naler Sicherheit bedeutet, sollte klar­ge­macht werden, dass das Gegenteil der Fall ist.

Seit dem Erscheinen von AFRICOM hat sich die Situation innerhalb des Gebietes der Afri­ka­ni­schen Union ver­schlimmert. Solange Afrika nicht sein eigenes, unab­hän­giges Mili­tär­system in Gang setzen kann, um, ange­sichts der kon­ti­nu­ier­lichen impe­ria­lis­ti­schen Desta­bi­li­sierung und Aus­beutung, die Sicherheit auf­recht­zu­er­halten, wird die all­ge­meine Ent­wicklung des Kon­ti­nents wei­terhin unter­drückt werden.

Die stra­te­gi­schen Inter­essen des Impe­ria­lismus am Horn von Afrika

Die Kon­flikte in Äthiopien, dem Sudan und Somalia sind alle mit ähn­lichen Bemü­hungen ver­bunden, die wirt­schaft­liche Zukunft dieser wich­tigen Staaten zu bestimmen. Äthiopien wird von vielen zeit­ge­nös­si­schen His­to­rikern als die Wiege der mensch­lichen Zivi­li­sation betrachtet. Die Geschichte des Sudan ist ebenso alt und aus­schlag­gebend wie die äthio­pische. Auch Somalia wird, wegen seiner Lage am Indi­schen Ozean und sehr nah am Golf von Aden und der Ara­bi­schen Halb­insel, von Washington und der Wall Street begehrt.

All diese Staaten ver­fügen über Boden­schätze, die in dem von Kapi­ta­lismus und Impe­ria­lismus geprägten Welt­wirt­schafts­system von großer Bedeutung sind. Der Sudan hat gemeinsam mit Somalia enorme Vor­kommen an Erdöl und anderen Boden­schätzen. Das Grand Ethiopian Renais­sance Dam Project (GERD) hat das Potential zur enormen Ver­bes­serung der Was­ser­kraft­ka­pa­zität in den Regionen Ost- und Nordafrikas.

Die Machen­schaften der USA in Äthiopien haben die Auf­merk­samkeit vieler Afri­kaner innerhalb des Kon­ti­nents und inter­na­tional auf sich gezogen. In vielen Städten in den USA und auf der ganzen Welt hat die #NoMore-Bewegung an Bekanntheit gewonnen. In den äthio­pi­schen Medien gibt es täglich zahl­reiche Hin­weise auf die Not­wen­digkeit der Einheit gegen die hege­mo­nialen Bemü­hungen Washingtons. Die rebel­lische Tigray People’s Libe­ration Front* (TPLF) wird von Washington einmal mehr darauf vor­be­reitet, die Regierung in Addis Abeba zu über­nehmen. Die von Prä­sident Joe Biden ver­hängten Sank­tionen sind eine Fort­setzung der fehl­ge­lei­teten Außen­po­litik der USA gegen Afrika und seine Bevöl­kerung. Mit der Nie­der­schlagung der jüngsten Rebel­len­vor­stöße in Äthiopien hat sich die Regierung von Pre­mier­mi­nister Abiy Ahmed den Respekt der afri­ka­ni­schen Bevöl­kerung und der echten Anti­im­pe­ria­listen in aller Welt erworben.

Die ange­schlagene Führung des Mili­tä­ri­schen Über­gangs­rates (TMC) in der Republik Sudan steht kurz davor, wegen ihrer unent­wirr­baren Ver­bin­dungen zum Impe­ria­lismus weiter bloß­ge­stellt zu werden. Die Demo­kra­tie­be­wegung im Sudan ist von zen­traler Bedeutung für die all­ge­meine Krise am Horn von Afrika. Ägypten, der nach dem Staat Israel der zweit­größte Emp­fänger von Hilfe aus Washington, arbeitet fie­berhaft daran, den Trans­for­ma­ti­ons­prozess im Sudan und in Äthiopien zu unter­graben. Nach dem Vorbild Washingtons hat Kairo die Ver­hand­lungen mit der Regierung Abiy über die Auf­füllung des GERD-Pro­jekts poli­ti­siert. Der Sudan wird auf­grund der poli­ti­schen Aus­richtung und der wirt­schaft­lichen Ver­wund­barkeit der Mili­tär­junta beeinflusst.

Ägypten will eine dau­er­hafte Rolle west­licher Mili­tär­in­ter­essen im Sudan sicher­stellen. Prä­sident Abdel Fattah as-Sisi*, der als Mili­tär­of­fizier zurücktrat, um als Staatschef zu kan­di­dieren, nachdem er im Jahr 2013 eine Zivil­re­gierung gestürzt hatte. Die Ver­ei­nigten Staaten können sich keine poli­tisch unab­hängige Regierung in Ägypten dem Tor zum rest­lichen Afrika, West­asien und Süd­europa leisten.

Pan-Afri­ka­nismus gewinnt für die Dis­kussion um Sicherheit an Bedeutung

Einer neuen Gene­ration von Afri­kanern wird die Ideo­logie des Pan-Afri­ka­nismus ange­boten. Die einzige Lösung der Sicher­heits­krise in Afrika lautet Vereinigung.

Die Massen im Sudan und in Äthiopien haben in eine neue Richtung für die poli­tische Orga­ni­sation und den Wider­stand gegen den Impe­ria­lismus gewiesen. Bidens Außen­po­litik am Horn von Afrika hat die Einheit zwi­schen Äthio­piern, Eri­treern und anderen Völkern des Kon­ti­nents gefördert. Bei allen Gesprächen über die Errei­chung von Sta­bi­lität am Horn von Afrika, in West­afrika und anderen Regionen muss die desta­bi­li­sie­rende Wirkung des impe­ria­lis­ti­schen Mili­ta­rismus berück­sichtigt werden. Über die angeb­liche mili­tä­rische Aus­bildung der Streit­kräfte bis hin zur Lie­ferung von Kriegs­waffen und ‑tech­niken haben die USA, Frank­reich, Groß­bri­tannien, die EU und die NATO die Struk­turen des post­ko­lo­nialen Afrikas tief durch­drungen [wobei die ins­be­sondere auch die Rolle Bim­bes­re­publik hierbei* erwähnt werden muss / Anm. d. Übers.].

Während des Put­sches in Conakry* im Mai 2021 war die Anwe­senheit von Truppen der AFRICOM unüber­sehbar. Diese Militärs könnten ohne die volle Rücken­de­ckung trans­na­tio­naler Unter­nehmen, des inter­na­tio­nalen Finanz­ka­pitals und ihrer Sicher­heits­ap­parate nicht der­maßen unge­straft handeln. Sta­bi­lität und Sicherheit werden sich erst dann rea­li­sieren lassen, wenn die Res­sourcen, das Land und die Arbeits­kraft der afri­ka­ni­schen Völker zurück­er­obert und zum Nutzen der Mehrheit ein­ge­setzt werden.

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Abayomi Azikiwe ist der Her­aus­geber des Pan-African News Wire und regel­mä­ßiger Autor bei Global Research.

Quelle: https://www.globalresearch.ca/…

Quelle der Über­setzung: https://giftamhimmel.de/…

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