Zeit der Mit­läufer: COVID-Gut­men­schen in Schulen und Arztzimmern

Mit­läufer ist noch der harm­lo­seste Begriff, der uns im Zusam­menhang mit denen, über die wir in diesem Post schreiben, einfällt.

Ordnen wir, das und vor allem die­je­nigen, die Gegen­stand dieses Bei­trags sind, zunächst psy­cho­lo­gisch ein, denn es gibt in Deutschland, nicht nur in Deutschland, aber in Deutschland wohl besonders häufig, Men­schen, die der Eifer antreibt, sich als 150%iger Gewährsmann, als erster unter den Mit­läufern, quasi als vor­aus­ei­lender Mit­läufer (als Vor­aus­läufer) zu expo­nieren, und zwar und ohne Aus­nahme, auf Kosten von Men­schen, die sie unter sich wähnen. Es ist dies der Versuch, Geltung für sich dadurch zu ver­schaffen, dass man sich Men­schen sucht, die auf­grund ihrer sozialen Position, weil sie ent­weder noch nicht im mün­digen Alter ange­kommen sind oder als Zuge­wan­derte natür­liche Nach­teile im Hin­blick auf in der Auf­nah­me­ge­sell­schaft vor­handene soziale Pro­zesse und Regeln haben, um sie für die eigenen Zwecke aus­zu­nutzen bzw. aus­zu­beuten. Wobei diese Zwecke stets nar­ziss­ti­scher Natur sind, stets die eigene Insze­nierung auf Kosten der benutzten Gruppe, der benutzten Men­schen zum Gegen­stand haben.

Dieses Phä­nomen der fra­gilen Mit­läufer, die sich dann, wenn sie sich im Fahr­wasser derer wähnen, denen sie sich unter­ordnen, zu wahren Monstern ent­wi­ckeln, die keine Pro­bleme damit haben, wie die Expe­ri­mente von Stanley Milgram gezeigt haben, Men­schen zu töten, ist lange bekannt und umfang­reich beschrieben. Mit Tajfel und Turner kann man erklären, warum Bie­dermann, wohl heute eher Bie­derfrau zum Brand­stifter wird, denn eine Zuordnung der eigenen Person zu einer “Auto­rität” schafft nicht nur eine Form der Behag­lichkeit für die Gemüter, die sich bislang in der kalten Gesell­schaft mit ihren wenigen, wenn über­haupt vor­han­denen Fähig­keiten alleine gelassen gefühlt haben, sie schafft vor allem eine soziale Iden­tität, eine Zuge­hö­rigkeit, die freilich auf emo­tio­naler Basis steht und deshalb ent­weder mit Aggression und Gewalt gegen Kri­tiker oder Zweifler ver­teidigt werden muss (weil es argu­men­tativ nicht geht) oder die gegenüber Per­sonen durch­ge­setzt, insze­niert und werden muss, die sozial unter­legen sind, ent­weder, weil sie zu jung sind, um sozial kom­petent zu sein oder weil sie sich in Struk­turen finden, in denen sie dem­je­nigen, der seine soziale Iden­tität inse­nieren will, unter­worfen sind oder weil sie als neu Hin­zu­ge­kommene noch nicht wissen, wie der Hase läuft, Gruppen also, die sich in der gesell­schaft­lichen Sozi­al­struktur unterhalb dessen finden, der sich insze­nieren will (noch unterhalb), der ent­spre­chend dieses soziale Gefälle aus­nutzen kann, um seine nicht vor­handene Per­sön­lichkeit auf Kosten oft genug im Anver­trauter zu inszenieren.

Damit sind wir bei zwei gesell­schaft­lichen Posi­tionen ange­kommen, die dem Inhaber eine Position des Über­le­genen zuweisen: Lehrer, die kraft Position Schülern über­legen sind, schon deshalb, weil sie dis­zi­pli­nie­rungs­fähig sind, Schülern somit Kosten ver­ur­sachen können. und Ärzte, für die das­selbe mit Bezug auf Pati­enten zutrifft.

In beiden Gruppen finden sich heute wieder die Mit­läufer, ohne die kein tota­li­täres System aus­kommt, die­je­nigen, die durch ihr ein­schlei­mendes Mit­laufen, das oft genug Prä­ze­dens­fälle schafft, die Dynamik tota­li­tärer Staaten von der sanften Gewalt des Nudgens zum Mord­regime treiben, die Mit­läufer, ohne die tota­litäre Systeme keinen Bestand hätten, Mit­läufer, die sich gegen Mit­bürger wenden und Befrie­digung daraus gewinnen, andere Men­schen zu gängeln, anderen Men­schen zu schaden. Besonders nie­der­trächtig wird dieses Ver­halten, wenn es unter Aus­nutzung von Posi­tionen geschieht, die eigentlich ein Schutz­ver­hältnis begründen sollen: Schüler sind dem Schutz von Lehrern anver­traut, Pati­enten ver­trauen sich dem Schutz von Ärzten an (wie sie hoffen).

Vor diesem Hin­ter­grund ist das, was am 1. Dezember 2021 in aller Unschuld, in bedau­erndem Ton, aber ohne die deut­liche Bewertung, die not­wendig ist, in der WELT zu lesen war, nicht mehr nur erschre­ckend, es ist ein Indiz dafür, dass Struk­turen, die das Dritte Reich getragen haben, wieder vor­handen sind, in Schulen z.B.

“Gleich­zeitig spielen sich in den Schulen Szenen ab, die vor der Pan­demie einen gesell­schaft­lichen Auf­schrei aus­gelöst hätten. Da gibt es Tafeln, auf deren einer Seite die Geimpften stehen, auf der anderen die nicht Geimpften, die sich dann vor der ver­sam­melten Klasse regel­mä­ßigen Tests unter­ziehen müssen.

[…]

Da gibt es Lehr­kräfte, die Kinder einzeln auf­rufen und nach ihrem Impf­status befragen: Wer geimpft ist, erhält einen Applaus, wer nicht, muss sich recht­fer­tigen. Jugend­liche erinnern ihre Mit­schüler an ihre „soziale Ver­ant­wortung“, in der fälsch­lichen Annahme, dass sie es seien, die eine Ver­ant­wortung für die erwachsene Gesell­schaft hätten, nicht diese für sie. Die soziale Spaltung ist längst in den Schulen angekommen.”

Das Zitierte ent­stammt einem Beitrag von Andrea Knipp-Selke und Heike Riedmann, der am 1. Dezember 2021 in der WELT erschienen ist. Im wei­teren Verlauf des Bei­trags argu­men­tieren die Autoren, dass es weder eine medi­zi­nische Indi­kation für die Impfung von Schülern und Jugend­lichen gibt noch einen nach­weis­baren posi­tiven Nutzen, den Schüler und Jugend­liche aus einer Impfung gewinnen. Sie beklagen wohl die “Spaltung”, die in deut­schen Schulen nach ihrer Ansicht ange­kommen ist. Aber das Ganze ver­mittelt mehr oder weniger den Ein­druck von Pas­santen am Rand eines Flusses, die ange­sichts vor­bei­trei­bender Leichen über die Not­wen­digkeit von Schwimm­un­ter­richt und darüber dis­ku­tieren, dass die Hoch­was­ser­schutz­maß­nahmen nicht adäquat sind.

Es wirkt der Sache nicht angemessen.

Wohl­ge­merkt, es ist gut, dass Knipp-Selke und Riedmann den Beitrag geschrieben haben, den sie geschrieben haben, es ist schlecht, dass sie nicht die deut­lichen Worte gefunden haben, die not­wendig sind, um das, was sie berichten, zu bewerten, denn bei dem Berich­teten handelt es sich um das, was Harold Gar­finkel als Degra­die­rungs­ze­re­monie beschrieben hat. Nach Anschluss Öster­reichs mussten Juden Straßen mit Bürsten abschrubben. Das ist eine Dek­ra­die­rungs­stra­tegie, die dem, was in deut­schen Schulen offen­kundig statt­findet, entspricht.

Der Zweck von Degra­die­rungs­stra­tegien ist in zwei Nomen beschrieben: Demü­tigung und Aus­grenzung. Was sind das für furchtbare Lehrer, die es not­wendig haben, die eigene Per­sön­lichkeit auf der Demü­tigung und Aus­grenzung von Schülern zu bauen? Wie kann es sein, dass eine Schul­be­hörde diesen Miss­brauch Schutz­be­foh­lener durch Lehrer, diesen Über­griff auf die Auto­nomie von Kindern und Jugend­lichen duldet? Dass es geduldet wird, ist ein wei­teres Indiz dafür, dass in Deutschland bereits das herrscht, was faschis­tische und tota­litäre Regime aus­zeichnet: Willkür. Man stelle sich vor, Schüler würden auf­ge­rufen und gefragt, ob sie einen Aus­länder in der Familie haben. Haben sie keinen Aus­länder in der Familie, dann wird geklatsch, haben sie einen, dann müssen sie begründen, warum sie einen Aus­länder in ihrer Familie dulden. Die­je­nigen, die jetzt so furchtbar ruhig sind, so wenig zu dem zu sagen wissen, was an Bos­haf­tigkeit derzeit in Schulen zu finden ist, wären voller Erregung und würden mit Begriffen wie Rechts­extre­mismus, Ras­sismus, Dis­kri­mi­nierung usw. nur so um sich spucken. Dass sie keine Worte finden, um Demü­tigung und Aus­grenzung von Schülern durch deren Lehrer zu ver­ur­teilen, das ist die Wilkür, die tota­litäre Systeme aus­zeichnet, die nur dann mit allem, was sie an Gewalt zur Ver­fügung haben, vor­gehen, wenn es ihren Inter­essen entspricht.

Offen­kundig hat sich bei den bereit­wil­ligen Mit­läufern, die die Sache Anderer zur eigenen Sache machen, wenn sie damit ihre Bös­ar­tigkeit aus­leben und darüber hinaus ein Per­sönchen auf dem Scher­ben­haufen bislang miss­glückter Iden­ti­täts­bildung errichten können, bereits der Ein­druck ver­breitet, in einer Gesell­schaft zu leben, in der Ankriechen, Schleimen, in der prä­miert wird, wer sich als besonders großer Syko­phant aus­weist. Dass dem so ist, belegt auch dieser Facebook-Post eines Arztes aus Leer.

Offen­kundig denkt Herr Dr. Seeber, er sei auf der Seite der Guten. Offen­kundig ist er der Ansicht, es könne ihm auch dann nichts geschehen, wenn er fordert, Men­schen, die sich gegen eine Impfung ent­schieden haben, zur Ziel­scheibe von Hass zu machen, mit dem Ziel, dass es für die Unge­impften “richtig scheußlich” wird. Man muss hier gar keinen Ausflug in die wis­sen­schaft­liche For­schung zu Impf­stoffen und deren Wirk­samkeit machen, um zu wissen, dass Dr. Seeber ein Arzt ist, den man – man­gelns Sach­ver­stand – meiden muss, es reicht, die mensch­liche Qua­lität einer Person zu bewerten, die kein Problem damit hat, eine einzige Ent­scheidung, die Men­schen anders getroffen haben, als er selbst, zum Anlass zu nehmen, um diese anderen Men­schen zur Ziel­scheibe seines erstaun­lichen Hasses zu machen. Was pas­siert, wenn dem All­ge­meinarzt der schon einmal Men­schen anderer poli­ti­scher Ansicht als “braunen Dreck” betitelt, die poli­tische Ansicht eines seiner Pati­enten miss­fällt? Erhält dieser Patient dann ein Medi­kament, das ihn schädigt, statt ihm zu helfen oder wird die Behandlung vom ach so guten Arzt und Akti­visten Seeber rundweg verweigert?

Leute wie Seeber sind nur möglich, weil es ein gesell­schaft­liches Klima gibt, in dem sie sich so sicher wähnen, dass sie pro­blemlos andere Men­schen öffentlich dehu­ma­ni­sieren und dis­kre­di­tieren zu können glauben. Man stelle sich vor, “brauner Dreck” werde nicht ver­wendet, um Mit­glieder der AfD zu bezeichnen, sondern Straft­täter fremd­län­di­scher Her­kunft, um einen kurzen Ein­blick in das, was in Köpfen, wie dem von Seeber vorgeht, zu erhalten. Er gehörte sicher zu den ersten, die sich über “braunen Dreck” in zweiter Ver­wendung ereifern, dessen unge­achtet hat er kei­nerlei Regung von Anstand, wenn er Men­schen anderer poli­ti­scher Ein­stellung als “braunen Dreck” bezeichnet. Das sagt alles, was es über Seeber zu wissen gibt.

Dass sich Per­sonen wie er in der Öffent­lichkeit pro­du­zieren, dass sich Lehrer, wohl eher Leh­re­rinnen damit insze­nieren, dass sie Kinder demü­tigen und aus­grenzen, dass, mit anderen Worten, Leute, die sich unter nor­malen Umständen nicht ans Tages­licht trauen würden, nunmehr so mutig sind, ihre abwegige Meinung kund zu tun und ihre nie­deren Instinkte aus­zu­leben, das ist hin­rei­chend, um das Klima, das Polit-Akti­visten in Deutschland geschaffen haben, hin­rei­chend auch von außerhalb Deutsch­lands beschreiben und ver­achten zu können.

Das gab’ es schon einmal:

In Deutschland scheint es einen festen Stamm von Akteuren zu geben, die sich – sobald sie die Gele­genheit dazu wittern – mit denen, die sie über sich ver­orten, die sie für ihre “Obrigkeit” halten, ver­schwören, direkt oder andienend in vor­aus­ei­lendem Gehorsam, um gegen MIT­BÜRGER vor­zu­gehen, die den Frevel begangen haben, etwas anderes als vor­ge­geben getan zu haben. Dieser Stamm von Sykop­anten ist unver­zichtbar, wenn es darum geht, tota­litäre Struk­turen durch­zu­setzen, wie es sie in der Geschichte der Deut­schen so häufig gegeben hat. Sie dienen sich als Kämpfer für die Demo­kratie an, was nichts anderes bedeutet, als dass sie frei­willig die­je­nigen aus­schnüffeln und aus­grenzen, die die Staats-Ideo­logie kri­ti­sieren. Sie dienen sich als Block­warte an, die Mit­bürger für ver­meint­liches Fehl­ver­halten denun­zieren. Sie dienen sich als vor­aus­ei­lende Was­ser­träger an, die sich rigide Maß­nahmen aus­denken, mit denen nicht gefügige Mit­bürger trak­tiert werden können, Maß­nahmen, die bislang kein staat­licher Akteur ein­ge­setzt hat. Die Freude daran, sich mit denen gemein zu machen, die sich als “Herr­scher” insze­nieren wollen und sich von den Mit­bürgern dadurch zu dif­fe­ren­zieren, dass man in einer Mischungs aus Bos­haf­tigkeit und Schlei­merei die Sache des Staates zur eigenen Sache macht oder vor­aus­eilend Gän­ge­lungs­maß­nahmen erfindet, die man dann mit Freude in die Welt posaunt, ist ein tota­li­täres Erbe, das in Deutschland ver­breitet ist, eines, das im Zusam­menhang mit dem Dritten Reich von einer Vielzahl von Wis­sen­schaftlern beschrieben wurde:

So berichtet Law­rence Reece (2005, S.60) von den Würz­burger Gestapo-Akten, deren Analyse u.a. ergeben hat, dass die Gestapo mit anonymen Anzeigen von Deut­schen über­flutet wurde. Dabei reichte bereits das Ver­weigern des deut­schen Grußes, um von seinen Nachbarn bei der Gestapo denun­ziert zu werden.

Ian Kershaw hat in diesem Zusam­menhang die Bezeichnung “working towards the Führer” geprägt (Kershaw, 2008), um damit den vor­aus­ei­lenden Gehorsam vieler Deut­scher in allen Schichten und Funk­tionen zu beschreiben, der darin bestand, sich als besonders effi­zi­enten “Kämpfer” für die Sache der NSDAP zu pro­fi­lieren. Denun­ziation von Nachbarn war, wenn man so will, das Mittel in der Hand der “ordinary citizens”, während sich die direkte Umgebung von Hitler eher darin gefiel, die Zustimmung des Führers zu von ihnen aus­ge­heckten Maß­nahmen wie z.B. die Ermordung von Behin­derten in den ent­spre­chenden Heimen zu erhei­schen. Waren diese Maß­nahmen erst einmal eta­bliert, dann zeigte sich regel­mäßig, dass die Aus­füh­renden vor Ort, also die Ärzte in Heimen wie z.B. Aplerbeck, die “Eutha­nasie” Behin­derter  im wahrsten Sinne des Wortes in die eigene Hand nahmen und eine Mord-Effi­zienz an den Tag legten, die eigen­mo­ti­viert war, nicht das Ergebnis dezi­dierter und am Ein­zelfall aus­ge­rich­teter Mord­be­fehle (Reece, 2005, S.73–77).

Daran, dass Deutsche mit dem Regime recht zufrieden waren und das Regime es nicht nötig hatte, seine Bevöl­kerung mit der eisernen Knute zu unter­drücken, lassen auch die Ergeb­nisse einer groß ange­legten und sich über Jahre erstre­ckenden Studie keinen Zweifel, Ergeb­nissem die Eric A. Johnson im “British Journal of Cri­mi­nology” ver­öf­fent­licht hat: “The evi­dence pre­sented here leads to the con­clusion that consent and coope­ration, rather than fear, terror and coercion, cha­rac­te­rized the expe­rience of most German people during the Third Reich, so long as they were not Jewish or Com­munist or from a few other minority groups” (Johnson, 2011, S.611). [Über­setzung: Die Belege, die in dieser Arbeit prä­sen­tiert wurden, lassen nur den Schluß zu, dass Zustimmung und Koope­ration, nicht Angst, Terror und Zwang die Haltung der meisten Deut­schen im Dritten Reich zu beschreiben vermag, jeden­falls solange diese Deut­schen keine Juden, Kom­mu­nisten oder Ange­hörige einer anderen Min­derheit waren.]

Die zitierte Aussage ist das Ergebnis einer sehr umfang­reichen Unter­su­chung, in deren Verlauf über mehrere Jahre hinweg u.a. mehr als 1000 zufällig aus­ge­wählte Ver­fah­rens­akten von Gestapo und Son­der­ge­richten für Bergheim, Köln und Krefeld ana­ly­siert wurden, sowie mehr als 3000 Deutsche (Juden und Nicht-Juden), die zur Zeit des Dritten Reiches in Köln, Krefeld, Dresden oder Berlin lebten, und 8000 weitere Deutsche befragt wurden. Das für deutsche Ver­hält­nisse umfas­sende Daten­ma­terial zeigt, dass die Straf­ver­folgung im Dritten Reich eine sehr selektive Straf­ver­folgung war, die sich nicht an der began­genen Straftat aus­ge­richtet hat, sondern an der Person dessen, der die Straftat begangen hat. So hatten nicht-jüdische oder nicht-kom­mu­nis­tische Deutsche eine ver­schwindend geringe Wahr­schein­lichkeit z.B. wegen einer Beschimpfung von Hitler straf­rechtlich belangt oder gar in ein Kon­zen­tra­ti­ons­lager ver­schleppt zu werden, während jüdische oder kom­mu­nis­tische Deutsche, die z.B. einen Hit­lerwitz erzählten, mit fast 100%tiger Sicherheit damit rechnen konnten, im KZ zu landen: “Clearly, this has to mean that the Gestapo, police, Nazi party and other aut­ho­rities did not blanket the entire popu­lation with terror and fear, and did not even try to police most cri­minal offences” (Johnson, 2011, S.610). [Über­setzung: Dies lässt nur den Schluss zu, dass Gestapo, Polizei, NSDAP und andere Behörden die Bevöl­kerung nicht mit Terror und Angst über­zogen haben, dass sie nicht einmal die Mehrzahl began­gener Straf­taten ver­folgt haben.]

Die dar­ge­stellten Ana­lysen lassen somit nur den Schluss zu, dass das Dritte Reich von Teilen seiner Bevöl­kerung frei­willig mit­ge­tragen und vor­aus­eilend gehorsam unter­stützt wurde. So wie das heute wieder der Fall ist.

Es ist offen­sichtlich, dass der der­zeitige Wett­bewerb, in dem sich Akteure darin über­bieten, sich Gemein­heiten für Nicht­ge­impfte zu über­legen, in der Hoffnung, sich dadurch sozialen Status erschleimen zu können, die der­zeitige in Teilen der Bevöl­kerung herr­schende Über­ein­kunft der Geimpften (Deut­schen), dass die Nicht­ge­impften (Juden) an allem Unheil wie es derzeit mit stei­genden Fall­zahlen insze­niert wird, schuld seien, in direkter Tra­dition zu dem gerade Beschrie­benen steht. Die Struk­turen, die das ermög­lichen, sind nach wie vor vor­handen. Sie sind kol­lek­tives Gedächtnis. Das einzige, was derzeit noch fehlt, das ist der Führer, dem die vor­aus­eilend Gehor­samen zujubeln können.

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Wer nach­lesen will:

Gar­finkel, Harold (1984). Studies in Eth­no­me­tho­dology. Cam­bridge: Polity Press.

Milgram, Stanley (1982). Das Milgram-Expe­riment: Zur Gehor­sams­be­reit­schaft gegenüber Auto­rität. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.

Tajfel, Henri (1982)(ed.). Social Identity and Inter­group Rela­tions. London: Cam­brigde Uni­versity Press.

Turner, Jonathan (1987). Redis­co­vering the Social Group: A Self-Cate­go­rization Theory. Oxford: Basil Blackwell.


Quelle: sciencefiles.org