Die Fäl­schung der Kirchengeschichte

Der Gre­go­ria­nische Coup und der Dieb­stahl des Geburtsrechts

Dies ist der zweite von drei Artikeln, die auf große struk­tu­relle Pro­bleme in der euro­päi­schen Geschichte im ersten Jahr­tausend nach Christus hin­weisen. Im ersten Artikel (“Die Fäl­schung der römi­schen Antike”) haben wir argu­men­tiert, dass die Fäl­schung antiker Werke während der Renais­sance weiter ver­breitet war, als gemeinhin aner­kannt wird. Das, was wir über das Römische Reich zu wissen glauben — ein­schließlich Ereig­nissen und Per­sonen von zen­traler Bedeutung — beruht auf frag­wür­digen Quellen. (Wir behaupten jedoch nicht, dass sämt­liche schrift­liche Quellen über das Römische Reich gefälscht sind.)

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Wir haben auch argu­men­tiert, dass die tra­di­tio­nelle Sicht­weise des ersten Jahr­tau­sends durch eine starke Vor­ein­ge­nom­menheit zugunsten Roms und zu Lasten Kon­stan­ti­nopels ver­zerrt ist. Die gängige Dar­stellung des Byzan­ti­ni­schen Reiches als letzte Phase des Römi­schen Reiches, dessen Haupt­stadt vom Latium an den Bos­porus verlegt wurde, wird heute als Fäl­schung aner­kannt. Poli­tisch, kul­turell, sprachlich und religiös ver­dankt Byzanz Rom nichts. “In dem Glauben, dass ihre eigene Kultur der römi­schen weit über­legen war, waren die Griechen kaum emp­fänglich für den Ein­fluss der römi­schen Zivi­li­sation”, heißt es in einem kürzlich erschie­nenen Atlas de l’Empire Romain, in dem nur die Gla­dia­to­ren­kämpfe als mög­liche, aber mar­ginale Schuld erwähnt werden[1].

Die Annahme, dass die west­liche Zivi­li­sation ihren Ursprung in Rom, Italien, hat, beruht zum Teil auf einem Miss­ver­ständnis des Wortes “römisch”. Was wir heute als “Byzan­ti­ni­sches Reich” bezeichnen (ein Begriff, der erst im 16. Jahr­hundert üblich wurde), hieß damals Basileía tôn Rhô­maíôn (das Reich der Römer), und für den größten Teil des ersten Jahr­tau­sends bedeutete “römisch” einfach das, was wir heute als “byzan­ti­nisch” verstehen.

Unsere Vor­stellung von Rom als Ursprung und Zentrum der west­lichen Zivi­li­sation ist auch mit der Gewissheit ver­bunden, dass Latein die Mutter aller roma­ni­schen Sprachen ist. Diese Abstammung, die Mitte des 19. Jahr­hun­derts zu einem Dogma wurde,[2] wird jedoch ange­zweifelt (wir danken den Kom­men­ta­toren, die uns auf zwei Doku-Videos (Doku 1 und Doku 2), auf das Buch Le Français ne vient pas du latin von Yves Cortez und auf das Werk von Mario Alinei hin­ge­wiesen haben). Es scheint, dass Dante Recht hatte, als er in De vulgari elo­quentia (ca. 1303), der ersten Abhandlung zu diesem Thema, ver­mutete, dass Latein eine künst­liche, syn­the­tische Sprache war, die “durch eine gemeinsame Ver­ein­barung vieler Völker” für schrift­liche Zwecke geschaffen wurde[3].

Die Ver­zer­rungen, die zu unserer Lehr­buch­ge­schichte des ersten Jahr­tau­sends geführt haben, haben sowohl eine geo­gra­fische als auch eine chro­no­lo­gische Dimension. Die geo­gra­fische Ver­zerrung ist Teil des Euro­zen­trismus, der heute von Wis­sen­schaftlern wie James Morris Blaut (The Colonizer’s Model of the World, Guilford Press, 1993), John M. Hobson (The Eastern Origins of Western Civi­lization, Cam­bridge UP, 2004) oder Jack Goody (The Theft of History, Cam­bridge UP, 2012) in Frage gestellt wird. Die chro­no­lo­gische Ver­zerrung hin­gegen ist im aka­de­mi­schen Main­stream noch kein Thema: His­to­riker stellen das chro­no­lo­gische Grund­gerüst des ersten Jahr­tau­sends einfach nicht in Frage. Sie stellen sich nicht einmal die Frage, wann, wie und von wem es geschaffen wurde.

Bisher haben wir die Arbeits­hy­po­these for­mu­liert, dass das West­rö­mische Reich in gewisser Weise ein Phan­tom­du­plikat des Ost­rö­mi­schen Reiches ist, das von Rom her­auf­be­schworen wurde, um Kon­stan­ti­nopel das Geburts­recht zu stehlen und gleich­zeitig seine Schuld gegenüber jener Zivi­li­sation zu ver­bergen, die es zu ver­nichten gedachte. Das Römische Reich war mit anderen Worten eher ein Traum als eine Erin­nerung, genau wie das Reich Salomos. Aber, so wird man sofort ein­wenden, während Archäo­logen keine Spuren von Salomos Reich gefunden haben, sind die Über­reste von Augustus’ Reich reichlich vor­handen. Stimmt, aber stammen diese Spuren wirklich aus der Antike, und wenn ja, warum sind in Rom nir­gendwo Spuren aus dem Mit­tel­alter zu finden? Wenn Rom das pul­sie­rende Herz der mit­tel­al­ter­lichen west­lichen Chris­tenheit war, hätte es mit dem Aufbau und nicht nur mit der Restau­rierung beschäftigt sein müssen.

Die Gemeinde Rom wurde 1144 als Republik mit einem Konsul und einem Senat gegründet, nach dem Vorbild anderer ita­lie­ni­scher Städte (Pisa 1085, Mailand 1097, Genf 1099, Florenz 1100). Sie defi­nierte sich selbst durch die For­mu­lierung senatus popu­lusque romanus (“Senat und Volk von Rom”), die in dem Akronym SPQR zusam­men­ge­fasst wurde. Ab 1184 und bis ins frühe 16. Jahr­hundert prägte die Stadt Rom Münzen mit diesen Buch­staben. Aber SPQR war bereits das Zeichen der ersten römi­schen Republik, die 509 v. Chr. gegründet wurde, und — was noch unglaub­licher ist — es wurde von den Kaisern bei­be­halten, denen es offenbar nichts aus­machte, so igno­riert zu werden. So unge­heu­erlich es auch klingen mag, man kann sich des Ver­dachts nicht erwehren, dass die antike römische Republik, die wir dank Petrarca’s “Zusam­men­setzen” von Titus Livius’ Geschichte Roms[4] kennen, ein fan­ta­sie­volles Porträt des spät­mit­tel­al­ter­lichen Roms in antikem Gewand ist. Petrarca gehörte zu einem Kreis ita­lie­ni­scher Pro­pa­gan­disten, die Roms ver­gan­genen Ruhm fei­erten. “Seine Absichten”, schreibt der fran­zö­sische Medi­ävist Jacques Heers, “waren bewusst poli­tisch, und sein Ansatz war Teil eines Kampfes.” Er war “einer der bekann­testen Schrift­steller seiner Zeit, der in einen großen Streit mit dem Papsttum von Avignon ver­wi­ckelt war, und die Uner­bitt­lichkeit in diesem Kon­flikt bestimmte sowohl seine kul­tu­rellen als auch seine poli­ti­schen Optionen.”[5]

Im ersten Artikel haben wir die Objek­ti­vität und sogar die Red­lichkeit jener Huma­nisten in Frage gestellt, die den Anspruch erhoben, den längst ver­ges­senen Glanz des repu­bli­ka­ni­schen und kai­ser­lichen Roms wieder auf­leben zu lassen. In diesem zweiten Artikel wenden wir uns den Kir­chen­his­to­rikern frü­herer Zeiten zu, die unser Bild von der Spät­antike und dem Früh­mit­tel­alter geprägt haben. Ihre Geschichte der christ­lichen Kirche, die von wun­der­tä­tigen Hei­ligen und teuf­li­schen Häre­tikern bevölkert war, lässt sich nur schwer mit der poli­ti­schen Geschichte ver­binden, und welt­liche His­to­riker, die sich auf die Spät­antike spe­zia­li­siert haben, über­lassen das Feld im All­ge­meinen gern den “Kir­chen­his­to­rikern” und Glau­bens­lehrern. Das ist schade, denn die Glaub­wür­digkeit dieser Lite­ratur ist weit­gehend unan­ge­fochten geblieben.

Die päpst­liche Fälschungsfabrik

Das wohl mar­kan­teste Merkmal der früh­christ­lichen Lite­ratur ist das Ausmaß, in dem sie gefälscht wurde.” So beginnt Bert Ehrman sein Buch Forgery and Coun­terf­orgery: The Use of Literary Deceit in Early Christian Polemics. In den ersten vier Jahr­hun­derten nach Christus, so Ehrman, war die Fäl­schung in der christ­lichen Lite­ratur die Regel und die echte Autoren­schaft die Aus­nahme. Die Fäl­schung war so sys­te­misch, dass Fäl­schungen Gegen­fäl­schungen her­vor­brachten, d. h. Fäl­schungen, die “dazu dienten, die Ansichten anderer Fäl­schungen zu wider­legen”[6] Wenn Fäl­schungen Teil der DNA des Chris­tentums sind, können wir davon aus­gehen, dass sie auch im Mit­tel­alter fort­be­stehen konnten.

Eine der berühm­testen mit­tel­al­ter­lichen Fäl­schungen ist die “Kon­stan­ti­nische Schenkung”. Mit diesem Dokument soll Kaiser Kon­stantin seine eigene Auto­rität über die west­lichen Regionen des Reiches an Papst Syl­vester über­tragen haben. Diese Fäl­schung von unge­heu­er­licher Dreis­tigkeit ist das Kern­stück einer ganzen Sammlung von etwa hundert gefälschten Dekreten und Syn­oden­akten, die den frü­hesten Päpsten oder anderen kirch­lichen Wür­den­trägern zuge­schrieben werden und heute als die Pseudo-Isi­do­ria­ni­schen Dekrete bekannt sind. Ihr Ziel war es, Prä­ze­denz­fälle für die Aus­übung der sou­ve­ränen Auto­rität der Päpste über die Welt­kirche sowie über Könige und Kaiser festzulegen.
Diese Doku­mente wurden erst in der Mitte des elften Jahr­hun­derts ver­wendet, und erst im zwölften Jahr­hundert wurden sie von Gratian in sein Decretum auf­ge­nommen, das zur Grundlage des gesamten Kir­chen­rechts wurde. Dennoch sind sich die Gelehrten einig, dass sie aus der Zeit Karls des Großen stammen. Horst Fuhrmann, ein Spe­zialist für mit­tel­al­ter­liche Fäl­schungen, stuft sie deshalb als “Fäl­schungen mit anti­zi­pa­to­ri­schem Cha­rakter” ein, die “die Eigen­schaft haben, dass sie zur Zeit ihrer Ent­stehung kaum eine Wirkung hatten”. Ihm zufolge mussten diese Fäl­schungen je nach Fall zwi­schen 250 und 550 Jahre warten, bevor sie ver­wendet wurden. Heribert Illig pro­tes­tiert zu Recht gegen diese Theorie der Fäl­schungen, die angeblich von Kle­rikern ver­fasst wurden, die keine unmit­telbare Ver­wendung für sie hatten und nicht wussten, welchen Zweck ihre Fäl­schungen einige Jahr­hun­derte später erfüllen könnten. Fäl­schungen werden her­ge­stellt, um einem kon­kreten Zweck zu dienen, und sie werden nur bei Bedarf ange­fertigt. Die Kon­stan­ti­nische Schenkung und andere gefälschte Dekrete sind daher höchst­wahr­scheinlich reine Pro­dukte der Gre­go­ria­ni­schen Reform. Ihr “anti­zi­pa­to­ri­scher Cha­rakter” ist eine Illusion, die durch eine der chro­no­lo­gi­schen Ver­zer­rungen ent­standen ist, die wir zu kor­ri­gieren versuchen[7].

Die Schenkung Kaiser Kon­stantins an Papst Syl­vester illustriert

Die gre­go­ria­nische Reform, die mit dem Amts­an­tritt von Papst Leo IX. im Jahr 1049 begann, war eine Fort­setzung der monas­ti­schen Erneuerung, die von der mäch­tigen Bene­dik­ti­ner­abtei Cluny ausging, die ein Jahr­hundert nach ihrer Gründung im Jahr 910 ein Netz von mehr als tausend Klöstern in ganz Europa auf­gebaut hatte.[8] Die gre­go­ria­nische Reform kann als ein mön­chi­scher Staats­streich in Europa ver­standen werden, in dem Sinne, dass zöli­batäre Mönche, die zuvor am Rande der Gesell­schaft lebten, nach und nach die Führung der Gesell­schaft übernahmen.

Es lohnt sich, den revo­lu­tio­nären Cha­rakter der gre­go­ria­ni­schen Reform zu betonen. Sie war, wie Marc Bloch in Feudal Society schrieb, “eine außer­or­dentlich mächtige Bewegung, von der man ohne Über­treibung auf die end­gültige For­mierung des latei­ni­schen Chris­tentums schließen kann”[9] In jün­gerer Zeit schrieb Robert I. Moore in The First European Revo­lution, c. 970‑1215:

“Die ‘Reform’, die im gre­go­ria­ni­schen Pro­gramm ver­ankert war, war nichts anderes als ein Projekt zur Auf­teilung der Welt, sowohl der Men­schen als auch des Eigentums, in zwei getrennte und autonome Reiche, nicht nur geo­gra­fisch, sondern auch sozial.” 

Die Reform tri­um­phierte auf dem Vierten Late­r­an­konzil, das von Innozenz III. 1215 ein­be­rufen wurde. Die Welt, die durch Lateran IV geschaffen wurde, war “eine völlig andere Welt — eine Welt, die durch­drungen und in zuneh­mendem Maße geprägt war von der durch­trai­nierten Fröm­migkeit und dem Gehorsam, die mit der tra­di­tio­nellen Vor­stellung vom ‘Zeit­alter des Glaubens’ oder dem mit­tel­al­ter­lichen Chris­tentum ver­bunden waren.” Doch in gewisser Weise war Lateran IV nur ein Anfang: 1234 setzte Gregor IX., der Cousin von Innozenz III., die Inqui­sition ein, doch die große Zeit der Hexen­ver­folgung — die letzte Schlacht gegen das Hei­dentum — lag noch zwei Jahr­hun­derte in der Zukunft.[10]

In seinem Buch Law and Revo­lution, the For­mation of the Western Legal Tra­dition (Harvard UP, 1983) betont Harold Berman eben­falls den revo­lu­tio­nären Cha­rakter der gre­go­ria­ni­schen Reform, durch die…

“…der Klerus zur ersten trans­lo­kalen, stam­mes­über­grei­fenden, trans­feu­dalen, trans­na­tio­nalen Klasse in Europa wurde, die eine poli­tische und recht­liche Einheit erreichte”.​
“Von einem revo­lu­tio­nären Wandel innerhalb der römi­schen Kirche zu sprechen, bedeutet natürlich, die orthodoxe (wenn auch nicht die östlich-orthodoxe) Auf­fassung in Frage zu stellen, dass die Struktur der römisch-katho­li­schen Kirche das Ergebnis einer all­mäh­lichen Wei­ter­ent­wicklung von Ele­menten ist, die schon seit sehr frühen Zeiten vor­handen waren. Dies war in der Tat die offi­zielle Auf­fassung der katho­li­schen Refor­ma­toren des späten elften und frühen zwölften Jahr­hun­derts: Sie gingen nur auf eine frühere Tra­dition zurück, die von ihren unmit­tel­baren Vor­gängern ver­raten worden war”[11]

Die Refor­ma­toren schufen eine neue Welt­ordnung unter dem Vorwand, eine alte Welt­ordnung wie­der­her­zu­stellen. Sie schufen eine neue Ver­gan­genheit, um die Zukunft zu kontrollieren.

Zu diesem Zweck beschäf­tigten sie ein Heer von Rechts­ge­lehrten, die ein neues kano­ni­sches Rechts­system aus­ar­bei­teten, um das her­kömm­liche Feu­dal­recht abzu­lösen, und ihr neues Rechts­system durch die mas­sen­hafte Her­stellung von Fäl­schungen als das älteste erscheinen ließen. Neben den Pseudo-Isi­do­ria­ni­schen Dekreten und der gefälschten Kon­stan­ti­ni­schen Schenkung fer­tigten sie die Sym­ma­chi­schen Fäl­schungen an, mit denen sie recht­liche Prä­ze­denz­fälle schaffen wollten, um den Papst vor Kritik zu schützen. Eines dieser Doku­mente, das Sil­vestri con­sti­tutum, enthält die Legende, dass Papst Syl­vester I. Kon­stantin den Großen mit dem Wasser der Taufe vom Aussatz geheilt und zum Dank die kai­ser­lichen Insi­gnien Kon­stantins und die Stadt Rom erhalten habe. Auch der Vater Karls des Großen wurde mit der fal­schen Pepin­schen Schenkung dazu gebracht, seinen Beitrag zu leisten. Heute ist bekannt, dass die meisten Rechts­do­ku­mente, die vor dem neunten Jahr­hundert ent­standen sein sollen, kle­rikale Fäl­schungen sind. Dem fran­zö­si­schen His­to­riker Laurent Morelle zufolge sind “zwei Drittel der im Namen der Mero­win­ger­könige (481–751) ver­fassten Urkunden als falsch oder gefälscht iden­ti­fi­ziert worden.”[12] Es ist sehr wahr­scheinlich, dass der tat­säch­liche Anteil viel höher ist und dass viele Doku­mente, die immer noch als authen­tisch gelten, Fäl­schungen sind: Wir sind zum Bei­spiel der Ansicht, dass der Wortlaut der Grün­dungs­ur­kunde der Abtei von Cluny, mit der ihr Gründer Wilhelm I. (der Fromme) auf jeg­liche Kon­trolle über die Abtei ver­zichtete, unmöglich von einem mit­tel­al­ter­lichen Herzog von Aqui­tanien (prak­tisch einem König) dik­tiert oder gebilligt worden sein kann.[13]

Diese gefälschten Doku­mente dienten den Päpsten in meh­rerer Hin­sicht. Zum Einen wurden sie im Macht­kampf gegen die deut­schen Kaiser ein­ge­setzt, indem sie ihre extra­va­gante Behauptung unter­mau­erten, der Papst könne Kaiser absetzen. Sie waren auch eine mächtige Waffe im geo­po­li­ti­schen Krieg gegen die byzan­ti­nische Kirche und das Reich. Indem sie dem Papsttum “die Ober­hoheit über die vier Haupt­sitze Alex­andria, Antiochia, Jeru­salem und Kon­stan­ti­nopel sowie über alle Kirchen Gottes auf der ganzen Erde” zusprach, recht­fer­tigte die falsche Schenkung Kon­stantins den Anspruch Roms auf eine Vor­rang­stellung gegenüber Kon­stan­ti­nopel, was zum Großen Schisma von 1054 (Mor­gen­län­di­sches Schisma) und schließlich zur Plün­derung Kon­stan­ti­nopels durch die Lateiner im Jahr 1205 führte. Die grausame Ironie des Schicksals ist, dass die Kon­stan­ti­nische Schenkung erst 1430 auf­ge­deckt wurde, nachdem sie ihren Zweck erfüllt hatte. Zu diesem Zeit­punkt hatte das Ost­reich alle seine Ter­ri­torien ver­loren und war auf eine ent­völ­kerte, von den Osmanen bela­gerte Stadt redu­ziert worden.

Wenig bekannt, aber für das Ver­ständnis des Mit­tel­alters, in dem die eth­nische Zuge­hö­rigkeit eine große Rolle in der Politik spielte, von großer Bedeutung ist, dass die gre­go­ria­ni­schen Refor­ma­toren Franken waren, noch bevor Bruno von Egisheim-Dagsburg als Papst Leo IX. den ersten Impuls gab. Deshalb wirft der orthodoxe Theologe Johannes Roma­nides den Franken vor, die Einheit der Chris­tenheit aus eth­ni­schen und geo­po­li­ti­schen Motiven zer­stört zu haben.[14] In den byzan­ti­ni­schen Chro­niken sind “Lateiner” und “Franken” synonym.

Die gefälschte Auto­bio­graphie der latei­ni­schen Kirche

Es sollte nun klar sein, dass das Konzept einer gre­go­ria­ni­schen “Reform” eine Ver­schleierung des revo­lu­tio­nären Cha­rakters des Pro­jekts der Reformer ist; “die Vor­stellung, dass die Gre­go­rianer strenge Tra­di­tio­na­listen waren, ist eine schwer­wie­gende Ver­ein­fa­chung”, argu­men­tieren John Mey­en­dorff und Arist­eides Papadakis; “die kon­ven­tio­nelle Schluss­fol­gerung, die die Gre­go­rianer als Ver­tei­diger einer durch­gängig ein­heit­lichen Tra­dition ansieht, ist weit­gehend eine Fiktion”. In der Tat war vor dem zwölften Jahr­hundert “der fragile Ein­fluss des Papstes auf die west­liche Chris­tenheit weit­gehend ima­ginär. Die paro­chiale Welt der römi­schen Politik war tat­sächlich die einzige Domäne des Papsttums.”[15]

Aviad Kleinberg behauptet sogar, dass es “bis zum zwölften Jahr­hundert, als der Status des Papstes als oberste reli­giöse Auto­rität in Fragen der Bildung und Recht­spre­chung durch­ge­setzt wurde, keine Orga­ni­sation gab, die als ‘die Kirche’ bezeichnet werden konnte.”[16] Vor dem Ende des achten Jahr­hun­derts gab es mit Sicherheit keine “Päpste” im modernen Sinne: Dieser lie­be­volle Titel, abge­leitet vom grie­chi­schen papa, wurde jedem Bischof ver­liehen. Selbst die kon­ven­tio­nelle Geschichts­schreibung spricht von der Zeit des “byzan­ti­ni­schen Papsttums”, die 752 mit der Eroberung Ita­liens durch die Franken endete, und lehrt, dass die zivilen, mili­tä­ri­schen und sogar kirch­lichen Ange­le­gen­heiten damals unter der Auf­sicht des Exarchen von Ravenna, des grie­chi­schen Ver­treters des byzan­ti­ni­schen Kaisers, standen[17].

Das bedeutet, dass die Geschichte der west­lichen Kirche aus dem ersten Jahr­tausend, die sie selbst geschrieben hat, eine kom­plette Fäl­schung ist. Eines ihrer Herz­stücke, der Liber Pon­ti­fi­calis, ein Buch mit Bio­grafien der Päpste vom hei­ligen Petrus bis zum neunten Jahr­hundert, wird heute als Fiktion aner­kannt. Es diente dazu, den Anspruch des Papstes auf den “Thron des hei­ligen Petrus” in einer unun­ter­bro­chenen Kette zu belegen, die auf den ersten Apostel zurückgeht — den “Felsen”, auf dem Jesus sein Reich baute (Mat­thäus 16,18).

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Die Geschichte erzählt, dass Petrus im zweiten Jahr des Kaisers Claudius nach Rom ging, um Simon Magus, den Vater aller häre­ti­schen Sekten, her­aus­zu­fordern. Er wurde der erste katho­lische Bischof und wurde im letzten Jahr von Nero mit dem Kopf nach unten gekreuzigt und an der Stelle begraben, wo heute der Petersdom steht (seine Gebeine wurden 1968 dort gefunden). Diese Geschichte erscheint in den Werken von Clemens von Rom, dem fik­tiven Rei­se­be­gleiter und Nach­folger von Petrus, dessen umfang­reiche Lite­ratur in latei­ni­scher Sprache so viele Unwahr­schein­lich­keiten, Wider­sprüche und Ana­chro­nismen enthält, dass das meiste davon heute als apo­kryph aner­kannt und als “Pseudo-Kle­men­tinen” bezeichnet wird. Die Geschichte des Petrus ist auch das Thema der Acta Petri, die angeblich im zweiten Jahr­hundert auf Grie­chisch ver­fasst wurde, aber nur in latei­ni­scher Über­setzung erhalten ist. Sie wird auch von Irenäus von Lyon (ca. 130–202 n. Chr.) erzählt, einem anderen Autor, der angeblich in grie­chi­scher Sprache geschrieben hat, aber nur durch feh­ler­hafte latei­nische Über­set­zungen bekannt ist.

Es gibt keinen Grund, dieser Geschichte zu ver­trauen. Sie ist offen­sichtlich Pro­pa­ganda. Außerdem steht sie im Wider­spruch zum Neuen Tes­tament, das nichts von einer Reise des Petrus nach Rom berichtet und davon ausgeht, dass er einfach das Ober­haupt der Kirche in Jeru­salem blieb. Die Legende vom hei­ligen Petrus in Rom sagt nichts über reale Ereig­nisse aus, sondern infor­miert uns über die Mittel, die von der römi­schen Kurie ein­ge­setzt wurden, um der Ost­kirche das Erst­ge­burts­recht zu stehlen. Es handelt sich um eine Fäl­schung, die geschaffen wurde, um die wahre Behauptung Kon­stan­ti­nopels zu ent­kräf­tigen, dass die Einheit der Kirche auf den so genannten “öku­me­ni­schen” Kon­zilien des Orients erreicht worden war (Oiko­uménê bezeichnete die zivi­li­sierte Welt unter der Auto­rität des Basileus).

Obwohl wir uns hier nicht mit der Ent­ste­hungs­ge­schichte des Neuen Tes­ta­ments befassen können, ist es inter­essant fest­zu­stellen, dass auch die Geschichte der Reise des Paulus nach Rom den Stempel der Ver­fäl­schung trägt. Wenn wir uns daran erinnern, dass die Byzan­tiner sich selbst “Römer” nannten, ist es inter­essant, dass Paulus in seinem (auf Grie­chisch ver­fassten) “Römer­brief” die Römer “Griechen” nennt, um sie von den Juden zu unter­scheiden (1,14–15; 3,9). Wenn man außerdem die von Paulus in anderen Briefen ange­spro­chenen Städte — Ephesus, Korinth, Galata, Philipae, Thes­sa­loniki (Saloniki), Kolossae — auf einer Land­karte betrachtet, stellt man fest, dass das ita­lie­nische Rom nicht zu seinem Ein­fluss­be­reich gehörte.

Unsere Haupt­quelle für die frühe Geschichte der Kirche ist die zehn­bändige Kir­chen­ge­schichte von Eusebius. Wie so viele andere Quellen wurde sie angeblich in grie­chi­scher Sprache ver­fasst, war aber im Mit­tel­alter nur in latei­ni­scher Über­setzung bekannt (aus der sie später wieder ins Grie­chische über­setzt wurde). Die latei­nische Über­setzung wurde dem großen Hei­ligen und Gelehrten Hie­ro­nymus zuge­schrieben. Der heilige Hie­ro­nymus ver­fasste auf Wunsch von Papst Damasus auch die latei­nische Bibel, die so genannte Vulgata, die auf dem Konzil von Trient in der Mitte des sech­zehnten Jahr­hun­derts zur ein­zigen auto­ri­sierten Fassung erklärt wurde.

Eusebius ist unsere Haupt­quelle für die Bekehrung Kon­stantins zum Chris­tentum. Es sind zwei Lob­reden auf Kon­stantin über­liefert, in denen das Chris­tentum nicht erwähnt wird. In einem wird statt­dessen von einer Vision berichtet, die Kon­stantin vom Son­nengott Apollo hatte, “begleitet vom Sieg”. Von da an stellte sich Kon­stantin unter den Schutz des Sol invictus, der auf einigen seiner Münzen auch Sol pacator genannt wird.[18] Was Eusebius in seinem Leben des Kon­stantin über die Schlacht an der Mil­vi­schen Brücke schreibt, ist offen­sichtlich eine Umschreibung dieser frü­heren heid­ni­schen Legende. Als Kon­stantin auf Rom mar­schierte, um Maxentius zu stürzen, “sah er mit eigenen Augen am Himmel eine Kreu­zes­trophäe, die aus dem Licht der Sonne her­vorging und die Bot­schaft trug: ‘Durch dieses Zeichen wirst du siegen’.” In der fol­genden Nacht erschien ihm Christus im Traum, um die Vision zu bestä­tigen. Kon­stantin ließ alle seine Truppen das Zeichen auf ihre Schilde malen und gewann die Schlacht. Eusebius beschreibt das Zeichen als die grie­chi­schen Buch­staben Chi und Rho, die sich über­lagern, und sagt uns, dass es die ersten beiden Buch­staben von Christos dar­stellt. Dieses Chi-Rho-Zeichen (Chris­tus­mo­no­gramm) findet sich in einer Vielzahl von Mosaiken und Reliefs bis zur Zeit Jus­ti­nians, und es ist besonders in der Pyre­nä­en­region ver­breitet, oft mit dem Zusatz eines Sigmas, wie in dieser Mono­grafie doku­men­tiert wird.[19] Einige ver­muten, dass es in heid­ni­scher Zeit die Bedeutung pax (Frieden) trug. Unab­hängig davon gibt es keinen Beweis dafür, dass das Chi-Rho christ­lichen Ursprungs ist.


Was hat das Chi-Rho mit Christus zu tun?

Ich hoffe, gezeigt zu haben, dass es reichlich Anlass zu radi­kaler Skepsis gegenüber der Auto­bio­graphie der römi­schen Kirche gibt. Es sind nicht nur juris­tische Doku­mente, die gefälscht wurden. Das gesamte zugrun­de­lie­gende Nar­rativ könnte gefälscht sein. Im späten sieb­zehnten und frühen acht­zehnten Jahr­hundert ver­brachte ein Mann, der Jesui­ten­bi­blio­thekar Jean Har­douin (1646–1729), sein ganzes Leben damit, die Kir­chen­ge­schichte zu erfor­schen und zu hin­ter­fragen, bis er zu dem Schluss kam, dass es sich um einen mas­siven Betrug han­delte, der seinen Ursprung in Bene­dik­ti­ner­klöstern im drei­zehnten Jahr­hundert hatte. Seine Schluss­fol­ge­rungen wurden posthum in Ad Cen­suram Veterum Scrip­torum Pro­le­gomena (1766) ver­öf­fent­licht. Har­douin zufolge wurden alle Werke, die Augus­tinus, Hie­ro­nymus, Ambrosius von Mailand und Gregor dem Großen zuge­schrieben werden, nur wenige Jahr­zehnte vor dem Wirken des lis­tigen Boni­fatius VIII. (1294–1303) ver­fasst, der sie der Öffent­lichkeit als “latei­nische Kir­chen­väter” ver­kaufte. Die von Hie­ro­nymus über­setzte Geschichte des Eusebius ist laut Har­douin ein Geflecht aus Fiktion.

Die Pro­le­gomena von Jean Har­douin wurden im 19. Jahr­hundert von Edwin Johnson (1842–1901) ins Eng­lische über­setzt, der auf Har­douins Erkennt­nissen in seinen eigenen Werken auf­baute, beginnend mit The Rise of Chris­tendom (1890), gefolgt ein Jahr später von The Rise of English Culture. Johnson argu­men­tierte für einen mit­tel­al­ter­lichen Ursprung der meisten lite­ra­ri­schen Quellen, die der Antike oder der Spät­antike zuge­schrieben werden, und bestand darauf, dass die gesamte Geschichte der römi­schen Kirche aus dem ersten Jahr­tausend von der römi­schen Kurie in ihrem Bemühen um die Durch­setzung ihrer neuen Welt­ordnung erfunden wurde.

Der mit­tel­al­ter­liche Ursprung dieser Texte, so Johnson, erkläre, warum ihre ver­meint­lichen Ver­fasser Häresien bekämpften, die den von der mit­tel­al­ter­lichen Kirche bekämpften Häresien so sehr ähnelten. Die Manichäer und Gnos­tiker, die von Ter­tullian, Augus­tinus und Irenäus von Lyon ange­griffen wurden, sind wie die Geister derer, die unter den­selben Bezeich­nungen von den Päpsten des zwölften und drei­zehnten Jahr­hun­derts ange­griffen wurden. Patricia Stirn­emann zufolge ist das älteste Manu­skript von Augustins Contra Faustus, das in der Abtei von Clairvaux auf­be­wahrt wird, Zeuge des Kampfes gegen “das Wie­der­auf­leben eines Neo-Manich­äismus im 12. Jahr­hundert” (sie stellt die Urhe­ber­schaft des Werks nicht in Frage, liefert uns aber zusätz­liche Gründe, es zu tun)[20].

Der Kontext der latei­ni­schen Kolo­ni­sierung des Ostens durch die Kreuz­fahrer ist laut Johnson in vielen gefälschten Quellen aus der Spät­antike trans­parent. Die Bio­graphie des Hie­ro­nymus ist ein Bei­spiel dafür:

Er reist von Aquileia nach Rom und von Rom nach Beth­lehem und nach Ägypten. Er lässt sich in Beth­lehem nieder, wird von römi­schen Frauen ver­folgt, die dort ein Non­nen­kloster gründen, und dort stirbt er. Hier spiegelt sich etwas wider, was erst während der spä­teren Kreuzzüge geschah.”[21]​

Das­selbe gilt für Kon­stantin: Die Legende von seiner mili­tä­ri­schen Eroberung durch das Zeichen des Gekreu­zigten trägt die Hand­schrift des Zeit­alters der Kreuzzüge, “als die Militärs unter den Ein­fluss der Mönche kamen”[22].

Wenn die gesamte Kir­chen­ge­schichte des ersten Jahr­tau­sends gefälscht ist, wie können wir dann die wahre Geschichte der Kirche vor der gre­go­ria­ni­schen Reform rekon­stru­ieren? Johnson sagt, dass es damals kein west­liches Chris­tentum gab: Die west­liche Kirche war “eine rein mit­tel­al­ter­liche Insti­tution, ohne lite­ra­rische oder münd­liche Ver­bin­dungen zur Ver­gan­genheit”, und ihre Fabeln “waren bis zur Zeit der Kreuzzüge in der Welt unbe­kannt”[23] Eine weniger radikale Hypo­these ist, dass das Chris­tentum erst mit der gre­go­ria­ni­schen Reform zu einer domi­nie­renden Kraft im Westen wurde. In jedem Fall gibt es zahl­reiche Belege dafür, dass es seine reli­giöse Hege­monie nicht so sehr durch die Zer­störung heid­ni­scher Tra­di­tionen als vielmehr durch deren Aneignung erlangte. Die Ver­ehrung von Notre Dame, die Bernard de Clairvaux (1090–1153) zu ver­danken ist, wurde durch die Ver­ehrung von Diane und Isis überlagert.

Die gre­go­ria­ni­schen Refor­ma­toren haben die Geschichte umge­schrieben, um die Illusion zu erzeugen, das Chris­tentum sei in Europa 1000 Jahre alt. Nicht alle Quellen wurden von Grund auf neu geschrieben. Viele wurden einfach stark bear­beitet. Ein Bei­spiel ist die Eccle­si­a­stical History of the English People von Bede dem Ehr­wür­digen (672–735). James Watson hat gezeigt, dass es sich ursprünglich um eine Geschichte des eng­li­schen Volkes han­delte, in der das Chris­tentum nicht erwähnt wurde; sie wurde im zehnten Jahr­hundert stark inter­po­liert, so Watson, als “die meisten kirch­lichen Notizen in dem Werk mit der ursprüng­lichen Geschichte ver­woben wurden”[24] Ein etwas anderer Fall ist die Chris­tia­ni­sierung von Boe­thius (ca. 480–524), der zur Zeit von Abélard zu einem christ­lichen Theo­logen und Mär­tyrer gemacht wurde, obwohl sein berühmtes Con­so­lation of Phi­lo­sophy nicht die geringste Erwähnung seines angeb­lichen christ­lichen Glaubens enthält.

Was die Geschichte der Franken betrifft, die angeblich Ende des sechsten Jahr­hun­derts von Gregor von Tours ver­fasst wurde und prak­tisch unsere einzige Quelle für Chlodwigs Über­tritt zum Katho­li­zismus ist, so handelt es sich höchst­wahr­scheinlich um eine kle­rikale Fäl­schung aus der gre­go­ria­ni­schen Zeit, die mög­li­cher­weise auf frü­heren Quellen beruht. Inter­essant ist, dass unser Pseudo-Gregor von Tours (viel­leicht Odilo von Cluny, der ein Leben Gregors schrieb) es für möglich hielt, dass eine mit­tel­al­ter­liche Macht die sys­te­ma­tische Neu­schreibung aller Bücher anordnete: Er schreibt, dass König Chil­derich neue Zeichen in das latei­nische Alphabet ein­führte und “wollte, dass alle alten Manu­skripte mit Bims­stein aus­ra­diert würden, um andere Kopien zu machen, in denen die neuen Zeichen ver­wendet würden” (Kapitel IV).[25]

Die Chro­nisten des elften Jahr­hun­derts sind wichtige Quellen für das Ver­ständnis der Chris­tia­ni­sierung Europas. Thietmar von Mer­seburg sprach in seinem Chro­nicon von einer neuen Mor­genröte, die die Welt im Jahr 1004 erleuchtete, und der fran­zö­sische Mönch Rodulfus Glaber schrieb:

“Um das dritte Jahr nach dem Jahr 1000 wurden fast überall auf der Erde, vor allem in Italien und Gallien, die Kirchen wie­der­auf­gebaut. Obwohl sie sich in einem guten Zustand befanden und es nicht nötig hatten, wett­ei­ferte das ganze christ­liche Volk um den Besitz der schönsten Kirchen. Und es war, als ob die Welt selbst, die Fetzen ihres Alters abschüt­telnd, sich von allen Seiten mit einem weißen Mantel von Kirchen bedeckte. Dann wurden auf Betreiben der Gläu­bigen fast alle Kirchen, von den Kathe­dralen bis zu den Klöstern, die den ver­schie­denen Hei­ligen geweiht waren, und bis zu den kleinen Ora­torien der Dörfer, wieder auf­gebaut, nur schöner” (Buch IV, §13).[26]​

Da Rodulfus unter clunia­zen­si­scher Auf­sicht schreibt (er widmet sein Werk dem Abt von Cluny Odilo), müssen wir uns vor seiner Behauptung hüten, dass das, was neu erschien, in Wirk­lichkeit alt war, denn dies war die Behauptung der gre­go­ria­ni­schen “Reformer”. Da er sagt, die Kirchen seien “in einem guten Zustand” gewesen, ist ihr “Wie­der­aufbau” viel­leicht eine Unter­treibung für ihre Umwidmung in einen neuen Kult. Gregor der Große (590–604), der ein Duplikat von Gregor VII. zu sein scheint, soll emp­fohlen haben, heid­nische Tempel aus­zu­treiben und für den christ­lichen Got­tes­dienst wie­der­zu­ver­wenden, und viele lokale Tra­di­tionen in Frank­reich behaupten, dass roma­nische Kirchen ursprünglich vor­christ­liche Hei­lig­tümer waren.[27] Was die “Basi­liken” betrifft, so leitet sich ihr Name von einem grie­chi­schen Wort ab, das ein könig­liches Gebäude bezeichnete, genauer gesagt eine Gerichts­kammer unter der Auto­rität des basi­leius. In den Geschichts­bü­chern heißt es, dass mit der Über­nahme des Chris­tentums durch das Römische Reich der archi­tek­to­nische Grundriss der Basilika für die großen Kir­chen­bauten in ganz Europa über­nommen wurde, aber diese Erklärung klingt wie ein Fauxpas.

Die byzan­ti­nische Basilika von San Vitale in Ravenna

In Wirk­lichkeit steckte das west­liche Chris­tentum im Jahr 1000 nach Christus noch in den Kin­der­schuhen. Seine Ent­stehung im Osten ist geheim­nis­um­wittert, denn alle echten grie­chi­schen Quellen, die uns darüber infor­mieren könnten, wurden ent­weder zer­stört oder umfassend bear­beitet. Das Thema sprengt den Rahmen dieses Artikels, aber lassen Sie uns einfach fragen: Ist es denkbar, dass die große Basilika, die Jus­tinian im sechsten Jahr­hundert erbauen ließ, dem Chris­tentum gewidmet war und Hagia Sophia (Heilige Weisheit) hieß? Sophia ist die Göttin der Phi­lo­sophen, nicht der Priester, und keine “Heilige Sophie”, die von Jacques de Vor­agine im drei­zehnten Jahr­hundert pro­pa­giert wurde, kann diese Tat­sache ver­bergen. Edwin Johnson argu­men­tierte, dass das Chris­tentum und der Islam in der­selben Zeit ent­standen sind. Man kann davon aus­gehen, dass die Hagia Sophia während der Herr­schaft des Iko­no­klasten Leo III. des Isau­riers (717–741) chris­tia­ni­siert wurde, als sie aller Ikonen und Skulp­turen beraubt wurde, oder 842, als sie neu deko­riert wurde.

Wir sind nun an einem Punkt ange­langt, an dem eine der Arbeits­hy­po­thesen unseres ersten Artikels über­dacht werden kann: Obwohl der fran­zö­sische Gelehrte Polydor Hochart die vor­herr­schende Theorie, dass christ­liche Mönche heid­nische Bücher auf kostbare Per­ga­mente kopiert haben,[28] zu Recht in Frage gestellt hat, müssen wir die alter­native Theorie in Betracht ziehen, dass die­je­nigen, die im neunten bis elften Jahr­hundert die von Huma­nisten im vier­zehnten Jahr­hundert ent­deckten Manu­skripte kopiert haben, tat­sächlich keine Christen waren. Dies wird in unserem nächsten Abschnitt deut­licher werden.

Der Dieb­stahl des Geburts­rechts von Konstantinopel

Wie soll es nun wei­ter­gehen? Ange­nommen, die Geschichte des ersten Jahr­tau­sends ist durch die Fäl­schungen päpst­licher Schreiber und spä­terer Huma­nisten stark ver­zerrt, können wir dann das Ausmaß dieser Ver­zerrung abschätzen und ein glaub­wür­diges Bild rekon­stru­ieren? Das Beste, was wir tun können, ist, uns in das elfte Jahr­hundert zu ver­setzen, den frü­hesten Zeitraum, für den wir eine gute Anzahl von Chro­niken haben. Für diesen Zeitraum können wir den His­to­rikern viel­leicht ver­trauen, dass sie uns ein im Großen und Ganzen genaues Bild der euro­päi­schen, nord­afri­ka­ni­schen und nah­öst­lichen Welt ver­mitteln, und wenn wir ein paar Jahr­hun­derte zurück­blicken, können wir ver­suchen, die geschicht­lichen Bewe­gungen zu erkennen, die zu dieser Welt geführt haben. Alles was weiter zurück­liegt, ist unscharf und nicht mehr zu rekonstruieren.

Geo­gra­phisch gesehen können wir uns im Zentrum der Welt, die wir zu ver­stehen suchen, posi­tio­nieren. Dieses Zentrum war nicht Rom. Trotz der römi­schen Pro­pa­ganda, die im zehnten und elften Jahr­hundert die Mira­bilia Urbis Romae (“die Wunder der Stadt Rom”) pries, war das poli­tische, wirt­schaft­liche, kul­tu­relle und reli­giöse Zentrum der Zivi­li­sation, zu der Rom gehörte, Kon­stan­ti­nopel (mit Alex­andria an zweiter Stelle).

Im elften Jahr­hundert hätten die Mauern von Kon­stan­ti­nopel die zehn größten Städte des Westens ein­schließen können. Seine Größe, seine archi­tek­to­ni­schen Meis­ter­werke und sein Reichtum beein­druckten die west­lichen Besucher so sehr, dass Kon­stan­ti­nopel in dem fran­zö­si­schen Roman Par­to­nopeu de Blois als das Paradies bezeichnet wird. Der wirt­schaft­liche Wohl­stand Kon­stan­ti­nopels beruhte auf seiner Lage an der Kreuzung der großen Han­dels­straßen, auf einem Monopol im Handel mit Luxus­gütern wie Seide, auf beträcht­lichem Gold­besitz und auf einer effi­zi­enten Steu­er­ver­waltung (das kom­merkion war eine zehn­pro­zentige Steuer auf jede Trans­aktion im Hafen der Stadt).

Die grie­chische Kultur strahlte von Kon­stan­ti­nopel aus in die ganze Welt aus, von Persien und Ägypten bis nach Irland und Spanien. Im elften und zwölften Jahr­hundert wurden zahl­reiche phi­lo­so­phische und wis­sen­schaft­liche Werke (Medizin, Astro­nomie usw.) aus dem Grie­chi­schen ins Latei­nische über­setzt. Grie­chische Bücher wurden auch ins Per­sische und Syrische und von dort ins Ara­bische über­setzt. In seinem Buch Aristote au mont Saint-Michel. Les racines grecques de l’Europe chré­tienne widerlegt Sylvain Gou­gu­enheim die gängige Vor­stellung, dass die Ver­breitung von Phi­lo­sophie und Wis­sen­schaft im Mit­tel­alter haupt­sächlich auf die Muslime zurück­zu­führen sei. In Wirk­lichkeit wurde das grie­chische Erbe direkt von Kon­stan­ti­nopel aus an die ita­lie­ni­schen Städte wei­ter­ge­geben, d. h. in umge­kehrter Richtung zur fik­tiven trans­latio imperii Kon­stantins. [29]

Der Basileus (Kaiser bzw. König im Grie­chi­schen) unter­hielt gute Bezie­hungen zum Fati­mi­den­ka­lifat in Ägypten, das in den 960er Jahren Jeru­salem und Nieder-Syrien von den Abba­siden erobert hatte. In den frühen 1070er Jahren wurde das Bündnis zwi­schen Byzan­tinern und Fati­miden durch eine gemeinsame Bedrohung gestärkt: die Ein­fälle der Sel­dschuken, die die Kon­trolle über das Kalifat in Badhdad über­nommen hatten. Im Jahr 1071 besiegten sie die byzan­ti­nische Armee in der Schlacht von Man­zikert und errich­teten in Ana­tolien das Sul­tanat Rum mit der Haupt­stadt Nicäa, nur hundert Kilo­meter von Kon­stan­ti­nopel ent­fernt. Dann eroberten sie einen Teil Syriens, ein­schließlich Jeru­salem, von den Fatimiden.

Bis vor kurzem wurde all­gemein ange­nommen, dass die Kreuzzüge die groß­zügige Antwort der römi­schen Kirche auf ein ver­zwei­feltes Hil­fe­gesuch des byzan­ti­ni­schen Kaisers Alexios Kom­nenos waren. So stellten es die zeit­ge­nös­si­schen west­lichen Chro­nisten dar, die sich auf einen gefälschten Brief von Alexios an den Grafen von Flandern stützten, in dem dieser seine Ohn­macht gegenüber den Türken ein­ge­stand und demütig um Hilfe bat.[30] Tat­sächlich befand sich der Kaiser nicht in einer ver­zwei­felten Lage und bat lediglich um Söldner, die unter seinem Kom­mando kämpfen und ihm helfen sollten, Ana­tolien von den Sel­dschuken zurück­zu­er­obern. Die Byzan­tiner hatten schon immer Krieger aus fremden Nationen ange­worben, die als Gegen­leistung für kai­ser­liche Groß­zü­gigkeit unter ihrem Banner dienten, und die frän­ki­schen Ritter waren in dieser Hin­sicht sehr geschätzt.

Statt­dessen wollte Urban II. (ein ehe­ma­liger Abt von Cluny) ein Heer auf­stellen, das sofort zur Eroberung Jeru­salems auf­brechen sollte, einer Stadt, auf die Alexios keinen unmit­tel­baren Anspruch hatte und die er gerne an die Fati­miden zurück­ge­geben hätte. Ein Kreuz­fah­rerheer unter dem Befehl eines päpst­lichen Legaten war nie das, was Alexios gefordert hatte, und die Byzan­tiner waren besorgt und miss­trauisch, als sie es kommen sahen. “Alexios und seine Berater sahen in dem her­an­na­henden Kreuzzug nicht die Ankunft lang erwar­teter Ver­bün­deter, sondern vielmehr eine poten­zielle Bedrohung für die Oiko­umene”, schreibt Jonathan Harris. Sie befürch­teten, dass die Befreiung des Hei­ligen Grabes nur ein Vorwand für eine finstere Ver­schwörung gegen Kon­stan­ti­nopel war.[31]

Der erste Kreuzzug führte zur Gründung von vier latei­ni­schen Staaten in Syrien und Palästina, die die Grundlage für eine west­liche Präsenz bil­deten, die bis 1291 andauern sollte. Ende des zwölften Jahr­hun­derts, nachdem Jeru­salem von Saladin zurück­er­obert worden war, rief Papst Innozenz III. einen neuen Kreuzzug aus, den vierten nach moderner Zählung. Diesmal erwies sich die Furcht der Byzan­tiner vor ver­steckten Absichten als völlig berechtigt. Anstatt, wie offi­ziell ange­kündigt, über Alex­andria nach Jeru­salem zu ziehen, zogen die frän­ki­schen Ritter, die bei trick­reichen Vene­zianern ver­schuldet waren (die gängige Geschichts­schreibung spricht hier von einer “vene­zia­ni­schen Ver­schwörung”), nach Kon­stan­ti­nopel. Das riesige Heer der Kreuz­fahrer drang im April 1204 in die Stadt ein und plün­derte sie innerhalb von drei Tagen. “Seit der Erschaffung der Welt hat man weder einen solchen Reichtum gesehen noch erobert”, staunte der Kreuz­fahrer Robert de Clari in seiner Chronik.[32] Paläste, Kirchen, Klöster und Biblio­theken wurden sys­te­ma­tisch geplündert, und die Stadt wurde in Schutt und Asche gelegt.[33]

Das neue fran­zö­sisch-latei­nische Reich, das auf den rau­chenden Ruinen von Kon­stan­ti­nopel errichtet wurde, hielt sich nur ein halbes Jahr­hundert. Die Byzan­tiner, die sich in Nizäa (Iznik) ver­schanzt hatten, gewannen langsam einen Teil ihres alten Ter­ri­to­riums zurück und ver­trieben 1261 unter dem Befehl von Michael VIII. Palaio­logos die Franken und Lateiner aus Kon­stan­ti­nopel. Doch die Stadt war nur noch ein Schatten ihres eins­tigen Glanzes: Die grie­chische Bevöl­kerung war abge­schlachtet worden oder geflohen, die Kirchen und Klöster waren ent­weiht, die Paläste lagen in Trümmern, und der inter­na­tionale Handel war zum Erliegen gekommen. Außerdem ordnete Papst Urban IV. einen neuen Kreuzzug in ganz Europa an, um Kon­stan­ti­nopel von den “Schis­ma­tikern” zurückzuerobern.[34] Es gab nur wenige Frei­willige. Doch 1281 unter­stützte Papst Martin IV. erneut das Projekt von Karl von Anjou (Bruder von König Ludwig IX.), Kon­stan­ti­nopel zurück­zu­er­obern und ein neues katho­li­sches Reich zu errichten. Es schei­terte, aber der Vierte Kreuzzug und seine Folgen hatten der byzan­ti­ni­schen Zivi­li­sation eine töd­liche Wunde zugefügt, und sie brach anderthalb Jahr­hun­derte später, nach tau­send­jäh­rigem Bestehen, zusammen, als der osma­nische Sultan Mehmet II. 1453 Kon­stan­ti­nopel einnahm. Der renom­mierte Mit­tel­al­ter­his­to­riker Steven Run­ciman schrieb:

“Es gab nie ein grö­ßeres Ver­brechen gegen die Menschheit als den Vierten Kreuzzug. Er führte nicht nur zur Zer­störung oder Zer­streuung aller Schätze der Ver­gan­genheit, die Byzanz hin­ge­bungsvoll auf­be­wahrt hatte, und zur töd­lichen Ver­wundung einer noch aktiven und großen Zivi­li­sation, sondern war auch ein Akt gigan­ti­scher poli­ti­scher Torheit. Sie brachte den Christen in Palästina keine Hilfe. Statt­dessen beraubte er sie poten­zi­eller Helfer. Und sie brachte die gesamte Ver­tei­digung der Chris­tenheit ins Wanken.”[35]

Die Pferde des Hei­ligen Markus, von den Vene­zianern aus Kon­stan­ti­nopel geraubt

Wie alt ist das klas­sische Griechenland?

Für den Westen und ins­be­sondere für Italien leitete die Plün­derung Kon­stan­ti­nopels jedoch einen erstaun­lichen wirt­schaft­lichen Auf­schwung ein, der sich zunächst aus den rie­sigen Mengen an geplün­dertem Gold speiste. Zu Beginn des drei­zehnten Jahr­hun­derts erschienen im Westen, wo bis dahin (außer in Sizilien und Spanien) nur Sil­ber­münzen aus­ge­geben worden waren, die ersten Goldmünzen[36] Auch der kul­tu­relle Nutzen des Vierten Kreuzzugs war beein­dru­ckend: In den fol­genden Jahren wurden ganze Biblio­theken geplündert, die grie­chisch­spra­chige Gelehrte dann ins Latei­nische zu über­setzen begannen. Man kann ohne Über­treibung sagen, dass der Auf­stieg des Huma­nismus in Italien eine indi­rekte Folge des Falls von Kon­stan­ti­nopel war.

Das Konzil von Florenz im Jahr 1438, der letzte Versuch, die katho­lische und die orthodoxe Kirche wieder zu ver­einen, ist ein wich­tiges Datum für den Transfer der grie­chi­schen Kultur in den Westen. Der byzan­ti­nische Kaiser Johannes VIII. Paleo­logus und der Patriarch Joseph II. kamen mit einem Gefolge von 700 Griechen und einer außer­ge­wöhn­lichen Sammlung klas­si­scher Bücher, die im Westen noch unbe­kannt waren, nach Florenz, dar­unter Manu­skripte von Platon, Aris­to­teles, Plutarch, Euklid und Ptolemäus.

Kul­turell gesehen sollte die auf dem Konzil statt­fin­dende Über­tragung klas­si­scher Texte, Ideen und Kunst­ge­gen­stände von Ost nach West einen ent­schei­denden Ein­fluss auf die Kunst und Wis­sen­schaft im Italien des späten 15. Jahr­hun­derts haben.”[37]​
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Und als nach 1453 die letzten Träger der Hoch­kultur Kon­stan­ti­nopels vor der osma­ni­schen Herr­schaft flohen, trugen viele von ihnen zur Blüte der ita­lie­ni­schen Renais­sance bei. Im Jahr 1463 machte der flo­ren­ti­nische Hof von Cosimo de’ Medici Bekannt­schaft mit dem neu­pla­to­ni­schen Phi­lo­sophen George Gemistos, genannt Pletho, dessen Reden über Platon sie so fas­zi­nierten, dass sie beschlossen, in Florenz die Aka­demie Platons neu zu gründen.[38] Sie ernannten Mar­silio Ficino zu ihrem Leiter und ver­sorgten ihn mit grie­chi­schen Manu­skripten von Platons Werken, wor­aufhin Ficino begann, den gesamten Korpus ins Latei­nische zu übersetzen.

Während sie sich das grie­chische Erbe aneig­neten, ver­nach­läs­sigten die ita­lie­ni­schen Huma­nisten gleich­zeitig ihre Schuld gegenüber Kon­stan­ti­nopel. Infol­ge­dessen wurde in der Medi­ävistik bis vor kurzem der byzan­ti­nische Ein­fluss auf den Westen und sogar die Bedeutung des Byzan­ti­ni­schen Reiches im Mit­tel­alter über­sehen. Der Cam­bridge-Pro­fessor Paul Ste­phenson kom­men­tierte dies 1972:

“Die Aus­klam­merung der byzan­ti­ni­schen Geschichte aus den Studien über das euro­päische Mit­tel­alter scheint mir in der Tat ein unver­zeih­liches Ver­gehen gegen den Geist der Geschichte selbst zu sein.”[39] Erschwerend kommt hinzu, dass “prak­tisch alle Archive der kai­ser­lichen und patri­ar­cha­li­schen Kanz­leien von Byzanz ent­weder 1204, als die Stadt von den Kreuz­fahrern geplündert wurde, oder 1453, als sie unter die Türken fiel, ver­loren gingen”[40]

Byzanz wurde zweimal ver­nichtet: Nach der Plün­derung im Jahr 1204 bemühte sich der latei­nische Westen, es aus seinem kol­lek­tiven Gedächtnis zu löschen. Wie Steven Run­ciman schreibt:

“Das west­liche Europa mit seinen alten Erin­ne­rungen an die Eifer­sucht auf die byzan­ti­nische Zivi­li­sation, mit seinen geist­lichen Beratern, die die Ortho­doxen als sündige Schis­ma­tiker anpran­gerten, und mit dem quä­lenden Schuld­gefühl, dass es die Stadt am Ende im Stich gelassen hatte, beschloss, Byzanz zu ver­gessen. Es konnte die Schuld, die es den Griechen gegenüber hatte, nicht ver­gessen; aber es sah diese Schuld als eine, die nur dem klas­si­schen Zeit­alter geschuldet war.”[41]

Es muss jedoch betont werden, dass die Gelehrten zu diesem Zeit­punkt nicht über eine kon­sis­tente umfas­sende Chro­no­logie ver­fügten, um das grie­chische klas­sische Zeit­alter genau zu datieren; das wäre ein Projekt der Jesuiten im 16. Jahr­hundert gewesen, wie wir im nächsten Artikel doku­men­tieren werden. Der fran­zö­sische Byzan­tinist Michel Kaplan macht die inter­es­sante Bemerkung, dass west­liche Huma­nisten, die die aus Kon­stan­ti­nopel impor­tierte grie­chische Lite­ratur ab dem 14. Jahr­hundert stu­dierten, “nicht zwi­schen den Werken des klas­si­schen und hel­le­nis­ti­schen Grie­chen­lands und denen der byzan­ti­ni­schen Epoche unter­schieden”[42]. Aber war das wirklich der Fall?

Die gleichen Fragen, die wir in unserem frü­heren Beitrag über latei­nische Quellen auf­ge­worfen haben, lassen sich auch auf grie­chische Quellen anwenden. Welche Beweise haben wir dafür, dass die Werke, die zum Bei­spiel Platon zuge­schrieben werden, aus der Zeit vor etwa 2500 Jahren stammen? Es ist erwiesen, dass alle bekannten Manu­skripte von Platon von einer ein­zigen Vorlage stammen, die aus der Zeit des großen Patri­archen Photios (ca. 810–895) stammt. Zu dieser Zeit “ent­deckte” und för­derte der byzan­ti­nische Kaiser Leo der Phi­losoph die Kenntnis Platons sowie seiner Schüler Porphyr, Iamblichus und Plotin, die wir heute als Neu­pla­to­niker bezeichnen und sieben Jahr­hun­derte nach Platon datieren. Und dann ist da noch die sprach­liche Frage: Grie­chi­schwis­sen­schaftler wie Roderick Saxey II von der Ohio State Uni­versity sind ver­blüfft darüber, “wie wenig sich die Sprache ver­ändert hat, selbst in weit mehr als drei Jahr­tau­senden.”[43] Laut der Harvard-Pro­fes­sorin Mar­garet Alexiou ist “das home­rische Grie­chisch wahr­scheinlich näher am Demo­ti­schen [Neu­grie­chisch] als das Mit­tel­eng­lisch des zwölften Jahr­hun­derts am modernen gespro­chenen Eng­lisch”[44] Wenn wir davon aus­gehen, dass die Ent­wicklung der Sprachen uni­ver­sellen Gesetzen folgt, dürfte das home­rische Grie­chisch nicht viel älter sein als das Mittelenglisch.

In seinem anre­genden Buch Re-Dating Ancient Greece unter­sucht Sylvain Tristan, wie die Franken, die nach dem Vierten Kreuzzug einen Großteil Grie­chen­lands beherrschten, nicht nur zur Über­tragung der klas­si­schen grie­chi­schen Kultur in den Westen, sondern auch zu ihrer Wei­ter­ent­wicklung bei­getragen haben könnten.[45] Tristan stellt auch fest, dass die archi­tek­to­ni­schen Über­reste des frän­ki­schen Grie­chen­lands nicht so leicht von denen des klas­si­schen Zeit­alters zu unter­scheiden sind, wie man erwarten würde.

Auf der Akro­polis stand früher ein Turm, der als Frän­ki­scher Turm bekannt ist und wahr­scheinlich von Othon de la Roche, dem Gründer des Her­zogtums Athen, im frühen Drei­zehntel Jahr­hundert errichtet wurde. Obwohl er aus den­selben Steinen wie das benach­barte Gebäude gebaut war, hielt Heinrich Schli­emann ihn für ana­chro­nis­tisch und ließ ihn 1874 abreißen.

Die Akro­polis mit dem Frän­ki­schen Turm im Jahr 1872

Nach unserer Lehr­buch­chro­no­logie wurde der Par­thenon vor 2.500 Jahren erbaut. Sein heu­tiger Zustand mag diesem Alter ent­sprechen, aber nur wenige wissen, dass er 1687 noch intakt war, als er durch eine von einem vene­zia­ni­schen Mörser abge­schossene Bombe gesprengt wurde. Der fran­zö­sische Maler Jacques Carrey hatte 1674 etwa fünf­und­fünfzig Zeich­nungen von ihm ange­fertigt, die später für seine Restau­rierung ver­wendet wurden.

Der Par­thenon im Jahr 1674 und bei der Explosion im Jahr 1687

In der Antike, so heißt es, beher­bergte der Par­thenon eine riesige Statue der Athena Par­thenos (“Jungfrau”), während er im sechsten Jahr­hundert zu einer Kirche wurde, die der “Mut­ter­gottes von Athen” gewidmet war, bis er von den Osmanen in eine Moschee umge­wandelt wurde. Selt­sa­mer­weise berichtet der His­to­riker William Miller in seiner Geschichte des frän­ki­schen Grie­chen­lands, dass der Par­thenon in mit­tel­al­ter­lichen Texten erst um 1380 erwähnt wird, als der König von Aragon ihn als “das kost­barste Juwel, das es auf der Welt gibt” bezeichnet. Die Akro­polis wurde damals als “Burg von Athen”[46] bezeichnet. Könnte sie von Anfang an eine mit­tel­al­ter­liche Fes­tungs­stadt gewesen sein? Ist das antike Grie­chenland ein Hirn­ge­spinst? Oder ist die Akro­polis einfach falsch datiert?

Im Rahmen unserer Hypo­these, dass Rom zwi­schen dem elften und dem fünf­zehnten Jahr­hundert seine eigene repu­bli­ka­nische und kai­ser­liche Antike als Pro­pa­ganda erfand oder aus­schmückte, um Kon­stan­ti­nopel um sein Geburts­recht zu betrügen, macht es Sinn, dass Rom auch eine vor-byzan­ti­nische grie­chische Zivi­li­sation erfand oder aus­schmückte, um sein eigenes grie­chi­sches Erbe zu erklären, ohne seine Schuld gegenüber Kon­stan­ti­nopel anzu­er­kennen. Um zu erklären, wie die grie­chische Kultur die Welt erfüllt hatte, bevor sie Rom erreichte, wurden auch Alex­ander der Große und sein hel­le­nis­ti­sches Erbe erfunden.

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Alex­ander ist eine legendäre Gestalt. Laut seiner nüch­ternen Bio­grafie, die Plutarch zu ver­danken ist, machte sich dieser make­do­nische Prinz (der von Aris­to­teles aus­ge­bildet wurde) im Alter von 22 Jahren mit etwa 30 000 Mann auf, die Welt zu erobern, gründete siebzig Städte und starb im Alter von 32 Jahren, wobei er eine voll aus­ge­bildete grie­chisch­spra­chige Zivi­li­sation hin­terließ, die sich von Ägypten bis Persien erstreckte. Sylvain Tristan bemerkt nach Anatoly Fomenko, dass die Seleu­kiden (Seleu­kidós), die nach Alex­ander über Klein­asien herrschten, fast den­selben Namen tragen wie die Sel­dschuken (Sel­jou­kides), die die­selbe Region von 1037 bis 1194 kon­trol­lierten. Ist die hel­le­nis­tische Zivi­li­sation ein wei­teres Phan­tombild des byzan­ti­ni­schen Gemein­wesens, das in die ferne Ver­gan­genheit ver­schoben wurde, um die Schuld Ita­liens gegenüber Kon­stan­ti­nopel zu ver­bergen? Eine solche Hypo­these scheint weit her­geholt. Aber sie wird plau­sibel, wenn man sich ver­ge­gen­wärtigt, dass unsere Chro­no­logie eine relativ junge Kon­struktion ist. Im Mit­tel­alter gab es keine aner­kannte lange Chro­no­logie, die ganze Jahr­tau­sende ein­schloss. Wenn wir heute auf Wiki­pedia lesen, dass Alex­ander der Große am 21. Juli 356 v. Chr. geboren wurde und am 11. Juni 323 v. Chr. starb, dann nur, weil ein Gelehrter des 16. Jahr­hun­derts dies mit Hilfe von will­kür­lichen Ver­mu­tungen bibli­scher Maß­stäbe behauptet hat. Mit den jüngsten Fort­schritten der Archäo­logie haben sich die Pro­bleme, auf die unsere her­kömm­liche Chro­no­logie stößt, jedoch zu einer kri­ti­schen Masse angehäuft.

Ein Bei­spiel dafür ist der von Sylvain Tristan erwähnte “Mecha­nismus von Antiky­thera”, ein ana­loger Com­puter, der aus min­destens 30 inein­ander grei­fenden bron­zenen Zahn­rädern besteht und dazu diente, astro­no­mische Posi­tionen und Fins­ter­nisse für kalen­da­rische und astro­lo­gische Zwecke Jahr­zehnte im Voraus vor­her­zu­sagen. Er wurde 1901 in den Trümmern eines Schiffs­wracks vor der Küste der grie­chi­schen Insel Antiky­thera aus dem Meer geborgen. Er wird auf das zweite oder erste Jahr­hundert v. Chr. datiert. Laut Wiki­pedia “ging das Wissen um diese Tech­no­logie irgendwann in der Antike ver­loren” und “Werke mit ähn­licher Kom­ple­xität tauchten erst wieder mit der Ent­wicklung mecha­ni­scher astro­no­mi­scher Uhren in Europa im vier­zehnten Jahr­hundert auf”. Diese tech­no­lo­gische Kluft von 1.500 Jahren ist viel­leicht leichter zu glauben, wenn man bereits glaubt, dass das vom grie­chi­schen Astro­nomen Arist­archos von Samos im dritten Jahr­hundert v. Chr. ent­wi­ckelte helio­zen­trische Modell völlig in Ver­ges­senheit geriet, bis Nikolaus Koper­nikus es im sech­zehnten Jahr­hundert nach Christus neu erfand. Aber der Skep­ti­zismus ist hier weniger extra­vagant als der wis­sen­schaft­liche Konsens.

Die Zahl der Skep­tiker hat in den letzten Jahren zuge­nommen, und mehrere For­scher haben sich daran gemacht, die so genannte Sca­lig­ersche Chro­no­logie (stan­dar­di­siert von Joseph Sca­liger in seinem Buch De emen­da­tione tem­porum, 1583) in Frage zu stellen. Die meisten dieser “recen­tists”, die wir in unserem nächsten Artikel vor­stellen werden, kon­zen­trieren sich auf das erste Jahr­tausend nach Christus. Sie sind der Meinung, dass dies viel zu lang ist, mit anderen Worten, dass die Antike uns näher ist, als wir denken. Sie stimmen sogar mit den Huma­nisten der Renais­sance überein, die laut dem His­to­riker Bernard Guenée das “Mit­tel­alter” zwi­schen der Antike und ihrer Zeit (der Begriff media tem­pestas taucht erstmals 1469 in der Kor­re­spondenz von Gio­vanni Andrea Bussi auf) als “nichts weiter als eine Klammer, ein Dazwi­schen”[47] betrach­teten. 1439 schrieb Flavio Biondo, der erste Archäologe Roms, ein Buch über diese Zeit und beti­telte es “Jahr­zehnte der Geschichte vom Untergang des Römi­schen Reiches”. Für Giorgio Vasari waren es nur zwei Jahr­hun­derte, als er in seinem Leben des Giotto (1550) schrieb, dass Giotto (1267–1337) “die wahre Kunst der Malerei wie­der­be­lebte, indem er das Zeichnen von lebenden Per­sonen nach der Natur ein­führte, das seit zwei­hundert Jahren nicht mehr prak­ti­ziert worden war”[48].

Wenn unser Mit­tel­alter künstlich um sieben oder mehr Jahr­hun­derte gestreckt wurde, bedeutet das dann, dass das meiste davon reine Fiktion ist? Nicht unbe­dingt. Gunnar Heinsohn argu­men­tiert mit Hilfe der ver­glei­chenden Archäo­logie und Stra­ti­graphie (lesen Sie seine Artikel oder sehen Sie sich seine Video­kon­ferenz an), dass die Ereig­nisse der gesamten Antike, der Spät­antike und des Früh­mit­tel­alters tat­sächlich zeit­gleich statt­fanden. Mit anderen Worten: Das West­rö­mische Reich, das Ost­rö­mische (Byzan­ti­nische) Reich und das Ger­ma­nisch-Römische Reich (Hei­liges Römi­sches Reich Deut­scher Nation) müssen neu syn­chro­ni­siert und als Teile ein und der­selben Zivi­li­sation betrachtet werden, die vor etwas mehr als zehn Jahr­hun­derten nach einem welt­weiten katak­lys­mi­schen Ereignis zusam­men­brach. Dieses Ereignis rief sowohl eine kol­lektive Amnesie als auch eine Vor­liebe für apo­ka­lyp­tische Erlö­sungs­kulte hervor.

Anmerkungen​

  • [1] Claire Lev­asseur et Chris­tophe Badel, Atlas de l’Empire romain : Con­s­truction et apogée: 300 av. J.-C. — 200 apr. J.-C., Édiions Autrement, 2020 , S. 76.
  • [2] Am ein­fluss­reichsten war Émile Littré mit seiner His­toire de la langue fran­çaise, 1862.
  • [3] Angelo Maz­zocco, Lin­gu­is­tische Theorien bei Dante und den Huma­nisten: Studies of Lan­guage and Intellectual History in Late Medieval and Early Renais­sance Italy, E.J. Brill, 1993, S. 175 (gelesen auf books.google.com).
  • [4] Mit den Worten von Jerry Brotton, The Renais­sance Bazaar: From the Silk Road to Michel­angelo, Oxford UP, 2010, S. 66, wie bereits in “How Fake is Roman Anti­quity?” zitiert.
  • [5] Jacques Heers, Le Moyen Âge, une imposture, Perrin, 1992, S. 55–58.
  • [6] Bart D. Ehrman, Fäl­schung und Gegen­fäl­schung: The Use of Literary Deceit in Early Christian Polemics, Oxford Uni­versity Press, 2013 (auf books.google.com), S. 1, 27.
  • [7] Heribert Illig, “Anomalous Eras — Best Evi­dence: Best Theory”, Juni 2005, auf www.bearfabrique.org/Catastrophism/illig_paper.htm.
  • [8] Herbert Edward John Cowdrey, The Cluniacs and the Gre­gorian Reform, Cla­rendon, 1970.
  • [9] Marc Bloch, Feudal Society, Bd. 1: The Growth of Ties of Depen­dance, Uni­versity of Chicago Press, 1964, S. 107.
  • [10] Robert I. Moore, The First European Revo­lution, c. 970‑1215, Basil Blackwell, S. 11, 174.
  • [11] Harold Berman, Law and Revo­lution, the For­mation of the Western Legal Tra­dition, Harvard UP, 1983, S. 15, 108.
  • [12] Laurent Morelle, “Des faux par mil­liers”, L’His­toire, Nr. 372, Februar 2012.
  • [13] Wie­der­ge­geben aus F. Hen­derson, (Ed.), Select His­to­rical Docu­ments of the Middle Ages, George Bell and Sons, 1910 (auf archive.org), S. 329–333.
  • [14] John Roma­nides, Franken, Römer, Feu­da­lismus und Doktrin: An Interplay Between Theology and Society, Patriarch Athe­n­agoras Memorial Lec­tures, Holy Cross Orthodox Press, 1981, auf www.romanity.org/htm/rom.03.en.franks_romans_feudalism_and_doctrine.01.htm.
  • [15] John Mey­en­dorff und Arist­eides Papadakis, The Christian East and the Rise of the Papacy, St Vladimir’s Seminary Press, 1994, S. 55, 167, 27.
  • [16] Aviad Kleinberg, His­toires de saints. Leur rôle dans la for­mation de l’Oc­cident, Gal­limard, 2005, S. 72.
  • [17] Andrew J. Eko­nomou, Byzan­ti­ni­sches Rom und die grie­chi­schen Päpste: Eastern Influences on Rome and the Papacy from Gregory the Great to Zacharias, A.D. 590–752, Lex­ington Books, 2009, S. 43.
  • [18] Michel Kaplan, Pourquoi Byzance ?: Un empire de onze siècles, Folio/Gallimard, 2016, S. 55.
  • [19] Robert Favreau, Ber­na­dette Mora und Jean Michaud, “Chrismes du Sud-Ouest”, CNRS Edi­tions, 1985 (Corpus des inscrip­tions de la France médiévale, 10), auf www.persee.fr
  • [20] Patricia Stirn­emann, “Saint Augustin, Contre Faustus”, sur www.bibliotheque-virtuelle-clairvaux.com, zitiert in Wiki­pedia.
  • [21] Edwin Johnson, The Rise of Chris­tendom (1890), auf archive.org, S. 360.
  • [22] Edwin Johnson, The Rise of Chris­tendom, op. cit., S. 50.
  • [23] Edwin Johnson, The Rise of Chris­tendom, a. a. O., S. 7, 80.
  • [24] James Watson, Inter­po­la­tions in Bede’s Eccle­si­a­stical history and other ancient annals affecting the early history of Scotland and Ireland, Peebles, 1883 (archive.org), S. 9.
  • [25] Gré­groire de Tours, His­toire des rois francs, Gal­limard, 1990, Kap. IV, S. 103
  • [26] Raoul Glaber, His­toires, éd. et trad. Mathieu Arnoux, Turnhout, Brépols, 1996, IV, §13, S. 163–165.
  • [27] Thomas Creissen, “La chris­tia­ni­sation des lieux de culte païens : ‘ass­as­sinat’, simple récup­é­ration ou mythe his­to­rio­gra­phique ?”, Gallia — Archéo­logie de la France antique, CNRS Édi­tions, 2014, 71 (1), pp. 279–287, on hal.archives-ouvertes.fr
  • [28] Polydor Hochart, De l’au­then­ticité des Annales et des His­toires de Tacite, 1890 (auf archive.org), S. 3–5.
  • [29] Sylvain Gou­gu­enheim, Aristote au Mont Saint-Michel. Les racines grecques de l’Europe chré­tienne, Seuil, 2008.
  • [30] Einar Jor­anson, “The Problem of the Spu­rious Letter of Emperor Alexis to the count of Flanders”, The Ame­rican His­to­rical Review, vol. 55 n°4 (July 1950), pp. 811–832, auf www.jstor.org.
  • [31] Jonathan Harris, Byzantium and the Cru­sades, Ham­bledon Con­tinuum, 2003, S. 56.
  • [32] Robert de Clari, Die Eroberung von Kon­stan­ti­nopel, Champion Clas­siques, 2004, S. 171.
  • [33] Steven Run­ciman, A History of the Cru­sades, Bd. 3: The Kingdom of Acre and the Later Cru­sades (1954), Penguin Classics, 2016, S. 123.
  • [34] Jonathan Harris, Byzantium and the Cru­sades, op. cit., S. 50.
  • [35] Steven Run­ciman, A History of the Cru­sades, Bd. 3, a. a. O., S. 130.
  • [36] Edwin Hunt, The Medieval Super-Com­panies: A Study of the Peruzzi Company of Flo­rence, Cam­bridge UP, 1994.
  • [37] Jerry Brotton, The Renais­sance Bazaar: From the Silk Road to Michel­angelo, Oxford UP, 2010, S. 103.
  • [38] In seinem Buch Re-Dating Ancient Greece (2008) weist Sylvain Tristan auf ver­blüf­fende Par­al­lelen zwi­schen Platons und Plethos Leben hin und stellt die Hypo­these auf, dass Platon in Wirk­lichkeit eine fiktive per­sonae von Pletho ist.
  • [39] Paul Ste­phenson, The Byzantine World, Rout­ledge, 2012, S. xxi.
  • [40] John Mey­en­dorff, Byzantium and the Rise of Russia, Cam­bridge UP, 1981, S. 2.
  • [41] Steven Run­ciman, The Fall of Con­stan­ti­nople 1453, Cam­bridge UP, 1965, S. 190.
  • [42] Michel Kaplan, Pourquoi Byzance? Un empire de onze siècles, Folio/Gallimard, 2016, S. 39.
  • [43] Roderick Saxey II (1998–99), “Die grie­chische Sprache im Wandel der Zeit”, The Greek Lan­guage Through Time
  • [44] Mar­garet Alexiou, “Diglossia in Greece”, in William Haas, Standard Lan­guages: Spoken and Written, Man­chester UP, 1982.
  • [45] Sylvain Tristan, Re-Dating Ancient Greece: 500 BC = 1300 AD?, unab­hängig ver­öf­fent­licht, 2008.
  • [46] William Miller, The Latins in the Levant: A History of Frankish Greece (1204–1566), P. Dutton & Co, 1908 (auf archive.org), S. 315, 327.
  • [47] Bernard Guenée, His­toire et culture his­to­rique dans l’oc­cident medieval, Aubier, 2011, S. 9.
  • [48] David Car­rette, L’In­vention du Moyen Âge. La plus grande fal­si­fi­cation de l’his­toire, Magazine Top-Secret, Hors-série n°9, 2014, S. 43, 53.

Quelle: stolenhistory.net