Trans­parenz in der Dis­kussion um Impfstoffe

oder: Warum es falsch ist, nicht offen über die Gefahren der Impfung gegen Covid-19 zu sprechen.

Wir alle wissen, dass Regie­rungen die Gefahren, die mit Impf­stoffen gegen Covid-19 ver­bunden sind, in der Regel nicht selbst the­ma­ti­sieren und dann, wenn sie von anderen the­ma­ti­siert werden, diese Gefahren mög­lichst klein­reden, sofern sie sie nicht sofort als Aus­druck einer Ver­schwö­rungs­men­ta­lität zu dis­kre­di­tieren ver­suchen. Ob aus poli­ti­schem Kalkül oder aus barer Unwis­senheit – sie sind nicht an Trans­parenz in dieser Ange­le­genheit inter­es­siert, also daran, die zum jewei­ligen Zeit­punkt bekannten Fakten mit Bezug auf die Effi­zienz und die Neben­wir­kungen der Impf­stoffe gegen Covid-19 einer mög­lichst breiten Öffent­lichkeit bekannt­zu­machen und die Öffent­lichkeit über neue dies­be­züg­liche Erkennt­nisse auf dem Lau­fenden zu halten. Vielmehr haben die Regie­rungen der meisten west­lichen Staaten von Anfang an den Zielen Vorrang ein­ge­räumt, die Impf-Emp­feh­lungen diverser Orga­ni­sa­tionen bzw. Bestim­mungen oder Vor­schriften im Zusam­menhang mit Covid-19, z.B. das Mas­ken­mandat, mög­lichst umfassend durchzusetzen.

Eine Gruppe von Autoren von der Aarhus-Uni­ver­sität in Dänemark (Petersen et al. 2021) hat vor diesem Hin­ter­grund und aus­gehend von dem bekannten Befund, dass ein Mangel an Trans­parenz Miß­trauen bei Pati­enten gegenüber Ärzten oder anderen im Gesund­heits­wesen Beschäf­tigten pro­du­ziert, die Frage gestellt, welche Effekte Intrans­parenz mit Bezug auf Impf­stoffe gegen Covid-19 oder das, was die Autoren eine dies­be­züglich „vage Kom­mu­ni­kation“ nennen, im Ver­gleich zu einer dies­be­züglich trans­pa­renten Kom­mu­ni­kation im Hin­blick auf die Bereit­schaft, sich impfen zu lassen, und im Hin­blick auf das Ver­trauen in Gesund­heits­be­hörden hat. Um diese Frage zu beant­worten, haben die Autoren zwei Studien – eine im Oktober 2020 und eine im Februar und März 2021 –, jeweils mit einer Stich­probe von Befragten aus Dänemark und aus den USA, durch­ge­führt. Die Ergeb­nisse, die diese Studien erzielt haben, haben die Autoren in einem Artikel ver­öf­fent­licht, der 2021 in den Pro­cee­dings of the National Academy of Sci­ences of the United States of America (PNAS) erschienen ist.

In der ersten Studie aus dem Oktober 2020, also einer Zeit, in der über die Eigen­schaften der Impf­stoffe gegen Covid-19 noch ver­gleichs­weise wenig bekannt war, wurden 3.436 Ame­ri­kaner und 3.427 Dänen per Fra­ge­bogen zu ihren Ein­stel­lungen zur Impfung mit „COVACID” befragt, einem fik­tiven Impf­stoff gegen Covid-19. Die Befragten sollten zu 12 ver­schie­denen Aus­sagen ihre Zustimmung oder Ablehnung aus­drücken, die zu einer Gesamt­skala zusam­men­ge­fasst wurde, die die Unter­stützung eines Befragten einer Impfung mit COVACID („vaccine support“) abbildete. Dabei waren aber nicht die Ein­stel­lungen als solche von Interesse – sonst wäre es auch keine wis­sen­schaft­liche Studie, sondern bloß beschrei­bende Ein­stel­lungs- bzw. Umfra­ge­for­schung –, sondern die Frage, ob sich die Ein­stel­lungen der Befragten, die zufällig in ver­schiedene Gruppen ein­ge­teilt wurden, sta­tis­tisch signi­fikant von­ein­ander unter­scheiden. Die Autoren ver­wen­deten ein 3×3‑faktorielles Design: zum einen unter­schieden sie die Befragten in drei Gruppen hin­sichtlich der Art von Kom­mu­ni­kation bzw. Infor­mation, die die Befragten über COVACID erhielten:

  • In der Gruppe, die eine trans­pa­rente und neutral gehaltene Beschreibung von COVACID erhielt, wurde COVACID als in jeder Hin­sicht der Impfung gegen die Grippe ähnlich beschrieben.
  • In der Gruppe, die eine trans­pa­rente und negative Beschreibung von COVACID erhielten, wurde der fiktive Impf­stoff als kürzer getestet, weniger wirksam und mit mehr Neben­wir­kungen ver­bunden als die Impfung gegen Grippe beschrieben.
  • In der Gruppe, die eine intrans­pa­rente bzw. vage Beschreibung von COVACID erhielt, wurde mit­ge­teilt, dass öffentlich ver­fügbare Daten keine prä­zisen Ver­gleiche der Eigen­schaften von COVACID mit den Eigen­schaften der Impfung gegen Grippe erlauben würden, aber dass die zustän­digen Behörden erklärt hätten, dass COVACID hin­rei­chend wirksam sei, akzep­table Neben­wir­kungen habe und über einen adäquaten Zeitraum hinweg getestet worden seien.

Außerdem wurden die Befragten danach unter­teilt, welche zusätz­lichen Infor­ma­tionen über COVACID sie erhielten:

  • Eine Gruppe erhielt die Infor­mation, dass die Zulassung von COVACID einige Dis­kussion aus­gelöst hätte, und sie wurde mit einer angeblich aus Sozialen Medien ent­nommene Nach­richt kon­fron­tiert, in der u.a. behauptet wurde, dass die Behörden Lügen über die Neben­wir­kungen von COVACID ver­breiten würden, um die Wirt­schaft anzu­kurbeln. Dieser Gruppe wurde also das nahe­gelegt, was die Autoren eine „Ver­schwörung“ („con­spiracy“) nennen.
  • Die zweite Gruppe erhielt die Infor­mation, dass die Behörden Bedenken gegenüber dem rasch ent­wi­ckelten COVACID-Impf­stoff ein­räumten, das jedoch gerade, weil Zeit­druck herrschte, auf einer brei­teren Basis getestet worden sei als der jährlich vari­ie­rende Grippe-Impf­stoff. Dieser Gruppe sollte damit der Ein­druck ver­schafft werden, dass COVACID ein sicherer Impf­stoff sei, und deshalb nennen die Autoren diese Gruppe die „Sicher­heits­gruppe“ bzw. sprechen von der „cer­tainty induction condition“.
  • Die Gruppe, die als Kon­troll­gruppe in dieser Hin­sicht diente, erhielt kei­nerlei zusätz­liche Informationen.

Von allen Befragten wurden sozio­de­mo­gra­phische Merkmale erhoben, und sie alle füllten einige Meß­skalen aus, die psy­cho­lo­gische Merkmale oder poli­tische Ein­stel­lungen messen.

Die sta­tis­tische Aus­wertung erfolgte unter Ver­wendung von OLS-Regres­sionen und unter Berück­sich­tigung aller Befragten, d.h. der däni­schen und der ame­ri­ka­ni­schen Befragten zusammen.

Was die Ergeb­nisse dieser Studie betrifft, so zeigte sich, dass

  1. die Unter­stützung einer Impfung mit dem fik­tiven Impf­stoff in der „Sicher­heits­gruppe“ etwas (aber sta­tis­tisch signi­fikant) höher war als in den beiden anderen Gruppen;
  2. die Unter­stützung einer Impfung mit dem fik­tiven Impf­stoff in der „Ver­schwö­rungs­gruppe“ gering­fügig nied­riger war als in der „Sicher­heits­gruppe“, aber nicht nied­riger als in der Kon­troll­gruppe, die keine wei­teren Infor­ma­tionen zu COVACID erhalten hatte;
  3. eine trans­pa­rente, neutral gehaltene Beschreibung im Ver­gleich zu einer vagen Beschreibung des fik­tiven Impf­stoffes die Unter­stützung einer Impfung mit dem fik­tiven Impf­stoff erhöhte;
  4. eine trans­pa­rente, negative Beschreibung des fik­tiven Impf­stoffes im Ver­gleich zu einer vagen Beschreibung die Unter­stützung einer Impfung mit dem fik­tiven Impf­stoff nicht erhöhte, sondern ver­rin­gerte, aber nur gering­fügig ver­rin­gerte;
  5. dieser unter Punkt 4 genannte Effekt in der „Sicher­heits­gruppe“ nicht geringer war als in den beiden anderen Gruppen;
  6. der Effekt einer trans­pa­renten, neutral gehal­tenen Beschreibung im Ver­gleich mit einer vagen Beschreibung des fik­tiven Impf­stoffes in der „Ver­schwö­rungs­gruppe“ nicht höher war als in den anderen beiden Gruppen;
  7. der Effekt einer trans­pa­renten, nega­tiven Beschreibung im Ver­gleich mit einer vagen Beschreibung des fik­tiven Impf­stoffes in der „Ver­schwö­rungs­gruppe“ eben­falls nicht höher war als in den anderen beiden Gruppen.

Halten wir als bislang wich­tigstes Ergebnis fest:

Eine trans­pa­rente Beschreibung der Eigen­schaften des Impf­stoffes, die auch die nega­tiven Aspekte des Impf­stoffes benennt, ver­ringert die Impf­un­ter­stützung, aber nur gering­fügig. Dieser Zusam­menhang besteht sehr weit­gehend unab­hängig davon, ob darüber hinaus Sicherheit oder Ver­schwörung indu­zie­rende Infor­ma­tionen bei­gegeben werden. Gleich­zeitig erhöht eine vage Beschreibung der Eigen­schaften des Impf­stoffes die Impf­un­ter­stützung nicht.

„In fact, the con­sistent negative effect of vague com­mu­ni­cation on accep­tance seems to suggest that it is per­ceived as a cover for negative vaccine fea­tures“ (Petersen et al. 2021, Seite 6 von 8).

Außerdem erwies sich das Ausmaß der Impf­un­ter­stützung als unabhängig

  • vom Geschlecht,
  • vom psy­cho­lo­gi­schen Befürfnis nach Eli­mi­nierung von Unsi­cherheit („need for cognitive closure“),
  • von der Ein­schätzung darüber, inwieweit Covid-19 eine Bedrohung für die eigene Gesundheit darstellt,
  • und – und das kann man ange­sichts des derzeit herr­schenden Dis­kurses über Gegener einer Impf­pflicht nicht genug betonen – von der Selbst­ver­ortung als „rechts“ oder „links“ von der Mitte im poli­ti­schen Spektrum sowie von der Wahl­ent­scheidung bei der letzten zurück­lie­genden Prä­si­dent­schafts- (in den USA) bzw. Par­la­mentswahl (in Dänemark).

Das Ausmaß der Impf­un­ter­stützung erwies sich als haupt­sächlich abhängig

  • von der Ein­schätzung darüber, inwieweit Covid-19 bzw. die Reak­tionen darauf von poli­ti­scher Seite eine Gefahr für die Rechte und die Freiheit der Bevöl­kerung als Ganze bedeutet/n, und
  • von dem Ausmaß, in dem Befragte dem poli­ti­schen System oder der poli­ti­schen Klasse miß­trauen („poli­tical cynicism“ genannt):

„Overall, poli­tical cynicism is the strongest pre­dictor of vaccine skep­ticism across both the United States and Denmark“ (Peters et al. 2021, auf Seite 4 von 8).

Das bedeutet: Skepsis gegenüber dem Impf­stoff gegen Covid-19 hängt sowohl bei den Befragten in Dänemark als auch bei denen in den USA vor allem mit Miß­trauen gegenüber dem poli­ti­schen System oder gegenüber der poli­ti­schen Klasse zusammen. Und es scheint, dass vage Kom­mu­ni­kation Skepsis befördert, insofern sie als Versuch ange­sehen wird, negative Aspekte des Impf­stoffes zu ver­heim­lichen (s.o.)

Und das wie­derum bedeutet, dass eine Impf­kam­pagne, die die Bedenken der Impf­skep­tiker nicht ernst nimmt, sondern sie – im Gegenteil – ins soziale Abseits zu stellen oder gar zur Impfung zu erpressen ver­sucht, die­selben nicht nur nicht zur Impfung bewegen wird, sondern – wie­derum im Gegenteil – ihre Skepsis weiter ver­größern wird, weil die poli­ti­schen Akteure die Skepsis der Skep­tiker durch ihr Ver­halten legi­ti­mieren. Sie geben den Skep­tikern sozu­sagen im Nach­hinein Recht.

Wenn dies zutrifft, dann würde man ver­muten, dass

  • erstens eine trans­pa­rente Kom­mu­ni­kation über den (fik­tiven) Impf­stoff im Ver­gleich zu einer vagen Kom­mu­ni­kation darüber das all­ge­meine Ver­trauen in nationale Gesund­heits­be­hörden erhöhen würden, unab­hängig davon, ob die trans­pa­rente Kom­mu­ni­kation inhaltlich positiv, neutral oder negativ gehalten ist; und
  • zweitens, eine vage Kom­mu­ni­kation über den (fik­tiven) Impf­stoff im Ver­gleich zu gar keiner Kom­mu­ni­kation darüber das all­ge­meine Ver­trauen in nationale Gesund­heits­be­hörden ver­ringern würde, wieder unab­hängig davon, ob die trans­pa­rente Kom­mu­ni­kation inhaltlich positiv, neutral oder negativ gehalten ist.

Und diese Hypo­thesen haben Petersen et al. anhand ihrer zweiten Studie über­prüft, die als eine um einige Aspekte erwei­terte Repli­ka­ti­ons­studie für Studie 1 kon­zi­piert wurde und im Februar und März 2021 durch­ge­führt wurde, also zu einem Zeit­punkt, zu dem die Imp­fungen gegen Covid-19 begonnen hatten. Die Befragung in Studie 2 bezog sich aber auf keinen der zu diesem Zeit­punkt exis­tie­renden Impf­stoffe, sondern wei­terhin auf den fik­tiven Impf­stoff COVACID, ver­mutlich, um keine spe­zi­ellen Effekte der Wahr­nehmung der Eigen­schaften ganz bestimmter exis­tie­render Impf­stoffe abzu­fragen (und weil Studie 2 dann keine Repli­ka­ti­ons­studie zu Studie 1 mehr hätte sein können). Die Befragten in dieser Studie waren wieder U.S.-Amerikaner und Dänen, genau: 3.478 U.S.-Amerikaner und 3.450 Dänen.

Das all­ge­meine Ver­trauen in die natio­nalen Gesund­heits­be­hörden wurde durch Fragen gemessen, die auf die­selbe Dimension luden und deshalb zu einer Mini­skala zusam­men­ge­fasst werden konnten. Über Studie 1 hin­aus­gehend beinhaltete das expe­ri­men­telle Design in Studie 2 mit Bezug auf die Vari­anten der Art der Kommunikation/Information über den fik­tiven Impf­stoff neben einer vagen Kom­mu­ni­kation, einer trans­pa­renten neu­tralen Kom­mu­ni­kation und einer trans­pa­renten nega­tiven Kom­mu­ni­kation eine trans­pa­rente positive Kom­mu­ni­kation. Diese positive Kom­mu­ni­kation beschrieb den fik­tiven Impf­stoff als besser als den Impf­stoff gegen das Grippe-Virus mit Bezug auf Effek­ti­vität und auf Nebenwirkungen.

Die dies­be­züg­liche Analyse der Daten aus Studie 2 ergab, dass die beiden oben genannten Erwar­tungen der Autoren bestätigt werden konnten:

„Trust in health aut­ho­rities increases when exposed to both trans­parent positive com­mu­ni­cation …, trans­parent neutral com­mu­ni­cation … and trans­parent negative com­mu­ni­cation … Con­sistent with our pre­diction 2, vague com­mu­ni­cation signi­fi­cantly decreased trust in health aut­ho­rities …” (Petersen et al. 2021, Seite 5 von 8).

Jede Art von trans­pa­renter Kom­mu­ni­kation erhöhte also das Ver­trauen in Gesund­heits­be­hörden sta­tis­tisch signi­fikant, während eine vage Kom­mu­ni­kation das Ver­trauen in Gesund­heits­be­hörden sta­tis­tisch signi­fikant verringerte.

Die Autoren machen in der Dis­kussion ihrer Ergeb­nisse die Bedeutung dieser Ergeb­nisse klar:

„… trans­pa­rency has key long-term benefits by sus­taining trust, which is a cri­tical resource for handling both future health emer­gencies and the con­ti­nuing pan­demic with the potential need of repeated vac­ci­na­tions. Despite dif­fe­rences in poli­tical systems and levels of pola­rization, the evi­dence for this con­clusion was remar­kably con­sistent across the Danish and Ame­rican samples” (Petersen et al. 2021, Seite 6 von 8).

Nichts spricht dafür, dass eine trans­pa­rente Kom­mu­ni­kation über Impf­stoffe in Deutschland andere Effekte hätte als in den USA oder in Dänemark.

Wenn trans­pa­rente Kom­mu­ni­kation über Impf­stoffe – ver­mittelt über das Ver­trauen in Gesund­heits­be­hörden, die sie schafft – wichtig für den Umgang mit aktu­ellen und zukünf­tigen Epi­demien ist, und trans­pa­rente Kom­mu­ni­kation gleich­zeitig die Impf­be­reit­schaft zwar ver­ringert, aber nur gering­fügig ver­ringert, dann ist sie der Alter­native einer vagen Kom­mu­ni­kation in jedem Fall vor­zu­ziehen, denn eine vage Kom­mu­ni­kation hat keinen die Impf­be­reit­schaft gegen ein aktu­elles Virus erhö­henden Effekt, ver­ringert aber das Ver­trauen in die Gesund­heits­be­hörden, was sich mit Bezug auf die Bewäl­tigung einer aktu­ellen Epi­demie und fol­gende gesund­heits­be­zogene Krisen negativ aus­wirken wird, denn Ver­trauen ist deutlich schneller zer­stört als (wieder-/)aufgebaut. In den Worten der Autoren:

„Overall, these results underscore that trans­pa­rency itself cannot reduce imme­diate vaccine skep­ticism but trans­pa­rency is none­theless of key importance for sus­taining long-term trust and avo­iding the spread of con­spiracy beliefs. Fur­thermore, while there are clear short-term costs to trans­parent negative com­mu­ni­cation, there are no benefits to the alter­native of reassuring the public about vaccine safety and effec­ti­veness using vague com­mu­ni­cation, which leads to both short-term vaccine skep­ticism and long-term dis­trust of aut­ho­rities. As such, the present fin­dings provide a clear warning for health aut­ho­rities and poli­ti­cians against suc­cumbing to the use of vague com­mu­ni­cation to satisfy myopic goals of incre­asing vaccine accep­tance here and now. Many countries already face the challenge of beating dis­trust-based skep­ticism of the vac­cines and, according to the present results, the main available tool of health com­mu­ni­cation has little per­suasive power once people become truly skep­tical. If health com­mu­ni­cators do not insist on trans­parent com­mu­ni­cation, even if this entails dis­closing negative infor­mation, such chal­lenges are likely to increase and may undermine future vac­ci­nation efforts, both if repeated vac­ci­na­tions are required during the current pan­demic and in future health emer­gencies” (Petersen et al. 2021, Seite 7 von 8).

Die Ver­öf­fent­li­chung von Petersen et al. (2021) ist als pfd-Datei les- und her­un­ter­ladbar, und ergän­zende Infor­ma­tionen zu den metho­di­schen Aspekten der Studie und zu län­der­spe­zi­fi­schen Ergeb­nissen sind eben­falls frei verfüg- und herunterladbar.

Bleibt noch anzu­fügen, dass es mir eine Freude war, nach langer Zeit endlich einmal wieder eine gut gemachte, inter­es­sante und pro­fes­sionell berichtete wis­sen­schaft­liche Studie zu lesen und unseren Lesern vor­zu­stellen. Es ist eine Studie, die ohne wer­tende Kon­strukte aus­kommt und die Ergeb­nisse sachlich dar­stellt. Das ist umso bemer­kens­werter als die Autoren der Studie am poli­tik­wis­sen­schaft­lichen Institut der Uni­ver­sität von Aarhus beschäftigt sind und somit ein Fach reprä­sen­tieren, das in den ver­gan­genen Jahren in einem mehr oder weniger kata­lep­ti­schen Zustand ver­harrte und dann, wenn es Lebens­zeichen von sich gegeben hat, kaum mehr ohne poli­tische oder ideo­lo­gische Par­tei­nahme und ihr ent­spre­chende Bewer­tungen, wenn nicht Beschimp­fungen, aus­ge­kommen ist. Vor diesem Hin­ter­grund ist es nach­gerade eine Wohltat, wenn Petersen et al. z.B. den fol­genden poli­tisch völlig unkor­rekten Sach­verhalt nüchtern mitteilen:

„Psy­cho­lo­gical variables related to the ability to handle diffuse uncer­tainty … display little asso­ciation with vaccine skep­ticism, sug­gesting that some vaccine skep­ticism emerges from more strict cal­cu­la­tions about costs and benefits, as empha­sized in a number of accounts …. In this light, it may be prudent to con­sider the hesi­tancy trig­gered by trans­pa­rency dis­closing negative vaccine fea­tures a form of ratio­nally grounded hesi­tancy” (Petersen et al., 2021, Seite 6 von 8; Her­vor­he­bungen d.d.A.).

Impf­skep­tiker, deren Skepsis auf einer ver­gleichs­weise genauen oder strengen („strict“) Abwägung von Nutzen und Kosten einer Imfpung basiert?! Rational begründete (Impf-/)Zögerlichkeit?! Wenn es in der Poli­tik­wis­sen­schaft wieder möglich ist, schluss­fol­gernd aus empi­ri­schen Ergeb­nissen poli­tisch gänzlich Unkor­rektes zu ver­öf­fent­lichen, statt den ideo­lo­gi­schen Kniefall vor der vom „estab­lishment“ gepflegten Erzählung zu absol­vieren, dann ist noch nicht alle Hoffnung für die Sozi­al­wis­sen­schaften ver­loren – und die Lektüre sozi­al­wis­sen­schaft­licher Studien kann wieder auf­schluss­reich sein und (deshalb) Lese­freude bereiten.

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Lite­ratur:

Petersen, Michael Bang, Bor, Alex­ander, Jør­gensen, Fre­derik, & Lindholt, Marie Fly, 2021: Trans­parent Com­mu­ni­cation About Negative Fea­tures of COVID-19 Vac­cines Decreases Accep­tance But Increases Trust. PNAS (Pro­cee­dings of the National Academy of Sci­ences of the United States of America) 118(29). https://doi.org/10.1073/pnas.20245971


Quelle: sciencefiles.org