Experte für Wirt­schaft und Politik schlägt Alarm: Welt­weite Nah­rungs­mit­tel­krise im vierten Quartal 2022

Türkei, Ägypten, Nigeria und andere Länder hängen vom Wei­zen­export Russ­lands ab. »Der größte Wei­zen­ex­porteur der Welt fällt gerade in den fünft­größten Wei­zen­ex­porteur ein…,« »Was im Moment im Schwarzen Meer und in der Ostsee mit rus­si­schem Rohöl pas­siert, hat nichts mit den Sank­tionen zu tun,« »es wird einfach nicht abgeholt…«

Dut­zende von Ländern im Nahen Osten, in Süd­asien und Nord­afrika, die bereits unter Ernäh­rungs­un­si­cherheit leiden, sind auf die reich­hal­tigen Weizen‑, Mais- und Pflan­zen­öl­vorräte Russ­lands und der Ukraine ange­wiesen, und Experten sagen, dass der Kon­flikt die Lebens­mit­tel­preise in die Höhe treiben und den Hunger in der Welt ver­größern könnte. In einem Interview auf YouTube erklärt Peter Zeiha die wirt­schaft­lichen Folgen des Russland-Ukraine-Kriegs.

»Wir werden in den nächsten Wochen fünf Mil­lionen Barrel Rohöl aus dem Ural pro Tag ver­lieren und zwi­schen fünf und 10 Bcf Erdgas, das nach Europa geht. Im vierten Quartal werden wir eine Nah­rungs­mit­tel­krise haben, weil der größte Wei­zen­ex­porteur der Welt gerade in den fünft­größten Wei­zen­ex­porteur ein­ge­fallen ist. In der Ukraine wird es dieses Jahr keine Anbau­saison geben. Wir haben einen Mangel an Phos­phat­dünger wegen der Vor­gänge in China. Wegen der Erd­gas­preise. Wir haben jetzt einen welt­weiten Mangel an Stick­stoff­dünger, und Russland und Weiß­russland sind zusammen die größten Kali­pro­du­zenten der Welt. Viele Land­wirte auf der ganzen Welt werden also in diesem Jahr keinen Dünger ver­wenden, was zu einem Ein­bruch der Erträge führen wird. Das ist der Beginn einer Hun­gersnot. Die welt­weiten Wei­zen­vorräte reichen für weniger als fünf Wochen aus.«

Zeiha fügte hinzu:

»Alle Han­dels­häfen der Ukraine sind immer noch geschlossen. Ich glaube, sie sind jetzt schon sechs oder sieben Tage geschlossen. Soweit ich weiß, hat auch Russland den Han­dels­verkehr in und aus dem Schwarzen Meer nicht zuge­lassen. Die Türken sagen, sie hätten den Bos­porus für Mili­tär­schiffe gesperrt. Ich weiß nicht, ob das auch für Han­dels­schiffe gilt, aber ich weiß von einigen Kunden und Partnern, mit denen ich gesprochen habe, dass es im Moment sehr, sehr schwierig ist, Schiffe zu bekommen. Vor allem in und aus dem Schwarzen Meer. Und das ist deshalb so wichtig, weil, wie Sie sagten, 50% der rus­si­schen Exporte über das Schwarze Meer abge­wi­ckelt werden, 90% der Agrar­ex­porte über das Schwarze Meer, und um nicht in Schwarz­ma­lerei zu verfallen.« 

»Aber nehmen wir an, dass wir in vier Wochen, in vier Wochen, in diesen Kon­flikt hin­ein­ge­raten. Das ist genau der Zeit­punkt, an dem die Pflanz­saison für den nächsten Ern­te­zyklus beginnen soll. Wenn also die ukrai­ni­schen Land­wirte nicht in der Lage sind, ihre Gerste, ihren Mais, ihre Son­nen­blumen und ihren Weizen hier Ende März, Anfang April aus­zusäen, dann haben wir es nicht nur mit logis­ti­schen Stö­rungen zu tun, die theo­re­tisch gelöst werden könnten, wenn es irgendeine Art von Ver­ein­barung gäbe, oder sogar, wenn der Krieg noch andauert, sondern sie erlauben nur Han­dels­schiffen eine sichere Durchfahrt.«

»Vor­sichtig aus­ge­drückt, zwi­schen dem, was in Russland und der Ukraine pas­siert, und dem, was auf den Dün­ge­mit­tel­märkten pas­siert, wird sich der Wei­zen­preis bis zum Ende des Jahres ver­vier­fachen. Was im Moment im Schwarzen Meer und in der Ostsee mit rus­si­schem Rohöl pas­siert, hat nichts mit den Sank­tionen zu tun. Wenn ein Land auf zivile Schiffe schießt, wie es Russland getan hat, ist jede See­kas­ko­ver­si­cherung für jedes Schiff null und nichtig, so dass die Schiffe das Meer ver­lassen müssen. So haben wir in den letzten drei Tagen wahr­scheinlich drei bis drei­einhalb Mil­lionen Barrel Rohöl pro Tag gesehen. Sie wurden einfach nicht abgeholt. Es ist kein Boykott, es sind keine Sank­tionen. Es sind Ver­si­che­rungs­ge­sell­schaften, Ver­lader und Schiffs­ka­pitäne, die sich einfach weigern, über­haupt dorthin zu fahren.« 

»Und solange es sich um einen heißen Krieg handelt, wird es auch so bleiben.« 


Quelle: freiewelt.net