Die überfürsorgliche Regelwut der Politisch-Korrekten hat wieder eine neue Spielwiese gefunden: In Spanien darf für Kinderspielzeug keine Werbung mit Mädchen- oder Jungen-Stereoptypen mehr gemacht werden. Dazu hat sich der Dachverband der spanischen Spielzeughersteller gegenüber der spanischen Regierung verpflichtet. Es gibt jetzt 64 Standards, die die spanische Spielzeugindustrie sich in Absprache mit der Regierung selbst auferlegt hat. Wahrscheinlich wurde sie mehr oder weniger freiwillig gezwungen – denn es darf bezweifelt werden, dass sich das neue Programm besser verkauft. Es geht halt wieder um Ideologie und Volkserziehung, und da macht man keine Gefangenen.
Den Mädchen muss aberzogen werden, dass sie mit rosa und pinken Tüllröckchen und Glitzer Prinzessinnen sein wollen. Ein von weiblich-überstylten, magersüchtigen Barbiepuppen bevölkertes pinkfarbiges Plastikhaus kommt überhaupt nicht mehr in Frage. Warum? Weil — festhalten! — das eine diskriminierende und herabwürdigende Darstellung von Mädchen ist (echt, kein Scherz!). Gut, die putzigen, bonbonfarbigen, kitschsüßen Einhörner mit Regenbogen-Nylon-Mähnen und Schwänzchen sind schon gruselige Geschmacksentgleisungen. Aber warum und in welcher Weise diskriminiert das Mädchen??? Und woher kommt nun ausgerechnet im Macho-Land Spanien, der Heimat des Machismo, diese Hundertachzig-Grad-Wendung?
Der Spiegel schreibt:
„Ziel sei es, ein »pluralistisches, egalitäres und stereotypenfreies Bild von Minderjährigen zu fördern«, schrieb das Ministerium. Deshalb werde die Darstellung von Mädchen mit geschlechtsspezifischen Bezügen verboten. Werbung für Spielzeug, das sich etwa auf Pflege, Hausarbeit oder Schönheit bezieht, dürfe sich nicht exklusiv an Mädchen richten, und solche, die für Tatkraft, körperliche Aktivität oder Technik steht, nicht speziell an Jungen.“
Die klassischen Signalfarben für Jungen und Mädchen, wie eben Rosa für Mädchen und Blau für Jungen werden als eine „stillschweigende Botschaft“ der Stereotype verstanden und auch hier: Verrrbott!
Das ist noch nicht alles. Die Kinder dürfen sich auch nicht mehr frei entwickeln, jedes in seiner Weise und einfach nur spielen. Das Spielzeug muss in erster Linie Spaß und Freude machen und dem Kind gefallen? Oh nein, das Ganze ist natürlich alles mit pädagogischen Impetus überfrachtet. Der neue Mensch wird schon im Windelalter nach dem Idealbild der Political Correctness geformt:
„Zudem müsse die Werbung so gestaltet sein, dass sie für Minderjährige verständlich ist und sie müsse zeigen, welche Fähigkeiten das Produkt fördern könnte – etwa Kreativität, körperliche und geistige Entwicklung, Geselligkeit und Einfühlungsgabe. Spielzeugwerbung werde damit »egalitärer, ehrlicher und förderlicher«, betonte Verbraucherschutzminister Alberto Garzón. Dies sei wichtig für Schutz und Entwicklung der Kinder.“
Nein, wie wundervoll, und das jetzt in einer Zeit, wo die tonangebenden, achsowohlwollenden, menschenfreundlichen Eliten uns alle absolut sozial kompetent, gesellig und einfühlend in einen Dritten Weltkrieg treiben?
Man darf ziemlich wahrscheinlich davon ausgehen, dass die Umsätze der spanischen Spielzeugindustrie im indirekt proportionalen Verhältnis zu den tollen Absichten steht. Schon in den USA gibt es das Sprichwort „Go woke, get broke“. Frei übersetzt: Wer sich politisch korrekt und achtsam all den neuen Tugenden anschließt, ist schnell pleite.
Lego, zum Beispiel, weiß ganz genau, was Mädchen oder Jungens in welchem Alter wollen. Ein Ponyhof wird eben ein Mädchen glücklich machen und eine Autowerkstatt mit Tankstelle einen Jungen. Ja, und? Wen diskriminiert das?
Ich hänge mich mal ganz weit aus dem Fenster und sage schon eines voraus: Wenn Lego in Spanien nun — beispielsweise — ein Baukastenset für ein Einfamilienhaus für Mädchen und Jungen herausbringt, dann werden sich die Jungs für das selbstöffnende Garagentor und das Auto darin und die Elektrifizierung der Beleuchtung begeistern, während sich die Mädchen für die schicke Einrichtung, die Bilder an der Wand und den Garten interessieren werden. Toll. Klappt ja.
Unterschätzt die Kinder nicht. Wer welche hat, weiß, dass es so kommt: Die sprechen sich untereinander ab und dann wünscht sich das Mädchen zu Weihnachten einen Baukasten für ein ferngelenktes Auto und wird über den grünen Klee für ihr technisches Interesse gelobt, während man wohlwollend und froh über die Kunsthandwerksambitionen den Wunsch des Jungen nach einem Deluxe-Bastelset für selbstgebundene Bücher mit kostbaren Papieren und Gold- und Silberlack samt Metallic-Gel-Stiften erfüllt. Am nächsten Tag haben die Geschwister liebevoll und einfühlsam getauscht.
Ha, ausgetrickst.
Sollte auch das nicht mehr zu erwerben sein, weil zu macho- oder mädchenhaft, wird es Wege geben, sich solche Dinge aus dem Ausland oder dem Schwarzmarkt zu besorgen.
Ihr ändert die Menschen nicht. Man sieht schon nach wenigen Wochen am Gesichtchen, ob ein Kind ein Babymädchen oder ein Babyjunge ist. Und sie unterscheiden sich im Verhalten schon deutlich, sobald sie ihren Willen ausdrücken können. Lasst sie doch einfach das sein, was sie sind!
Es sei an dieser Stelle ein eindrückliches Beispiel genannt: Der weltberühmte Literat Ernest Hemingway.
Ernest Miller Heminway wird 1899 in der Nähe von Chicago geboren. Ein Kind der wohlhabenden Mittelschicht. Seine Mutter ist Künstlerin, sie ist Opernsängerin und malt. Mutter Grace Hemingway ist eine sehr strenge Erzieherin und greift oft zu körperlichen Züchtigungen. Sie zieht den kleinen Ernest als Mädchen auf, er hält sich für die Zwillingsschwester seiner Schwester.
Als er ein junger Mann wird und begreift, welche Folter ihm angetan wurde, läuft er mit 18 Jahren davon. Nun will er ein „richtiger Mannskerl“ sein. Seine Selbstzweifel und Unsicherheit als Mann treiben ihn in Draufgängertum und Waghalsigkeiten. Er kommt im Ersten Weltkrieg nach Italien an die Front als Rotkreuzler und wird schwer verwundet. Nach außen war er ein harter Kerl, im Krieg an der Front, Großwildjäger, Hochseefischer, rasender Reporter, und er mischte jede Bar auf. Keine Frau, auf die er ein Auge warf, war vor ihm sicher. Er stürzte sich in jedes Abenteuer, was sich ihm bot. Er war mit dem kubanischen Revolutionsführer Fidel Castro befreundet.
Als Schriftsteller war er zwar sehr erfolgreich, aber schon damals nicht so gut gelitten in der „Szene“: Aus den Lehrplänen, in denen „multikulturell korrektere, wenn auch nicht immer so talentierte“ Autoren gehätschelt würden, sei er „rausgeschmissen worden“, schrieb er. Aber innerlich war er voller Selbstzweifel und Depressionen und vieles von dem Draufgängertum entsprang offenbar seinem Wunsch, sich selbst zu beweisen, dass er ein „richtiger Mann“ sei, was ihn enorm unter Erfolgsdruck setzte.
Dieser Gigant der Literatur (Fiesta, der alte Mann und das Meer …) hat sich eigentlich alles wild erkämpft: Er war vermögend, erfolgreich, 1950 nannte die “New York Times” ihn den “wichtigsten Schriftsteller seit dem Tod von William Shakespeare”. Vier Jahre später bekam er den Literaturnobelpreis, ein Frauenheld, obwohl er Frauen nicht mochte, groß, breitschultrig, stark, gutaussehend, hat fünf Kinder aus vier Ehen, ist aber im Leben seiner drei Söhne nicht präsent. Familie konnte er nicht. Und doch war er eine sehr zerbrechliche Seele, die ihren Kummer in Alkohol ertränkte. Mit 61 Jahren erschoss er sich mit einer Schrotflinte.
Heute ist er nicht mehr „en vogue“. Er gehört zu den „Macho-Schriftstellern“, wie Jack London. Gary Cooper oder Irwin Shaw. Dass er eine als kleiner Bub gequälte Seele war, die um ihre männliche Identität kämpfte, hat er ein Leben lang nicht abgelegt. Der plötzliche Selbstmord seines Vaters tat sein Übriges dazu. Sein Sohn Gregory unterzog sich einer Geschlechtsumwandlung und nannte sich danach „Gloria“ und starb in einem Frauengefängnis. Wieviel an all der Tragik der Mutter Hemingways zuzurechnen ist und der seelischen Vergewaltigung ihres Sohnes, ist wohl kaum festzustellen, aber es war sicherlich ein guter Teil. Was für Leidenswege durch Umerziehung auf die nächsten Generationen übertragen werden, ist unglaublich.
Liebe Eltern, lasst Eure Kinder so sein, wie sie sind. Unterstützt sie, ob Mädchen oder Junge. Und JA! wenn der Sohn Modemacher werden will oder Tänzer, weil er es eben möchte – warum denn nicht? Und wenn er Pilot oder KFZ-Mechaniker werden will, auch. Und wenn die Tochter Baggerführer werden will – bitte sehr! Soll sie! Lasst sie Motorrad fahren, wenn sie will und genauso Kindergärtnerin werden. Gebt ihr und ihm jede Unterstützung. Aber versucht bitte nicht, sie umzumodeln. Bürdet Euren Kindern nicht von oben verordnete Ideologien auf, die sie in ihrer Persönlichkeit verbiegen und beschädigen – vielleicht ein Leben lang.
Lasst sie sich frei entwickeln!