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MORD­KOM­PLOTT JÖRG HAIDER: Ein­samer Kampf gegen den „euro­päi­schen Zentralstaat!“

„Die Ver­fas­sungen west­licher Demo­kratien und die Pro­gramme ihrer Par­teien beruhen im Wesent­lichen auf den Idealen der Fran­zö­si­schen Revo­lution von Freiheit, Gleichheit und Brü­der­lichkeit. Im Sinne der frei­heit­lichen Idee kann es dabei kein gleich­wer­tiges Neben­ein­ander im gesell­schaft­lichen Ent­schei­dungs­prozess geben.“

Jörg Haider

In seinem Buch Freiheit, die ich meine – Das Ende des Pro­porz­staates, Plä­doyer für die Dritte Republik schrieb Jörg Haider bereits 1993 was er von der (dama­ligen) euro­päi­schen Politik hielt:

„Die auf dem Boden der Auf­klärung gewach­senen, für Europa prä­genden Ideen und Gesell­schafts­systeme sind überholt, am Ende oder über­haupt gescheitert. Das gilt für den Sozia­lismus ebenso wie für den Libe­ra­lismus in seiner heu­tigen Aus­prägung … Es geht dabei immer wieder darum, einen Weg zu finden, die größt­mög­lichste Freiheit für alle Men­schen zu garan­tieren und dafür zu sorgen, dass die Men­schen­würde gewahrt bleibt.“

Und weiter: „Die klas­si­schen Ideo­logien haben aus­ge­dient. Der Versuch, per­fekte Gesell­schafts­systeme zu errichten und ideo­lo­gische Dogmen durch­zu­setzen, ist nach den bit­teren Erfah­rungen der Geschichte des 20. Jahr­hun­derts gescheitert … Freiheit ist das einzige Regu­lativ, um tota­litäre Ideen zu ent­schärfen. Deshalb ist es auch sinn­voller, einem System unvoll­endeter Freiheit zu ver­trauen, als sich in einem System voll­endeter Unfreiheit wieder zu finden.“

In Bezug auf den Sozia­lismus schrieb Haider: „Es ist not­wendig, einen deut­lichen Tren­nungs­strich zum Sozia­lismus in seinen ver­schie­denen Spiel­arten zu sehen. Seine Ver­heißung von sozialer Gerech­tigkeit als Grundlage per­sön­licher Freiheit ist im büro­kra­ti­schen Zen­tra­lismus der realen Wohl­fahrts­staaten als Trugbild ent­larvt worden.“

Und in Hin­blick auf die damalige EG (Euro­päische Gemein­schaft als Vor­gänger und einer der drei Säulen der Euro­päi­schen Union/d.A.): „Ein Europa der Büro­kraten und Kon­zerne will die Rechnung ohne die Bürger machen!“

Schon früh brachte Haider auch Frei­maurer und EU zusammen. So wandte er sich im Mai 1994 in Stuttgart gegen die „Macht­zu­sam­men­ballung in Brüssel“. Die Bürger müssten selbst ent­scheiden können, „ob die DM abge­schafft oder irgendein Espe­ranto-Geld ein­ge­führt wird.“ Damit nahm er wohl Bezug auf die  Freimaurer.

Im selben Jahr ächtete er auch den dama­ligen SPÖ-Bun­des­kanzler Franz Vra­nitzky, der sich für einen EU-Bei­tritt ein­setzte. Er würde dabei „außer­ös­ter­rei­chische Auf­träge“ erfüllen, erklärte Haider. Das hätte mit seiner „Mit­glied­schaft bei den Frei­maurern“ zu tun. Der Bun­des­kanzler wäre „fremd­be­stimmt“ und würde im „Auftrag der Frei­maurer und der Bil­der­berger“ handeln.

Auf die Frage der Kleinen Zeitung (1989) welche geschicht­lichen Gestalten Haider am meisten ver­ab­scheute, ant­wortete er: „Chur­chill und Stalin.“

Es liegt wohl auf der Hand, dass Jörg Haider nicht gerade große Sym­pa­thien für den rus­si­schen Dik­tator Josef Stalin und seinen mar­xis­tisch-leni­nis­tisch geprägten  Kom­mu­nismus hegte, ihn also aus poli­ti­scher Welt­an­schauung heraus ver­ab­scheute. Winston Leonard Spencer Chur­chill jedoch war neben seiner spä­teren poli­ti­schen Tätigkeit als zwei­ma­liger bri­ti­scher Pre­mier­mi­nister auch Hoch­g­rad­frei­maurer. 1901 wurde er  in die „United Stud­holme Lodge No. 1591“ in London auf­ge­nommen und schließlich Mit­glied der „Rosemary Lodge No. 2851“, eben­falls in London.

Haider hatte nie einen Hehl daraus gemacht, was er von der Frei­mau­rer­do­mi­nierten EU mit ihrer „zen­tra­lis­ti­schen Tendenz“ hielt, wie sie jetzt insti­tu­tio­na­li­siert ist, nämlich nicht viel. Sie sei „genauso unmo­ra­lisch und dekadent wie das alte Rom“. Er wollte keinen „euro­päi­schen Zen­tral­staat“ in der die „Avant­garde regieren wollte“, sondern ein „Europa der Bürger“ mit Mit­be­stim­mungs­recht. Er stellte die EU zwar nicht in Frage, wollte sie aber nicht „so“.

Ande­rer­seits hatte die „herr­schende Elite“, wie es Haider-Bio­grafin Christa Zöchling (Haider – Eine Kar­riere) einmal aus­drückte, wohl immer gewusst, wes „Geistes Kind“ der Kärntner Lan­des­hauptmann war: jemand, der nationale Stand­punkte ver­tei­digte und damit Gegner eines glo­balen EU-Staates und der „EU-Chaoten“.

In seinem Buch Freiheit, die ich meine wurde er dies­be­züglich konkret, in dem er die Worte Václav Havels zitierte („Neue Chancen und gemeinsame Ver­ant­wortung in Mit­tel­europa“ in: Salz­burger Nach­richten v. 16.03.93):

„Die moderne euro­päische Geschichte ist eine Geschichte des Suchens nach der natio­nalen Eigen­stän­digkeit und demo­kra­ti­schen Iden­tität. Diese zwei Ziele schließen ein­ander nicht aus, sondern im Gegenteil, sie bedingen ein­ander. Nationale Eigen­stän­digkeit … bedeutet Freiheit der Nation, basiert jedoch nicht auf dem Gefühl ihrer Über­ordnung, sondern auf dem Gefühl ihrer Zusam­men­ge­hö­rigkeit mit den anderen. Ein freies Volk kann nur aus freien Men­schen bestehen. Aus­druck der mensch­lichen Freiheit ist die Demo­kratie. Darum wird wirk­liche nationale Eigen­stän­digkeit nur von einem demo­kra­ti­schen Rechts­staat gesichert.“

2001 erklärte Haider: „Das selbst­ge­bas­telte Schreck­ge­spenst der ‚guten Europäer’ in Brüssel heißt ‚Natio­nal­staat’…“

Kri­tiker warfen ihm vor einen neuen „Austro-Natio­na­lismus“ mit der Parole „Öster­reich zuerst“ geschaffen zu haben, der sich gegen die EU wandte. Im Sommer 2008 atta­ckierte er dies­be­züglich die Alt­par­teien: „SPÖ und ÖVP sind die größten Unter­stützer der EU-Chaoten in Brüssel und haben den Reform­vertrag gegen den Willen der Öster­rei­che­rinnen und Öster­reicher durch­ge­peitscht, indem sie dem Volk das Mit­be­stim­mungs­recht geraubt, die Demo­kratie aus­ge­schaltet und unsere Bun­des­ver­fassung gebrochen haben.“

Ebenso unmiss­ver­ständlich erklärte Jörg Haider am 14. Sep­tember 2008, also zwei Wochen vor der Natio­nal­ratswahl, aus der er als Sieger her­vor­gehen sollte: „Ich bin für ein geeintes Europa, aber nicht unter der Dik­tatur der EU. Die EU wird in wenigen Jahren auseinanderbrechen.“

Und selbst noch drei Tage (!) vor seinem mys­te­riösen Tod am 8. Oktober 2008 machte er in Zeiten von Wirt­schafts- und Finanz­krise deutlich:  „Die ver­gan­genen Tage haben gezeigt, dass die EU nicht in der Lage ist koor­di­niert vor­zu­gehen und mit einer Stimme zu sprechen. Dies bestätigt einmal mehr die Kritik der öster­rei­chi­schen Bevöl­kerung an der EU.“

Gedanken also, die nicht in das Konzept des EU-Estab­lishment passten, mehr noch: sogar gefährlich für dieses war.

Denn schon einmal hatte sich Haider, der einst gegen den Bei­tritt Öster­reichs in das euro­päische Staa­ten­bündnis war,  ein – letztlich aber erfolg­loses – Volks­be­gehren gegen die Ein­führung des Euro initiiert und eine Volks­be­fragung über die umstrittene EU-Ver­fassung befür­wortet,  denn er wollte, „dass sich die Bürger in dieser EU wieder finden und etwas mit­zu­reden haben.“

Bei der letzten Natio­nal­ratswahl, die Haider noch mit­er­lebte (2008) trat er mit seiner BZÖ massiv für eine Volks­ab­stimmung zum EU-Reform­vertrag ein (ebenso wie die FPÖ). Mit diesem Motto traf er mit seinem BZÖ offen­sichtlich den Nerv der Wähler im Gegensatz zu den Alt­par­teien, die den Bürgern eine solche Volks­ab­stimmung vor­ent­halten wollten – nach dem Motto: Das Volk wäre zu dumm dazu, die kom­plexen Zusam­men­hänge zu ver­stehen. Für diese Ein­stellung wurde die SPÖ und ÖVP – im wahrsten Sinne des öster­rei­chi­schen Wortes – dann auch „abge­watscht“ (siehe Kapitel 13.1. Mord­motiv 1: Die Abschaffung der „alten (poli­ti­schen) Ordnung“).

„Auch den glo­balen und euro­päi­schen Eliten konnte der neue Erfolg der natio­nalen Rechten in Öster­reich kaum ins Konzept passen“, meint Gerhard Wis­newski. „Ein rechts (mit-) regiertes Öster­reich könnte weitere Unruhe in die Euro­päische Union bringen und – schlimmer noch – andere EU-Staaten mit seinen Ideen anstecken.“

Diese Gefahr war durchaus real, denn schon einmal hatte es Jörg Haiders Partei (damals FPÖ) geschafft, in die Regierung Öster­reichs ein­zu­treten. Im Oktober 1999 wurde  die FPÖ  bei den Natio­nal­rats­wahlen (26,9 Prozent) knapp zweit­stärkste Kraft hinter der SPÖ (33,2 Prozent) und bildete nach erfolg­losen Koali­ti­ons­ver­hand­lungen zwi­schen Rot-Schwarz schließlich gemeinsam mit der ÖVP eine Regierungskoalition.

Das führte zu einer bislang unver­gleich­lichen glo­balen Stig­ma­ti­sierung und Aus­grenzung der legitim gewählten Regierung und vieler seiner Poli­tiker – zual­lererst natürlich Jörg Haider -, ja des ganzen öster­rei­chi­schen Volkes durch die Frei­mau­rer­do­mi­nierte EU.


Guido Grandt — Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Blog des Autors www.guidograndt.de