Die Eingangsfront der Hessenhallen sehen aus wie nach einem Krieg, und das war es auch. Hundert Afrikaner überfielen die Besucher des eritreischen Kultur-Festivals mit Eisenstangen, Stöcken, Steinen und Messern. Es gibt 33 Verletzte. Das ist aus dem Polizeibericht zu entnehmen. Der Bericht macht keine Angaben über Identität und Herkunft der Angreifer. Die Presse schreibt von „Unbekannten“, die das Festival attackierten. Auch nach dem Ende des Konzerts kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen. Die Stadt Gießen und die Polizei verurteilten die Gewalt „aufs Schärfste“, stellte der Bürgermeister Alexander Wright fest. Das Bedauern der „Unbekannten“ über ihren Gewaltexzess dürfte sich in Grenzen halten.
Unter den Verletzten befinden sich viele Mitarbeiter von Hilfsorganisationen und sieben Polizisten. Auch unter den Besuchern der Veranstaltung des eritreischen Konsulats wüteten die Täter. Diese Veranstaltungen gibt es seit 2011 jährlich – und sie ist schon genauso lange sehr „umstritten“. Kritiker der Veranstaltung sehen darin „Propaganda des eritrischen Regimes“. Die Gießener Allgemeine Zeitung berichtete von Protesten im Vorfeld, die sich insbesondere gegen den „Stargast“ vom Samstag, den 20. August richteten: Der Dichter Awel Said. Der macht mit Videos von sich reden, in denen er in Militäruniform und Barett auftritt und seine Gedichte vorträgt, während marschierende Soldaten mit Waffen und Militärfahrzeuge gezeigt werden.
Die Seite t‑Online schreibt:
„Hinter dem Wort Festival versteckt sich eine Propagandaveranstaltung. Auf der lässt sich Eritrea, eine der brutalsten Diktaturen weltweit, von ihren in Deutschland lebenden Anhängern feiern. Das Eritrea-Festival gibt es seit 2011 in Gießen. Die Diktatur fliegt dafür hohe Generäle und Musikgruppen ein. Darüber hinaus gibt es politische Diskussionen und Kinderprogramme. Für das Regime gehören die im Ausland lebenden Landsleute zu den wichtigsten Investoren der lange mit internationalen Embargos überzogenen Diktatur. In den vergangenen zwanzig Jahren sind über eine halbe Million Menschen aus dem Land geflohen, darunter Tausende Kinder und Jugendliche. Eritrea hat etwa 3,6 Millionen Einwohner. Die vor dreißig Jahren geflohenen Eritreer, die mit dem Staat sympathisieren, sind die größten Investoren. Aber sie sind auch in die Jahre gekommen. Eritrea wirbt deswegen um deren Kinder.“
Die Gießener Linke sieht die Dinge offenbar aber nicht ganz so schlimm. Sie entsendet jedes Jahr freundlich Abgeordnete zum Festival, währen die anderen Fraktionen dem Festival grundsätzlich fernbleiben.
Während die Demonstrationen am Samstag gegen 15 Uhr friedlich verliefen und die protestierenden Eritreer vor den Messehallen ruhig standen und ihre Plakate hoch hielten, scherten später die Angreifer aus der Demo aus, wie die Polizeiberichte erkennen lassen. Ein Stadtabgeordneter der Grünen, Klaus-Dieter Grothe, widerspricht dem: Er hatte die Demo in einem Geleitfahrzeug begleitet und sagt, die Gruppe der aggressiven Gewalttäter habe sich völlig getrennt vom Demozug formiert. Sie marschierte zu den Hessenhallen, kletterten über einen Zaun und gingen sofort auf die Mitglieder der Hilfsorganisationsmitarbeiter los, auf die meist eritreischen Besucher und am Ende auf die Polizei. Besucher und Helfer flohen in die Halle und verbarrikadierten sich, die Polizei musste den Kopf hinhalten. Später unternahmen die Verbarrikadierten einen Gegenangriff.
Der Angriff war nach Ansicht der Gießener Polizei länger im Vorhinein geplant und organisiert gewesen: „Es ist davon auszugehen, dass die gewaltbereiten Gegner des Eritrea-Festes die Attacken im Vorfeld geplant haben und die verschiedenen angreifenden Gruppen sich während der Angriffe miteinander abgestimmt haben. Es handelte sich um gesteuerte Attacken auf andere Menschen mit dem Ziel, diese zu verletzen.“ Dafür, dass die Polizei schon vorher von einem Angriff wusste, war sie bemerkenswert schlecht aufgestellt. Auch das Festkomitee des Zentralrates der Eritreer in Deutschland, das auch der Veranstalter des Festivals ist, kritisierte die unzureichende Besetzung der Polizei – und dass diese sichtlich nicht ausreichend vorbereitet gewesen sei. Polizeisprecher Jörg Reinemer weist das entschieden zurück: „Die Kollegen warn zu Beginn mit 20 Leuten und mit Hunden vor Ort. Aber die Qualität der Brutalität war für uns nicht vorhersehbar.“
Die Polizei stellte bei den Angreifern Messer sicher. Sie selbst setzte Schlagstöcke und Pfefferspray ein. Eine Person wurde lebensgefährlich verletzt. Mehrere Personen erlitten Kopfverletzungen, aber nicht alle wollten sich behandeln lassen. Jetzt wird wegen Landfriedensbruch und Körperverletzung ermittelt.
Die Videos führen allerdings dazu, dass einige der Täter und Anstifter von Twitter-Usern erkannt werden und auf dem Twitterkonto der Polizei melden:
Der Krieg in und um die Hessenhallen dauerte den ganzen Abend. Die Polizei war gezwungen, ein Großaufgebot in der ganzen Stadt zusammenzuziehen und die Veranstaltung abzusagen. Der Messe-Organisationsleiter der Hessenhallen, Pascale Waterman, sprach in einer offiziellen Erklärung von einem „gewalttätigen Mob“, die Stadt von „massiver Gewaltbereitschaft“. Es müssen unglaubliche Kriegsszenen gewesen sein, die da an den Hessenhallen stattgefunden haben. Denn die Polizei sah sich schnell in einem Zweifrontenkrieg. Die Eritreer, die als Besucher gekommen waren und sich vor den Angriffen in der Halle verbarrikadiert hatten, starteten später einen Ausbruch. Steine vom Parkplatz an den Hessenhallen fliegen als Geschosse, Autoscheiben werden zerschlagen, Karosserien durch den Steinehagel beschädigt, ein Imbisswagen ist nur noch ein Trümmerhaufen und die Sicherheitstüren der Hessenhallen am Eingang West hielten den Wurfgeschossen nur mit Müh und Not stand. Noch ein paar Treffer mehr und das Sicherheitsglas wäre herausgefallen.
Um die Gießener Messehallen sieht es aus wie im Krieg. Die Stadt Gießen kann aus rechtlichen Gründen dieses Festival nicht verbieten, es war als vorübergehendes Gaststättengewerbe beim Gießener Ordnungsamt angemeldet worden. Ein Totalverbot sei unter „den engen, rechtlichen Voraussetzungen noch nicht zulässig“, begründet Bürgermeister Alexander Wright die Situation, und diese Voraussetzungen seien noch nicht erfüllt.
Interessant. Wenn deutsche Bürger ihre Grundrechte als Bürger ausüben wollen und friedliche Demonstrationen oder Versammlungen anmelden, dann sind ganz schnell alle rechtlichen Voraussetzungen gegeben, den Bürgern nicht nur den Mund zu verbieten und ihnen ihr Demonstrationsrecht zu verweigern, die werden auch noch als „Rechtsextreme“ niedergemacht. Aber dass afrikanische Zuwanderer hier ihre innerafrikanischen Konflikte austragen, ein Schlachtfeld mitten in der Stadt bereiten, massenhaft Menschen verletzen, sich gewalttätig mit der Polizei massiv anlegen, immensen Sachschaden anrichten und jemanden halb umbringen, da ist man plötzlich ganz zahm und machtlos?